Briefkasten- und Briefträgerstempel

  • Hallo an Alle,

    Infolge einer Frage von bayern klassisch, habe ich Ihnen eine "Kleine" Erklärung über dir französischen Briefkastenstempeln.

    Die Bereitstellung des ländlichen Postdienstes:


    Die ländliche Post existierte wirklich vor 1830 nicht, ob man konnte ihre Post z.u Hause in einer ländlichen Gemeinde bekommen (außerhalb der Örtlichkeit, sitze des Postamtes). Diese Post war im allgemeinen von Fuß-Boten gebracht die von den Gemeinde oder den Präfekturen besoldet waren.Diese Fuß-Boten, wenn sie Post den Privatpersonen verteilten (ohne daß es Nachteiles für die Gemeinde gibt) kamen von Belieben nach Belieben bezahlt.Die Verteilungskosten waren für die Privatpersonen erhoben, weil die Briefe den Porto der Post schon vertrugen, zu dem der Preis der Verteilung( mit Fuß-Boten) zu Hause hinzuzukommen kam.

    Die Privatpersonen hatten jedoch immer die Möglichkeit, ihre Post dem nächsten Postamt zu holen. Eine wichtige Anzahl von den Briefen legen im Abfall ergab sich daraus so, weil, von ihrem Empfänger nicht wiederbekommen.Die Anzahl von Briefen den im Abfall so gelegten konnte in 300000 pro Jahr gehalten sein. Das war ein großer finanzieller Verlust für die Post, weil die große Mehrheit dieser Briefe waren Portobriefen.

    Am 1. August 1828 veröffentlicht der Abgeordnete der Isère, Charles Sapey, ihr " Meinung auf dem Projekt, den Dienst der Posten in Frankreich zu ergänzen ".
    Er stellt dort eine Verteilungsorganisation der Post zu Hause und alle 2 Tage vor. Dieses Projekt ist in der National Versammlung(Assemblée Nationale) debattiert und das Gesetz ist am 3. Juni 1829 angenommen.Ab 1. April 1830 hat die Postverwaltung also einen Briefkasten in mehr als 35000 Gemeinden ohne Postamt.Sie hat auch 5000 Briefträgern rekrutiert, für die Postverteilung einmal alle 2 Tage in diesen Gemeinden zu machen.Ein Teil von diesen 5000 Briefträgern wird unter den "Fuß-Boten" rekrutiert sein.Die Verteilung und die Sammlungen von Post in den ländlichen Gemeinden kommen 1 alle 2 Tage bis zu 1832. Das Gesetz vom 3. April 1832, § 47 bestimmt, daß ab 1. Juli 1832, die ländlicher Briefträger Runde täglich sein werden. Dieses Gesetz hatte keine direkten Wirkungen, Für einige Gemeinde haben die täglichen Runden gegen 1860 nur stattgefunden.

    Die Stempeln der ländlichen Briefkästen:

    In Frankreich versorgt jedes Postamt gewisse Anzahl von ländlichen Örtlichkeiten. Die Gesamtheit dieser Örtlichkeiten ist den ländlichen Bezirk genannt.In jeder dieser ländlichen Gemeinden und in einige Weiler ist einer Briefkasten im allgemeinen, auf der Wand des Bürgermeisteramtes eingerichtet.In jedem Briefkasten findet sich ein Buchstaben-Stempel. Jeder Briefkasten ist also von einem Buchstabe identifiziert, der A in Z geht (nicht W).Das Buchstabe - Stempel ist endgültig in der Gemeinde nicht gewährt.
    Im Laufe der Jahre sind die Briefträger-Runden reorganisiert:
    - Reorganisiert, weil der Richtung der Runde ändert
    - Reorganisiert, weil mit der Öffnung neuer Postämter, sich ländlichen Bezirke verändern und sich beschränken.

