• Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    in den rheinischen Gebieten übernahm nach dem Rückzug der französischen bzw. bergischen Post (Ende 1813) zunächst wieder Turn & Taxis die Post.
    Erst ab dem 1.7.1816 wurde die Posthoheit in diesen Gebieten wieder von der preußischen Post übernommen. Die Übergangszeit betrug also rund 2 1/2 Jahre.
    Die (einfachen) Postbeamten wurden in der Regel auf den neuen Dienstherren vereidigt und übernommen. So war eine weitgehend reibungslose Fortführung der Postbeförderung gewährleistet. Dies wurde zunächst von Taxis und später von Preußen gleichermassen praktiziert.

    Taxis verwendete in dieser Zeit seine alten Stempel weiter.
    Anbei ein Beispiel hierfür: Ein Brief von Solingen in das nahegelegene Wermelskirchen, taxiert mit 2 Ggr. Porto.
    Verwendet wurde der alte Rayon-Stempel R1.SOLINGEN. Der Brief wurde am 31.Mai 1816 aufgegeben, also genau einen Monat vor dem Ende des Taxis-Interregnums.
    Der hier zu sehende Stempel gehört zu den vielen, die von der preußischen Post nicht weiter verwendet wurden.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der folgende Brief wurde am 15. September 1815 in Aachen geschrieben und ist adressiert
    An den Herrn Staatsrath Hatzfeld
    Königlich Preußischer Comisarius
    Hochwohlgeboren zu
    Wiesbaden

    Es handelt sich um eine portofreien Dienstbrief, gekennzeichnet mit HDS.

    Im September 1815 war Aachen schon einige Monate preußisch, die Post aber noch in den Händen von Thurn&Taxis.
    Der L1 AACHEN war brandneu von Taxis angefertigt worden, Feuser kennt ihn erst ab 1816. Mit diesem Brief ist nun belegt, dass es sich um einen Taxis-Stempel handelt.
    Bei dem roten Chargé-Gitter weiß ich nicht, ob es tatsächlich ein Kennzeichen für Recommandation war, da jeglicher sonstige Hinweis fehlt (die Nummer oben könnte allerdings eine Reco-Nummer sein).
    Wiesbaden in Nassau war postalisch auch Taxis-Gebiet, so dass der Brief ein reiner Taxis-Brief ist.

    Der Adressat Friedrich von Hatzfeld war anscheinend ein kompetenter Staatsbeamter, da keiner der jeweiligen Landesherrn auf seine Dienste verzichtete. Zunächst war er Dillenburger Domäneninspektor, 1812 wurde er von Beugnot zum Staatsrat im Großherzogtum Berg ernannt, hier als Repräsentant des Siegdepartments. 1815 war er dann schon in preußischen Diensten, wie an diesem Brief ersichtlich.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ein beneidenswert schöner Brief mit Datumsergänzung eines bekannten Stempels ist immer eine tolle Sache. :P

    Der Brief lief todsicher unter Recommandation, was die mehrfache Umkartierung mit den Reconummern und das Gitter beweisen - das war bei TT immer so. Einer schriftlichen Vorgabe auf der Adressseite durch den Absender bedurfte es früher bei diesen Briefen nicht.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief vom Juni 1814.
    Nach dem Ende des Großherzogtums Berg war vorübergehend (bis zur Übergabe an Preußen) das Gouvernement Berg entstanden, in dem Thurn & Taxis das Postregal vorübergehend wieder ausübten.
    Im April 1814 war zwischen Frankreich und Taxis ein provisorischer Postvertrag abgeschlossen worden, in dem den veränderten Bedingungen Rechnung getragen wurde. So waren die alten Austauschpunkte Richtung Berg und Cleve Köln-Deutz und Neuss-Düsseldorf hinfällig geworden und wurden durch Givet-Aachen ersetzt.
    Nach diesem neuen Postvertrag war eine durchgehende Frankierung nicht mehr möglich, nur Franko Grenze oder Porto.
    Die Taxen des alten Postvertrags von 1801 wurden beibehalten.

