Südamerikafahrt 1930 - Post nach Havanna

  • Hallo zusammen ! 

    Wie schön, dass ich hier die Möglichkeit habe, für die einzelnen Etappen „Graf Zeppelins“ bei seiner ersten Südamerikafahrt jeweils eigene Threads zu beginnen – so muss ich nicht die chronologische Reihenfolge der Landungen und Postabwürfe einhalten. Eine Sonderstellung nimmt die geplante Etappe nach Havanna ein, die in Wirklichkeit gar nicht stattfand. Denn ganz so glatt und reibungslos, wie die zeitgenössischen Chronisten die Fahrt beschreiben, ging sie wohl nicht vonstatten.
    Nicht nur der Besuch in Brasiliens Hauptstadt Rio de Janeiro fiel bei weitem nicht so triumphal aus wie erhofft - man musste witterungsbedingt schon nach einstündigem Aufenthalt fast fluchtartig aufbrechen und brüskierte damit die zu spät zum Landeplatz herangeeilte brasilianische Nomenklatura.
    Das planmäßig nächste Reiseziel war Havanna, die Hauptstadt Kubas. Je nach Wetterlage war dort ein Postaustausch oder wenn irgend möglich eine Landung mit einem kurzen Aufenthalt geplant. Aber auch diesmal musste kurzfristig umgeplant werden: ein umfangreiches Tiefdruckgebiet über der Karibik zwang zusammen mit gefährlich knappen Treibstoffvorräten zum Verzicht auf diesen Umweg. Vor allem der von Sevilla aus mitgereiste spanische Infant Don Alfonso von Orléans, der die Landung in Havanna für einen PR-Besuch nutzen wollte, war sicher „not amused“. Aber auch einige andere Passagiere zeigten dem Kommandanten Eckener recht deutlich ihren Unwillen. Damals aufkommende Gerüchte, dass man die aufgebrachten Passagiere mit Waffengewalt in Schach halten musste, wurden immer dementiert, aber dass ein Passagier die Reise bei der nächsten Landung vorzeitig abbrach, ein anderer einen Teil des Reispreises zurückverlangte, ist unstrittig.
    Es war also durchaus nicht alles so eitel Sonnenschein bei dieser Reise, wie es in den zeitgenössischen Berichten der Herren Eckener, Lehmann und Breithaupt im Nachhinein kolportiert wurde.

    Zurück zur Philatelie: die für den Postaustausch in Havanna bestimmte Post wurde zwangsläufig bis zur nächsten Landung nach Lakehurst (N.J.) weiterbefördert. Von dort aus wurde sie per Flugzeug nach Kuba „zurück“ geschickt, nachdem sie in Lakehurst den amerikanischen Sonderbestätigungsstempel (Rhombenstempel Type I) als Transitstempel erhalten hatte. Übereinstimmend vergeben alle Spezialkataloge für die nach Kuba geleitete Post eigene Nummern, obwohl sie bezüglich der Luftschiff-Beförderung mit der übrigen nach Lakehurst geleiteten eigentlich identisch ist. Ein mir bekannter Fachmann erklärt mir, dass eine solche Unterscheidung immer dann gerechtfertigt sei, wenn nicht nur ein Teil der Poststücke sondern die gesamte Post fehlgeleitet worden sei.

    Mit einer solchen Fehlleitung möchte ich hier beginnen: der Brief sollte eigentlich schon über Santa Cruz in Teneriffa abgeworfen werden. Mit allen übrigen für diesen Abwurf vorgesehenen Poststücken hätte er eigentlich in Praia landen sollen. Aber ganz ähnlich wie bei dem zuletzt beim „Postabwurf über den Kapverden“ gezeigten Brief war auch diese Karte falsch einsortiert. Der Ankunftstempel aus Havanna vom 2.6.1930 beweist es. Diesmal war es also umgekehrt: sie blieb versehentlich bis Lakehurst an Bord des Luftschiffs und wurde dort ohne weitere Prüfung nach Havanna weiterbefördert –bestimmt war sie schon in Friedrichshafen in den "Havanna-Sack" einsortiert worden.