    Wenn der ländliche Bezirk über 25 Kommunen zusammengestellt ist, sehen sich die zusätzlichen Buchstabe - Stempel eine Anzahl hinzufügen.Die Briefträger Runde ist von der Verwaltung organisiert, es ist verpflichtet, dieser im vorgeschriebenen Ordnung zu folgen. Er kann nicht zurückkehren, und ist verpflichtet, in allen Gemeinden seiner Runde zu verbringen. Am Anfang der Bereitstellung der ländlichen Post sollte der Briefträger, der Abdruck dies Buchstabe - Stempel an seinem Register angebracht. Er ist nicht verpflichtet, dieses Stempel an der Post anzubringen daß er in der Briefkasten sammelt.Das Register sammelt alle Abdrücke von Buchstabe - Stempeln in der Ordnung der von der Verwaltung vorgeschriebenen Runde. Bei Rückkehr im Postamt soll der ländliche Briefträger das Register zurückgeben, um zu beweisen, daß er seine Runde in allen ländlichen Gemeiden gut ausgeführt hat, die er besucht sollte.Sie werden ihn also verstanden haben, der Buchstabe - Stempel ist ein Kontrollmittel des ländliches Briefträgers.Dies Buchstaben - Stempeln sind oft gerufen " Briefträgerstempeln", das ist ein Irrtum, weil sie lieber Briefkastenstempeln sind.

    Das wahre " Briefträgerstempel " ist das Stempel "OR". ( Origine Rurale: Ländlicher Ursprung).

    Eben nur ab 1. Januar 1836 und bis zu 1912 werden die Buchstabe - Stempeln an allen Briefen angebracht sein sollen, die in einer landlichen Briefkasten postiert gewesen sind,

    Das Briefträgerstempel:

    Dieses Stempel fand sich im Geldbeutel des Briefträgers und sollte an der Post angebracht sein, die ihm persönlich während ihrer Runde eingereicht war. Wenn ein Brief seinem Empfänger während der Runde eingereicht sein konnte, sollte der Briefträger die Marken mit dieses Stempel abstempeln. Das Rundenschreiber vom 9. Juni 1836 steht ihn im Dienst.

    Einige Briefe:

    22/12/1841. Dieser Portobrief ist im Dorf von Aibes postiert gewesen(Briefkastenstempel "H"). Dieses Dorf war vom Postamt von Maubeuge versorgt. Der Brief wog zwischen 7.5 und 15 g ( 2. Gewichtsstufe). Das Porto für einen solchen Brief ist 2 Décimes. Das porto ist mit der Hand nicht geschrieben gewesen sondern ist dank ein Tax-Stempel (örtlicher Herstellung) materialisiert gewesen.Das Stempel "CL" im Rot bedeutet "Correspondance Locale"(örtliche Post)und bedeutet, daß der Brief zwischen einer ländlichen Gemeinde und der Stadt des Postamtes zirkuliert hat, von der sie abhängt.

    22/02/1841 Portobrief(1.Gewichstuffe), im Dorf von Bousignies für Dorf Collert postiert.Diese 2 Gemeinden hängen vom Postamt Maubeuge ab, das in dieser Epoche 32 ländliche Gemeinden versorgt.Der Briefkasten von Bousignies trägt den Buchstabe G/2. Hier auch ist das Tax Stempel ortlich angefertigt gewesen.

    26/10/1870.Francobrief des Dorfes von Saulzoir (Buchstabe "F") für Solesmes, wo sich das Postamt findet. Der örtliche Porto eines Briefes über 10 g (2. Gewichtsstufe bis zu 20 g) ist 20 Centimes.

    22/09/1869.Francobrief im Briefkasten des Dorfes von Petit-Fayt für das Dorf von Grand-Fayt postiert. Diese 2 Dörfer fanden sich einer nach dem anderen in der Runde des ländlichen Briefträgers des Postamtes von Maroilles (das diese 2 Gemeinde versorgt).Wenn der Briefträger einen Francobrief findet, die er im Laufe seiner Runde einreichen kann, ist er verpflichtet, die Marke mit seinem Stempel "OR" abzustempeln und soll den Buchstabe - Stempel der Briefkasten anbringen, in der er den Brief gefunden hat.Hier hat der Briefträger nicht, das Verfahren zu achten, weil er hat, die Marke mit den Stempel der Briefkasten entwertet.


    28/02/1862.Francobrief, persönlich im Briefträger eingereicht, im laufe seiner Runde im Dorf von Cousolre. Dieser Brief soll im Bousignies verteilt sein. Das Postamt von Jeumont versorgt diese 2 Gemeinden.
    In diesem Fall sollte der Briefträger die Marke mit seinem Stempel "OR" abstempeln und sollte noch einmal dieses Stempel auf dem Brief schlagen.

    Grüss aus Frankreich.

    Emmanuel.

