Der Schleswig-Holsteinische Krieg 1848-51

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    der Schleswig-Holsteinische Krieg zwischen dem Königreich Dänemark einerseits und Preußen und später dem Deutschen Bund andererseits hat auch seine postalischen Spuren hinterlassen.

    Kurz zur Chronologie:
    Im Gefolge der 1848er Unruhen verabschiedeten Teile der Ständeversammlung von Schleswig und Holstein eine Forderung an den neuen dänischen König nach einer freien Verfassung. Aktuell befürchtete man in den deutsch-orientierten Kreisen eine Einverleibung Schleswigs in das Königreich. Schon 4 Tage später wurde in Kiel eine provisorische Regierung gebildet, die die Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund forderte.

    Durch eine Finte wurde am selben Tag die starke (dänische) Rendsburger Festung unblutig von den Aufständischen besetzt.
    Die daraufhin weiter nach Norden vordringenden schleswig-holsteinischen Verbände wurden von dänischen Truppen in der ersten großen Schlacht bei Bau dann aber zurückgeschlagen. Mittlerweile waren preußische Truppen unter dem Feldmarschall von Wrangel eingetroffen und verbanden sich mit den schleswig-holsteinischen Einheiten. Später kamen dann auch Bundestruppen hinzu.
    Am 26.8.1848 kam unter dem Einfluss von England und Russland der Waffenstillstandsvertrag von Malmö zustande. Dieser wurde aber am 22. Februar des folgenden Jahres von Dänemark wieder aufgekündigt.

    Der von mir gezeigte Brief stammt aus dieser ersten Phase des Krieges.

    Aufgegeben wurde der Brief am 15. Mai 1848 in Riga. Das Weiterfranko an Preußen betrug 12 Sgr., wovon 6 Sgr. für den preußischen Transit einbehalten wurden.
    Laut rückseitigem Stempel kam er am 19. Mai in Hamburg an. Eine Übergabe an das dortige dänische Postamt war anscheinend schon nicht mehr möglich. Also wurde er nach Stralsund weitergeleitet, wo er lt. rückseitigem Stempel am 21. Mai ankam.
    Vermutlich lief er hier per Schiff ins schwedische Ystadt und von dort dann hinüber nach Kopenhagen.

    H. v. Stephan schreibt in seiner Geschichte der preußischen Post zu dieser Zeit:
    Während der Jahre 1848-50 unterbrachen die Kriegsereignisse die Beziehungen der Preußischen und Dänischen Postverwaltung. Die Postdampfschiffahrten zwischen Stettin und Kopenhagen waren eingestellt worden.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ganz großes Kino, wunderbar! :P:P:P

    Es wäre schön, wenn du noch ein paar Briefe folgen lassen könntest (oder andere hier), um das Thema abzurunden. Als Bayernsammler hat man zu dieser hochinteressanten Thematik wohl eher wenig erhellendes beizutragen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Gemäß Ordre des Reichskriegsministeriums hatte Sachsen ein Kontingent von 6.000 Mann für den Feldzug in Schleswig zu stellen. Deren Verlegung zum Kriegsschauplatz begann am 23.3.1849 und war am 17.4.1849 beendet.

    Nach dem am 20.Juli 1849 geschlossenen Waffenstillstand begann der Rückmarsch der sächsischen Truppen am 24.Juli.

    Es bestand ein Königlich Sächsisches Feldpostamt, das einen entsprechenden Stempel führte. Belege dieses Feldpostamtes sind nicht häufig.

    Altsax

  • Liebe Sammlerfreunde,

    einen Brief, der evtl. aus dem Schleswig-Holsteinischen Krieg ist, möchte ich zeigen:

    Brief mit handschriftlich rechts oben „Soldaten Brief“, ohne Aufgabestempel, geschrieben am 19. Juli 1849, den Aufgabeort kann ich nicht deuten, nach Pyrmont (Grafschaft Waldeck – Pyrmont / seit 1.4.1834 hatte Pyrmont eine preußische Postanstalt, zuvor gehörte Pyrmont zum Thurn und Taxis'schen Postbezirk), mit Vermerk „über Hannover“. Der Brief müßte daher aus Schleswig-Holstein kommen und nicht aus Baden, denn Hannover liegt von Baden aus hinter Pyrmont.
    Vielleicht kann jemand den Ort deuten, den der Absender vermerkte. 1849 waren nur in Schleswig-Holstein und in Baden Reichstruppen im Einsatz. Rückseite Preußischer Ankunftsstempel von Pyrmont vom 26. Juli 1849.
    In Schleswig-Holstein wurde am 10. Juli 1849 ein Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänemark abgeschlossen. Am 20. Juli 1849 traten die Deutschen Bundestruppen den Rückmarsch aus Schleswig-Holstein an.


    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber Vorphila Bayern,

    Donnerwetter, ein tolles Stück, was Du da zeigst..... :thumbup:

    Da ich nur kurz aus dem Büro schauen kann möchte ich aber empfehlen aufgrund des
    Siegels als auch des Monogramms im Briefpapier etwas genauer auf den Absender zu schauen.

    Mit den bestenGrüssen

    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,

    vielen Dank für den Hinweis.

