Per Couvert / Per Einschluß

  • Hallo Sammlerfreunde,

    da wir eben die "durch Güte"-Vermerke gesehen haben, möchte ich ein ähnliches Stück zeigen.
    Der Brief wurde lt. Absender geschrieben : Veste Oberhaus bei Passau am 8ten Dezember 1857
    Auf der Anschriftenseite trägt er den Vermerk "Mit sehr gütigem Einschluß".
    In Augsburg wurde er dann mit einer 1 Kr. rosa frankiert und am 30.DEC.1857 !!!! zur Post gegeben.

    Es ist davon auszugehen, dass der Brief durch eine Privatperson von Passau nach Augsburg befördert und erst dort der Post übergeben wurde. Die lange Laufzeit spricht nicht für den Postransport von Passau nach Augsburg. Der postalische Versand per Couvert bzw. Einschluß hätte niemals so lange benötigt.

    Hat jemand eine andere Erklärung?

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    ein Klassebrief! Ich kann mir gut vorstellen, dass der Absender den Brief schon einige Zeit mit sich herumtrug, ehe er jemandem geben konnte, der etwas anderes noch nach Augsburg zu schicken hatte. Dass eine Sendung von Passau nach Augsburg 6x gekostet hätte, war ihm wohl zu viel. Postalisch hat Bayern maximal 2 Tage gebraucht, um ein Fahr- oder Briefpoststück von der einen Ecke des Königreichs in die andere zu transportieren, daran lag es also sicher nicht.

    Ich kenne auch Dienstbriefe, die über eine Woche lang "gelagert" wurden, ehe sie zur Post gebracht wurden. Ähnliches vermute ich hier, nur kann das nicht jeder zeigen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    man muss wirklich einfach die Augen offen halten, dann findet sich immer wieder ein interessanter Beleg.

    Hier wieder einmal ein Brief der per Einschluß versandt wurde.

    Absenderstempel STEPHAN MORELLI WÜRZBURG, Vermerk "p. Couvert" und abgestempelt in Nürnberg am 18.MÄR.1864.
    Frankiert mit einer leider an der Ecke etwas angeschnittenen 1 Kreuzer-Marke, versandt also zum Ortstarif.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    trotzdem ein begehrenswerter Brief für den Insider und wenn man den Ablauf damals kennt immer auch eine nette Postgeschichte. :)

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich eine Besonderheit, zu der mir Hr. Sem netterweise verholfen hat (besten Dank hierfür!).

    Ein Faltbrief wurde in Nürnberg am ?? unfrankiert mir der Adresse: Herrn Bäumler Söhne Nürnberg franco" aufgegeben. Das wäre an sich nichts besonderes, denn die Post hätte nur ihre für Lokalbriefe vorgesehen Porto Nr. 1 kleben und die 3x hierfür vom Empfänger einziehen lassen müssen. Doch bemerkte man auch "d(urch) Einschluß".

    Öffnet man den Brief (Gott-sei-Dank noch vollständig erhalten), so liest sich der Inhalt wie folgt:

    "Laudenbach (wohl das bei Miltenberg in Bayern), 7. April 1863

    Ich beehre mich hiermit Ihnen ca. 10 - 12 Centner gesiebten Weinstein in schöner Waare zu offeriren, den ich Ihnen Netto per compt(oir) à f 56 per Zentner ab hier erlassen kann.
    Ihrer gefl(issentlichen) Zusage mit Wendung der Post entgegensehend, würde es mich freuen mit Ihnen einmal in Geschäftsverbindung zu kommen. & zeichne

    achtungsvoll K. Rosenthal J. Rosenthal".

    Halten wir fest, dass ein Unterfranke aus Laudenbach am Main (bei Miltenberg) für einen Brief über 12 Meilen eigentlich hätte 6x zahlen müssen, wenn er frankiert absandte. HIer wurde zwar "fro" geschrieben, frankiert hatte er ihn aber nicht. Nun kann man rätseln, wie der Brief nach Nürnberg kam (ca. 15 Meilen). Entweder er lag unter einem Kreuzkuvert, weilches frankiert werden musste, dann hätte man unfrankiert so taxieren müssen, wie einen gewöhnlichen Brief vom Aufgabeort, demnach 6x Porto und 3x Zutaxe = 9x, oder der Brief lag einer Warensendung bei, die geöffnet wurde und dieser Brief kam dabei zum Vorschein (er war im Paket "eingeschlossen" worden). Dann durfte man ihn nicht öffnen (Briefgeheimnis) und musste ihn als unfrankierten Ortsbrief mit einer P1 bekleben. Das können wir uns nun aussuchen.

