• Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    anbei 3 kleine Briefe, die die Entwicklung der preußischen Taxen an einem Beispiel illustrieren:

    3 Briefe jeweils von Barmen nach Köln. Die Entfernung liegt im Bereich 5-10 Meilen und alle Briefe waren < 3/4 Loth schwer.
    Der 1. Brief lief franko, stammt aus dem Jahr 1824 und wurde nach der Taxordnung mit 2 Sgr. bezahlt.
    Der 2. Brief stammt von 1846 und wurde nach der reduzierten Taxe von 1844 mit 1 1/2 Sgr. taxiert.
    Der 3. Brief stammt von 1854 und wurde nach dem inneren preußischen Tarif von 1850 mit 1 Sgr. Porto belastet. (Innerpreußisch gabe es keinen Zuschlag für Portobriefe)

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    der Jäger würde hier von einer schönen Strecke reden. :P

    Ab 1821/22 galten in Preußen meines Wissens die neue Währung Silbergroschen statt Guter Groschen. Wie hoch war das Porto/Franko bei einem vergleichbaren Brief während der alten Währungsepoche? Kam die Umstellung in Preußen pünktlich zum 1.1.1822, oder wie muss man sich das vorstellen?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Magdeburger,

    eine schöne Seite, die ich noch nicht kannte. Stammt sie von dir? Zutrauen würde ich dir das allemal.

    Aber es beantwortet nicht meine Frage nach den Gebühren der Gute Groschen - Zeit. Man musste doch wohl nach der Vertreibung Napoleons sein Staatsgebiet tariflich regluiert haben, oder hat man wirklich bis 1825 damit gewartet?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch

    die Seite stammt nicht von mir...
    Nach der Zerschlagung des Königreich Westphalen wurde die "alte" preussische Postordnung wieder in Kraft gesetzt. So sind die Neuerungen wie bspw. Ortsstempel, einheitliche Gebührenordnung wieder abgeschafft worden. Dies blieb allgemein bis 31.12.1824 so. Der darauffolgende Tag beginnt mit der ersten einheitlichen Taxverordnung Preussens.
    Davor gab es "Ortstax-Tabellen", also ziemlich kompliziert.

    Grosse Probleme gab es auch bei den Postkursen. Die Franzosen änderten eine ganze Menge davon - alle Wege führten direkt bzw. indirekt nach Cassel und die Einteilung in einzelne Departements machten dies erforderlich. Teilweise gab es somit auch in dieser Richtung riesige Probleme.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    demnach kann man vor dem 1.1.1825 nicht von einem einheitlichen Postgebiet Preußens sprechen. Das biete ja enormen Raum zur Forschung. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammelfreunde

    folgende 2 Belege habe ich bei mir gefunden und zwar für die Strecke Magdeburg - Salzmünde ca 9 Meilen.
    Der erste Brief lief am 15.02.1824 und ist vor der einheitlichen Taxe - 2 Sgr Porto.
    Der zweite vom 22.02.1829 und nach dem Taxregulativ jetzt mit 2 1/2 Sgr Porto belegt.

    Leider habe ich zum Thema nicht mehr innerhalb Preussens...

    Mit freundlichem Sammlergruß

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    ein vortreffliches Beispiel, dass nach der Währungsumstellung die Porti angepasst wurden.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch, der sich mal auf die Suche nach früheren Belegen von Preußen macht ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    ... demnach kann man vor dem 1.1.1825 nicht von einem einheitlichen Postgebiet Preußens sprechen. ...

    ganz so möchte ich es nicht stehen lassen.
    Nach der napoleonischen Ära wurde das preußische Postwesen wieder in seinen alten Stand gesetzt. Teilweise zum Leidwesen der Bevölkerung, die - insbesondere in der Rheinprovinz und in Westphalen - die Vorzüge der modernen französischen Post schätzen gelernt hatte.

    Es gab eine Postordnung: Die Erneuerte und erweiterte allgemeine Post-Ordnung für sämtliche Königliche Provinzen, gegeben den 26. November 1782.
    Ein Beispiel aus dem 3. Abschnitt

    Von dem Verfahren der Postämter bey der Annahme und Expedition der ihnen zur Absendung eingelieferten Briefe und Sachen:

    ...
    § 29
    ...
    4. die hiebey zu beobachtende Taxe betrift, so soll, die Sachen mögen franquirt seyn oder nicht, von und bis zur nächsten Station, ohne Rücksicht auf die Meilenzahl, für einen einzelnen Brief 6 Pfennige, für einen doppelten 1 Gr. und für die stärkere nach Proportion der Acten-Taxe ...

    Diese Post-Ordnung galt für alle preußischen Provinzen und damit haben wir ein einheitliches Postgebiet.
    Eines der Hauptprobleme wird aus dem zitierten Absatz ersichtlich, nämlich die Portoberechnung nach Stationen (also nach Postkursen) und nicht nach Meilen. Dies machte einheitliche, landesweit gültige Portotabellen unmöglich. Von größeren Städten gab es diese.
    Anbei ein Auszug aus einer solchen von 1789

    Nachweisung der Ortsentfernungen nach den Postkursen
    nebst einer allgemeinen Portoberechnung von Berlin ab

    auf alle Handlungsplätze Deutschlands
    und auf die vornehmsten Städte in Europa;
    welchen sämmtliche in den Königl. Preuß. Staaten belegene Postwärtereyen hinzugefügt sind.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich gebe zu, dass das etwas provozierend von mir formuliert war. :rolleyes:

    Österreich hatte, wie Preußen auch, die Gebühren nach der Anzahl der Poststationen und nicht nach der Entfernung berechnet. Kamen neue Poststellen hinzu, dürfte das viel Verwaltungsarbeit nach sich gezogen haben.