    Ziemlich mysteriös wird die Sache allerdings, wenn man die Karte umdreht! Da findet man blitzsauber abgeschlagen den richtigen Ankunftstempel von Praia auf den Kapverdischen Inseln vom 21. Mai, dem Tag des Abwurfs vom „Graf Zeppelin“. Als hätte man die Karte an einer Schnur befestigt und sie nach dem Stempeln wieder an Bord genommen ?!
    Zum ersten Mal sah ich diesen Beleg in einem Corinphila-Katalog. Mit der Losbeschreibung machte man es sich dort einfach:
    „1930 South America Flight Mai 18 – June 6: card adressed to Chicago/USA, dropped at Praia/Cabo Verde, accidentially carried to Habana/Cuba (c.d.s. “Jun 2 1930”) showing board cancellation “19.5.1930” (Sieger 57B/FF)”
    Gleichgültig, ob “accidentally” mit “versehentlich” oder “zufällig” zu übersetzen ist – es ist kaum vorstellbar, dass ein Postdampfer von Praia aus die Karte so synchron nach New York (und dann nach Lakehurst) brachte, um sie dort wieder mit der Zeppelinpost zusammen zu führen – und dass sie von dort trotz Chicago-Adresse nach Havanna geschickt wurde. Ein weiteres Indiz, dass dies nicht möglich war, kann ich anhand des „umgekehrten“ Briefs zeigen, der im Santa-Cruz-Postsack gelandet war. 
    Die einzig plausible Erklärung: der Händler Leo Wasmer (dem wir viele Belege dieser Fahrt verdanken) vermisste nach dem Erhalt seiner Karte den "richtigen" Ankunftstempel, was ihn dazu veranlasste, die fehlgeleitete(n) Karte(n und Briefe ?) unter Umschlag an das Postamt von Praia zu schicken, wo man ihm den Gefallen tat - sicher auch durch ein kleines Geschenk motiviert -, die Poststücke um den rückdatierten Originalstempel zu ergänzen. Dass solche Aktionen damals nicht unüblich waren, dafür gibt es auch von anderen Fahrten eindeutige Belege. 


    Natürlich wären die beiden Belege – die hier gezeigte Karte und der über Praia abgeworfene Brief – ein sehr schönes Paar auf einer gemeinsamen Albumseite. Aber wie macht man das, wenn die Gliederung eine Aufteilung nach Etappen bzw. Destinationen verlangt? Jetzt wisst ihr Bescheid, warum nach den Kapverden gleich Havanna an der Reihe ist (wenigsten hier ...)


    Viele Grüße von balf_de


    PS: vermutlich habe ich demnächst mehr Zeit zur Fortsetzung meiner Beiträge hier, nachdem man in einem anderen Forum, in dem ich bisher aktiv mitgemacht habe, leider ziemlich unfreundlich Anstoß an einigen meiner Beiträge genommen hat ...

  • Lieber balf_de,

    selten habe ich Poststücke erblickt, die so sammlerisch seicht wirken, es aber so faustdick hinter den Ohren haben wie hier. Vielen Dank für diese Unterrichtsstunden in moderner PO, wenn ich so sagen darf. :)

    Wenn man deine Sammlung(en) und Leistung(en) andernorts nicht zu schätzen weiß, so darf ich dir versichern, dass hier jeder erkennt, welch erstklassiger Sammler und Philatelist du bist, sei es bei deiner feinen Heimatsammlung von Heidelberg, oder wie hier bei deinem luftigen Spezialgebiet. Bei letzterem bin ich wahrlich kein Kenner, aber ich erkenne den Kenner sofort ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    selten habe ich Poststücke erblickt, die so sammlerisch seicht wirken, es aber so faustdick hinter den Ohren haben


    ein Kompliment, das nur beim ersten Hinsehen etwas gemischte Gefühle verursacht: Du hast ja Recht - die immer wiederkehrenden Frankaturen mit den beiden Zeppelinmarken MiNr. 438 und 439 bei "meiner" Südamerikafahrt 1930 kann man wirklich als "seicht wirkend" bezeichnen ...

    Hallo zusammen!

