Portobriefe 1847-1858

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Dieses Thema konnte ich auch unter Frankreich einstellen, aber ich versuche es hier. ;)

    Der Brief ist in 1856 von Strasbourg nach Fürth abgeschickt geworden. Nach meiner Meinung kostete ein Portobrief in diese Richtung, also von Frankreich nach Bayern 18 Kreuzer für den Empfänger. Bin aber nicht sicher.

    Weil dieser Brief hat zwei Taxierungen, erstmal 12 und dann 24 xr (Kreuzer). Wie sollte es eigentlich sein?

    Kennt jemand der rote Stempel?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    der rote Stempel stand für Departement Limitrophe bzw. Rayon Frontière, also die Nachbarprovinz. Dadurch rechnete man 3 Kr. für Frankreich und 9 Kr. für Bayern (statt 9 und 9 Kr.).

    Die Taxierung durfte nur Bayern vornehmen, wie umgekehrt Portobriefe von Bayern nach Frankreich nur von Frankreich taxiert werden durften.

    Das Problem war aber das Gewicht. Während man in Bayern längst mit dem Loth rechnete, galt bei den Briefen aus Frankreich nur das halbe Loth als einfach. Daher hat jemand zuerst mit dem Loth gerechnet und das einfache Gewicht mit 12 Kr. festgesetzt. Nürnberg hat aber nachgewogen und das Gewicht mit über 1/2 bis 1 Loth ermittelt, so dass die zu geringe Taxe von 12 Kr. zu streichen war und 24 Kr. als korrektes Porto festgesetzt wurde.

    Da die Briefe der beiden Länder brutto verwogen wurden, konnte es Frankreich egal sein, wie hoch Bayern das Porto ansetzte (zuviel oder zuwenig), weil man in Strasbourg die Gewichte aller Briefe an diesem Tag nach Bayern summarisch erfasst hatte.

    Korrekturen dieser Art gibt es nur ganz wenige - Glückwunsch zu dem feinen Stück. Wenn jetzt noch der Portobegünstigungsstempel besser abgeschlagen wäre (sieht leider fast immer so aus), wäre er noch besser. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Danke für die aufklärende Antwort :) :)

    Die Portoermässigung von Strasbourg war gar nicht in meine Gedanken. Ich habe nur den Grenznahen Verkehr als Ermässigungsmöglich gehalten, also wenn die Postgebiete an einander lagen, wie bei Frankreich und Pfalz.

    Wieder was neues gelernt.

    Mit einem perfektem Stempel, wäre der Brief viel teuerer gewesen, so hier ist es ganz in Ordnung. :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    der war günstig. :P

    Was der Insider weiß: Es gibt viele Briefe von Bayern nach Strasbourg. Aber es gibt wenige Briefe von Strasbourg nach Bayern, weil man sie oft über den Rhein getragen und in Kehl (Baden) zur Post gegeben hat, weil das viel günstiger war. ^^

    Nur bei Portobriefen war es dem Elsäßer egal, denn er zahlte ja nichts.

    Strasbourg - Fürth: Franko 5 Decimes = 15 Kr. bis 7,5g. Über 7,5g bis 15g 10 Decimes = 30 Kreuzer.
    Kehl - Fürth: Franko 9 Kr. bis 1 Loth (15,625g). So konnte ein Brief mit 15,5g in Strasbourg 15 Decimes = 45 Kr. kosten, von Kehl aus nur 9 Kr.! 10 Mittagessen gespart für 300m Spaziergang über den Rhein.