    Ich glaube, ich muss meinen Heinrich von Stephan nochmals lesen ...

    Danke für die wertvollen Informationen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Lieber bayern klassisch,

    ich gebe zu, dass das etwas provozierend von mir formuliert war. :rolleyes:

    hat jedenfalls funktioniert. :D
    So habe ich die alte Post-Ordnung noch mal rausgekramt ...

    Österreich hatte, wie Preußen auch, die Gebühren nach der Anzahl der Poststationen und nicht nach der Entfernung berechnet. Kamen neue Poststellen hinzu, dürfte das viel Verwaltungsarbeit nach sich gezogen haben.

    Es war vermutlich einfach nicht opportun, das moderne Post-System der Besatzer beizubehalten.
    Sieben Jahre später wurde es dann, zumindest teilweise, übernommen.

    Viele Grüße
    Michael

  • Liebe Sammelfreunde

    endlich kann ich auch alle 3 Portostufen zeigen:
    Alle liefen nach Berlin, ca. 17 Meilen entfernt und wurde auch alle frankiert aufgegeben. Der erste stammt vom 31.01.1828 und kostete 4 Sgr, der zweite leider nur eine Hülle ab 1845 kostete dann nur 2 1/2 Sgr und vom 23.01.1858 waren (ab 01.01.1850) nur noch 2 Sgr hierfür fällig.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Im Luxemburg – Vorphila Thread - Beitrag 23 habe ich einen Trier Brief angekündigt. Hier ist er nun:

    Absender Wagner et Schoeman Trier an Farina dem Erfinder des kölnisch Wasser, dem Originial nicht zu vergleichen mit 4711. Geschrieben am 8 November 1846. Abgestempelt am 8.11. Ankunft in Coeln am 11.11.

    Was Deutschland angeht bin ich ein Azubi. Ich habe den Link zur Preußen Post oberhalb im Trhead gesehen. Hier also mein Versuch :

    die griffe in rot (Rötel) deute ich als 2einhalb Silbergroschen. Dies käme der Portostufe vom 18.8.1844 gleich für eine Distanz von 15 bis 20 Meilen. In Luftlinie liegt Trier in etwa 134km von Köln entfernt

    Frage: wie verhielt es sich damals mit den Meilen? Wieviele Km pro Meile ? Ich konnte auf die Schnelle keine Angaben finden.

    Danke im Voraus für eure Hilfe

  • liebe Sammlerfreunde,
    ich habe hier einen kleinen Brief, der an den studierenden Bruder des Absenders nach Heidelberg gerichtet ist. Er stammt vom 2.3.1827 und trägt den sog. großenVersuchsstempel von Bonn. Mit der Frankogebühr komme ich nicht klar. Nach meinen Berechnungen beträgt die Entfernung von Bonn nach Heidelberg 25 Meilen, was 5 Silbergroschen erfordert hätte. Ich kann den Betrag auf der Briefforderseite nicht entziffern, es ist aber 1/2 dabei. Auf derRückseite ist eine 2 vermerkt, die wohl das Bestellgeld in Kreuzer meint?
    Wer kann helfen?
    beste Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    3 1/4 Sgr. für Preußen und 2 Sgr. für Baden. Das Weiterfranko für Baden wurde siegelseitig nur wiederholt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • lieber bayern klassisch,
    vielleicht stell ich mich ja blöd an, aber das kapier ich nicht.
    1. Ich hatte schon den Gebührenbaum gesucht, aber eher einen senkrechten Strich unter den Gebühren erwartet. Deshalb habe ich den Schrägstrich mit der darunterstehenden 2 als 1/2 interpretiert.
    2. Da der Brief "frei" ist, hat doch wohl der Postbeamte in Bonn die Gebühren ausgeworfen. Müsste er nicht seinen eigenen Anteil, den preußischen also unter den Strich schreiben?
    3. Bis wohin rechnet der preußische Anteil? Ich nehme doch an, bis zur badischen Grenze? Wo war das?
    4. Ich besitze den Nachdruck der preussischen Porto-Taxe von 1825. Dort gibt es für einfache Briefe nach Maßgabe der Entfernung als gebrochene Werte nur 1 1/2 und 2 1/2Sgr. Woher hast du den Wert 3 1/4Sgr.?
    5. Wo finde ich die Taxen für Baden, also die 2Sgr.?
    Das sind jetzt eine Menge Fragen für einen so kleinen Brief
    viele Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin,

    mal schrieb der eine das eigene Franko im Zähler, mal in den Nenner, das konnte wechseln.

    Preußen hat das Weiterfranko oft auf der Siegelseite wiederholt.

    Wenn du die Länge der Strecken ansiehst, wirst du merken, dass die durchmessene Länge auf preußischem Territorium deutlich über der Badens liegt.

    Die Sendungen wurden von von Bad Kreuznach gen Osten geleitet (Mannheim über die Pfalz, die bayerisch war), aber ich kenne auch Leitungen über Mainz und Frankfurt.

    2 Sgr. entsprachen 7x rheinisch und das war für die vergleichsweise kurze Distanz bis Heidelberg doch genug.

    Da steht nicht 3 1/2, sondern 3 1/4 und 2 durch einen Schrägstrich getrennt. 2 Postgebiete, 2 Frankobeträge, denn man musste ja ausscheiden, was einem selbst blieb und was man weiter zu vergüten hatte.

    Alles nicht so einfach ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • lieber bauyern klassisch,
    ich komme noch mal auf den preußischen Frankoanteil zu sprechen. Ist es richtig, dass du die 3 1/4 Sgr. nur dem Brief entnommen hast, aber keine Unterlagen z.B. Postverträge kennst, in denen man diese 3 1/4 Sgr. nachschlagen kann?
    viele Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan