• Hallo zusammen,

    im thread über die Nummernstempel der dänischen Post in den Herzogtümern hatten wir einen kleinen Ausflug zur Kartierung in der Frühzeit der dänischen Post. Ich möchte die Zusammenfassung hier noch mal zitieren:
    "In der Frühzeit der Post, als es nur wenige Postämter im Bereich der dänischen Post gab, waren Anweisungen notwendig zu welchem Postamt Sendungen zu senden waren, wenn am Ort des Empfängers kein eigenes Postamt existierte. Da bei der dänischen Post bis 1851 alle Briefe einzeln in sogenannten Karten aufgelistet wurden (Einzelkartierung) spricht man davon das Postsendungen nach dem Ort X auf das Postamt Y zu kartieren sei. So war, wie in meinem letzten Beitrag geschrieben, Post nach Crempe über das Postamt Itzehoe zu leiten, bzw. auf Itzehoe zu kartieren. Eine Kartierung von Postsendungen nach Orten im Herzogtum Schleswig auf ein Postamt im Herzogtum Holstein oder umgekehrt ist mir nicht bekannt, auch wenn es in dem einen oder anderen Fall sinnvoll gewesen wäre.
    So war beispielsweise Post nach Lunden in Norderdithmarschen (also Holstein) bis 1762 auf das weit entfernte Itzehoe zu kartieren obwohl das schleswigsche Postamt Tönning mehr oder weniger nebenan lag. Post nach Burg auf der zu Schleswig gehörenden Insel Fehmarn war bis 1777 auf Lübeck zu kartieren, aber Lübeck war freie Hansestadt und kein Teil Holsteins." (Zitat Ende)

    Ich kann zu diesem Thema nur eine Briefhülle vorweisen. Sie ist etwas mit Vorsicht zu geniessen, denn es handelt sich wie gesagt um eine Briefhülle ohne Absenderangaben und Inhalt. Da es sich um einen Francobrief handelt, ist auf der Rückseite nur die Kartennummer 1 vermerkt. Ausweislich des Bleistiftvermerks auf der Vorderseite soll dieser Brief, der an den Prälaten des Klosters Uetersen gerichtet war, aus dem Jahr 1751 stammen. Immerhin war ein Peter von Rantzau (1733 - 1809) Probst des Klosters Uetersen. Er wäre 1751 also gerade mal 18 Jahre alt gewesen.
    Mit Rötel ist auf der Briefvorderseite "Elmshorn" als Kartierungshinweis (?) geschrieben. Das Postamt Elmshorn wurde 1742 eingerichtet. Uetersen erhielt gemäß Fr. Olsen im Jahr 1726 eine dem Postamt Itzehoe untergeordnete Postexpedition. Es ist naheliegend, dass diese nach Einrichtung des näher gelegenen Postamts in Elmshorn diesem untergeordet wurde. Einen passenden Hinweis aus Postvorschriften kennen wir bislang aber erst aus dem Jahr 1798.
    Sollte sowohl der Rötelvermerk echt als auch der Bleistiftvermerk mit der Jahreszahl 1751 korrekt sein, dann handelt es sich bei dieser Briefhülle um den ältesten mir bekannten Beleg mit "Elmshorn-Bezug"

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    meine vorsichtigen Worte haben sich wohl als nur zu berechtigt herausgestellt. Ich habe (das hätte ich natürlich schon früher tun sollen) den Namen Peter von Rantzau gegoogelt und bei Wikipedia folgenden Information gefunden:
    Peter zu Rantzau, geboren 1733, wurde am 16. September 1785 zum Klosterprobst des Klosters Uetersen gewählt Er starb 1809. Sein Vorvorgänger war Benedikt von Ahlefeld (1678-1757), der 1732 zum Klosterprobst gewählt wurde. Ihm folgte Henning von Qualen nach.
    Damit stammt mein Brief frühestens aus dem Jahr 1785 und im Hinblick auf die Postvorschrift, dass Post nach Uetersen ab dem 1.1.1798 auf Elmshorn zu kartieren sei, vermutlich aus der Zeit von 1798 bis 1809.

    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,

    inzwischen liegt mir eine Transkription des Cirkulairs vom 1.Juni 1742 vor, mit dem die Einrichtung eines Postkontors in Elmshorn angeordnet wird. Aufgrund dieses Cirkulairs sind einige Angaben zu korrigieren, die aus der Sekundärliteratur stammen:
    Das Postamt nahm am 1. Juli 1742 seinen Dienst auf. Toke Nørby nennt übrigens in seinem Buch "Den Danske Postetat 1624-1927 (1983)" ebenfalls den 1.7.42. Die JKE-Gruppe hatte in "Danmarks Posthuse 1624-1989" den 16.6.1742 genannt.
    Das Postkontor Elmshorn übernimmt darüber hinaus die Zustellung von Post nach Rantzau, Barmstedt sowie Uetersen, Haselau und Haseldorf samt Seester und Seestermühe. Zudem nach Seth, Kummerfeld, Pinneberg, Kelling, Halstenbeck, Ellerbeck, Egenbüttel, Tangstedt, Krupunder, Eilstedt, Stellingen und Eimsbüttel.
    Mit anderen Worten: die Post für praktisch den ganzen heutigen Landkreis Pinneberg sowie einige heute zu Hamburg gehörende Dörfer (z.B. Eimsbüttel)war ab dem 1.7.42 auf Elmshorn zu kartieren. Immerhin bestanden zu diesem Zeitpunkt schon untergeordnete Postexpeditionen in Pinneberg und Uetersen, hier sind aber die Kartierungsdaten für Elmshorn (anstatt Itzehoe) auf den 1.7.1742 vorzuverlegen.
    An der Stelle möchte ich ein ganz großes Lob an die Dansk Posthistorisk Selskab (DPHS) aussprechen. Diese postgeschichtliche Vereinigung stellt Ihren Mitgliedern eine unglaubliche Menge an eingescannten oder transskribierten Circulaire für postgeschichtliche Studien über das Internet zur Verfügung. Inzwischen reicht die Internetbibliothek bis 1723 zurück. Für Mitglieder der DPHS die wie ich der hunderte Kilometer vom dänischen Reichsarchiv in Kopenhagen entfernt wohnen ein unglaublicher Wissensschatz, der sonst praktisch unzugänglich wäre.

    Viele Grüße
    DKKW

    • Offizieller Beitrag

    Hallo DKKW

    Es ist interessant was du hier schreibst :)
    Danke für dein Mühe. :thumbup: :thumbup:

    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.