• Hallo Leitwege,

    ich war vlt. einer der ersten, den diese Leitwege interessierten (weil mich halt auch die Schweiz und der DÖPV mit all seinen Irrungen und Wirrungen immer sehr interessiert hat). Damals hieß es nur, dass über Baden oder Bayern direkt zu leiten war. Ich hatte das auch so gedanklich übernommen, bis mir auffiel, dass in den 1860er Jahren der ein oder andere Schweizer (nicht Briefe aus Bayern!) über den See nach Württemberg gelaufen (geschippert) sein musste, denn badische Stempel mangelten, bayerische sowieso - dafür gab es den Friedrichshafen - Stempel bzw., wenn wohl wenig Zeit war, den Stempel der Bahnpost von Württemberg (dort Fahrpost genannt).

    Ich dachte zuerst an eine Leitung über Baden um den Bodensee herum nach Württemberg, bis ich mehrere fand, die zeitlich nicht noch über Baden hätten gelaufen sein können (und von dort sicher nicht an den Bodensee zurück gelaufen sein konnten). Das waren die 1860er Jahre und ich wollte wissen, wie weit man mit diesem Verfahren zurück gehen konnte.

    Das älteste Stück datiert nun von 1855 (CH - WÜ - BY bzw. CH - WÜ - BY - Österreich) und mittlerweile würde ich auch 1854 (eher Ende als Anfang) nicht völlig ausschließen wollen. Aber den Beweis muss ich erst noch antreten. Hilfst du mir dabei?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Leitwege, vielleicht sind diese beiden Briefe in dem Zusammenhang nicht uninteressant. Beide sind aus dem Jahr 1865 und gingen von Wohlen nach München an den gleichen Empfänger. Der eine vom 22.6. lief , den Stempeln nach zu urteilen, über Aarau , Zürich und die Württemb. Bahnpost ( Wohl über Friedrichshafen ) nach München. Damit hätte Wttbg. das Weiterfranko kassiert. Der zweite vom 21.7. weist keinen Württemb. Stempel auf, dafür zusätzlich zu Aarau und Zürich noch eine Schweizer Bahnpost Bern - Romanshorn. Kann es sein, dass dieser Brief von Romanshorn direkt nach Lindau ging und dann nach München? Dann hätte Bayern das Weiterfranko bekommen.
    Herliche Grüße remstal

  • Hallo remstal,

    ein herrliches Paar über den Bodensee nach Bayern, Glückwunsch. 8o

    Kann es sein, dass dieser Brief von Romanshorn direkt nach Lindau ging


    ...das kann durchaus sein, aber ob der fehlende württembergische Bahnpoststempel schon ein Beweis ist, mag ich nicht beurteilen. Vielleicht ist er auch vergessen worden. Beides ist in jener Zeit möglich von Romanshorn nach Friedrichshafen oder nach Lindau, da der Rest der Strecke entweder über Ulm oder über Kempten keinen Unterschied machte, war es wohl Zufall, welches Schiff als nächstes ging.

    Was mit noch aufgefallen ist, das Weiterfranko mit 9x, einmal in rot und einmal in blau ist wohl von unterschiedlichen Händen notiert? Ist rot nicht die Schweiz und blau kenn ich von der Bahnpost? Weisst Du genaueres?

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Anton,

    ich denke mal, rot von der Schweiz war der Regelfall, beim Brief mit der blauen 9 wurde das Weiterfranko von der Schweiz vergessen, und dann von der Aufgabepost im PV notiert, da diese ja die 9x bekam.
    Ob dies nun Württemberg oder Bayern war... Baden notierte in blau, kann jemand Beispiele für Württemberg oder Bayern zeigen?

    Viele Grüsse
    Christian

  • Liebe Freunde,

    wenn das Weiterfranko für den deutschen Zielstaat in Rötel angeschrieben wurde, hatte das die CH - Post notiert, weil Rötel bei den badischen, württembergischen und bayerischen Bahnposten nicht mehr "en vogue" waren - dort wurde in blauer Tinte (dunkel = Baden, heller = Württemberg) oder mit blauer Kreide (jetzt kam noch Bayern dazu) geschrieben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Leitwege,

    ist zumindest nicht auszuschließen. Sicher sagen kann ich es nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    noch eine Frage...wurden auf dieser Strecke Lindau-Kempten-Augsburg auch Bahnpoststempel abgeschlagen, Baden ist ja oft zu sehen, auch Württemberg, an einen bayrischen kann ich mich nicht entsinnen.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo Leitwege,

    eine gute Frage - bei denen, die aus örtlichen Gründen (fast) nur über Bayern direkt kartiert werden konnten, finden sich kaum einmal Bahnpoststempel auf der Siegelseite. Lindau - Augsburg wäre so einer, den man erst einmal finden muss. Diese gab es noch zu Anfangs des Vertrages, aber ab 1854 ließ das ganz gewaltig nach, wohl weil kaum Zeit blieb für die Kartierungen, das Ausrechnen der Weiterfranki, das neue Enkartieren usw..

