Auslage von Zürich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Die "Auslage von Zürich" Stempeln sind wohl kein Seltenheit. Und dieser Stempel gibt es auch in verschiedenen Formen.
    Meine Frage an die Forumsmitgliedern ist wie dieser Stempel benutzt geworden ist, also nicht nur an Briefe die nach Bayern liefen.

    Leider habe ich noch nur einen Brief mit diesem Stempel.

    Dieser Brief lief von Zürich nach Kempten im Jahr 1808. Die Züricher Auslage war 4 Kreuzer. Und der Empfänger hat 10 Kreuzer bezahlen müssen. Wo war dieser Stempel abgeschlagen geworden? In Zürich? Und hat Bayern die 4 Kreuzer an Zürich abgegeben?
    Gab es dieser Stempel auch nach Baden oder zB Preussen?

    Hoffentlich wird es einige Antworte kommen. Ob nicht dieses Jahr, dann nächstes :) :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ein sehr schöner Brief. Der Stempel kam in Zürich auf den Brief. Zürich bediente nicht nur den eigenen Kanton postalisch, sondern rechnete auch mit weiter hinten liegenden Schweizer Postgebieten oder Kantonen ab, so dass der Stempel angab, was Zürich von Bayern (oder einem anderen Postgebiet wie Österreich) forderte.

    Dieser Stempel ist nicht so häufig wie du denkst, was die Briefe nach Bayern angeht. Der Nachfolger war häufiger. Von diesem könnte ich mehrere zeigen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    kann ich machen. Dauert aber etwas, weil viel zu tun ist ...

    Die Verwendungszeit werde ich nachlesen können und schreibe ich dann, wenn ich es gefunden habe.

    Liebe Grüsse

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Nils,

    dein Auslagestempel von ZH ist von 1805 bis 1808 bekannt. Quelle: Richard Schäfer "Handbuch des Auslandspostverkehrs ..." S. 114 oben rechts.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Danke für die Verwendungszeit. :)
    Eine relativ kurze Verwendungszeit bei diesem Stempel. Und hier in 1808 sieht der Stempel noch relativ frisch aus. Vielleicht ist der Stempel zerstört geworden? Die anderen Stempeln kamen dann wohl sofort danach. Oder die genannte Verwendungszeit ist falsch.

    Freue mich etwas von deine Briefe zu sehen, wenn du Zeit hast )

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    der Autor gibt glaubhaft an, dass nach dem Ende deines Stempelgeräts ein neues angeschafft wurde - welches ich belegen kann. 4 Jahre Einsatzzeit sind nicht viel, das ist richtig. Aber es gab damals viel Post in dieser Ecke und er kam auf fast alle Transitbriefe von West nach Ost, so dass man ihn schon hin und wieder finden wird.

    Vlt. hat man ihn ausgemustern, weil er zu filigran war und sein Nachfolger von der graphischen Verbesserung (größere Freifläche im Inneren des Stempels für das Zürcher Porto) profitierte. Nicht immer wurde ein Stempel entsorgt, weil er schlechte Abschläge lieferte, sondern weil seine Funktionalität nicht mehr als adäquat angesehen wurde.

    Die Briefe kommen im Laufe der Woche. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kantonal

    Ein sehr schöner und hoch interessanter Brief. :) :P :P :P

    Der Vertreter der Pforzheimer Firma war vielleicht mal im Umgebung von Zürich oder dessen Postgebiet.
    Und hat seine Reise weiter nach Moersburg angekündigt. Solche Briefe sehe ich sehr gen :)

    Danke fürs Zeigen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    auf allgemeinen Wunsch eines Einzelnen zeige ich hier ein paar Briefe mit dem Zürcher Auslagestempel.

    1. Brief aus Zürich Stadt vom 2.4.1818 nach Nürnberg.

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    Z. setzte 10 Kr. Auslage an, die man von Bayern haben wollte. Bayern setzte in Lindau an innerem Porto 18 Kr. an, so dass der Empfänger hätte 28 Kr. zahlen müssen. Dies war aber der Standardportosatz für Briefe über 1/2 bis 1 Loth! Für die CH war er zwar doppelt schwer, so dass Bayern das einfach hochrechnete, aber tatsächlich korrigierte Nürnberg mit seiner typisch blauen Tinte den Brief auf einfach für Bayern bis 8.75g, so dass nicht die Progression 12 mal 1,5 = 18 Kr. griff, sondern nur 12 Kr. für den bayerischen Teil anzusetzen waren. Daher reduzierte man das Porto auf 22 Kr. für den Empfänger.