  • Hallo vals59,

    hab vielen Dank für diesen hervorragenden Bericht über den Landbotendienst Frankreichs mit den schönen Briefen. Klasse! :)

    Leider kann ich aus meiner kleinen Bayern - Frankreich - Sammlung nur 2 Briefe beitragen, die dieses hochinteressante Thema tangieren:

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG42dedde9jpg.jpg]

    Geschrieben wurde er in einem Dorf bei La Fleche. Der Absender zahlte 1 Decimes für den Brief, frankierte ihn aber nicht. Als Zeichen dafür wurde 1D in rot gestempelt. Er wurde dem Briefträger mitgegeben auf seinem Rundgang, der ihn mit OR = Origine Rurale stempelte.

    Frankreich bekamt 22 Kr. für einfache Briefe bis 7.5g aus dem 4. Rayon, zu denen 18 Kr. für Bayern kamen, so dass der Empfänger 40 Kr. zahlen musste.

    Was bedeutet die "44" oben links? War es der 44. Brief dieser Korrespondenz?

    Hier der 2. Brief, den ich zeigen kann:

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG00015ce185ecjpg.jpg]

    Er lief am 9.2.1855 von einem kleinen Ort ("E" = 5. Ort des Landgangs) über die Post in Saargemünd nach Annweiler. Als einfacher Portobrief kostete er 6 Kr. Porto, das zur Hälfte Frankreich und Bayern gehörte. Der Stempel R(AYON) FRONT(IERE) wurde in Saargemünd abgeschlagen.

    Das sind meine Beschreibungen - für Verbesserungen oder Korrekturen bin ich sehr dankbar. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Emmanuel,

    Vielen Dank für Deiner interessanten Bericht. Man sieht, dass es da doch auch Parallelen zu den bayerischen Posten gab. Was mich noch interessieren würde, ist, wie häufig Belege vorkommen, die auf dem Weg des Briefträgers gleich wieder zugestellt wurden, also wie viele Belege es gibt, auf denen die Marken mit diesen Ruralstempeln entwertet wurden. Kannst Du da eine absolute Zahl oder eine Prozentzahl nennen?

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo bayern klassisch,

    1. Brief:


    Der erste Brief ist durch den Briefträger während seiner Runde gut übernommen gewesen (Stempel "OR").
    Wie der Brief aus einer ländlichen Gemeinde herkommt und wie er in eines ländlichen Bezirkes eines Postamtes nicht zirkuliert, soll er die feste Tax von den zusätzlichen 1 Décime vertragen ("I D" stempel), Dieses Stempel ist im Rot geschlagen, weil der Brief kommt aus einer ländlichen Gemeinde her. Wenn sie für eine ländliche Gemeinde bestimmt gewesen war, wäre das Stempel im Schwarz geschlagen gewesen.

    Da das ein Porto Brief ist, bezahlt der Spediteur nicht dieses Décime. Hier, wie es sich ein Post zum Ausländer handelt, wird der Spediteur ihn auch nicht bezahlen.

    Normalerweise sollten die von Auswechslung Postamt im Geld des Landes des Empfängers der Betrag von das Porto oben links angeben. Ist "44" kann ein Rechenversuch der Porto in Kreuzer sein.

    2. Brief:

    Für den 2. Brief sehe ich nichts anderes hinzufügen.

    Trotzdem, wenn du innerhalb der 2 Briefe ansiehst und wenn es einen Inhalt gibt, du solltest finden, wo diese Briefe in den Postdienst eingeführt gewesen sind.

    Grüss.

    Emmanuel.

  • Hallo maunzerle,

    Die belgische Post hat auch dasselbe System benutzt. Jedoch blieben die Buchstabe-Stempeln endgültig in jeder Gemeinde gewährt.

    Es ist schwer, auf deine Frage zu antworten.Die Briefe, die dem Briefträger im laufe seine Runde gegeben oder in den Briefkasten gefunden können, die im Laufe der Runde gleichzeitig verteilt sind, sollen nicht zahlreich sein.

    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    Vielen Dank für Deine Einschätzung. Dann ist es wohl wie bei Bayern. Da findet man nur alle paar Jahre einmal einen 1 Kreuzer-Brief, auf dem die Marke mit dem Briefträgerstempel entwertet ist.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

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  • Hallo vals59,

    danke für deine Kommentierung.