    Aufgegeben als Portobrief in Metz, das gegenüber Aachen im 3. Rayon lag, lief er nach Elberfeld.
    Neben dem Departement-Stempel 55 Metz wurde noch der französische Rayon-Stempel R.No.3 verwendet.
    Leider ist nur eine Gesamttaxe notiert.
    Ob die notierten und vom Empfänger zu zahlenden 14 tatsächlich noch(wieder) Stüber waren, weiß ich leider (noch) nicht.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    diese Taxe hat sicher nicht Frankreich notiert. 14 Kreuzer wären viel zu wenig, 14 Batzen wohl zu viel, Groschen gab es noch nicht, so weit ich weiß, bleibt eigentlich nichts anderes als Stuiver übrig ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    ein kleines Briefchen vom 14. Januar 1814 aus Wesel nach Düsseldorf an die Gräfin Borcke, geborene von Gaza.

    Es wundert mich immer wieder, dass in diesen Tagen die Post funktionierte:
    am 13. Januar überschritten russische Truppen bei Düsseldorf den Rhein
    am 14. Januar räumten französische Truppen Köln
    die Festung Wesel war noch von französischen Truppen besetzt

    Der Stempel R.I WESEL ist ein alter Taxis-Stempel (Feuser führt ihn nur in schwarz)
    Die Taxierung 5 (Stüber?) ist von deutscher Hand geschrieben.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    mal schauen, ob ich etwas zu der Währung heraus bekommen kann - wenn ja, gebe ich laut.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Michael,

    auch nach fast einer Stunde interner Recherche (das Internet braucht man da erst gar nicht zu bemühen), kann ich nichts zweifelsfrei behaupten. Es sollten Stuiver sein, aber sicher ist es nicht, weil es auch Kreuzer dort kurz gab und Batzen. 5 Stuiver waren ja ca. 4 Gutegroschen bzw. 20 Kr. rheinisch, was mir ein wenig viel erscheint für diese kurze Distanz. Vlt. dann doch 5 Kreuzer?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Wenn ich nichht ganz irre, dann verwaltete zu diesem Zeitpunkt Taxis auch diesen Teil des sog. Überrheinischen Gebietes.
    Ich kenne noch einen Brief, der Anfang 1815 über Wesel nach Brügge ging (ebenfalls Überrhein) der ebenfalls diesen R.I Wesel in rot trägt und
    in derselben roten Tinte eine 3. Wir haben es dann wohl mit einer taxisschen 3 zu tun.
    Für weitere Informationen über Währung etc. hilft nur ein Blick in den umfangreichen Aktenbestand zu diesem Thema.
    In dieser Beziehung hab ich aber noch nicht viel gearbeitet, da kann ich nur auf mein Verzeichnis der Postakten im ZATT
    verweisen unter dem Stichwort Überrhein.

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    ein Brief vom August 1814 aus Coblenz nach Elberfeld (Luftlinie 105 km).

    Lt. Feuser war in Coblenz seit dem 24.1.1814 Taxis-Post (Überrhein).
    Elberfeld gehörte seit Ende 1813 zum Gouvernement Berg und wurde ebenfalls durch Taxis postalisch versorgt.

    Neben dem L1 COBLENTZ (bei Feuser erst ab 1815 bekannt) finden sich ein alter Rayon-Stempel R.No.I und eine Taxe 10, die französisch wirkt und deren Währungseinheit mir nicht klar ist. Sollten hier noch Decimes gemeint sein?

    @johelbigs Hinweis auf die TT-Akten dürfte auch hier greifen ...

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    so weit ich weiß, hat man damals keine Centimes, sondern nur Decimes geschrieben. Bleiben Kreuzer oder Stuiver.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Michael

    Ich sehe auch bei deine andere Briefe hier im Thread dass du unsicher bist, wenn es um die Währung geht. Ich habe meine Briefe auch angeschaut, und ich habe auch keine Währung vermerkt (im Archiv).

