1870/71 kriegsbedingte Leitungen über die Schweiz

  • Hallo bk,

    Du willst mir doch damit jetzt hoffentlich nicht indirekt sagen wollen, der muss im von den Preussen belagerten Paris draufgekommen sein !? Außerdem lese ich da was von AMB.B. (?). Ein Detailscan mit hoher dpi-Auflösung von dem Abschlag wäre nicht schlecht.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (5. September 2015 um 13:23)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    So wie ich es verstanden habe war der Stempel ambulant.

    Es ist auch nicht wie du denkst einen Strasbourg Stempel, sondern einen Lanslebourg Stempel was für die Strecke Trieste-Bordeaux normal war. So durch Bayern ist der Brief nicht gelaufen, leider. Und dann selbstverständlich auch nicht über Paris.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    ach herrjeh - Lanslebourg, das war ja Italien - Frankreich. Da lag ich wohl "etwas" daneben ...

    Danke für die Aufklärung.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    nach längerer Abstinenz möchte ich eine kriegsbedingte Umleitung über Belgien zeigen.

    Absender des Briefes war die im Maschienenbau tätige Firma Menck & Hambrock aus Hamburg-Altona.

    Vorderseitig ist der blaue Transitstempel TOUR-T FORBACH zu sehen, der am 18. August 1870 in Paris
    gesetzt wurde.

    M.W. haben alle während des Krieges in Paris verwendeten Transitstempel die Nummer 3.

    Wer weiß, auf welchem Bahn-Kurs der PD gesetzt wurde?

    Gruß

    1870/71

  • Lieber 1870/71,

    schön mal wieder von dir hier zu lesen - immer eine Freude. :P

    Warum sollte eine Bahnpost P.D. stempeln? Sollte das nicht die Aufgabepost machen, wie bei anderen Staaten auch?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    ich zitiere aus einem sehr interessanten Aufsatz von Sfr. Ingo von Garnier mit dem Thema "Die Bedeutung der
    Stempel "P.D" auf Auslandsbriefen.

    "Die (PD- oder auch FRANCO-) Stempel wurden in den Grenzaustauschpostanstalten gebraucht. Diese waren i.d.R.
    bestimmte B a h n p o s t w a g e n. Dort wurden aus den von einzelnen Stationen gelieferten Briefsäcken die
    Briefe für ein bestimmtes Land aussortiert, auf die richtige Frankatur geprüft, das Weiterfranko berechnet und
    gebucht, ein P.D.- oder Franco-Stempel gesetzt und neue Briefpakete für das betr. Land gefertigt, denen je eine
    Briefkarte beigefügt wurde."


    Herr von Garnier behandelt hierbei die Post des Norddeutschen Bundes, sowie des Deutschen Reiches (1868 - 1871)
    Ich gehe einmal davon aus, dass die Post der süddeutschen Staaten ähnlich verfahren haben.


    Die Weiterfranko-Vermerke stammen im Übrigen von den Aufgabepostanstalten. Soweit ich bisher auf Briefen
    aus den deutsch besetzten Gebieten 1870/71 beobachten konnte, wurde nur von einzelnen Postanstalten das Wfr.
    notiert.


    Gruß
    1870/71

  • Lieber 1870/71,

    vielen Dank für die Erläuterungen von Ingo, die sicher beim NDP richtig sind, aber ob das bei den Süddeutschen auch so gehandelt wurde, weiß ich nicht. Die Verwendnung von P.D. - Stempeln war dort nur ganz wenigen Postbediensteten vorbehalten (i. d. R. am Sitz der Oberpostämter), aber es ist durchaus möglich, dass dies irgendwann mal geändert wurde.

    Leider ist mir aus dem Hinterkopf und Stehgreif keine derartige VO bekannt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    hier nun ein Pendant aus meiner Sammlung.

    Die Firma Morris Prevoth & Cie aus London verschickte am 1. Oktober 1870 einen Brief über
    den Vermittler L.D. PICTET & Co in Genf, der den Brief frankierte und am 5. Oktober aufgab,
    an die Firma Guérin & Sohn. Ankunft 7.10.70.

    Im Innern des Briefes findet sich für den Adressaten der Leitvermerk "Par voie de Genève".

    Solche Briefe sind immer interessant, aber nicht besonders selten!!!

