• Offizieller Beitrag

    Liebe Bayern-Kenner, ;)

    ich habe hier 2 Einlieferungsscheine aus München (1842) und Bamberg (1866).

    Bei dem älteren Schein von 1842 ist eine Scheingebühr von 4 Kreuzern eingedruckt. Beim dem Schein von 1866 hingegen eine von 6 Kreuzern.
    Wurde die Scheingebühr für einfache Briefe im Laufe der Jahre angehoben oder welche Erklärung gibt es für die unterschiedlichen Gebühren?

    Kann mir jemand den Empfangsort des Münchener Scheins entziffern?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    hier hast du zwei Briefpostscheine - prinzipiell unterschieden sich die Gebühren der Fahrpost von denen der Briefpost.

    Bei der Briefpost unterscheiden wir in der Vormarkenzeit (VMZ) zwischen den Gebühren für die Pfalz (höher) und dem rechtsrheinischen Bayern.

    In letzterem galten, von Taxis schon vor 1806 übernommen, 1 Batzen = 4 Kr. für den Postexpeditor, also nicht für die bayer. Post!

    Ab dem 1.7.1850, eine klare Anpassung an den Postverein, in dem Preußen die Recogebühr auf das doppelte des einfachen Briefen bis 10 Meilen wünschte, stieg sie auf 6 Kr., was die Preußen bei bayer. Postexpeditoren sehr beliebt machte.

    Ab 1.1.1868 stieg sie dann auf 7 Kr., weil der Norddeutsche Bund 2 Sgr. beschlossen hatte, die paritätisch 7 Kr. entsprachen und nicht mehr den postalisch abgerundeten 6 Kr. zuvor. Auch damit war ja ein geringes Einnahmeplus erzielt worden.

    Ab 1.3.1874 wurde angewiesen, diese Recogebühr in Marken auszudrücken, was zuvor verboten war (weil die Marken Eigentum der bayer. Postverwaltung waren und deren Verbrauch logischerweise eigens abgerechnet werden musste, hingegen die Recogebühr direkt in die Tasche des Annehmenden floss).

    War der annehmende Postler jedoch ein Beamter, so gehörte nicht ihm die Gebühr, sondern war unter mehreren Personenkreisen aufzuteilen, was hier zu spezifizieren den Rahmen sprengen würde.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    wer das sicher lesen kann, steht auch im Guinessbuch der Rekorde. Ich kann es leider nicht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayernfreunde,

    Postscheine habe ich nur wenige. Lediglich die Münchener Postscheine aus der Markenzeit haben es mir wegen der Stempel, die sich oft auf den Scheinen befinden, angetan.
    Bei dem schönen Fünfzeiler Chargé-Stempel von München unterscheidet Sem in seinem Handbuch die Farben rot, violett und weinrot. Die roten Stempel sind auch die häufigsten; hier habe ich schon einige schöne Exemplare. Auch einen violetten für einen Brief von München nach Au (mit 2 Kr. Sonderfranko) habe ich.

    Jetzt konnte ich auch einen ersten Schein mit einem weinroten Stempel erwerben - siehe Scan.

    Aber nicht nur die Stempelfarbe hat mich bei diesem Schein interessiert.
    Der ansonsten übliche Vermerk der Jahreszahl wurde hier vergessen. Er kann aber nur aus den Jahren 1866 oder 1867 stammen:
    - ab 1.8.1865 kosteten Briefe ab 1 Loth bis 15 Loth im Ortsverkehr 2 Kreuzer,
    - die Chargé-Gebühr betrug ab dem 1.1.1868 7 Kreuzer.

    Die zuerst notierten 2 Kreuzer waren das Franko für einen schweren Ortsbrief nach dem Tarif vom 1.8.1865 bis 31.12.1867. Obwohl Nymphenburg ab dem 1.12.1859 eine eigene Expedition hatte (mit oMR 635 und 632), wurden Briefe zwischen München und Nymphenburg und umgekehrt wohl als Ortsbriefe behandelt (wie zwischen München und Vorstadt Au).

    Die notierten 2 Kreuzer und die Summe von 8 Kreuzern wurden jedoch wieder (doppelt) gestrichen. Der Grund hierfür könnte sein, dass entweder der Absender oder aber Herr Huber in Nymphenburg portobefreit waren.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    es gibt wenig schöneres bei Bayern, als eine Ausstellungsseite mit einem Brief (unten) und einem Postschein (oben), wenn diese den gleichen Stempel aufweisen (von München).

    Zitat

    Der Grund hierfür könnte sein, dass entweder der Absender oder aber Herr Huber in Nymphenburg portobefreit waren.

    Da muss ich ein kleines Veto einlegen, denn die (hier nicht wahrscheinliche) passive Portofreiheit eines Privaten hatte nie Einfluss auf die Höhe oder Erhebung der Chargégebühr.