    Zitat

    Der erste Brief ist durch den Briefträger während seiner Runde gut übernommen gewesen (Stempel "OR").
    Wie der Brief aus einer ländlichen Gemeinde herkommt und wie er in eines ländlichen Bezirkes eines Postamtes nicht zirkuliert, soll sie die feste Tax von den zusätzlichen 1 Décime vertragen ("I D" stempel),

    Wenn ich dich recht verstehe, dann kam zu dem normalen Porto für einen Brief aus dem 4. Rayon noch eine Decime dazu. Bayern hat für normale Briefe aus dem 4. Rayon Frankreichs aber immer 22 Kr. berechnet, wie hier auch. Demnach müssten 3 Kr. = 1 Decimes später von Frankreich an den Briefträger vergütet worden sein, weil sonst der französische Anteil 22 plus 3 Kr. betragen hätte. Sehe ich das richtig?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Bayer Klassisch,

    Tatsächlich bezahlten die Länder, mit denen Frankreich im Verhältnis war, nicht das zusätzlichen Décime. Es war eine französische Tax, die ein Ausländer nicht bezahlte. Außerdem erscheint das zusätzlicher Land-Décime in Frankreich im April 1830, während das zur Zeit des Briefes entsprechende Postvertrag von Mai 1821 datiert.

    Andererseits habe ich mehrere Briefe von Frankreich nach Bayern angesehen und es erweist sich, daß die Berechnung der Porto nicht immer identisch ist.
    Es scheint, daß die Wechselkurse ändern konnten.

    Mit der Dokumentation, die ich gefunden habe, und beim die Tax wieder zurechnen, finde ich 40 Kr nicht, Irrtum meiner Seite vorbehalten.
    Der Postvertrag vom 16. Mai 1821 präzisiert, daß das Königreich von Bayern nachgegossen 34 Décimes für 30 Gramm von Post aus der 4. französischer rayon(C.F.4. R) d.h. 9 décimes für 7.5 g.
    Artikel 18, Postvertrag vom 16. Mai 1821.

    Im Pariser Post-Jahrbuch von 1834 ist der Porto nach München wie folgt detailliert:
    - Paris nach Straßburg(Grenzpostamt für Munchen): 7 décimes
    Im Fall deines Briefes muß man La Flèche wie Ausgangspunkt nehmen: 4. Rayon und also 9 décimes.
    - Straßburg nach München= 7 décimes

    Also kostet ein Brief des 4. franz. Rayon für München:
    9(C.F.4.R) + 7 = 16
    1 Décime= 2.85 Kr
    16*2.85= 45 Kr
    Also wie sind die 40 Kr deines Briefes berechnet gewesen?

    Schliesslich ist das, ein anderer Brief, der den umgekehrten Weg gemacht hat und die in diesem Fall der zusätzlicher Décime vertragen wird:

    Dieser Brief ist von Nürnberg nach Maroeuil sur Aye gesandt gewesen (nahe Epernay, Departement Marne)
    Maroeuil ist eine ländliche Gemeinde, die vom Postamt Epernay abhängt. Da es sich um einen Land -Verteilung handelt, der soll zusätzlich décime zum Porto hinzukommen.
    Das ist das Detail(Einzelteil) der Porto:

    Der Artikel 19 der Postvertrag vom 16. Mai 1821 präzisiert, daß für die Briefe im "C.B.4.R", Frankreich zurück an Bayern 70 Kr für 30 g zahlt d.h 17.5 Kr für 7.5g (17.5kr=6 Décimes)
    Ein Brief von Forbach für Maroeuil kostet 6 Décimes + 1 zusätzlicher Décime. Der französische Porto also 7 Décimes Kostet.
    7 + 6= 13 Décimes.

    Grüss.
    Emmanuel.

  • Hallo vals59,

    die auf den Briefen befindlichen Taxen waren nur der Betrag, den man von den Empfängern kassierte. Intern wurde anders gerechnet.

    Bayern setzte bei Briefen aus dem 1. Rayon 6 Kr., aus dem 2. Rayon 8 Kr., aus dem 3. Rayon 20 Kr., aus dem 4. Rayon 22 Kr. und aus dem 5. Rayon 24 Kr..
    Dazu kam das bayerische Porto ab Forbach, Wissembourg oder Strasbourg.