    Viele Grüße

    1870/71

    redaktionell verschoben

  • Lieber Rudolf,

    wie kamen die Briefe deiner Meinung nach denn in die Schweiz? Über Frankreich, oder über Belgien und die deutschen Staaten?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Ralph,

    während des Krieges nahmen Geschäftsleute zum Versand ihrer Korrespondenzen
    verstärkt Vermittler (= Forwarded Agents) in Anspruch.

    Die Vermittler waren oftmals Geschäftspartner, die die ihnen kuvertiert oder per
    Paket zugeschickten Briefe frankierten und bei der Post aufgaben.

    Gruß

    Rudolf

  • Lieber Rudolf,

    vielen Dank - also ein klarer Fall von Contravention. Passt dann auch in diese Sammlung. Dankr für deine Antwort. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo zusammen,

    der Vollständigkeit halber seien zwei Verständnisfragen zu diesem Vorgang gestattet:

    1. Kann es - ob zu Kriegs- oder Friedenszeiten - einem deutschen Transitstaat seinerzeit egal gewesen sein, dass u.U. in großem Stil britische Briefe per Frachtpost durch ihre Lande in die Schweiz gegangen sind ?

    2. In dem Fall von @bk (Rechnungsbrief einer Nürnberger Firma) sind der bayerischen Post wohl einige Kreuzer entgangen. Den Schweizern mag das, auch wenn`s häufiger vorgekommen sein sollte, reichlich egal gewesen sein, aber der bayerischen Post ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,

    Punkt 2: Bayern war das nicht egal - sie bekamen ja kein Porto bzw. Franko, obwohl der Brief hätte bei der bayer. Staatspost hätte aufgegeben werden müssen.
    Die Schweiz freute sich - 30 Centimes minus den franz. Anteil war ein gutes Geschäft.

    Punkt 1: Natürlich nicht - Transitkosten vielen bei legalem Posttransport für den Norddeutschen Bund an. Schmuggelte man die Briefe an den Postwegen vorbei, bekam niemand diese Transitkosten. Natürlich hatte man damit auch keine Arbeit mit der Post, aber das nahm man ja gerne auf sich, weil der Staatsapparat Post eh zu jeder Zeit eingesetzt wurde, egal ob 50 Briefe, oder 150 Briefe aus GB oder sonst wo her einliefen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Tim,

    sicher hat Rudolf als Spezialist 70/71 mehr Erfahrung bei kriegskausalierten, heimlichen Transiten von GB über Deutschland nach der Schweiz, als ich es haben könnte, so häufig scheinen sie mir aber nicht zu sein.

    Im Falle von Bayern aus halte ich Briefe, wie den meinen, für große Seltenheiten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    ...mehr Erfahrung bei kriegskausalierten, heimlichen Transiten von GB über Deutschland nach der Schweiz

    was nach meinen diesbezüglich noch bescheideneren Erfahrungen bzw. meinem Verständnis nach im Umkehrschluss jedoch erst einmal voraussetzt, dass es den (kriegsneutralen) Briten offiziell verwehrt war, nach Frankreich gerichtete Post durch deutsche Staaten beförden zu lassen. Dazu müssten ja dann auch entsprechende Regelungen / Verordnungen getroffen worden sein. Ist jemandem derartiges bekannt ?


    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Tim,

    grundsätzlich waren GB - D - CH und GB - FR - CH möglich. Der Krieg fand aber praktisch nur in Frankreich statt. Die britischen Handelsstände hatten natürlich keine Lust ihre Briefe oder Wertsachen über Kriegsgebiet zu leiten (et vice versa). Da war es allemal sicherer, über die deutschen Gebiete zu leiten bzw. Leute zu dingen, die dies sicherstellten.

    Folgenschwer mag auch gewesen sein, dass Frankreich zentralistisch war und Paris wie eine Spinne im Netz fungierte - also auch bei Transiten "via Paris" immer von Nord nach Süd im Preis enthalten war. Aber Paris war belagert und danach kam die Kommune mit Bürgerkrieg usw.. Nicht unbedingt Nachrichten, die die Briten dazu hätten bewegen können, ihre Post den Franzosen als Transitdienstleister anzuvertrauen.

    Diesbezügliche Instruktionen und Verordnungen könnten aber sicher einige hier vorzeigen können.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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