Geteilte Frankoabgeltung

  • Lieber Oliver,


    Um beim Verkauf einen besseren Preis zu erzielen, würde ich die Marke aber ablösen und um 180 Grad gedreht wieder aufkleben. Dann hat der Brief ein noch besseres Gesicht. :P  :D  ;(


    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • wenn ich den Brief von Bayern Social sehe, können wir uns nur bei den Münchner Postlern bedanken.
    Die haben uns Sammlern wirklich schöne Briefe hinterlassen.

    Hallo in die Runde,

    ja das ist doch wirklich ein sehenswertes Geschwisterpaar, vom Datum nur knapp an Zwillingen vorbei :):)

  • wie definierst du denn Jungsammler?? Ich könnte 2 junge Sammlerinnen ins Feld führen...


    Hallo Klangrausch,

    der Begriff wurde ja von @BK ins Feld geführt, aber ich denke er erlaubt mir ein Statement... :rolleyes:

    Wenn die beiden Mädels von euch nicht jung genug sind, dann weiss ich auch nicht mehr weiter, die sammlen ja noch wenn es uns alle schon längst nicht mehr gibt :P:P:thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief von Lindau nach Kreuzlingen (Schweiz) vom 6.12.1852 möchte ich zeigen:
    Gemäß Postvertrag zum 1.10.1852 hätte der Absender eine 3 Kreuzer - Marke frankieren - und 3 Kreuzer barfrankieren müssen. Dies tat er nicht und frankierte den vollen Frankobetrag von 6 Kreuzer.
    Sfr. Robert Bäuml hat in seinen Artikel im Rundbrief Nr.65 - Seite 4576 - "Die Teil-Barfrankierung im Briefverkehr zwischen einigen deutschen Staaten und der Schweiz geschrieben, daß mit der Frankatur 3 - plus 3 Kreuzer (1. vereinsländischen Taxrayon in den 1. Schweizer Taxrayon nur 2 - 3 Belege bekannt sind. In der Anfangszeit des Postvertrages zum 1.10.1852 konnten sicherlich solche Fehler passieren.

    So eine Frankatur (6 Kreuzer / 3 + 3 Kr.) dürfte daher sicherlich bis jetzt nicht belegt sein. Ich jedenfalls habe noch keine gesehen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute ist mit der Post aus Canada der nachfolgende Brief bei mir eingetroffen.

    München - Schwöbber bei Hameln an der Weser Königreich Hannover vom 30. Januar 1851, frankiert mit 9 Kreuzer.
    Adressiert ist er an den Baron von Münchhausen auf seinem Stammsitz Schloß Schwöbber.

    Hannover ist erst zum 1.6.1851 dem DÖPV beigetreten, eine Markenfrankatur war dorthin folglich eigentlich noch nicht möglich.
    Bei diesem Brief scheint dies aber eventuell anders gewesen zu sein?
    Der rote Vermerk "Grenze" neben dem "frey"-Vermerk deutet auf eine (zumindest teilweise) Anerkennung der Markenfrankatur bis zur bayerischen Auslandsgrenze hin.
    Leider sind auf dem Brief keine Durchgangs- oder Ankunftsstempel angebracht, sodass ich nicht feststellen kann, ob der Brief über Preußen oder Taxis befördert wurde.

    Nachfolgend die auf dem Brief angebrachten Vermerke:

    Vorderseite
    - rote Tinte, "Grenze" und links oben über der Marke "1 1/12 S"
    - Rötel mittig "19 / 0"
    - schwarze Tinte " 4 Ggr 1 Pf" in Hannover als zu entrichtentes Porto für den Empfänger angeschrieben

    Rückseite
    - schwarze Tinte "9", allerdings vollkommen andere Farbe und Handschrift als die vorderseitigen Vermerke

    Mir ist es wegen fehlender Unterlagen (insbes. Hannover) nicht möglich diesen Brief genauer zu beschreiben, weshalb ich um tatkräftige Mithilfe aller bitte.
    Sollte es sich tatsächlich um eine anerkannte Teilfrankatur handeln, wäre dieser Brief postgeschichtlich sicher von erheblicher Bedeutung und hätte eine fundierte Beschreibung verdient.

    Einen ähnlichen Brief (und mir bisher einzig bekannten nach Hannover) hatte vor vielen Jahren johelbig unter 9 Kreuzer grün, post 65, gezeigt. Dieser wurde allerdings vollkommen anders behandelt.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ein wahrlich interessanter Brief.

