• Hallo Sammlerfreunde,

    auf den ersten Blick schaut der Brief vom 15. März 1864 ganz gewöhnlich aus. Aber der Brief ist um 10 Rappen zu wenig frankiert. Burgdorf liegt im 2. Schweizer Taxrayon.
    Deshalb blieb für Bayern nur ein Weiterfranko von 3 Kr übrig. Das wurde anscheinend in der Schweiz nicht bemerkt. Bayern notierte für sich 6 Kr für den 2. vereinsländischen
    Rayon.

    Viele Grüsse
    kantonal

  • Hallo kantonal,

    bist du dir mit deiner Beschreibung sicher? Bei einem P.D. - Stempel hatte Bayern das Recht, das tarifmässige Weiterfranko für sich (6x) einzufordern.

    In die Röhre guckte man in Burgdorf, wo man den Stempel (oder wurde er in Zürich angebracht?) abgedruckt hatte, ohne korrekt zu taxieren. Daher halte ich die blauen 6x für das an Bayern vergütete Weiterfranko.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    da habe ich mich falsch ausgedrückt, sorry. Ich glaube auch, dass die Schweizer den Verlust zu tragen hatten. Sie hätten 3 Kr als Weiterfranko notieren müssen.
    So aber schaute der Brief für Bayern ja ganz normal aus.

    Ob der PD-Stempel von Burgdorf oder von Zürich war, weiß ich auch nicht.

    Viele Grüsse
    kantonal

  • Hallo kantonal,

    nein, Bayern hatte wegen des P.D. - Stempels Anspruch auf 6x. Die Schweiz hätte nicht 3 Kr. Weiterfranko notieren dürfen.

    Die Postverwaltung, die P.D. stempelte, hatte die Gebühren zuvor zu prüfen. Tat sie das nicht, oder machte sie einen Fehler, bekamen alle Posten ihr Geld, nur das Manko traf immer die Aufgabepost (hatte auch einen erzieherischen Effekt, denn man wurde u. U. mit dem Fehlbetrag von 10 Rappen belastet und musste diese aus der eigenen Tasche bezahlen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    danke für die Erklärung. Wie wäre denn der Sachverhalt gewesen, wenn der PD-Stempel nicht abgeschlagen wurde? Der war doch bei Briefen in die deutschen Staaten keine Pflicht, oder doch?

    Viele Grüsse
    kantonal

  • Hallo kantonal,

    dann hätte die CH ihre 20 Rappen = 6 Kr. behalten und Bayern nur 10 Rappen = 3 Kr. vergüten können, so wie man es hätte machen sollen.

    In früheren Zeiten hat Zürich die Franki kontrolliert. Hierfür habe ich einige wenige Belege gesehen und einen in meiner Sammlung hier auch zeigen können. Aber das waren die seligen 1850er Jahre. Ob das hier noch galt, weiß ich nicht, weil es nicht sehr viele unterfrankierte mit P.D. - Stempeln aus der Schweiz gibt und wenn, dann hätten sie in Zürich den P.D. - Stempel gestrichen (auch dafür habe ich ein Beispiel) und das Weiterfranko entsprechend reduziert.

    Es war also wichtig und richtig, aufzupassen, wem man einen P.D. - Stempel anvertraute, denn sein falscher Einsatz war praktisch immer ein Griff in die Staatskasse, verbunden mit teils gehöriger Mühewaltung später, wenn die Korrekturen der Briefkarten aus dem Ausland eintrudelten.

    Viele Briefe zeigen P.D. - Stempel und ich meine, dass es Vorschrift war.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein Brief aus Basel vom 29.11.1850 nach Memmingen bereitet mir Probleme. Mit dem Franco - Stempel versehen musste man eigentlich alles bezahlen - hier sieht es aber anders aus ...

    Siegelseitig lese ich 5 / 5, wobei die Tinten5 auch vorne zu sehen ist. 5 Kreuzer sind aber m. E. zu wenig bis zur bayer. Grenze und wie man ab dieser von Lindau nach Memmingen = 60 km = 8 Meilen auf 5 Kr. kommt, ist mir auch schleierhaftm, denn über 6 - 12 Meilen sollten es schon 4 Kr. sein ...

    Interessant ist auch der Restinhalt: Ein Memminger war in Basel zu Ausbildung und wurde von der Polizei angehalten, sein Wanderbuch zu zeigen. Konnte er nicht, weil er es zu Hause vergessen hatte. Also ließ er hier (!) den netten Polizisten diesem Brief an den Stadtrath von Memmingen schreiben mit der Bitte, ihm das Wanderbuch (er hatte 14 Tage Zeit zur Vorlage desselben eingerämt bekommen) zuschicken zu wollen.

    Ausweislich des Inhalts tat man das auch, aber dieses 2. Schreiben ist leider nicht erhalten, wobei ein Brief mit anhängendem Wanderbuch von Bayern in die Schweiz hätte ich auch mal gerne gesehen ... :P:P

  • Liebe Freunde,

    die Beschreibung des letzten Briefes bereitet offenbach nicht nur mir Probleme, denn bisher sind alle Experten an den Taxen gescheitert, aber das macht ihn nur noch interessanter für mich.