    2. Brief aus Wohlen vom 3.1.1833 nach Nürnberg.

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    Der Aargau notierte mit Rötel 4 Kr. für sich bis zur Postgrenze Zürichs. Dort kamen weitere 6 Kr. für den einfachen Brief hinzu, so dass korrekt 10 Kr. Zürcher Auslage notiert wurden (typisches Zürcher Tintenrot). Bayern notierte seine 12 Kr. ab Lindau gar nicht erst dazu, sondern summierte alles auf korrekte 22 Kr. für den Empfänger.

    3. Brief aus Wohlen vom 9.4.1833 nach Nürnberg.

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    Der Brief hatte ein Muster "ohne Werth" an Bord. Ob anhängend oder inliegend weiß man nicht - bei dem Absender dürfte es sich um Issler und Bruggießer gehandelt haben, also war sicher ein Strohmuster dabei, welches man praktisch immer einlegte, so dass es keine Portomoderation gegeben haben dürfte. Aber das ist nur eine Vermutung von mir, weil der Brief für mich nicht 100%ig beschreibbar ist.

    Was erkennen wir zweifelsfrei? Der Aargau, im Gegensatz zu dem vorigen Brief, hat ihn hier nicht mehr taxiert! Es sind nur 2 Tinten zu sehen - die rote von Zürich und die blaue von Nürnberg.
    Zürich schrieb L 1 1/4 für 1 1/4 Loth Gewicht auf, womit der in der 3. Gewichtsstufe zu liegen hatte. Man notierte auch "14" (?) neben Nürnberg, was den Anteil des Aargaus darstellen könnte (Progression ist mir nicht bekannt). Da man in den Auslagestempel 26 Kr. schrieb, sollte Zürich dann die Differenz von 12 Kr. für sich genommen haben, was passen würde, weil 6 + 3 + 3 Kr. gerechnet wurden für das 3. Gewicht.

    Nürnberg notierte als Summe gleich 56 Kr., ohne den bayer. Anteil zu notieren, siehe auch zuvor schon. Demnach hätten wie 30 Kr. Differenz zu der Grenzforderung Zürichs.

    Einfache Briefe, wie wir oben schon gesehen haben, kosteten 12 Kr.. Progressiert man nun weitere, kämen wir auf 18, 24 und 30 Kr.. Damit lägen wir aber in der 4. Gewichtsstufe, also über 1 1/2 bis 2 Loth. Zürich hatte ihn aber mit 1 1/4 Loth gewogen.

    Die Zürcher Notation oben links mit 7 / 80 (?) kann ich gar nicht nachvollziehen. Ich hoffe, dass erfahrenere Schweizsammler, als ich es noch bin, ihn knacken können.

    "Last but not least" der 4. Brief aus Zürich vom 22.3.1834 nach Nürnberg.

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    Hier wurden wieder 6 Kr. für den einfachen Brief in Auslage genommen und mit den bayer. 12 Kr. Inlandsporto zu 18 Kr. für den Empfänger addiert. Wenn man nicht wüsste, wo die Stempel Zürich, Auslag von Zürich und Nach Abgang der Post auf den Brief gekommen wären, hier würde man es sehen - alle Stempel haben in dasselbe Stempelkissen gefasst und sind gleich verkleckst/ölig.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    hier die Transitbriefe über Bayern, von denen ich nur zwei zeigen kann:

    1. Brief aus Donath vom 2.10.1818 mit Postaufgabe in Chur über Zürich und Bayern nach Berlin.

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    Er lief über Lindau nach Nürnberg. Chur setzte 6 Kr. oben links an, zu denen 16 Kr. bayer. Transitporto kamen. In Nürnberg ("Auslage 1 1/2") wurden nur diese 6 Kr. in die Auslage geschrieben, weil man sich als Abrechnungspostamt zu Preußen sah. Diese 6 Kr. entsprachen 1 1/2 Gutegroschen preußisch. Auch unter dem Auslagestempel notierte man lediglich 4 Gutegroschen für den bayerischen Transit bis Hof, die den links oben vermerkten 16 Kr. entsprachen. Die Addition auf 24 Kr. oben links war falsch, weil sie nicht das bayerische Porto betrafen, sondern das Schweizerische und bayerische Porto zusammengezogen hatten, was ja erst noch verrechnet werden musste.

