Schleswig-Holstein - DÖPV

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nordlicht,

    danke für die schnelle Erklärung. :)
    Drei unterschiedliche Währungen machen den Brief ja nicht uninteressanter ...

    Mein Postgebühren-Handbuch (Michel) übergeht diese Währung ganz diskret. In meinem alten Michel-Spezial und in dem Europa-Klassik wird sie dagegen aufgeführt. Ein Abgleich zumindest innerhalb einer Redaktion wäre doch was tolles, nicht ?!

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    über eine Lauenburger Währung kann ich auch nichts finden.
    Im Postvertrag zwischen Preußen und Dänemark vom 19.12.
    1853 wird nur u.a. angegeben "über 20 deutsche Meilen 3 Sgr. für
    den einfachen Brief; Dänische Porto=Taxe Ratzeburg 1 Sgr.
    Die Tabelle zur Verwandlung von Silbergroschen in Reichs - und
    Landeswährung 4 Sgr. = 6 1/2 Schillung Courant. Dazu kam, wie
    von "Nordlicht" geschrieben, 1/2 Schilling Ortsbestellgeld, also
    7 Schilling Courant gesamt. Von einer eigenen Lauenburger
    habe ich bisher auch noch nichts gelesen, auch nicht in diesem
    Heft.

    Liebe Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo Ihr Lieben

    ich habe in meinen Michel Spezial von 2006 geschaut. (Hatte in einem anderen Zusammenhang ein ähnliches Problem)
    Danach stimme ich nordlicht zum Beleg von Michael voll zu.

    Einerseits gab es den Vertrag und die Reduzierung in Schillinge Courant.
    Die Umrechnung 30 Sgr = 40 Schillinge Courant.

    Andererseits wird als Landeswährung in Lauenburger Landesmünze (ähnlich in Mecklenburg - Schwerin) gerechnet.
    Hier entspricht 1 Thaler = 48 Schillinge L.M.

    Somit ergibt sich folgendes Bild:
    30 Sgr Preussisch = 40 Schillinge Courant = 48 Schillinge L.M.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Moin,

    Magdeburger: danke für die gute Zusammenfassung.

    Bei einer der ersten eigenen Markenausgebane in Holstein wurde die abweichende Lauenburgische Währung sogar berücksichtigt, da diese Marke (Nr. 7) sowohl die Währungsangabe "1 1/4 Schilling Crt" also auch "1 1/2 S.L.M." (= Schilling Lauenburgische Münze) trägt.

    Viele Grüße
    nordlicht

    PS: Das von VorphilaBayern gezeigte Büchlein ist sehr gut und kann ich auch sehr empfehlen. Aber leider sind nicht alle betreffenden Postverträge berücksichtigt und dadurch auch ein paar Briefbeschreibungen nicht 100% richtig.

  • Liebes Nordlicht,

    das Büchlein habe ich auch - könntest du hier vlt. einen eigenen Thread aufmachen, in dem die fehlende Primärliteratur nachgeliefert wird und die falschen Beschreibungen öffentlich korrigieren? Dann könnten die Besitzer dieses ansonsten tollen Heftes die Korrekturen durch den Fachmann gleich eintragen bzw. im Falle der Verträge ausdrucken und beifügen.

    Das wäre doch eine super Sache und dieses Forums würdig.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (21. August 2011 um 12:00)

  • Lieber bayern klassisch,

    das Büchlein differenziert im wesentlichen nach den folgenden Perioden:

    1a. Postvereinstaxen in Holstein bis 31.1.1854
    1b. Vorläufige Bestimmungen in Schleswig bis 31.1.1854
    2. Preußisch-Dänischer Postvertrag ab 1.2.1854 bis 11.8.1865
    3. Provisorische Portotaxe ab 12.08.1865 bis 31.12.1866
    4. Schleswig-Holstein als preußische Provinz ab 1.1.1867 bis 31.12.1867

    Im Verhältnis zu Preußen und den meisten anderen DÖPV-Staaten wird damit der Briefverkehr mit Schleswig-Holstein-Lauenburg umfassend beschrieben.

    Außerdem wird der spezielle Postvertrag mit Mecklenburg-Schwerin (1.3.1861 bis 31.12.1867) aufgeführt.
    Es fehlt jedoch der spezielle Postvertrag mit Mecklenburg-Schwerin von 1854 und der Postvertrag mit Hannover von 1855. Zwar galt der Preußisch-Dänische-Postvertrag und die darin festgelegten Gebührensätze auch für Mecklenburg-Schwerin und Hannover, aber aufgrund der geographischen Nähe wurden einige Sonderregelungen eingeführt, insbesondere für den grenznahen Briefverkehr.

    Insofern machen sich die verschiedenen Postverträge auf der "Langstrecke" nicht bemerkbar und beinhalten die gleichen Briefgebühren.
    Dennoch ist aufgrund der verschiedenen Verträge m.E. ein Brief zwischen Hannover und Preußen ab 1855 nicht mehr unter dem "Preußen-Dänemark-Vertrag", sondern separat unter dem "Hannover-Dänemark-Vertrag" aufzuführen.