    Dafür hat es mein nächster Beleg, der die Reise bis Lakehurst im Luftschiff und anschließend nach Havanna im Flugzeug mitgemacht hat, weniger "faustdick hinter den Ohren". Auch wenn die Postkarte, die über Friedrichshafen nach Kuba und dann per Schiff und Bahn zurück nach Sachsen spediert wurde, die lange Reise ziemlich unmotiviert mitmachte - also ganz sicher nicht der "Bedarfspost" zuzurechnen ist (obwohl ich da bei Grußkarten eigentlich recht "großzügig" bin), habe ich sie doch gerade wegen der originellen Buntfrankatur mit Dauerserien-Marken gerne in meine Sammlung integriert.

    Vielleicht noch nicht unbedingt eine "Besonderheit", aber sehr wahrscheinlich in dieser Form ein Unikat.

    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!

    Heute habe ich eine nach Havanna adressierte Postkarte erhalten, die zusammen mit einer zweiten Karte, die ich schon vor einiger Zeit erwerben konnte, eine schöne „Albumseite“ abgeben könnte.

    Ab und zu versuche ich inzwischen, meine Zeppelinpost-Belege im Hinblick auf eine irgendwann mögliche Ausstellung meiner Sammlung zu ordnen; insbesondere „Paare“ zusammen zu führen, die inhaltlich – und am besten auch optisch – zusammenpassen.

    Ein solches Paar ist komplett: zwei in der Freien Stadt Danzig aufgelieferte Karten, die bis Havanna befördert werden sollten.

    Interessant ist, dass eine der beiden Karten erst sehr kurzfristig vor dem Beginn der Reise in Danzig aufgeliefert wurde. Statt der „normalen“ Postbeförderung nach Friedrichshafen – dorthin wurden immerhin 29 für Havanna bestimmte Poststücke aus Danzig weitergeleitet -, wählte man in diesem Fall den kürzeren Weg nach Berlin, von wo aus ein Junkers-Flugzeug verspätet eingegangene Post, die mit „Graf Zeppelin“ befördert werden sollte, nach Sevilla nachbrachte, um sie dort dem Luftschiff zu übergeben..

    Dieser Weg über Berlin wurde zumindest für Post aus den Vertragsstaaten ausgesprochen selten eingeschlagen – lediglich 3 Postkarten aus Danzig mit Ziel Havanna sind registriert.

    Mit meiner Karte, die erst am Vortag der Reise (am 17.5.1930) in Danzig aufgeliefert wurde, lässt sich die Ausnahmesituation gegenüber der „rechtzeitig“ aufgelieferten anderen sehr schön dokumentieren.

    Viele Grüße von balf_de

    PS: sehr gerne hätte ich praktische Verbesserungsvorschläge zur Präsentation der „Albumseite“.

  • Lieber balf_de,

    Zitat

    Ab und zu versuche ich inzwischen, meine Zeppelinpost-Belege im Hinblick auf eine irgendwann mögliche Ausstellung meiner Sammlung zu ordnen; insbesondere „Paare“ zusammen zu führen, die inhaltlich – und am besten auch optisch – zusammenpassen.

    wie mich dieser Satz freut. :P

    Die Mühe wird sich lohnen und die Seite, die du von Danzig zeigst, macht a) Eindruck und b) Lust auf mehr. Und es gibt ja viel mehr bei dir, wie wir alle wissen. ^^

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch, Hallo zusammen! 

    Und es gibt ja viel mehr bei dir, wie wir alle wissen.

    Genau das ist ja mein Problem: Material habe ich genug für mehr Rahmen, als mir in einer Anfänger-Ausstellung voraussichtlich zugeteilt würden. Nach wie vor habe ich Probleme mit dem „file rouge“ für meine Präsentation. Damit überhaupt irgendwann etwas herauskommt, werde ich mich wohl an die klassische Darstellungsform halten und die einzelnen Etappen – Landungen und Postabwürfe der Fahrt – mit meinen Briefen und Postkarten zu belegen versuchen. Die Danzig-Seite, die Dir offensichtlich gefallen hat, wäre ein Beispiel dafür.