    Ob es Stuiver oder Decimes ist, spielten für den Empfänger eine geringe Rolle für den Empfänger da die gleichwertig waren. Aber ich hätte auch gern gewusst was es war. Meine Vermutung ist Decimes bis Preussen seine Währung eingesetzt hatte.

    Interessanter Brief wie immer von dir :)

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr beiden,

    ich meinte natürlich Decimes (habe ich jetzt korrigiert).
    Decimes bzw. Stüber können es gewesen sein, wenn Taxis einen sehr fein unterteilten Entfernungstarif benutzte:
    Der zu Anfang gezeigte Brief Wesel-Düsseldorf kostete bei ca. 50 km Entfernung 5 Stüber.
    Coblenz-Elberfeld bei 105 km dann das Doppelte.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    folgender Brief wurde am 16.11.1814 in Elberfeld geschrieben und lief fco. ffurth nach Wangen im Allgäu, Württemberg.
    Gemäß Postkurskarte erreichte der Brief von Frankfurt über Tauberbischofsheim bei Mergentheim Württemberg.
    Wangen gehörte von 1802 bis 1810 zu Bayern und kam als Folge des Grenzvertrags zwischen Bayern und Württemberg von 1810 nach Württemberg.

    Der L1 ELBERFELD (51 x 5 mm, also deutlich größer als die anderen L1-Stempel von Elberfeld, im Feuser nicht aufgeführt) ist für die Jahre 1812-14 belegt.
    Das bezahlte Teilfranko bis Frankfurt wurde rückseitig mit 10 (Stüber) notiert.
    Vorderseitig mittig wurden von Taxis 2 - ( = 2 1/2) Batzen notiert.
    Diese wurden mit schwarzer Tinte gestrichen und unten der Taxbaum 4 / 8 (Kreuzer) notiert. Dies geschah anscheinend auch durch die Taxis-Post.
    An württembergischen Inlandsporto fielen 10 Kreuzer für die Strecke von 30 Meilen an (Brief-Post-Tarif ab 1.7.1814). Dazu kam das taxissche Porto für die Strecke ab Frankfurt in Höhe von 4 Kreuzern. In Summe 14 Kreuzer + 1 Bestellkreuzer.

    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Michael

    Ich verstehe die Taxierung hier nicht so ganz.

    2 1/2 Batzen ist gleich 10 Kr Rh? Wenn so geschrieben ist es in Frankfurt geschrieben und heisst wohl den taxischen Auslage.
    Wie man dann 4/8 und 14/1 verstehen soll ist für ich nicht verständlich.

    Was sehe ich falsch?

    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nils,

    diesen schwarzen Taxbaum verstehe ich auch nicht. Ich habe einen solchen Baum auch noch keinem anderen Brief aus jener Zeit, der über Frankfurt lief, gesehen.
    Die von mir angegebene Taxbeschreibung sieht für mich in folgenden Punkten plausibel aus:
    - die 2 1/2 Batzen bis Frankfurt findet man immer wieder auf solchen Teilfranko-Briefen.
    - das württembergische Porto von 10 Kr. entspricht dem Tarif, rechts sind in Rötel dann 14 Kr. Gesamtporto notiert (die 4 Kreuzer aus dem Baum könnten von der Strecke Frankfurt-Tauberbischofsheim her passen), darunter ein Bestellkreuzer (so zumindest meine Interpretation).
    Das einzig unverständliche ist die "8". ?(

    Einen ähnlichen Brief, allerdings ein paar Monate vor dem neuen württembergischen Tarif, in Gegenrichtung von Isny (das nahe bei Wangen liegt) nach Elberfeld hat Vorphilabayern hier gezeigt.

    Viele Grüße
    Michael

    NB: Eine schöne Quellensammlung zur württembergischen Landespost 1806-1819 wurde kürzlich in den DASV-Rundbriefbeilagen Postgeschichte und Altbriefkunde, Hefte 193/194 veröffentlicht.