    Für die Liebhaber der süddeutschen Staaten ergeben sich also durch diese fehlenden Verträge keine Änderungen.

    Der anhängende Brief kann jedoch nur mit Kenntnis des Vertrages zwischen Dänemark und Mecklenburg-Schwerin von 1854 richtig beschrieben werden:
    Dänisches Porto 2 Silbergroschen von Apenrade nach Hamburg; mecklenburgisches Sonderporto für Post aus Schleswig ¾ Silbergroschen von Hamburg nach Boizenburg (entsprechend mit "3/4" notiert). Die 2¾ Silbergroschen wurden korrekt mit umgerechnet 12 Skilling markenfrankiert - während 3 Silbergroschen nach dem Preußisch-Dänischen-Vertrag 13 Skilling entsprochen hätten und somit nicht portogerecht mit dänischen Marken zu frankieren waren.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Liebes Nordlicht,

    hab vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen - klasse! Da erkennt man den wahren Kenner. :)

    Dein Brief hat zwar keine bayerische Relevanz - aber nehmen würde ich ihn trotzdem, so schön und interessant ist er. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Moin,

    der angehängte Brief wurde 1854 in Sprockhövel (preußische Provinz Westfalen) barfrankiert - so deute ich zumindest den FRANCO-Stempel - nach Mölln aufgegeben. Dabei wurde anscheinend angenommen, dass Mölln in Mecklenburg liegt und daher vermutlich der Postvereinstarif (3 Sgr.) bezahlt.

    Wohl erst später wurde dieser Irrtum bemerkt, "Mecklenburg" gestrichen und stattdessen richtigerweise "Herzogtum Lauenburg" notiert. Damit galt aber nicht mehr der Postvereinstarif, sondern der Preußisch-Dänische Postvertrag von 1854, nach dem das peußische Porto 3 Sgr. und das dänische Porto 1 Sgr., somit das Gesamtporto also 4 Sgr. betrug.

    Das preußische Porto wurde mit "3" in blau vermerkt.
    Die rote "4" dürfte vermutlich die Umrechnung in Schilling Courant sein (und nicht das Gesamtporto in Sgr.), aber weder das preussische noch das dänische Portamt in Hamburg hätten normalerweise in Schilling gerechnet !?

    Insgesamt wurde für die Gesamtstrecke von Sprockhövel ins lauenburgische Mölln ein Porto von 6 3/4 Schilling (Lauenburgischer Münze) vom Empfänger erhoben.
    Eigentlich hätte ich erwartet, dass aus der ursprünglich vom Absender vorgenommenen Vollfrankierung zumindest eine Teilfrankierung bis Hamburg wird und nur noch das fehlende Restporto eingefordert wird. Hier scheint es jedoch so zu sein, dass die Teilfrankierung nicht anerkannt wurde und der Brief als gänzlich unfrankiert behandelt wurde. Somit würde die preußische Post, die den Brief immerhin angenommen, taxiert und FRANCO gestempelt hat, für den Fehler auch noch belohnt werden.

    Würde Ihr das auch so interpretieren?
    Ich bin gespannt auf Eure Meinungen ...

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Nordlicht,

    m. E. ein Portobrief, bei dem der Absender nicht frankiert hat und auch nicht frankieren wollte. Er hätte sonst "frei" unten links schreiben müssen und die Aufgabepost hätte den Frankobetrag mit roter Tusche in kleinen Ziffern daneben schreiben müssen. All das ist nicht passiert.

    Daher hat ihn die Aufgabepost mit dem Postvereinsanteil über 20 Meilen bis 1 Loth = 3 Sgr. blau taxiert. Diese wurde später reduziert in 4 Hamburische Schilling Courant und für den Empfänger in 6 1/2 Schilling Launburgisch reduziert.

    Der "Franco" - Stempel ist und war obsolet.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (8. Oktober 2011 um 18:37)

  • Hallo bayern klassisch,

    danke für Antwort.

    Eine plausible Erklärung - obwohl dann sehr verwunderlich ist, warum sich ein FRANCO-Stempelabschlag auf den Brief verirrte und warum diesen dann niemand wieder gestrichen hat. Denn eigentlich müßte doch auch der FRANCO-Stempel maßgeblich sein. Einen handschriftlichen "frei"-Vermerk gab es natürlich üblicherweise, aber war er auch vorgeschrieben?

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Nordlicht,

    bei Bayern war er vorgeschrieben, bei Sachsen nicht. Wie es sich in Preußen verhielt, kann ich nicht sicher sagen, ich denke aber, er war vorgeschrieben, auch wenn sich nicht jeder daran gehalten hat.