    Strasbourg - Fürth: Porto 12 Kr. bis 1/2 Loth. 24 Kr. über 1/2 bis 1 Loth.
    Kehl - Fürth: Porto 12 Kr. bis 1 Loth. Hier sieht man gut, dass der Postverein bei leichten Portobriefen keine Vergünstigung brachte, bei schweren Frankobriefen aber eine enorme Ersparnis möglich war.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    anbei ein Unikat, jedenfalls kenne ich keinen zweiten Brief dieser Behandlungsweise:

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    Am 2.6.1855 in Strasbourg nach der Gerasmühle bei Nürnberg gesandt, vergaß man in Strasbourg den Departement Limitrophe Stempel, der zu einer Taxbegünstigung führte. Bayern sah zwar, dass der Brief aus dem Departement Bas Rhin (Strasbourg) stammte, vermisste aber den Vertragsstempel und ignorierte daher die Vergünstigung für seinen Empfänger. Daher wurde er mit 9 + 9 = 18 Kr. angesetzt und nicht mit 12 Kr. wie ein einfacher Brief mit diesem Stempel

    Ein Beispiel, wie es anders herum lief:

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    Bayern stempelte die Aufgabe 1857, Frankreich taxierte ihn mit 5 Decimes bis 7,5g für den Empfänger.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Nils,

    ja, Briefe von dem rechtsrheinischen Bayern nach dem Elsaß kosteten auch nur 9+3 Kr., statt 9+9 Kr..

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    vlt. mit der schönste mir bekannte Portobrief dieses Vertrages ging mir diese Woche ins Netz.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG0002fe16ff1fjpg.jpg]

    Er lief von München am 20.4.1852 nach Bordeaux, wo er am 25.4. ankam. Bayern durfte ihn nicht bearbeiten und er war nur summarisch in der Briefkarte nach dem Gewicht aufzuführen.
    Am 22.4. erhielt er in Strasbourg den Grenzübergangsstempel und das "D" für Double nebst der Taxe "10" für 10 Decimes Porto beim Empfänger.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    ich habe hier 2 Portobriefe aus dem Jahr 1854 aus Sarreguemines nach Annweiler. Während der 1. Brief dem Postvertag entsprechend mit DEP.LIMIT. gekennzeichnet wurde und damit für den Empfänger 6 Kr. Porto gekostet hat, wurde beim 2. Brief dieser Stempel wohl versehentlich vergessen. Dies hatte für den Empfänger zur Folge, dass er das doppelte Porto zu bezahlen hatte, da nun der normale französische Portoanteil von 9 Kr. berechnet wurde.

    Mich würde nun interessieren, hatte dies bei der Portoaufteilung zwischen Frankreich und Bayern eine Bedeutung. Aus dem Postvertrag von 1847 kann ich nicht erkennen, wie das Porto aufgeteilt wurde, nach Gewicht oder nach den tatsächlichen Portoanteilen.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    zwei tolle Briefe - der 1. schöner, der 2. seltener.

    Die Aufteilung war 9 Kr. für Frankreich (Standard, außer, der Brief trug einen Moderationststempel, wie dein 1. hier) und 3 Kr. für die Pfalz. Dies galt in beide Richtungen, also wenn ein Brief porto von Frankreich in die Pfalz lief oder franko von der Pfalz in das entferntere Frankreich abging. Andere Porti / Franki waren nicht reziprok!

    Beim 1. Brief erhielt jede Postverwaltung 3 Kr.. Wenn der Empfänger nicht reklamierte, dann musste er wohl die 12 Kr. beim 2. Brief zahlen. Andernfalls hätte das Kartenschlußpostamt in Landau (schau mal bitte hinten auf den 2. Brief, da müsste ein Landauer Halbkreisstempel zu finden sein) ihn später als Portodefect reclamiren müssen. Ob man das tat, ist auf keinem Brief ersichtlich.

    Briefe aus dem Nachbarrayon, bei denen der Moderationsstempel abzuschlagen vergessen wurde, sind sehr selten - ich kenne eine Handvoll davon und da ist deiner schon dabei. :)

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayern klassisch,

    du hast recht, auf dem 2. Brief befindet sich auf der Rückseite der Halbkreisstempel von Landau und auf dem 1. Brief der Halbkreisstempel von Zweibrücken.

    Ausgetauscht worden dürften beide Briefe wohl mit dem täglichen Paketschluss zwischen Forbach und Zweibrücken.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    Forbach wäre wahrscheinlich, es gibt aus dieser Korrespondenz aber auch Briefe, die über Wissembourg liefen.

    Im Beitrag #6 hier habe ich meinen aus Strasbourg gezeigt, welches auch im Departement Limitrophe lag, und bei dem auch der Moderationsstempel vergessen wurde. Das wäre eine schöne Seite, wenn man diese beiden Briefe zusammen führen würde, meinst du nicht? :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayern klassisch,

    auf beiden Briefen ist rückseitig der Forbacher Stempel abgeschlagen.

    Die Zusammenführung beider angesprochenen Briefe wäre sicherlich reizvoll. Fragt sich nur, wer seinen Brief abtritt.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    du hast eine PN. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Guten Tag zusammen,

    ein schönes Pärchen, das liball hier zeigt. 12 Kreuzer Porto wegen nicht abgeschlagenem Dep.Limit. habe ich noch nicht gesehen. Der Empfänger wird also bestraft, weil ein Postler geschlafen hat. Ich finde dies ungerecht. Allerdings ist so ein begehrenswerter Beleg entstanden. Ihr beide scheint euch ja schon ziemlich nahe gekommen zu sein, was die zukünftigen Eigentumsverhältnisse an den Briefen angeht. Daher nur für den Fall dass der Deal platzen sollte: ich stehe in Reserve bereit. ;):P

    Beste Grüsse

    HOS

  • Lieber HOS,

    ein guter Versuch - schaun mer mal, wie´s ausgeht. ^^

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    nach langer Zeit beim Blättern in Kopien (!) wieder einen Brief gefunden, der zwei Eigentümlichkeiten aufweist und den ich für den begehrenswertesten Portobrief dieses Vertrages halte.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG065a7509jpg.jpg]

    Geschrieben in Pappenheim am 6.6.1853 wurde er, entgegen sonstiger Gepflogenheiten (ich kenne nur Frankobriefe von dort nach Frankreich) zur Post gegeben. Pappenheim stemptelte artig und schön, beließ ihn aber nach der Vorschrift von weiteren Stempeln oder Manualien. Die Leitung erfolgte über den seltenen Paketschluß Nördlingen via Württemberg (Stuttgart) und Baden (Kehl) nach Strasbourg, wo er am 9.6. eintraf (3 Tage für diese geringe Strecke belegen, dass es keine Eisenbahn gab, die ihn transportierte, also alles noch mit der guten, alten Postkutsche). Da er im geschlossenen Briefpaket lief, konnte er ab Nördlingen keine deutschen Stempel mehr tragen.

    In Strasbourg wurde er erstmals gewogen (in Nördlingen wurden die Portobriefe nach Frankreich nur pauschal gewogen und das ermittelte Gewicht in der Briefkarte angesetzt, weil über das Gesamtgewicht verrechnet wurde und nicht über das Individualgewicht der Briefe). Er wog bis 7.5g, war also einfach und erhielt folglich den 5 Decimes - Stempel. Der 1. Abschlag war aber etwas "krumm" geraten, so dass man nochmals nachstempelte, ohne freilich den 1. Stempelabdruck zu annullieren, was man hätte machen müssen, denn man hätte jetzt auch 55 Decimes lesen können, die Taxe für einen Brief der 11. Gewichtsstufe!

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Bayern Klassisch,

    auch wenn ich, wie Du weisst kein portobrief experte bin, diese Briefe auch
    hauptsächlich aus der Periode VOR 1849 ergänzend sammel, möchte ich Dir
    hier ein Kopliment machen.....

    Ein solch seltener und noch dazu sauberer Beleg-Chapeau mein lieber Pappenheimer :P:P

    Viele Grüsse :)
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"