    Wenn Frankreich einen "normalen" Brief der 1. Gewichtsstufe nach Bayern aus dem 4. Rayon sandte, dann wurde er bis 1841 je Unze (30g) mit 34 Decimes von Bayern vergütet. Umgekehrt vergütete Frankreich an Bayern für deren Portobriefe 70 Kr.. Daher ist bei einem Brief mit einer Decime Landzustellgebühr diese eigentlich egal, weil ja nur nach Gewicht verrechnet wurde.

    Hat dann Frankreichs Post diese Decime bekommen, oder behielt sie der Briefträger?

    Was mich sehr interessieren würde: Bis 1841 wurde gestempelt als Vergütung:

    Aus dem 1. bayer. Rayon = 4 Decimes, aus dem 2. bayer. Rayon = 5 Decimes, aus dem 3. bayer. Rayon 7 Decimes, aus dem 4. bayer. Rayon 9 Decimes und aus dem 5. bayer. Rayon 10 Decimes.

    Ab 1841 fielen diese Stempel weg und man notierte nur noch handschriftlich:

    Aus dem 1. bayer. Rayon = 3 Decimes, aus dem 2. bayer. Rayon = 4 Decimes, aus dem 3. bayer. Rayon 6 Decimes, aus dem 4. bayer. Rayon 8 Decimes und aus dem 5. bayer. Rayon 9 Decimes.

    Hierfür gibt es in der Literatur keinen Hinweis, auch nicht in den Akten. Kannst du mir einen Hinweis aus den französischen Akten zeigen, ab wann genau das galt?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern klassisch,
    gerade wollte ich zur post 8 von vals59 Stellung nehmen, da sehe ich, dass Du dies in kompetenter Weise bereits getan hast. Vielen Dank. Den Unterschied zu begreifen ist wirklich nicht einfach. Man muss es sich intensiv einmal klar gemacht haben.
    Zu Deiner Frage nach einer Änderung des bayerischen Anteils bei Portobriefen kann ich zunächst feststellen, dass ich trotz langer Suche noch keine belastbare Quelle gefunden habe. Ich zeige zum Trost dann zwei Seiten aus meiner Sammlung, die die Veränderung veranschaulichen, die aber auch nicht schlauer machen, weil ich eine Systematik nicht erkennen kann.
    Der obere Landau-Brief auf Blatt 1 zeigt den Normalfall bis 1841: 4+7=11 Décimes nach Paris, während der untere Landau-Brief 5+7=12 Décimes ausweist, also eine Erhöhung des bayer.Anteils. Der obere Zweibrücken-Brief gibt 3 Déc., der untere nur noch 2 Déc. für Bayern an.
    Ähnliches gilt für die beiden Belege auf dem 2.Blatt. Für Briefe aus dem 2.bayerischen Rayon betrug der bayerische Anteil einmal 3 Décimes (oben) und einmal 2 Décimes (unten). Wo ist die Systematik?
    Vielleicht gelingt uns allen gemeinsam ja die Aufklärung
    Beste Grüße
    HOS

  • Lieber HOS,

    es dürfte die unterschiedliche Entfernung gewesen sein. Landau - Wissembourg ist kürzer als Landau - Forbach und demnach günstiger auf bayerischer Seite. Die beiden Taxanteile wurden ja bis zum Grenzübergang gerechnet.

    Also Nürnberg - Paris über Strasbourg: Nürnberg bis Strasbourg für Bayern, Strasbourg bis Paris für Frankreich.
    Aber Nürnberg - Paris über Forbach: Nürnberg bis Forbach für Bayern, Forbach bis Paris für Frankreich.

    Mal sehen, ob vals59 uns bestätigen kann.

    Schöne Briefe - immer eine Augenweide! :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Danke Bayern Klassisch,

    Ich verstehe jetzt besser. Und also sehe ich, daß ich mich in der Berechnung dieser Tax geirrt habe.
    Ein Brief von 1845 von Nürnberg nach Forbach kostete 8 Décimes.
    Um bis zu Maroeuil zu gehen, mußte man 5 Décimes hinzufügen.
    Der Décime landzustellgebühr ist in Frankreich, in die Berechnung der porto für Portobriefe niemals integriert. Aber für Frankiertbriefe ist der Décime integriert.Weil das Stempel der Décime, konnte auf Brief nicht geschlagen sein, der das Stempel P.P.( Port Payé ) schon trägt.
    Die Postbeamten berechnen das Porto, schreiben ihn über den Brief und füge falls nötig das Stempel der Décime hinzu.
    Hier hat der Empfänger 13 Décimes(Porto) +1 Décime bezahlt.