    Aber dann könnte ich die beiden Belege, die ich heute hier vorstelle, nicht auf eine Seite zusammenführen – obwohl sie eigentlich zwingend zusammen gehören:

    Zwei Poststücke sollten mit Hilfe des Luftschiffs nach Kolumbien befördert werden. Eine Karte sollte ihren Weg per Zeppelin nach Kuba und von dort per Dampfer durch die Karibik nach Baranquilla an der kolumbianischen Küste nehmen. Bedingt durch die Verzögerung bei der Beförderung nach Kuba – das Luftschiff fuhr vorbei, die Post musste von Lakehurst aus zurückgeflogen werden – erreichte die am 18. Mai aufgelieferte Postkarte ihr Ziel erst am 16. Juni 1930.

    Zu gerne möchte ich auf der gleichen Seite einen Brief zeigen, der ebenfalls nach Kolumbien – diesmal nach Cali via Barranquilla – befördert wurde. Hier war als Leitweg aber vorgesehen, den Brief nur bis nach Rio de Janeiro per Zeppelin zu befördern (das kostete nur die Hälfte als bis nach Nordamerika und Kuba, nämlich 2 RM für Postkarten, 4 RM für Briefe) und von dort aus per Dampfer nach Norden bis zur Karibikküste nach Barranquilla. Dieser Weg war tatsächlich schneller: schon zwei Tage vor der Karte, nämlich am 14. Juni 1930, erreichte der Brief sein Zwischenziel.

    Er zeigt dann eine weitere Besonderheit: für den Transport ins kolumbianische Hochland nach Cali war ein Flugzeug der deutsch-kolumbianischen Fluggesellschaft SCADTA vorgesehen; dafür wurden Privatmarken dieser Gesellschaft frankiert (was eigentlich seit 1927 nicht mehr erforderlich war, aber noch geduldet wurde). Der Ankunftstempel von Cali (auf dem Wertstempel der Ganzsache) datiert vom 19. Juni 1930. 

    Natürlich gehört der Brief zu meinem Kapitel „Postbeförderung bis Rio de Janeiro“, wenn ich mich an das Etappen-Schema halte. Aber eigentlich finde ich das „Wettrennen“ zwischen den beiden Belegen mit unterschiedlichen Leitwegen viel spannender ... 

    Vielleicht kann ich an diesem Beispiel zeigen, dass es mir immer noch schwer fällt, die „richtige“ Gliederung zu finden. 
    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    echte Probleme mit deinem roten Faden sehe ich nicht. ^^

    Du kannst deine Sammlung 1. konservativ präsentieren, oder 2. so, wie es dir am meisten zusagt.

    Ehe du dich entscheidest, einfach deine Belege so anordnen, wie sie als fertige Ausstellungsseiten im Rahmen liegen würden. Dann sollte eine Entscheidung in der Luft liegen (oder alternativ zweimal aufziehen).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,
    hier mein erster Beitrag. Nachdem ich die schönen Zeppelinbeiträge unter anderem von Alfred und Kontrollratjunkie sah konnte ich nicht wiederstehen.
    Sehr eindrucksvolle Belege die du hier zeigst.
    Der letzte Beleg kamm mir sehr bekannt vor und dachte zuerst Alfred hat wieder bei einer Auktion zugeschlagen. Allerdings ist diese Auktion noch nicht beendet und bei näherer Betrachtung stellte es sich hier um einen schönen Zwilling heraus.
    Hier der Beleg:


    Schönen Gruss
    Klaus

  • Hallo Polarfahrtsucher!

    Der letzte Beleg kam mir sehr bekannt vor und dachte zuerst Alfred hat wieder bei einer Auktion zugeschlagen. Allerdings ist diese Auktion noch nicht beendet und bei näherer Betrachtung stellte es sich hier um einen schönen Zwilling heraus.

    Keine Angst, dieses Sammlungslos für schlappe 10.000 Euro werde ich bestimmt niemandem streitig machen. Ich habe auch starke Zweifel, ob sich überhaupt ein Käufer findet: Sammler scheiden wohl weitgehend aus - für die "Großen" sind es zu viele triviale Belege, für Anfänger ist das Ganze zu teuer. Bleiben die (Internet-) Händler, die an eine Vereinzelung denken: die werden sicher genau besichtigen - "unterschiedliche Erhaltung" klingt da nicht sehr vielversprechend ...