    Preußen notierte in Hof 10 Gutegroschen als Endbetrag für den Empfänger, die Wohllöbliche Vorsteherschaft der französischen Colonnie in Berlin, so dass der preußischen Anteil 4 1/4 Gutegroschen gewesen sein muss.

    2. Brief aus Zürich vom 11.5.1843 nach Halle an der Saale.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG00013f4c292cjpg.jpg]

    Der Portobrief war schwer, wie wir aus den Gebühren erkennen können. Zürich notierte 9 Kr. für die 2. Gewichtsstufe (6 + 3 Kr.). Bayern vermerkte 24 Kr., also 16 + 8 Kr., so dass wir an der bayer. Ausgangsgrenze 33 Kr. Porto feststellen dürfen.

    Zur allgemeinen Verwirrung dürfte der Absender beigetragen haben, als er den Namen des Empfängers mit FULDA sehr groß schrieb, der Brief aber nicht nach Fulda, sondern nach Halle an der Saale gerichtet war. In Halle kam der Stempel Bayern auf den Brief, weil man dort einen eigenen Kartenschluß mit Nürnberg unterhielt. Der Empfänger zahlte schließlich satte 13 1/2 Silbergroschen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich möchte folgenden Brief zeigen:
    Unfrankierter Brief aus Jestetten (Baden) vom 9.11.1849.
    Der Ort grenzt an die Schweiz, bzw. war von der Schweiz
    gänzlich umschlossen.

    siehe folgenden Link:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Jestetten

    Er wurde in Zürich am 14.11.1849 aufgegeben
    und ging nach Hersbruck bei Nürnberg.
    6 Kreuzer fielen für die Schweiz und 14 Kreuzer
    für Bayern an. Beim Empfänger wurden 20 Kr Porto
    kassiert.

    Beste Grüße,
    VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein außergewöhnlicher Brief, den man auch in Baden hätte aufgeben können. Ist er sicher aus 1849? Das wäre aber sehr spät für diesen Stempel.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber VorphilaBayern,

    vielen Dank für den Inhalt - tatsächlich aus 1849. Ich hätte ihn 10 Jahre älter geschätzt. ;(

    Wenn er auf badischem Territorium aufgegeben worden wäre, hätte er bis 1/2 Loth 12 Kr. gekostet, die sich Baden und Bayern geteilt hätten. So war er etwas teurer.

    Ein in jeder Beziehung außergewöhnliches Poststück, das jeder gerne hätte (vor allem ich für meine neue Bayern - Schweiz - Sammlung) ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Dann habe ich die Briefe hierher kopiert. Somit bleiben die Briefe auch unter Bayern-Schweiz zu sehen.

    Danke fürs zeigen. :)

    Ich sehe dass der Stempel von Anfang an als Aufgabeortsstempel benutzt war. Eine interessante Verwendung.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo,

    ich möchte folgenden Brief von 1839 zur Diskussion stellen: Laufweg von Genf über Zürich, Rheineck, Lindau, Nürnberg nach Neuburg an der Donau. Die Schweizer berechneten 22 Kr. , im Auslage-Stempel vermerkt. Wie verteilen sich die 22 Kr. auf die Kantone? Soll die rote Linie daneben eine Zahl darstellen?

    Für Bayern wurden zunächst 16 Kr. notiert, ergibt gesamt 38 Kr. in blau. Mit dem selben Stift wurden beide gestrichen und links unten auf 10 Kr. korrigiert. Die neue Summe von 32 lese ich in schwarz vor dem Wort Neuburg. Hätten es nicht bei 23 Meilen Luftlinie zwischen Lindau und Neuburg nur 8 Kr. sein dürfen? Bin gespannt auf eure Kommentare.

    Viele Grüsse
    kantonal