Sondertarif Bayern-Frankreich

  • Hallo Oliver,

    ich denke, Hasselbert nimmnt es mir nicht übel, wenn ich schon mal auf Deine Frage nach dem Sondertarif Bayern - Frankreich antworte.

    Maßgebend war der Postvertrag zwischen Bayern und Frankreich, der vom 1.7.1847 bis 30.6.1858 Gültigkeit hatte.
    Während in dieser Zeit kosteten "normale" einfache Briefe zwischen Bayern und Frankreich 18 Kreuzer.

    Briefe aus der Pfalz in die beiden franz. Grenz-Departements Bas Rhin (Niederrhein) und Moselle (Mosel) kosteten jedoch nur 6 Kreuzer.
    Mein Brief lief am 21.11.1851 von Göllheim in der Pfalz nach Bischwiller in das Departement Bas Rhin und ist mit einer 4 II1 frankiert.

    Es handelt sich dabei um einen sehr frühen frankierten Frankeich-Brief.
    (Bei Briefen, die über die Postvereinsgrenze hinausgingen, war erst ab dem 1.4.1854 die Frankatur mit Marken bis zum Bestimmungsort möglich. Eine Ausnahme gab es lediglich im Postverkehr zwischen Bayern und Frankreich. Hier war bereits ab dem 1.10.1851 die Frankatur mit Marken vorgeschrieben.)

    Auch bei meinem zweiten Brief handelt es sich um einen Sondertarif.
    Er lief am 7.8.1854 von Augsburg nach Schlettstadt in das Grenz-Departement Bas Rhin.
    Briefe aus dem rechtsrheinischen Bayern in die beiden Grenz-Departements (siehe oben) kosteten anstelle von 18 Kreuzern nur 12 Kreuzer.

    Dann gab es noch einen 3-Kreuzer Grenztarif. Hier muss ich leider mit einem Briefbeispiel passen (hätte ich aber gerne).
    Aber hier kann sicherlich Hasselbert mit einem Brief aus seiner famosen Sammlung einspringen.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern Kreuzer,

    Danke fürs schnelle erklären der "Pfalz Tarife" und fürs zeigen der
    schönen und seltenen Stücke. :)

    Bestimmt hilft der Hasselbert noch mit dem 3kr Tarif aus.
    Den 18kr Tarif kannte ich, das Vorkommen der 3 und 6krBriefe auch,
    jedoch den genauen Hintergrund der Orte nicht, von daher vielen Dank.
    Im Zangerle Handbuch sind Sie auch beschrieben, habe gerade mal nach-
    gelesen(S33, ff).

    Wie sind die Briefe zu bewerten(die 3,6 und 18kr Frankaturen)

    Viele Grüsse
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

    Einmal editiert, zuletzt von Oliver (18. September 2011 um 11:15)

  • Hallo Oliver,

    die Frage nach der Bewertung von Sondertarifen bei Bayern - Frankreich-Briefen ist nicht einfach zu beantworten.

    Sem bewertet ja auf Seite 67 in seinem Handbuch eine Einzelfrankatur (Grenzporto) mit der Nr. 4 II nach Frankreich mit 200 €. Wenn der Brief schön ist und auch der Stempel ein besserer ist, wird man mit diesem Preis nicht hinkommen. Ich habe jedenfalls deutlich mehr für meinen Brief bezahlt.
    Ein entsprechender 12-Kreuzer-Brief wird etwas günstiger zu bekommen sein, kostet aber immer noch richtiges Geld.

    Die Preise für Sondertarife nach Frankreich mit einer (oder zwei) Nr. 4 II haben mit den Preisen für normale Briefe mit einer oder zwei Nr. 4 II absolut nichts zu tun.

    Am seltensten - und damit auch am teuersten - dürfte eine EF der Nr. 2 II nach Frankreich sein. Sem setzt auf Seite 57 für eine solche Frankatur mal 300 € an. Diesen Preis kann man aber bei einem einigermaßen schönen Stück vergessen; solche Briefe sind, wenn sie denn mal auf Auktionen auftauschen, deutlich teurer.