    Den Aufgabestempel hat man jedenfalls schon mal vergessen, von daher wissen wir nicht, wie lange er nach Nürnberg unterwegs war. Eingentlich müssten von der Sache her Einschlußbriefe mit der P1 relativ häufig sein - aber sie sind es sicher nicht, jedenfalls heute nicht mehr. Ich kenne noch einen, Herr Sem, der attestiert hat, kennt sicher auch nicht viel mehr mit dem Vermerk, von daher bin ich froh, einen zu haben, auch wenn der Schnitt der Marke im unteren Bereich suboptimal ist.

  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Heidenheim / Württemberg vom 26.09.1867, abgestempelt in München am 28.SEP.1867

    Vermerk "pressant. fr. Beischluss"

    Portoersparnis von 5 xr durch Versand per Einschluss nach München und dortige Aufgabe als Ortsbrief. Für die Strecke Heidenheim - München wären 6 xr fällig gewesen.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    beim Durchwühlen einer Kiste eines Briefmarkenhändlers sah ich einen Ortsbrief innerhalb Augsburg vom 24. MAI 1866.
    Aber Moment "Via Ostend" stand links oben. Zunächst wusste ich nicht, wie ich dies einordnen sollte?
    Also schnell das Kuvert geöffnet und nach einem Absender gesucht. Was musste ich da lesen "Liverpool 21. Mai 1866".

    Wie genau der Brief nach Augsburg gelangte, kann ich nicht feststellen. Es ist aber davon auszugehen, dass er per Einschluss nach Augsburg befördert und dann als Ortsbrief aufgegeben wurde.

    Gruß
    bayernjäger

  • Liebe Sammelfreunde

    einen Brief, welcher in Breslau geschrieben und wie innen notiert, ist "per Einschluß" nach Magdeburg gelangt und dort am Bahnhof zu später Stunde bearbeitet nach Tangermünde gesendet worden. Frankiert ist er mit einer Nr. 16, was auch für Md-Tangermünde reichte. Die Ersparnis betrug 2 Sgr. gegenüber einer Versendung Breslau-Tangermünde.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Lieber Magdeburger,

    ein schöner und seltener Inlandsbrief. Dergleichen sammle ich seit Jahrzehnten bei Bayern und einen Rahmen voll zu bekommen, ist schon fast eine Herkulesaufgabe. Viel Glück dir dazu!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Brief aus Hamburg vom 17.3.1860 an Herrn Kohnstamm in München, der dort am 20.3. aufgegeben wurde. Der Brief trägt den Vermerk "p.E.", also per Einschluß. Absender war R. Bernhauer in Hamburg, der eine Lieferung nach München nicht voll bezahlt bekommen hatte und eigentlich konziliant sein wollte. Doch hatte der Münchner nur 6 Thaler Nachzahlung angeboten, während der Absender auf die volle Bezahlung der Rechnung von 51 Thalern bestand und gleichzeitig wissen ließ, dass er zur Durchsetzung seiner Interessen juristigen Beistand annehmen würde.

    Ich nehme an, dass er den Brief einem Anwalt in München schickte, jedoch eingepackt in einen größeren Brief. Der Jurist las seinen Brief und gab diesen verschlossen für 1 Kr. als Ortsbrief in München zur Post. Den Kreuzer dürfte er in jedem Fall wieder gesehen haben, egal wie die Sache dann ausging.

    Ein frankierter Brief aus Hamburg nach Bayern war 1860 der Taxispost aufzugeben, die, was die postalische Versorgung der Hansestadt anging, für die Destination Bayern zuständig war. Ein solcher Brief hätte 3 Silbergroschen, die paritätisch 10,5 Kreuzer entsprachen, gekostet. Gezahlt hätte man in Hamburg aber wohl eher in Hamburgischen Schilling Courant und das waren deren 4 damals.

    Eine Ersparnis von 90% dürfte aber nicht sooo schlecht gewesen sein, denke ich ...

  • Lieber Ralph,

    Danke fürs Zeigen und für die Geschichte!
    :thumbup:
    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    allgemein sind Briefe mit dem Vermerk "mit Briefen de. XXX" sehr selten und kaum einmal anzutreffen. Daher freute es mich umso mehr, dass ich einen sehr ansehnlichen aus meiner Heimat, der Rheinpfalz, ergattern konnte.