    Hierzu meine Gedanken:

    1. bei Vorvertragsbrief denke ich eher an Teilfankobrief als an geteilte Frankoabgeltung.
    2. franko Grenze und die Taxvermerke deuten auch auf Teilfranko hin
    3. die Rückseitige 9 könnte auch das Weiterfranko sein

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    vielen Dank für deine Einschätzung.
    Letztendlich wird es nach der durchgeführten "postalischen Behandlung" wohl ein Teilfrankobrief gewesen sein.
    Die rückseitige "9" deutet aber zumindest darauf hin, dass bei der Postaufgabe eine geteilte Frankoabgeltung vorlag.
    Da auf dem Brief kein Vermerk "boite" auf die Entnahme aus einem Briefkasten hinweist, könnte die "9" ein Weiterfranko sein, welches bei der Postaufgabe am Schalter angeschrieben wurde. Als weiteres Indiz steht zudem auf dem Brief "frey". Rückseits wurde in der Regel auch nur ein Franko angeschrieben.
    Folglich der Versuch 9 Kreuzer für den DÖPV über Preußen bis zur Grenze nach Hannover zu frankieren und weitere 9 Kreuzer bar für den Anteil Hannovers.
    Die Rechnung ist aber so zumindest nicht ganz aufgegangen.
    Wie schon erwähnt fehlen mir die Unterlagen für Briefe aus Bayern nach Hannover bezüglich Brieftaxe, weshalb ich an dieser Stelle nicht weiterkomme.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ein schönes Stück.
    Man muß aber in die Berechnung einfließen lassen, daß der Brief in der zweiten Gewichtsstufe war (links oben steht 1 1/12 Loth). Somit war der Brief innerhalb des Postvereins schon 9 Kreuzer unterfrankiert. Ich vermute, daß der Brief gänzlich als unfrankiert behandelt wurde. Man müßte jedoch die Taxierung mit unfrankierten Briefen vor dem 1. Juni 1851 von Bayern nach Hannover, falls vorhanden, vergleichen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    in der Zeit vor dem DÖPV galt nicht das Zollloth, sonder nur das halbe Loth!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    der Brief ist vollständig, hatte keine Beilagen und wiegt knapp 7 Gramm.
    Der Buchstabe oben neben 1 1/12 ist ausserdem ein S und kein L.
    Mit dem Gewicht tritt hier kein Problem auf, auch nicht bei dem von bayern-klassisch erwähnten halben Loth.
    Einzig die gültige Brieftaxe nach Hannover hilft uns weiter.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Durch Hinweis und Mithilfe eines befreundeten Sammlers, der mir bereitwillig weitergeholfen hat, machen wir folgenden Interpretationsvorschlag:

    Taxe für Brief München (BY) über Taxis nach Hannover 1851 vor DÖPV:
    2 3/4 Gutegroschen Strecke BY
    2 Gutegroschen Transit Taxis bis Hannover
    1 Gutegroschen innerhalb Hannover
    2 Gutepfennige Zustellung in Hannover

    Für unsere Erklärung sind nur die 2 3/4 Gutegroschen relevant.
    Taxis rechnete 2 3/4 Gutegroschen für 3 Silbergroschen 5 Silberpfennige
    Die 9 xr Franco-Marke entsprach 2 Silbergroschen 4 Silberpfennige
    Differenz aus diesen beiden = 1 Silbergroschen 1 Silberpfennig Restforderung (links oben angeschrieben 1 1/12 S =Silbergroschen)
    1 1/12 Silbergroschen entsprachen 11 Gutepfennigen

    Gesamtrechnung;
    11 Gutepfennige Restforderung von Taxis für BY-Strecke
    2 Gutegroschen Transit Taxis
    1 Gutegroschen innerhalb Hannover
    2 Gutepfennige Zustellung in Hannover

    ergibt letztendlich die geforderten 4 Gutegroschen 1 Gutepfennig von Hannover

    Die roten Ziffern in der Mitte lauten richtig 1 9/10 Gutegroschen (10tel, obwohl eigentlich 12er-Teilung, was den 2 Silbergroschen 4 Silberpfennigen für die 9 xr Franco-Marke entsprach.

    Die schwarze 9 auf der Rückseite bestätigt das bezahlte Franko von 9 Kreuzern und wurde folglich angerechnet.

    Folglich liegt hier ein Teilfrankobrief vor, bei dem die 9 xr Franco-Marke anerkannt wurde.

    Alle Währungen wurden exakt nach den Portotabellen umgerechnet.

    Quellen:
    Vertrag Hannover - Taxis bzgl. Bayern von 1840 und ff.
    Reduktionstabellen Hannover/Braunschweig (abgedruckt Gesetz u. VO-Blatt Braunschweig)
    Tarif von Hannover ab 1.8.1850

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    Folglich liegt hier ein Teilfrankobrief vor, bei dem die 9 xr Franco-Marke anerkannt wurde.

    da ich noch keinen Teilfrankobrief aus jener Zeit in andere altdeutschen Staaten, die noch nicht dem DÖPV beigetreten waren, gesehen habe, folgende Frage:

    War die Frankaturmöglichkeit mit Marke bis zur Grenze mit 9x in einem Vertrag oder Verordnung geregelt oder ist dieser Brief "durchgerutscht"?

    Viele Grüsse
    Christian