    Zitat von bayern klassisch


    Hat dann Frankreichs Post diese Decime bekommen, oder behielt sie der Briefträger?

    Im Fall deines Briefes der Décime ist verloren.

    Zitat von bayern klassisch


    Hierfür gibt es in der Literatur keinen Hinweis, auch nicht in den Akten. Kannst du mir einen Hinweis aus den französischen Akten zeigen, ab wann genau das galt?


    Aus den französischen Akten für 1841, gibt es nichts.
    Grüss.
    Emmanuel.

  • Zitat von bayern klassisch

    es dürfte die unterschiedliche Entfernung gewesen sein. Landau - Wissembourg ist kürzer als Landau - Forbach und demnach günstiger auf bayerischer Seite. Die beiden Taxanteile wurden ja bis zum Grenzübergang gerechnet.

    Also Nürnberg - Paris über Strasbourg: Nürnberg bis Strasbourg für Bayern, Strasbourg bis Paris für Frankreich.
    Aber Nürnberg - Paris über Forbach: Nürnberg bis Forbach für Bayern, Forbach bis Paris für Frankreich.

    Mal sehen, ob vals59 uns bestätigen kann.

    Hallo bayern klassisch und HOS,

    Es scheint, daß bayern klassisch die Lösung gefunden hat.
    Das Pariser Post-Jahrbuch von 1843, gibt das für Nürnberg 2 Eingangspunkte in Frankreich an: Forbach und Wissembourg.
    Und nach diesen 2 Eingangspunkten ändert der Porto ab Landau:
    - Landau > Forbach: 5 Décimes
    - Landau > Wissembourg: 2 Décimes
    Für die 2 anderen Briefe gibt das Jahrbuch nichts an.

    Grüss.
    Emmanuel.

  • Hallo vals59,

    danke für deine Lösung und die Literatur - so sind wir beide schlauer geworden und das ist doch der Sinn eines guten Forums. :)

    Ich bin sehr froh, dich hier zu haben. :):):)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    P.S. Mein Brief aus La Fleche hat leider nur einen Teilinhalt, aus dem der kleine Ort nicht hervor geht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Tag, vals59,
    leider war bayern klassisch wieder einmal schneller. Um 6.16 Uhr im Forum zu sein, schaffe ich nicht und werde dies wohl auch nie schaffen.
    Umso herzlicher schließe ich mich den Glückwünschen und dem Dank von bayern klassisch an. Félicitations et bravo!! :thumbup::thumbup::thumbup:
    Jetzt sind wir einen erheblichen Schritt weiter.
    Wenn wir das Geheimnis vollständig lösen wollten, bräuchten wir Unterlagen aus dem Jahr 1841, weil vermutlich die Neuregelung etwa Mitte 1841 eingeführt wurde. Schön wäre es auch, wenn man aus dem Postjahrbuch 1843 auch die anderen bayerischen Postorte hätte. Was nicht ist, kann ja noch werden.
    Beste Grüße
    HOS

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    ein Briefchen mit Briefkastenstempel kann ich dazu beisteuern:

    Der Aufgabestempel stammt aus Gorze im Kanton Ars-sur-Moselle.
    Geschrieben wurde er am 11.3.1852 im ca. 8 km entfernten Nachbarort Ars-sur-Moselle.
    Wenn der Briefkastenstempel G die 7. Station des Landbriefträgers war, hatte dieser eine ordentliche Strecke zu laufen !

    Von Gorze aus lief er anscheinend über Metz (Stempelfragment rückseitig ?) nach Forbach (K2 rückseitig und R.FRONT. vorderseitig).
    Nach Preußen gelangte er dann über Saarbrücken und weiter über die Kurse Deutz-Minden, Minden-Berlin (nicht belegt) und mit der Ostbahn Richtung Westpreussen.
    Adressiert war er nach Porzydwórz bei Neumark über Berlin, Thorn.