    Es muss also der Absender porto- und chargéfrei gewesen sein, was man ja auch nicht jeden Tag findet.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern klassisch,

    vielen Dank für Deine Antwort auf meinen Münchener Postschein.

    Mich würde interessieren, ob es irgendwelche amtlichen Unterlagen gab, in denen bei Briefen zwischen München und umliegenden (aber noch nicht eingemeindeten) Orten mit eigener Expedition das Ortsverkehrs-Franko galt. Auf Briefen zwischen München und Vorstadt Au ist das ja durch viele Briefe hinreichend dokumentiert. Aber welche anderen (Vor)Orte wurden ebenso behandelt?

    Gibt es vergleichbare Beispiele auch von deren Orten? Bei Briefen zwischen Regensburg und Stadtamhof z.B. gab es ein solches Ortsporto ja nicht.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    in den Verordnungen, die mir ja vorliegen, ist hierzu nichts zu finden, weil das ja nur 2 Expeditoren etwas anging und nicht die Allgemeinheit von Tausenden Postbediensteten. Das lief also unter der Hand und man könnte nur im Aktenverkehr eines Oberpostamts hierzu etwas finden.

    Von Regensburg aus gab es das auch - der liebe VorphilaBayern hat hier mal (wo?) einen Brief gezeigt, bei dem auch nur 1x genügte, obwohl der Ort bei Regensburg eine eigene Postexpedition hatte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    da mag ich mich täuschen - vlt. findet ihn einer bzw. der liebe VorphilaBayern sagt uns noch einmal etwas dazu.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    das entsprechende Thema findet ihr hier.

    Ich selbst kann zu dem Thema nicht viel beitragen, bis auf den Hinweis dass Au im Gegensatz zu Stadtamhof bereits 1854 eingemeindet wurde. Vielleicht erklärt das die Vergünstigung. Dazu wäre natürlich interessant ob es diese Vergünstigung auch vorher schon gab.
    Und damit ich auch optisch etwas beitragen kann: Anbei ein Brief aus München nach Haidhausen, das ebenfalls 1854 eingemeindet wurde, aber bis 1867 nur eine Postablage hatte, die von Au bedient wurde.

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo in die Runde,

    vor einigen Jahren wurde vom Deider Sigi auf der Vorderseite der vlt. schönste Brief der schwarzen Eins überhaupt gezeigt, sogar noch unter Chargé gelaufen und der war sicher nicht so spät, also muss es dieses "Agreement" deutlich früher gegeben haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayern-kreuzer,

    sehr schön, dass hier Postscheine mit München Chargé eingestellt werden (post 105). Meine Bitte: könntest Du bitte den Postschein mit dem weinroten Stempel einem Postschein mit rotem Stempel gegenüberstellen? Meiner schaut so aus wie Dein weinroter, aber wie schaut dann ein roter aus? Das würde ich gern sehen und bedanke mich schon einmal.

    Dann gleich noch eine Frage: hat es schon mal ein Sammler geschafft, genau den passenden Chargé-Brief zum Postschein zu finden? ich sehe das als faszinierende Aufgabe an, aber ist das realisierbar? ?(

    Viele Grüße
    Mangfalltaler

  • Hallo Mangfalltaler,

    anbei den Münchener L5-Chargéstempel in den Farben violett, rot und weinrot.

    Vom weinroten Stempel habe ich nur einen Postschein. Ich weiss nicht, ob es die Farbe noch "weinroter" gibt.
    Mein "weinroter" unterscheidet sich aber doch deutlich von den roten Stempel, deren Farbe mehr ins orangerot geht.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo Mangfalltaler,

    das ist aber ein besonders schönes Stück, das Du hast. - Mit zusätzlichem schwarzen Chargéstempel und mit hds. geänderter Chargégebühr.
    Von der Farbe her ist es nach Deinem Scan aber ohne Zweifel die rote Farbe.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Liebe Freunde,

    ich bitte um Nachsicht, aber den hier gekauft zu haben bereue ich keine Sekunde; nicht dass es heißt, es gäbe nur Scheine von München mit roten Stempeln, nein, es gibt sie auch für Briefe nach München. ^^

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayern klassisch,
    auch sehr schön! Vielleicht steckt da auch der dezente Hinweis drin, man müsste "hin und her" sammeln ... so weit bin ich noch nicht. Wird vielleicht noch werden. Dass auch andere Mütter schöne Töchter haben, ist mir aber schon länger bekannt 8o
    Grüße
    Mangfalltaler

  • Hallo Mangfalltaler,

    schön, dass du den dezenten Hinweis erkannt hast. ;)

    Was spricht dagegen, eine Sammllung prinzipiell auf hin und her auszulegen? Dadurch vergrößert man sein "Einzugsgebiet" um 100%, macht seine Sammlung weniger einseitig, sondern vielfältig und erweitert seinen sammlerischen Horizont gewaltig.

    Ich sehe da nur Vorteile ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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