    Im selben Katalog findet sich ein anderes Sammlungslos, das ich hier schon kommentiert habe: Losnr. 1953. Ich habe den Versteigerer schon darauf hingewiesen, dass er hier einen manipulierten Beleg anbietet - bisher ohne Feedback ...

    Richtig ist Deine Vermutung der zahlreichen Geschwister: nach meiner Überzeugung ist es eine ziemlich kinderreiche Familie - Herr Sonntag in Cali hat in diesen Tagen reichlich Post bekommen!

    Hallo zusammen!

    Damit wir in diesem Thread nicht den "roten Faden" verlieren, möchte ich gerne noch einen nach Maracaibo in Venezuela adressierten Brief zeigen, der per Luftschiff bis Havanna geleitet werden sollte. Ganz sicher bin ich mir zwar nicht - bei der Briefhülle fehlt der Inhalt -, aber das "Gesicht" des Briefs spricht dafür, dass es sich um einen Bedarfsbrief der heute noch in Köln ansässigen Firma handelt.

    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!

    Anhand meiner statt auf die Kapverden nach Kuba beförderten Karte (und dem umgekehrt fehlgeleiteten Brief ...) habe ich schon gezeigt, dass beim Einsortieren in die verschiedenen Postsäcke für die Etappen- und Abwurf-Orte im Postamt Friedrichshafen einiges schief ging. Bei vielen Belegen wurde beim Vorsortieren ein kleiner Buchstabe handschriftlich aufgetragen - z.B. ein kleines "h" für "Havanna" (rechts neben "Stuttgart" in rot).

    Schon hier passierte bei meinem heutigen Beleg der Fehler: die Karte, die eigentlich nur bis nach Rio de Janeiro befördert werden sollte und entsprechend portorichtig mit 2 RM frankiert wurde (die zusätzlichen 5 Rpf. beruhen sicher auf dem Missverständnis des Absenders, auch die Beförderung von oder nach Stuttgart frankieren zu müssen), wurde in den Havanna-Postsack einsortiert.

    Sollte es mir gelingen, neben der Darstellung meiner Belege in chronologoischen Reihenfolge auch einen mit "Fehlleitungen" oder ähnlich überschriebenen Abschnitt zu integrieren, dann käme diese Karte auch ins Umfeld der Praia-Havanna-Verwechslungen und weniger zu den fehlerhaften Frankaturen.

    Für Philatelisten vielleicht auch interessant: die Michelnummer 438 zeigt recht deutlich den bekannten Plattenfehler "Mond über dem Luftschiff".

    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!

    Zugegeben: so ganz lässt sich die postalische Notwendigkeit nicht nachvollziehen, wenn ein praktischer Arzt aus Edingen am Neckar - nahe meiner Heimatstadt - sich im Frühjahr 1930 beim örtlichen Briefmarkenhändler ein paar schöne große Saar-Briefmarken kauft, damit einen an sich selbst adressierten Brief frankiert, denselben in einen großen Umschlag steckt und an ein Postamt in Saarbrücken schickt mt der Maßgabe, den Brief nach Friedrichshafen weiterzuleiten, um ihn mit der bevorstehenden ersten Südamerikafahrt des Luftschiffs "Graf Zeppelin" bis nach Kuba transportieren zu lassen. Von wo aus er terrestrisch - in aller Ruhe per Dampfer - wieder nach Deutschland und letztlich nach Edingen zurückgeschickt werden sollte.

    Auch über die Portosätze der Zuleitungspost aus dem Saargebiet hatte sich Herr Dr. Lehmann kundig gemacht: der Brief ist mit 48 Franc portorichtig frankiert - auch die "Siegelseite" musste herhalten, um die Frankatur attraktiv zu zeigen ... (und Herr Dr. Lehmann musste bestimmt einen Privatpatienten mehr behandeln ... ;( )

    Selten ist der Brief übrigens auch: lediglich 48 saarländische Briefe und 30 Postkarten wurden auf dieser Fahrt nach Havanna befördert.