    Viele Grüße
    bayern-Kreuzer

  • Hallo zusammen,

    es gehört zwar nicht unbedingt zu diesem Thema, aber da nun mal gefragt wurde, will ich auch antworten. Bayern-Kreuzer hat ja schon das Wesentliche gesagt. Die Sondertarife konnten Frankreich egal sein, weil sein Anteil davon unberührt blieb. Nach dem Vertag vonm 01.07.1847 wurde für frankierte Briefe der 1. Gewichtsstufe nach Frankreich 18 Kreuzer ausgehandelt, die sich aus 9 Kreuzer für Bayern und 9 Kreuzer für Frankreich zusammensetzte. Nun konnte Bayern leicht auf Teile seines Anteils verzichten. So wie oben erwähnt für Briefe aus der Pfalz. Diese kosteten 3 Kreuzer für Bayern und 9 Kreuzer für Frankreich, also 12 Kreuzer zusammen. Solche Briefe sind besonders in den Sammlungen von bk und HOS zu sehen. Auf diesen Briefen kann keine 12-Kreuzermarke sein, da diese ja erst 1858 herauskam und gleichzeitig der Sondertarif aufgehoben war. Im Prinzip änderte sich für die Pfalz nichts. Der Brief kostete vorher 12 Kreuzer (als Sondertarif) und danach ebenso 12 Kreuzer, jetzt regulär für alle Bayern rechts und links des Rheins.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Nachdem es in anderen Thread so schöne Beispiele auf den Sondertarif zwischen Bayern und Frankreich gezeigt ist, will ich diese Beispiele hierher kopieren lassen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Bayern-Kreuzer, hallo Nils, hallo hasselbert,

    Das ist eine wunderbare Idee, zu diesem Thema einen eigenen Thread zu starten, die anderen Belege herüberzukopieren und uns so schöne Briefe zu präsentieren. Vielen Dank an Euch drei! :thumbup:

    Beste Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo zusammen,
    ihr meint wohl, ein Rentner hätte gerade immer so Zeit? Weit gefehlt! Ich bitte daher um einige Stunden Geduld. Im Laufe des heutigen Abends werde ich mich jedoch melden.
    Bis dahin beste Grüße
    HOS

    Einmal editiert, zuletzt von HOS (18. September 2011 um 20:17)

  • Guten Abend allen Bayern - Frankreich Fans,
    schön, dass es diesen Thread gibt.
    Zunächst möchte ich Bayern - Kreuzer und Hasselbert für ihre außergewöhnlich schönen Belege Lob und Anerkennung aussprechen. Insbesondere die beiden 6 Kreuzer Einzelfrankaturen sind absolute Spitze und werden mich sicher einige Nächte nicht schlafen lassen. Aber auch Hasselberts 3 Kreuzer blau nach Sarreguemines ist nicht von schlechten Eltern. Gratulation!
    Weil ich mich mit dem Thema Bayern - Frankreich -speziell aus Pfälzer Sicht- etwas näher beschäftige, noch wenige allgemeine Hinweise:
    -- der PV von 1821,in Kraft ab 1.1.1822, enthält keine Besonderheiten nur für die Pfalz, sieht man einmal davon ab, dass die französische Grenze zur Pfalz näher lag als zum rechtsrheinischen Bayern und daher die innerbayerische Taxe niedriger war als vom übrigen Bayern aus.
    -- der PV von 1847, in Kraft ab 1.7.1847 enthielt drei Besonderheiten für die Pfalz, die Bayern - Kreuzer und Hasselbert bereits korrekt dargestellt haben:
    -- aus der Pfalz nach ganz Frankreich: 12 Kreuzer (aus dem übrigen Bayern: 18 Kreuzer)
    -- aus der Pfalz in die Nachbardépartements Bas-Rhin und Moselle: 6 Kreuzer (aus dem übrigen Bayern 12 Kreuzer)
    -- aus Zweibrücken und Blieskastel nach Sarreguemines sowie von Landau und Bergzabern nach Wissembourg: 3 Kreuzer
    -- von Zweibrücken/Blieskastel nach Sarreguemines bestand von 1847 bis Ende 1854 ein eigener Paketschluß mit dem seltenen Grenzübergangsstempel BAVIERE SARREGUEM.
    -- der PV von 1858, in Kraft ab 1.7.1858 sah eine ermäßigte Taxe von 6 Kreuzer vor für Briefe zwischen Postanstalten, die in gerader Linie nicht weiter als 30 km auseinander lagen.
    Ich möchte heute einige Belege zeigen, die die sehr spezielle 3-Kreuzer -Taxe (sog. kleiner Grenzverkehr) des Vertrages 1847 belegen.
    Beste Grüße
    HOS