    Geschrieben in Frankeneck bei Neustadt an der Haardt, erhielt er den Aufgabestempel von Lanbrecht-GR (Grevenhausen) und einen unleserlichen Mühlradstempel der 2. Verteilung (sollte also der gM 265 sein. Da er vom 30.7.1861 datiert, kam die 5. Platte der 3 Kr. blau zum Einsatz - sogar als Randstück, immerhin.

    Adressiert war unser Faltbrief an: "Herrn Mündler mit Briefen der Kühle-schen Maschinenfabrik Frankenthal". Am Folgetag kam er an.

    Absender war Heinrich Gossler in Frankeneck:

    https://www.google.de/url?sa=t&rct=j…Yn_jKAl8fTJCiUg

  • Lieber Ralph,

    Da weiß man jetzt nicht, ob man sich freuen soll, dass man den interessanten Beleg sein eigen nennen kann oder ob man hadern soll, weil der Mühlradstempel so bescheiden ist. Man stelle sich einen klaren, zentrischen Mühlradstempel vor. Man müsste niederknieen vor dem Brief! Aber auch so darf man gratulieren.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank! Ja, wenn das Mühlrad perfekt wäre, wäre alles perfekt.

    Der hier ist auch nicht perfekt - er kam aus dem schwäbischen Raum (Heilbronn) und wurde innerhalb Bayerns für nur 3 Kr. von München nach Schwabmünchen am 28.10.1864 aufgegeben.

    Von Heilbronn aus wären es 155 km gewesen, was gerade so über 20 Meilen gewesen wären und damit 9 Kr. Franko bedeutete. Aber der Brief lief ja deutlich über Schwabmünchen hinaus nach München und dann wieder Richtung Augsburg/Schwabmünchen retour. Auch ganz nett ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    allgemein sind Briefe mit dem Vermerk "mit Briefen de. XXX" sehr selten und kaum einmal anzutreffen.
    Geschrieben in Frankeneck bei Neustadt an der Haardt
    Adressiert war unser Faltbrief an: "Herrn Mündler mit Briefen der Kühle-schen Maschinenfabrik Frankenthal". Am Folgetag kam er an.

    Lieber bayern klassisch,

    Herr Mündler war ab 1863 Prokurist der Kühnle'sche Maschinenfabrik* und die Papierfabrik schrieb also direkt an "dessen" Firma (da er als Techniker bezeichnet wird, kann er schon vorher bei der Firma tätig gewesen sein - 1863 starb der Besitzer Kühnle!).
    Leider kann ich den Brief nicht lesen, aber es scheint möglich, dass die Maschinenfabrik die Dampfmaschinen baute in dieser Sache Geschäftsverbindung hatte. Interessant wäre es jetzt auch, ob das Briefpapier von der H. Gossler'schen Papierfabrik stammte. Ich fürchte, man wird kein Wasserzeichen finden? Noch viel mehr Interessantes kann man im Internet nachlesen, was für eine Geschichte. Wieder ein Brief, der es "in sich hat" :thumbup:

    Freundliche Grüße von Luitpold

    PS
    Nach dem Handelsmatrikel für das Königreich Bayern 1863 sind eingetragen
    Frankeneck, mit 450 E.
    Heinrich Goßler - Papierfabrik - Wwe Magdalena Goßler, geb. Schiffer. - Procurist: Heinrich Goßler jun. (hat er den Brief unterschrieben?)
    J. J. Goßler - papierfabrik - Wwe Catharina Goßler, geb. Kayser - Orocurist: Ihr Sohn Johann Erhard Goßler

    [font='&quot']https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Adam_K%C3%BChnle[/font]

    * Hermann Mündler (1831–98 ), Direktor der Kühnlesche Maschinenfabrik.

    7 Mal editiert, zuletzt von Luitpold (27. Juli 2017 um 09:13)

  • Lieber Luitpold,

    vielen Dank für deine Fleißarbeit - bin derzeit in Oldenburg Rang 1 und nicht in der Lage, den Brief einzusehen, aber ich werde versuchen, das zeitnah zu erledigen. Wenn ich es vergessen sollte, dann sei doch bitte so nett und erinnere mich daran.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Hermann,

    ich habe in meinem Leben noch nie einen Brief mit dem Vermerk "ohne Briefe" gesehen und knoble derzeit, ob dies hätte bedeuten sollen, dass er keine Einschlüsse enthielt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.