    Zum Absender habe ich bisher leider noch nichts heraus gefunden.

    Über die Empfängerin schon:

    Der Brief ging an Frau von Kalm, geb. Gräfin Oberg. Sie war die letzte des Geschlechts der Oberg, Anna von Oberg, heiratete Oberjägermeister Hermann von Kalm, der auch in Halchter einen Hof hatte.Hermann von Kalm baute an der Stelle der längst zerstörten Burg in Oberg ein Herrenhaus. Dieses kam später an das Haus Uslar-Gleichen und danach an den Erbauer des hiesigen Bismarckturms, und ist heute in Privatbesitz.Am 1. Februar 1971 wurde Oberg mit vier weiteren Gemeinden zur neuen Gemeinde Lahstedt zusammengeschlossen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,

    zum Brief in "Post 5" habe ich nach Durchsicht des Auktionskataloges der Potsdamer Auktion folgende Ergänzung:
    Der Brief ist aus Blans / Sundwitt. Der Absender war im "Herzogl. Nass. Infant. Brigade Commando". Auf dem Brief wurde die Nr. 47 vermerkt. Der Brief bei der Auktion hat die Nr. 46 und ein weiterer Brief mit der Nr. 48 wurde auf der 38. Auktion verkauft.
    Siehe Los auf der aktuellen Auktion:

    http://www.philasearch.com/de_hd6vemgfemj…undwitt&x=7&y=9

    Beste Grüße von VorphilaBayern

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    hier ein Brief vom Januar 1850 als Militaria portofrei befördert.
    In Holstein gab es die Statthalter-Regierung und die schleswig-holsteinische Armee hatte ihre Quartiere in Holstein bezogen.


    Von Oldesloe nach Wilster, beides in Holstein, geleitet über das schleswig-holsteinische Postamt in Hamburg.

    Die Bestätigung der Portofreiheit als Militaria:
    attestirt von
    Seesen Feldwebel
    2te Lanz 3°Bat (?)

    Innen gibt der Absender seine Adresse an:

    Meine Adresse ist
    das
    ??? Wilcke ??? am
    Militair-Hospital
    zu
    Oldesloe

    Wilcke heißt der Absender, kann jemand bei der Entzifferung helfen?

    Der Briefinhalt ist vollständig erhalten, bei der Schrift brauche ich aber etwas Musse zum Entziffern.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    ich lese: ... der Madam Wilcke Oeconomin am Militair - Hospital zu Oldesloe.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    vielen Dank für die kompetente Hilfe. :thumbup:

    m.E. heisst es "2. Comp[agnie] 3. Bat[aillon]"

    macht natürlich Sinn, würde ich aber auch jetzt noch nicht wirklich herauslesen ... ;( (ein Hoch auf die Erfindung von Internetforen)

    ich lese: ... der Madam Wilcke Oeconomin am Militair - Hospital zu Oldesloe.

    verwundert nehme ich den weiblichen Titel auf einem Brief von 1850 zur Kenntnis. :rolleyes:

    Viele Grüße
    Michael

  • verwundert nehme ich den weiblichen Titel auf einem Brief von 1850 zur Kenntnis.

    Lieber Michael,

    vlt. war sie "nur" die Frau eines Ökonomen ... Abitur für Frauen gabs ja noch nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,

    der Mann war sicherlich der Ökonom, aber eine weibliche Form des Titels war (meines Wissens) ungewöhnlich.

    Werde mich jedenfalls in den nächsten Tagen mal an den Briefinhalt machen. Für einen Patienten des Militärhospitals fände ich Portofreiheit plausibel, da wäre aber wohl kaum die Ehefrau unter gleicher Adresse zu erreichen (und es fehlt auch der Dienstgrad des Mannes). Alternativ könnte es sich um einen Angestellten des Militärhospitals handeln; aber hatten die Portofreiheit?

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    zu den Portofreiheiten bin ich leider überfragt. Wer könnte da helfen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    "Oeconomin" war zu dieser Zeit eine nicht ungewöhnliche Berufsbezeichnung für die Haushaltsführung bzw. Verwaltung eines Hospitals.

    Die Angestellten eines Hospitals dürften keine Portofreiheit gehabt haben, aber bei diesem Brief hat ohnehin - vorschriftsgemäß - ein Offizier die "Rechtmäßigkeit" der Portofreiheit bestätigt, so dass die Post sich darüber keine weiteren Gedanken gemacht haben wird ...

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo,

    der Oldesloe-Stempel "Krone und Posthorn" ist eigentlich nur bis zum 23.03.1849 als Aufgabestempel bekannt, da ab diesem Zeitpunkt der Dänischer Anderthalbkreis-Stempel OLDESLOE (Antikva-IIa) verwendet wurde. Ich konnte anhand der Bilder das Jahr 1850 nicht erkennen. Dies wäre ein neues Spätdatum.

    Gruß

    Ralph

    Gruß

    Ralph

  • Hallo Ralph,

    ja, diesen Bedenken schließe ich mich an.
    Ein Spätdatum halte ich für unwahrscheinlich, d.h. eigentlich kann der Brief nur aus dem Januar 1849 sein ...

    Viele Grüße
    nordlicht