    Den falschen Franco - Stempel hätte man streichen sollen, aber auch hier könnte man zurück fragen, wo geschrieben steht, dass falsch angebrachte Franco - Stempel zu streichen sind. Ich denke, man hat es im betrieblichen Alltag einfach vergessen. Jedenfalls kenne ich keine 3 Briefe von ganz AD ins Ausland, bei denen ein offensichtlich falsch angebrachter Franco - Stempel nicht gestrichen wurde. Von daher hast du schon etwas ganz besonderes und ich würde mich freuen, wenn ich von Bayern mehr als einen Brief dieser Art hätte nach über 30 Jahren.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    entschuldigt, aber ich glaube, dass die "4" in Sgr angegeben wurden.
    Wie von nordlicht geschrieben war die Gesamttaxe 4 Sgr - welche dann 6 1/2 Schilling L.M. wären.
    Die Umrechnung war 3 Sgr = 4,8 Schilling L.M. wenn ich jetzt richtig liege.

    Ob der Rest ein Bestellgeld war keine Ahnung.

    Möglicherweise kam der Franco-Stempel bei der "Neutaxierung" von 4 Sgr darauf.....

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    Preußen hat ihn korrekt mit 3 Sgr. vortaxiert. Ich meine, das steht auch so im Vertrag bzw. der Instruktion. Das weitere Porto für das Ausland sollte meiner Quelle nach nicht taxiert werden.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (9. Oktober 2011 um 11:44)

  • Liebe Sammelfreunde

    ich glaube, dass ich bei der Reduzierung einen Fehler gemacht habe. Nicht der Gesamtbetrag ist zu reduzieren, sondern sicherlich die Einzelbeträge:
    Also 3 Sgr Preussen = 4,8 - aufgerundet 5 Schilling L.M und ein Sgr für Dänemark = 1,6 aufgerundet 1 3/4 Schilling L.M. - somit ergibt sich die Summe von 6 3/4 Schilling L.M.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

    • Offizieller Beitrag

    sondern der Preußisch-Dänische Postvertrag von 1854, nach dem das peußische Porto 3 Sgr. und das dänische Porto 1 Sgr., somit das Gesamtporto also 4 Sgr. betrug.

    Hallo die Runde

    Fest steht nach dem Vertrag dass der Porto 4 Sgr. nach Mølln sein sollte. Laut Tabelle war diese 4 Sgr. gleich 6 1/2 Landesmünze. Warum es hier 6 3/4 angeführt ist, wage ich nicht zu sagen.

    Und ob es wirklich ein Irrläufer war? Nicht wenn die Adresse am Postamt geändert war.

    Glaube schon dass der Brief franko abgeschickt war.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Barfrankierter Brief ("fr. 4" = Schilling Cour., entspricht 3 Silbergroschen)
    von Kiel (Herzogtum Holstein) nach Padua (Lombardei - Venetien / Österreich)
    aus der Zeit vom 1.7.1850 bis 31.1.1854, wo das Herzogtum im DÖPV war, bzw.
    dies von Dänemark geduldet wurde. Der zweizeilige Rahmenstempel von Kiel war
    lt Grobekatalog von 1851 bis 1856 in Verwendung. Der Brief ging über Hamburg
    (Fürstl. Thurn und Taxis'sche Postanstalt) nach Frankfurt, über Bayern nach
    Wien (die Bahnstrecke Wien - Laibach wurde am 18. August 1849 eröffnet) mit
    der Bahn nach Laibach (Lubiana). Bahnstempel mit der "3", sowie Ankunftsstem-
    pel BAHNHOF LAIBACH. Von da über Triest und Venedig nach Padua.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo Vorphilabayern,

    der Ra2-Stempel "Kiel 31.5. * 1-2" mit dem so gar nicht dänischen Aussehen stammt aus der Zeit der Schleswig-Holsteinischen Landespost (24.3.1848 bis 15.4.1852). Er gleicht eher den zeitgenössischen preussischen Rahmenstempeln. Verwendet wurde er beim Postamt Kiel Bahnhof, die Verwendung ist vom 21.1.1851 bis 26.11.1856 nachgewiesen (ARGE).

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,

    herzlichen Dank für Ihre Ergänzung.

    Liebe Sammlerfreunde,

    ich möchte einen weiteren Brief zeigen:
    Unfrankierter Brief von Salzburg (Österreich) nach Schleswig
    (Herzogtum Schleswig), leider ohne Datum. Der Durchgangs-
    stempel K.D.O.P.A. (Königlich Dänisches Oberpostamt) Hamburg
    mit Stundenangabe war jedoch lt. Grobekatalog von 1852 bis 1864
    in Verwendung. Es kommen daher die "Vorläufigen Bestimmungen"
    des Postvertrags zwischen Preußen und Dänemark (ab 18.6.1851
    bis 31.1.1854) in Betracht, oder der Preußisch-Dänischer Postver-
    trag ab 1.2.1854 mit einer einheitlichen Regelung der Postverhält-
    nisse mit Dänemark und den drei Herzogtümer Schleswig, Holstein
    und Lauenburg. Ob jedoch eine gänzlich unfrankierte Absendung
    aus den Postvereinsländern ab 1.2.1854 möglich war, kann ich nicht
    sagen, auch nicht zur Taxierung des vorgestellten Briefes.

    Beste Grüße von VorphilaBayern