  • Hallo zusammen,

    hallo lieber HOS,

    das, was Du uns hier zeigst, ist ganz, ganz großes Kino :thumbup: :thumbup: :thumbup: . Ich hatte zwar erwartet, dass Du hierzu einen Beitrag leisten kannst, aber uns so mit Belegen und Wissen zu überschütten, ist wohl einmalig. Danke fürs Zeigen.

    Jetzt muß ich bei mir noch einmal nach PROV.LIM. schauen, daran habe ich ja garnicht gedacht.

    Grüße aus Frankfurt
    von einem überwältigten hasselbert

  • Liebe Freunde der Bayrisch-Französischen Tarife,

    auch von mir herzlichen Dank fürs Zeigen der wirklich tollen Belege :thumbup:
    Es ist nicht nur ein seltener und spannender, sondern auch ein optisch
    schöner Bereich unserer Bayern Philatelie....

    Und danke an Nils für das kompetente "einordnen" der Beiträge in die
    übersichtlichen Threats :thumbup:

    Viele Grüsse
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo HOS,

    Donnerwetter - was für Granaten.

    Ich hatte erwartet, einen schönen 3-Kreuzer-Grenzportobrief Pfalz - Bayern von Dir zu sehen.

    Aber dann gleich 4 Briefe, und dann einer schöner als der andere - einfach toll!! Wenn man bedenkt, dass solche Briefe nur alle paar Jahre einmal auf Auktionen auftauchen.

    Deine erstklassigen Beschreibungen der Briefe konnte ich bisher nur überfliegen. Ich freue mich aber schon darauf, sie in den nächsten Tagen in aller Ruhe studieren zu können.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber HOS,

    Zu obigem Ausruf nur noch eine Ergänzung:

    Jetzt weiß ich, warum ich heute früh aufgestanden bin! Das absolute Highlight des Tages! :thumbup: :thumbup:

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo mikrokern,

    nun mal nicht so bescheiden. :P

    Dein 12-Kreuzer-Brief ist doch Klasse.
    Da stimmt doch alles: ein schönes Paar der 4 II, schöne zentrische MR-Stempel, und auch die anderen roten und schwarzen Stempel können sich sehen lassen. Inhalt hat er auch. - Was will man mehr?

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Hallo in die Runde 8) ,

    an alle Beteiligten möchte ich mal sagen, was sich hier aus meinem bescheidenen
    Beitrag zur 12kr grün heraus entwickelt hat ist wirklich einfach ganz grosses Kino :thumbup: :thumbup:

    Herzlichen Dank fürs zeigen, der zum Teil einmaligen Belege!! :D

    Gutes Nächtle und schöne Träume von den Sonertarifen :sleeping:
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • auch auf die gefahr hin, mich unsterblich zu blamieren, und in der hoffnung, den richtigen thread gewählt zu haben:

    mein jüngster neuzugang: portobrief von münchen vom 22.12.49 nach strassburg, direkt weitergeleitet nach hassloch und mit dem landpostboten nach geinsheim befördert.

    nun meine spekulation: der brief wurde von frankreich nach bayern zurückgeleitet, wurde in frankreich nicht zugestellt, und nur die bayerische porto/franko-taxe von 6 kreuzern zuzüglich

    3 kreuzer für den landpostboten fällig. ein pendant zu diesem brief ist im wunderbaren werk der portobriefe von dr. zangerle auf s. 95 zu sehen