    Viele Grüße
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Michael,

    Wenn es nur einen einzigen Landbriefträger im Postamt Gorze gibt, ist tatsächlich der Briefkasten "G" , der 7. Briefkasten, daß er besucht haben wird.
    Jedoch, wenn es viele gebundenen Landbriefträger an dieses Postamt geben, kann eines sich mit Briefkasten A zu F und anderes Gzu T, u.s.w. beschäftigen... Tatsächlich hängt alles von der Entfernung der Landgemeinden im Vergleich zu Postamt ab.
    Die Regel es geht darum, daß eine Gemeinde von einem Postamt nicht angeschlossen sein kann, ob sie über 10 in 12 Km entfernt ist.
    Normalerweise kann ein Briefträger nicht mehr als 30 Km täglich ausführen, als er, in den 4 Km Gängen pro Stunde ausgeführt (mit Sammeln und Vertrieb der Post) soll.
    Ich kenne nicht der Postbezirk von Gorze, also ich kann dir nicht sagen wieviel Gemeinde dieses Postamt versorgte.

    Ja, ein Landbriefträger ist verpflichtet, in den Richtung der Runde zu gehen, der ihm vorgeschrieben gewesen ist. Er kann nicht zurückkehren oder die Ordnung seiner Runde ändern oder sogar ein Gemeinde nicht besuchen unter Vorwand, daß es keine Post im Briefkasten gibt.
    In allen Fällen ist ein Landbriefträger verpflichtet, in jedem Bürgermeisteramt der Gemeinde seiner Runde zu gehen.
    Grüss.
    Emmanuel.

  • Ich brüte nun schon seit Tagen und zeige den Brief auch wenn nicht alle Fakten geklärt sind. Er passt so schön ins Thema.

    Der Brief L.F.R.2 ( lettre france rayon 2 ) wurde am 10 November in Foug aufgegeben. Foug ist ein kleiner Ort und liegt in einem Umkreis von +/- 10 km von Toul und hatte keine eigene Poststelle. Die Bewohner haben ihre Briefe in einem Briefkasten deponiert oder dem Briefträger auf seiner Runde ausgehändigt. Dieser hat den Beleg mit dem im Briefkasten befindlichen Stempel in diesem Falle J versehen. Für Briefe aus der ländlichen Gegend wäre zudem ein Zusatzporto fällig gewesen– der décime rural 1D. (in rot abgeschlagen).

    Der Brief wurde noch am gleichen Tag in Toul abgestempelt. Ab hier ging die Reise über Nancy (12.nov) –Metz ( 13nov) -Thionville (13 nov) nach Luxemburg Ankunft am 14.NOV. Der Empfänger wohnte in Merll, heute ein Vorort der Stadt Luxemburg.

    Zwischen 1830 und 1839 gehört Luxemburg (das Land) zu Belgien und die Stadt war Holländisch. Im April 39 kam die Wende und das Land wurde wiedervereint. Nun galt wieder niederländisches Recht. Eine eigene Verfassung gab es etwas später. Was nun das Postwesen mit dem Ausland angeht wurde Luxemburg in die Niederländischen Postverträge eingegliedert so auch im Postvertrag Niederlande-Frankreich (1839). In der Praxis aber herrschte hier wohl Verwirrung. Den gezeigten Brief kann ich portomäßig im Augenblick nicht einordnen. Das Porto passt gar nicht und ist mit 25d überteuert wie mir scheint. Es gibt keine Anzeichen für eine höhere Portostufe. Der Brief ist komplett, bis auf das Siegel und wiegt im heutigen Zustand 4gr.

    Ich habe laut Niederländischem und Belgischem Vertrag gerechnet. Irgendetwas übersehe ich.

    *****
    Der Inhalt erzählt eine kleine Leidensgeschichte. Die Tochter von Mr Thomess aus Merl nahe Luxemburg Stadt wurde in Foug beim Direktor der Regie Arbeiten des Canal de la Marne als Hausmädchen eingestellt. Auf der Reise dorthin ging ihr Gepäck mitsamt ihren Papieren verloren. Dies bezüglich hatte Sie schon in Metz reklamiert. Ohne Erfolg! Sie konnte nun das vor der Abreise vom Bürgermeister verfasste Führungszeugnis nicht vorweisen. Ihr neuer Arbeitgeber schreibt nun an den Vater was mir die Vermutung nahe legt dass sie vielleicht nicht schreiben konnte.

  • Hallo Zockerpeppi,

    die 16/66 oben links irritieren mich etwas - dort wurde ja in F. gerne das Gewicht angegeben, aber solch eine Notation kenne ich leider gar nicht. Vlt. kann der liebe Emmanuel uns etwas zu dem Brief sagen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.