    Erst ab ca. 1870 finden sich wieder (moderne) Bahnpoststempel hin und wieder siegelseitig auf Briefe der CH nach Bayern (über Bayern ganz, ganz selten); es scheinen auch Briefpakete aus Italien dabei zu sein, die die CH geschlossen transitierten und die erst in Bayern geöffnet wurden.

    Leider gilt auch hier, dass geeignetes Material kaum vorhanden ist und aus dem spärlich vorhandenen nur nach vielen Jahren intensivster Beobachtung vorsichtige Schlüssen gezogen werden können - an Primärquellen gibt es, wie fast immer, Fehlanzeige.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    das Einschreiben an den Bürgermeister von Passau ist leider nur ein Umschlag. Mit Inhalt wäre es perfekt. Zürich berechnete bis zur Grenze 6 Kr., die nicht vermerkt wurden.
    Mit dem in rot notierten Weiterfranko von 16 Kr. für Bayern ergibt sich eine Summe von 22 Kr. Seit der Währungsumstellung 1836 wurde in Zürich in Rappen kassiert.
    22 Kr. x 2 2/3 = 58,6 Rappen, die auf 60 Rappen aufgerundet und in schwarz vermerkt wurden. Die Charge-Gebühr wurde separat erhoben.

    Aber: Die 16 Kr. waren in Bayern die Taxe für eine Entfernung 42-48 Meilen, also mindestens 315 km. Die Entfernung Lindau - Passau beträgt Luftlinie 300 km.
    Hat der Schweizer Postbeamte hier zu viel berechnet oder habe ich was falsch interpretiert?

    Viele Grüße
    kantonal

  • Hallo Kantonal,

    die Taxen vor 1849 kenne ich leider nur wenig, daher kann ich Dir Deine Frage nicht beantworten, bin aber fast sicher das z.B. der liebe bayern klassisch das kann.

    Dennoch möchte ich Dir zu dem wunderschönen Brief gratulieren, der kommt ja wie gemalt daher mit sauberen Stempeln un tollem Farbkontrast schwarz-rot :):)
    Ich habe einen Brief im Damenformat von Nov.1848 Zürich-Thalwil, bei dem ist der Aufgabestempel allerdings in rot und Nebengestempelt "N:Abg" also nach Abgang der Post(?) auch in rot.

    Weisst Du wann die Stempelfarbe umgestellt wurde oder hatte das mit porto/franko zu tun?

    Viele Grüße!

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo kantonal,

    14x über 36 - 42 Meilen waren richtig.

    Ein feiner Brief, der nur deshalb frankiert worden war, weil bayer. Behörden keine unfrankierten Briefe annehmen sollten/durften.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (23. Januar 2016 um 17:15)

  • Hallo Bayern Social,

    Zürich hatte viele Stempel, die teilweise auch parallel verwendet wurden. 1842 erfolgte wohl der Wechsel von schwarz auf rot. Folgende Angaben zu den Zürich-Stempeln sind dem Winkler-Handbuch entnommen.

    Großer 2-Kreisstempel in schwarz, Durchmesser 30 mm
    1833-1842 mit Wappen (auf meinem Brief oben)
    1841 mit Stern statt Wappen

    Kleiner 2-Kreisstempel
    1842 in schwarz, Jahr 2-stellig, Monat als Ziffer
    1842-1845 in rot, Jahr 2-stellig, Monat als Ziffer
    1843-1845 in rot, Jahr 2-stellig, Monat als Ziffer, mit Buchstaben links/rechts V und M (für Vormittags) bzw. N und M (Nachmittags)
    1846 in rot, Jahr 4-stellig, Monat als Ziffer, mit Buchstaben links/rechts V und M (für Vormittags) bzw. N und M (Nachmittags)
    1846-1850 in rot, Jahr 4-stellig, Monat in französischer Sprache, Vormittag/Nachmittag ausgeschrieben, Zürich mit u
    1847 in rot, Jahr 4-stellig, Monat in französischer Sprache, Vormittag/Nachmittag ausgeschrieben, Zürich mit ü


    Hallo bayern klassisch,

    danke, deine Vermutung klingt plausibel. Ist auch nicht verwunderlich bei den vielen, verschiedenen Gebühren. Die Postler hatten es damals wirklich nicht einfach.
    Dann halte ich mal Ausschau nach einem Brief aus Passau in die Schweiz mit korrekten 14 Kr., es muss ja kein Einschreiben sein.

    Viele Grüße
    kantonal

  • 846-1850 in rot, Jahr 4-stellig, Monat in französischer Sprache, Vormittag/Nachmittag ausgeschrieben, Zürich mit u

    Hallo Kantonal,

    nach Deiner tollen Übersicht aus dem Winkler Handbuch dürfte es der oben zietierte Stempel sein mit circa 23mm Durchmesser, ansonsten exakt wie von Dir beschrieben.
    vielen Dank für diese wertvollen Informationen :):)

    Das Winkler Handbuch kenne und habe ich nur für Bayern, hast Du einen Titel dazu?

    Beste Grüße!

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"