    Heute zeige ich einen, den mir der liebe Heiner Zinoni vermachte: Basel 19.1.1840 nach Rosenheim (hinten blank). 2x für Basel, 4x Transit für Baden/Württemberg ergabe 6x, die in Augsburg in Auslage genommen wurden. Dazu 10x für Bayern von der Grenze WÜ - Bayern bis Rosenheim = 16x total.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Portobrief der Firma Wohler aus Wohlen (nein, das ist kein Schreibfehler) vom 3.1.1833 nach Nürnberg an die bekannte Adresse Förster % Günther. Der Aargau setzte 4 Kreuzer für den einfachen, halblöthigen Brief mit Rötel an. Zürich übernahm ihn und wollte 6 Kr. für den Transit, so dass man für Bayern 10 Kr. in seinen Auslagestempel schrieb.
    Für Bayern kamen ab Lindau 12 Kr. dazu, so dass man in Nürnberg 22 Kr. zu berappen hatte.

    Briefe an Isler in Wohlen gab es 56.000 - Briefe von Wohlen sind sehr selten zu finden. Oft war das Strohgewerbe involviert, wie wohl auch hier, denn man fertigte aus Stroh die unglaublichsten Waren.

  • Liebe Freunde,

    hier mal etwas Spätgeborenes für einen Kreuzerzeitsammler wie mich - im Weltpostverein waren Bayern und die Schweiz ab 1.7.1875. Eine Postkarte mit 5 Rappen für die Inlandsfrankatur passend musste um denselben Betrag auffrankiert werden, um eine Unterfrankatur zu vermeiden. Am 7.8.1875 war man in Zürich zufrieden - am 8.8.1875 war man es in München nicht und entwertete den Wertstempeleindruck - aber das dürfte eher der Routine bei bayer. Postkarten geschuldet sein, als einer Akribie, der man sich dort selten schuldig machte.

  • Hallo Dieter,

    sie brauchten nicht - von daher war es der CH auch egal, weil im Ausland sowieso keiner mit einem Ganzsachenausschnitt etwas anfangen konnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    zu dem Feld, das ich seit langem intensiv beackere, aber die Materialfülle leider nicht vorhanden ist, zählen die Transite Unterfrankens in die Schweiz et vice versa.

    Heute zeige ich einen Portobrief, bei dem die Schweiz 3 / 9 = 3 Kr. für die CH und 9 Kr. für - ja wen, notierte?

    Am 18.6.1858 in Romanshorn geschrieben, weist er keine Stempel im Rahmen seines Transits auf, wiewohl er hätte können oder gar sollen, sondern nur den Ankunftsstempel von Marktbreit (Zielort Obernbreit noch ohne eigenen Post).

    Erwartet hätte ich einen Fährverkehr über den Bodensee ins nahe Friedrichshafen (Württemberg) und dann weiter mit der Bahn über Ulm, Stuttgart, Heidelberg, Darmstadt, Aschaffenburg und Würzburg. Dafür wäre 1 Tag möglich gewesen, auch wenn es knapp war.

    Alternativ wäre auch die Leitung über den Bodensee nach Lindau möglich gewesen, um dann von dort über Augsburg und Ulm usw. geleitet zu werden.

    Oder etwa doch geschlossen durch Baden und Taxis via Basel und Karlsruhe? Nominell sollte Unterfranken eher über Baden versorgt werden, aber beweisen kann ich das nicht.

    Wäre er geschlossen über Baden gelaufen, wäre Baden von Bayern mit einem Minimum von ca 1,5x intern abgefunden worden. Über Friedrichshafen für ca 1x ebenso. Nur über Lindau hätte Bayern alle 9x erhalten.

  • Hallo Ralph,

    interessanter Brief, Glückwunsch.

    3 mögliche Laufwege, leider kann keiner 100%ig bewiesen werden...ich tippe aber auch auf Baden über Basel, entweder ich hab das irgendwo mal gelesen oder es ist wahrscheinlich von dir mal erklärt worden. :)

    Hast du denn Briefe mit rückseitigen Transitstempeln von CH-Unterfranken?

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Bayernalbi,

    nein - siehst du richtig. Brief noch bis 1/2 Loth; 8x für die CH über 40 Wegstunden als Auslandstarif. Die 16x kenne ich mehrfach, sogar aus meiner Sammlung - derzeit sind sie nicht zu erklären.

    Heute ein kleines Ratespiel: Brief aus Zürich vom 5.8.1862 nach Karlsbad in Böhmen / Österreich. Ich würde ihn aber nicht hier zeigen, wenn er keinen bayerischen Stempel auf der Siegelseite zeigen würde.

    Wer ihn errät, ist ein Großer. Ich hätte es nicht gewusst, sondern erst aufs 2. oder 3. Mal richtig geraten. Bitte mitknobeln - es wird keiner ausgelacht und fehlgeroutet wurde er auch nicht.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Leitwege,

    wieso habe ich auf dich als Ersten getippt? :D

    Hof ist nicht abwegig - ist es aber nicht. Aber dein Tipp liegt nur ein paar km weit vom richtigen Punkt entfernt und das ist eine phantastische Antwort (da merkt man halt, wer sein Hausaufgaben gemacht hat).

    Bis morgen darf noch geknobelt werden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.