Ganzsachen-Postkarten

  • Liebe Leser,

    mit der Post beförderte Briefe oder Postkarten mit ungestempelter Marke (mit extra Aufgabestempel) habe ich noch nicht oft gesehen. Im Zusammenhang mit dem noch "Würzburger-Kronen-Stempel" möchte ich hier die Frage stellen, habt ihr solche Stücke in der Sammlung? Sind "durchgerutschte, ungestempelte" häufig?

    Aus praktischen Gründen hier als Beispiel

    eine Karte aus der Bucht (im Angebot für über 30,- € - aber es geht nicht um den Preis/Wert - nur die Häufigkeit).

    Für Wortmeldungen bereits herzlichen Dank
    von einem kleinen Heimatsammler, der er gerne bleibt.*

    Luitpold

    *
    (wie schrieb der neue 2. Vorsitzende der ARGE Bayern Klassisch, er war ein "kleiner Heimaltsammler")

    2 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (13. Juni 2017 um 13:04)

  • Lieber Luitpold,

    ich habe in meiner Contra - Sammlung dergleichen auch, nur noch nicht aufgezogen. In meinen Augen selten, weil ich das keine 10 Mal gesehen habe. Aber der Markt gibt dafür, selbst wenn es ein so attraktives Beispiel, wie das von dir gezeigte, ist, leider keine 30 € her und wohl auch keine 20.

    Sollte man dergleichen aber für 10 bis 15 € in guter Erhaltung (und Datierung) bekommen, macht man ganz sicher nichts falsch. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Luitpold + Ralph,

    da ich mich viel mit den leider völlig unbeachteten bayer. Ganzsachen befasse, kann ich auch etwas zu diesem Thema beitragen.
    Die mit nur einem Stempel unterhalb des Wertstempels versehenen Postkarten sind nicht häufig, aber auch nicht sehr selten.
    Ich denke, das liegt an Folgendem: Bei den Vorläufern, den Correspondenzkarten, die ja noch keinen Wertstempeleindruck hatten,
    gab es unter dem viereckigen Feld, das die Platzierung der aufzuklebenden Marke anzeigte, ein rundes Feld mit der Bezeichnung
    "Post-Aufgabe-Stempel". Diese Praxis wurde bei den Postkarten Nr. 1 und 2 beibehalten, d.h. der Wertstempel war offenbar gar
    nicht zur Entwertung vorgesehen, denn er durfte ja auch nicht ausgeschnitten und zur anderweitigen Frankatur verwendet werden.
    Ich denke, dass durch den häufigeren Mißbrauch dieser Regel irgendwann die Anweisung kam, auch den Wertstempel mit zu
    entwerten. GS-Ausschnitte als Frankatur sind ja höchst selten, weil diese Stücke nach der Vorschrift als unzulässig frankiert
    zurückzuweisen waren und somit aus dem Verkehr gezogen wurden.
    Man müsste mal verfolgen, in welcher Zeit die nur mit einem Stempel belegten PK vorkommen. Ausgabe von P1 war nach dem
    von mir schon mal erwähnten Artikel "Über bayerische Ganzsachen" von F.Sch. vom Anfang des letzten Jahrhunderts Februar 1873.
    Die hier gezeigte aus Bayreuth datiert 10.4.1873, also sehr früh. Die aus Berching lässt sich nicht datieren, ein Problem, das von
    der fehlenden Jahreszahl in den Stempeln dieser Zeit herrührt. Man ist also auf handschriftliche Datumsvermerke angewiesen.
    Stimmt meine Theorie, müssten alle diese Stücke aus 1873/74 stammen, später erfolgte dann die Entwertung des Wertstempels,
    zuerst doppelt, dann nur noch einfach, denn bei P3 und 4 wie auch den späteren PK der Pfennigzeit findet sich kein Feld mehr für
    den Post-Aufgabe-Stempel.

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    weite Welle

  • Ich sehe gerade, dass die in ebay angebotene und von Luitpold gezeigte Karte vom Mai 1873 stammt.
    Eine gleichzeitig angebotene vom Juni 1873 trägt bereits 2 Stempel. Könnte auf die Richtigkeit meiner
    Theorie hindeuten, dass die Nicht-Entwertung des Wertstempels nur sehr kurz regulär möglich war.

    weite Welle

  • Lieber Franz,

    das ist eine gar nicht mal so abwegige Theorie, dass man in München dachte, sie sollten entwerten, aber es nicht so formuliert haben und nach rel. kurzer Zeit dann eine interne Änderung eingetreten sein musste, doch zu stempeln.

    Ich meine, das gleiche Spiel hatten wir schon vorher bei den U1 - U3, also den 3 Kr. Ganzsachenkuverts, wo es ja auch Spielarten gibt, die nicht uninteressant sind. Ich muss mal schauen, wo meine ist/sind ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Franz,

    es ist selten, aber es kommt tatsächlich vor, dass ich eine gesuchte Seite innerhalb von Jahresfrist finde. Hier ist sie also - und eine Contravention ist gar nicht dabei, so dass die Seite geändert werden muss ... wofür dieses Forum nicht alles gut ist!

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Leute, was für ein "Volltreffer", aber eigentlich wollte ich nicht zur Aufkärung der Stempelung von Postkarten beitragen, aber gut, wenn so eine Diskussion angestoßen wird. Ganz nach dem Motto "ein Blinder findet ...".

    Was ich andeuten wollte, ungestempelt gebliebenen Brief-/Postsendungen gibt es aus Bayern - nicht?

    Wir haben dann oftmals "Fremdentwertungen", wie bei diesem merkwürdigen Stempel mit der Krone.

    Ach ja, die Sache mit dem "Post-Abgabestempel" wurde wohl auch außer Acht gelassen. Vorschriften sind "geduldig" :D

    Sonnige Grüße von Luitpold

  • Man müsste mal verfolgen, in welcher Zeit die nur mit einem Stempel belegten PK vorkommen.
    Stimmt meine Theorie, müssten alle diese Stücke aus 1873/74 stammen, später erfolgte dann die Entwertung des Wertstempels,
    zuerst doppelt, dann nur noch einfach, denn bei P3 und 4 wie auch den späteren PK der Pfennigzeit findet sich kein Feld mehr für
    den Post-Aufgabe-Stempel.

    Stimmt :thumbup:

    Zumindest in der Bucht keine gefunden. Alle abgestempelten "Postmarkenstempel" auf den Karten die eine Jahreszahl offerierten, lagen zeitlich nach der VO. Aber das mit dem "Post-Abgabe-Stempel" scheint generell missverständlich gewesen zu sein, zumindest diese hier


    illustriert diese Verwirrung (Aufgabe äh Abgabe :?: ) sehr schön :thumbup:

    In den Ankunfstpostämtern sparte man sich die Arbeit und stempelte nicht. Da findet sich leider auch keine VO ;(

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Eine interessante Diskussion. Wir hatten hier schon mal begonnen darüber zu diskutieren.

    Bei der Karte aus Bad Oberdorf vom 01.04.1875 wurde der Stempel nachträglich entwertet. Hierfür müsste es ja einen Grund gegeben haben, weil eher unwahrscheinlich ist, dass ein Postler ohne Not hier zusätzlich noch die Feder in die Hand genommen hat.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Lieber Wolfgang,

    Nach meiner Erfahrung aus der Zeit, als ich noch eine Sammlung "Postablagestempel " hatte, kann ich sagen, dass das in Memmelsdorf öfter vorkam.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Luitpold,

    weder der Aufgabestempel, noch die Ganzsache sehen für mich nach 1873 aus - eher 1874 und 1875.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Aktuell in der "Bucht" (wie bk es zu nennen pflegt) und hier zur Dokumentation eine PK aus Miltenberg Feburar 1873.

    Ein Beleg für die "Nicht abstempeln müssen"-These :?:

    Wer bietet hier eigentlich mit, damit wir uns nicht gegenseitig das Stück teurer machen als nötig ?(

    Luitpold

  • Lieber Luitpold,

    eBay = electronical Bay = Elektronische Bucht.

    Ja, ich könnte auf das gute Stück bieten - einfach was eingeben, möge der spendierfreudigere Sammler gewinnen (oder der, dem es mehr wert ist). ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    zu # 315 von Luitpold vorgestellt - mittlerweile in meinem Besitz - nettes Teil. Ich denke, dass wir bei dieser Indizienlage das bisher gedachte unterstellen dürfen und ab heute suche ich nach frühen Karten MIT Abstempelung des Wertzeicheneindrucks. Bitte anbieten! ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    jetzt eine ganz frühe aus München I vom 27.2.1873, bei der man den Wertstempel im Gegensatz zu obigen Beispielen, aber doch entwertet hat. Auch der Abgabestempel ist nicht von schlechten Eltern.