Fingerhutstempel Preussen

  • Selbst die kleine Postanstalt von Angermünde hatte einen Fingerhutstempel. Etwa von 1837 bis 1840 wurde dieser als Aufgabestempel verwendet. Er löste der vorher verwendeten L2 ab. Nach dem Fingerhut-Stempel wurde dann ein K2 als Aufgabestempel gestempelt.

    Interessant ist, dass ab 1857 genau dieser Fingerhutstempel als Paketausgabestempel wiederverwendet wurde.

  • Hallo zusammen,

    von Kleve möchte ich euch die beiden Belege zeigen, die das für mich bisher früheste und späteste Datum zeigen:
    Zuerst der frühe K1 als Grenzübergangsstempel auf einem Brief von Nymegen (Nimwegen) nach Elberfeld. Absendedatum der 5.6.(1833[Datum im Briefinneren]) und am gleichen Tag im nur ca. 20 km entfernten Kleve mit dem Tagesstempel zur Grenzabfertigung versehen. Die Ausgabe in Elberfeld erfolgte ausweislich des Stempels am 7.6.(1833) .
    Der Brief mit dem späten Datum datiert vom 28.9.(1838 ) und hatte Schiedam als Ziel. Dieses Mal erreichte der Brief erst am nächsten Tag, dem 29.9., das holländische Postamt Nymegen und wurde wiederum 1 Tag später, den 30.9., in Schiedam zugestellt.
    Der kl. K1 war in Kleve nur wenige Jahre in Gebrauch. Noch am 16.9.1832 (mindestens) war der Vorgänger, der generell weit verbreitete Typ L2, im Einsatz. Den nachfolgenden K2 ohne Jahr habe ich erst ab dem 9.7.1840 dokumentiert. Wenn jemand andere FD oder LD hat wäre ich für eine Mitteilung mit Bild dankbar.

    beste Grüße

    Dieter

  • Hallo Michael,

    das ist wirklich ein großer Zufall. Ich bin gerade damit beschäftigt, den Preußen-Teil unserer vereinseigenen Heimatsammlung völlig neu zu gestalten. Bei der Erfassung der Stempel bin ich gestern auch zum Fingerhutstempel von MERSEBURG gekommen. Wir besitzen einige Briefe mit ihm. Leider sind einige wegen des fehlenden Inhalts nicht datierbar. Unser frühester Brief ist von 1838 nach Schlieben. Lautet der Portofreiheitsvermerk "geistliche Sache"?
    Der späteste ist von 1844 nach Schkeuditz. Worauf hier die Portofreiheit beruhte kann ich nicht entziffern.
    Bei einigen unserer Belege fehlt der waagerechte Strich zwischen Tag und Monat. Ich zeige als Beispiel einen nicht datierbaren Brief nach Leipzig. In der Anschrift kann ich das vorletzte Wort vor "Direction" nicht lesen, ebenso bin ich mir beim Portofreiheisvermerk nicht sicher: Geistliche ?

    Beste Grüße
    Jürgen

  • Guten Morgen Jürgen

    ersterer und letztere sind tatsächliche "herrschaftliche Geistliche Sache" - also korrekt.
    Die Anschrift des letzten Briefes lautet : An Eine Königliche Sächsische hochlöbliche Kreis Direction zu Leipzig"

    Der mittlere Brief ist eine Herrschaftliche Polizei Sache.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo zusammen,

    in Essen konnte ich diesen retournierten Postvorschuß-Brief mit dem Fingerhutstempel von Fraustadt erwerben. Er wurde am 21.11.(1833) in FRAUSTADT aufgegeben und war am nächstenTag (22.11.) im ca 3 Meilen entfernten Lissa. Aus dem Inhalt geht hervor, daß die Empfängerin wegen einer Hypotheken-Angelegenheit noch 25 Sgr zu zahlen hatte. Da dies bisher nicht geschah, sollte der Betrag per Postvorschuß eingezogen werden.

    An
    die Eidel verwittw. Jacob Joseph Landshoff geboren
    Mich. Abraham
    zu
    Lissa

    25 Sgr Postvorschuß

    Lese ich die Adresse richtig? Oben links die Vorgangs-Nr des Gerichtes und oben rechts die Register-Nr des Postamtes. Auf der Rückseite ist vermerkt:
    kan wegen Ardtmuth nicht Ein Lösen daher Retur

    Weiterhin auf der Vorderseite:
    Oben rechts ist mit roter Tinte vermerkt: 30/11 retour und der Stempel FRAUSTADT mit roter Tinte unterstrichen zur Bezeichnung des Zielortes der Rücksendung. Am nächsten Tag (1.12.) war der Vorschußbrief zurück in Fraustadt.