    Aber auch ohne postgeschichtliche Relevanz - schön ist er doch :S

    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!

    Dass ihr euch bei meiner postgeschichtlichen "Oberrosine" in vornehmer Zurückhaltung üben würdet, das hatte ich nicht anders erwartet. Aber da ich hier gerne zeigen möchte, wie variantenreich und phantasievoll die Post war, die im Jahr 1930 per Zeppelin befördert wurde - in diesem Thread nach Havanna -, gehört der "Saarländer" auf jeden Fall dazu.

    Das trifft auch auf meine aus der Schweiz zugeleitete Postkarte zu. Immerhin ist sie diesmal nach Havanna adressiert (ob sie dort blieb, steht auf einem anderen Blatt). Jedenfalls legte der Absender ebenfalls Wert auf einen ästhetischen Beleg. Das Luftschiff-Porto für Schweizer Post nach USA und Havanna betrug 9,50 SFr für 20g-Briefe, 4,75 SFr für Karten. Um seine Karte auf der Adressseite nicht zu überladen, frankierte er sie ebenfalls beidseitig. (Für einen Kartentext mit Grüßen oder ähnlichem blieb dadurch allerdings kein Platz - aber der saubere Ankunftstempel aus Havanna war wohl wichtiger ...)

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    manchmal verhindert ein offener Mund die schnelle Antwort ...

    Eine Frage zu deinem letzten Stück: Gab es Vorschriften, nach denen auch siegelseitige Marken als Frankatur anerkannt wurden? Irgendwann scheint man dies mal anerkannt zu haben, das ist mir schon klar, aber wie war das bei den Zuleitungen: Galten die Postvorschriften des Aufgabelandes, oder diejenigen der anderen Länder?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber balf_de,

    vielen Dank für deine (auch von mir so erwartete) Antwort. Da merkt man halt, dass du dir viele Gedanken über deine Sammlung gemacht hast. :)

    Deine "krumme" Karte zeugt davon, dass jemand etwas Einmaliges schaffen wollte, was dann ja auch so ausgeführt wurde. Sicher am reinen Bedarf vorbei, aber auch interessant zu sehen, welche Gedankengänge Sammler zu dieser Zeit schon hatten. Grad wie heut, könnte man sagen ...

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen!

    Zugegeben: so ganz lässt sich die postalische Notwendigkeit nicht nachvollziehen, wenn ein praktischer Arzt aus Edingen am Neckar...............

    Selten ist der Brief übrigens auch: lediglich 48 saarländische Briefe und 30 Postkarten wurden auf dieser Fahrt nach Havanna befördert.

    Aber auch ohne postgeschichtliche Relevanz - schön ist er doch :S

    Hallo balf_de,

    ist es nicht herrlich, dass so ein Arzt aus längst vergangenen Zeiten sich die Mühe gemacht hat, einen solchen Traumbeleg zu kreieren ?
    Und er hat sich um die postgeschichtliche Relevanz so gar nicht gekümmert .... :thumbup:
    Da kann ich nur sagen, danke Herr Dr. Lehmann, das haben Sie super gemacht.

    Vermutlich hast Du auf meine Reaktion schon gewartet. Aber ich denke, besser spät als gar nicht.



    Dass ihr euch bei meiner postgeschichtlichen "Oberrosine" in vornehmer Zurückhaltung üben würdet, das hatte ich nicht anders erwartet. Aber da ich hier gerne zeigen möchte, wie variantenreich und phantasievoll die Post war, die im Jahr 1930 per Zeppelin befördert wurde - in diesem Thread nach Havanna -, gehört der "Saarländer" auf jeden Fall dazu.

    Auf jeden Fall ! Ich denke, der Beleg ist eine Oberrosine. Und zwar eine optische Oberrosine.
    Bei solchen Stücken ist es mit meiner vornehmen Zurückhaltung dann auch ganz gerne vorbei.

    Gruß
    KJ, immer wieder von diesen Stücken begeistert

    Beste Grüße