    Fragen zum Porto:
    25 Sgr Vorschuß + 1½ Sgr Porto =26½ Sgr, die dann gestrichen wurden.
    26½ + 2 Sgr Procura und noch einmal 1½ Sgr Porto ??? = 30 Sgr.
    Rücksendungen waren portofrei. Wurde die Procura dann gestrichen? Das käme hin mit der letzten Zahl von 28Sgr.
    Was meinen die Experten?

    beste Grüße
    Dieter
    PS: Ich sehe gerade, daß die Procura bei Rücksendung vom Absender erhoben wurde. Was bedeuten die Taxen nun?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Dieter,

    ein instruktiver Beleg - Glückwunsch!

    Die Gebühren ergaben sich wie folgt:
    1 1/2 Sgr. - Briefporto für 3 Meilen und einfachem Gewicht
    + 1 1/2 Sgr. - Postgeld (hier: einfaches Briefporto)
    + 2 Sgr. - Procura (je 15 Sgr. fiel 1 Sgr. Procura an, erst über 10 Thalern reduzierte sich dieser Satz)
    + 25 Sgr. - Postvorschuß
    30 Sgr. Gesamtforderung

    Die Zwischensumme von 26 1/2 Sgr. ergibt sich aus Postvorschuß + Postgeld
    Bei Nichtannahme entfiel das Postgeld in Höhe von 1 1/2 Sgr. und 1/4 des Procurabetrags - 1/4 von 2 Sgr. sind 1/2 Sgr. - insgesamt also 2 Sgr.
    Daher musste der Absender 28 Sgr. zahlen: Den Postvorschuß von 25 Sgr. rückerstatten, das porto von 1 1/2 Sgr. und 3/4 des Procuras von ebenfalls 1 1/2 Sgr.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,

    vielen Dank für die Erklärung. Das mit der Reduzierung der Procura um ¼ hatte ich nicht gefunden. Also war ich auf der richtigen Spur.

    vielen Dank

    Dieter

  • Hallo zusammen.

    hier ein Schreiben vom 2.11.(1839) aus Crefeld an

    Monsier

    Henry Kendall

    Pontstr.

    à

    Aix-la-Chapelle

    das dem Papier nach vom gleichen Absender stammen könnte wie Erwins Beleg in #36. Der Inhalt ist die kunstvoll gestaltete Rechnung einer Firma Wittfeld.

    Man beachte die Angabe der Straße, was auch 30 Jahre später noch nicht selbstverständlich war.

    Da der Brief nicht freigemacht war, durfte der Empfänger für die Strecke von ca. 9,3 Meilen den Betrag von 2½ Sgr zahlen.

    Da der Brief erst um 7-8 A(bends) augegeben wurde, war er erst am 4.11. in der ersten Zustellung.

    Dieter

  • lieber Dieter,

    schöner Beleg mt dem Einkreisstempel EkIIa von Crefeld mit Stundenangabe in Bogenform unterhalb des Ortes. Davon gab es nur 12 Orte:

    ARNSBERG, BERLIN, COESLIN, CREFELD, DANZIG, EISENACH, ELBERFELD, GOLLUB, KÖNIGSBERG PR., MARIENWERDER, MÜNSTER, POTSDAM, STETTIN

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Liebe Sammlerfreunde,

    der kleine Einkreisstempel Ek1 kommt zur Markenzeit nicht mehrhäufig vor. Deshalb habe ich auch nachfolgende Ganzsache, die nicht ganz taufrisch ist mit dem Ek-Stempel von NIEMEGK genommen.

    Für die Entfernung von 18 Meilen ist ein Franko von 2 Sgr. korrekt.

    Die Adresse lautet:

    Herrn Hofbuchdrucker Jm: Meinhold

    wohlgeboren

    in

    Dresden

    Kann jemand sagen, was das Jm: vor Meinhold bedeutet?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-M (20. April 2023 um 19:44)

  • ... das ist "Imm" = Immanuel.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... musst nur immer an Kant denken, mein lebenslanges Idol. :) :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Morgen in die Runde,

    heute will ich mal einen als Kirchensache gekennzeichneten Brief von Marienwalde an die Königliche Wohllöbliche Regierung Abtheilung für die Kirchenverwaltung und das Schulwesen zu Frankfurt Oder zeigen. Leider lässt sich das Datum nicht bestimmen. Ich gehe aber von vor 1850 aus. Der Einkreisstempel fällt auf durch seine relativ großen schlanken Buchstaben.

    Herzliche Grüße

    Christian