• Liebe Freunde,

    für einen lieben Freund durfte ich gestern beim Arbeitskreis Pfalz in St. Martin einen Brief kaufen, der wahrlich nicht verkehrt ist.

    Geschrieben wurde er in Landau am 30.5.1858 und ging an "Seine Wohlgeboren Herrn Friedrich Scholler in Minfeld bei Kandel". Der Absender frankierte 3 Kr. bis 1 Loth für reine Pfalzbriefe per schmuckem Randstück (für mich eine Platte 4, obwohl es die erst seit Okt. 1858 geben soll).

    Der Ort Minfeld war ohne eigene Postexpedition postalisch nur von Kandel, damals amtlich: Langenkandel zu erreichen. Demzufolge erklärt sich auch der Halbkreisstempel von Langenkandel siegelseitig.

    Nur in der Pfalz wurde das Institut der Landpostboten (Ruralboten) zum 1.10.1858 eingeführt - im rechtsrheinischen Bayern erst 2 Jahre später. Doch im Mai 1858 war die postalische Versorgung "auf dem platten Lande" in der Pfalz noch den Kantonsboten überlassen, die von den Gemeinden bezahlt wurden, also keine Porti bzw. Gebühren erhielten und sich durch die Aufgabe und Abgabe von Briefschaften von und an Private finanzierten (neben ihrem Grundgehalt der Gemeinden, hier: Langenkandel).

    Ergo nahm der Kantonsbote am 31.5.1858 diesen Brief vom Postexpeditor an sich und trug ihn für 2 Kr. (siegelseitig notiert und mit Rötel umrahmt) nach Minfeld (ca. 3 km), wodurch wir einen 5 Kreuzer - Brief haben.

    4 Monate später wäre der Kandeler Landpostbote mit dem Brief nach Minfeld gelaufen und hätte ihn kostenlos abgegeben, weil sein Gehalt von der bayer. Staatskasse bezahlt wurde und er ein individuelles Bestellgeld nicht anzusprechen hatte.

  • Lieber bayern klassisch,

    mich wundert es, dass Du Dich von der Sem-Einteilung nicht trennen kannst.

    Nach Sem ist es eine 3 Kreuzer blau von Platte 4, weil diese verstaubte, für den Sammler gemachte Einteilung, alle Marken ab Mai 1856 ! die einen sauberen Druck

    zeigen, der Platte 4 zugeteilt werden. Das kann nicht korrekt sein. Es ist eine 3 Kreuzer blau von Platte 3 !

    Marken von Platte 3 ab August 1856 bis ca. Anfang 1859 bei normaler Verwendung.

    Marken von Platte 4 ab Oktober 1858 ( frühestes bisher bekanntes Datum ist 10.Oktober 1858 ) bis etwa Ende 1860 bei normaler Verwendung.

    Ca. 5% aller blauen Marken können nicht sicher einer Platte zugeteilt werden. Auf datierten Brief vom 30.Mai 1858 kann es aber nur eine Marke von Platte 3 sein.

    Von Platte 2 ist die Marke sicher nicht. Die 3 Kreuzer blau hat ausserdem den PF "Raute an "3" im rechten oberen Ziffernquadrat".

    Dieser PF kommt aussschliesslich auf Marken von Platte 3 vor.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,

    ich habe mich nicht von Sem leiten lassen, sondern versucht mit der Plattentafel zu arbeiten und fand, dass die dort von euch geliestete Platte 4 der Marke am nähesten kam. Von der Datierung her war mir eigentlich eine Platte 3 klar, nur sah die Marke für mich eben nach einer 4. Platte aus (die ich auch lose so gesehen hätte).

    Wie hättest du die Marke ohne Wissen des Datums eingeordnet?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    der Markendruck lose ohne PF wäre nicht sicher zuzuordnen. Da gebe ich Dir recht.

    Auf Brief vom Mai 1858 kann es aber keinen Zweifel an einer Marke von Platte 3 geben.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilian,

    da sieht man, wie wertvoll du für dieses Forum (und mich natürlich) bist - den PF hatte ich gar nicht gesehen, weil ich nur auf die Postgeschichte "abgefahren" bin und die Platte der Marke gar nicht auf die Schnelle einschätzen konnte.

    Der neue Eigentümer wird sich freuen, da bin ich mir ganz sicher. Vielen Dank!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    auch wenn der 9 Kr-Wert unten wohl nicht mehr als Randlinienschnitt durchgehen wird, ansehlich ist das ganze dann doch schon irgendwie, oder nicht ?

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    im Sept. 1859 galt das Reglement vom 1.7.1858. Nach diesem kosteten einfache Briefe je Loth von der Pfalz nach Bayern 6x. Die Steigerung wären dann 12x, 18x, 24x usw. gewesen.

    15x gab es nie von der Pfalz nach Bayern, weder vorher, noch nachher.

    Kann es sein, dass die 9x grün, so schön sie auch ist, nachträglich appliziert und der Halbkreisstempel "übergehend gemacht" wurde? Bitte genau gucken - wenn das einer geschickt eingefädelt hat, ist es ganz schwer unter 10facher Vergrößerung zu erkennen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    ja Du hast Recht, die Nummer ist gefälscht, der Halbkreiser geht eindeutig unter der Marke durch. Den wird man dann halt wieder auf den Teppich holen müssen. :D

    Vielen Dankl für den Hinweis, manchmal sieht man vor lauter schönen Bäumen den Wald nicht !

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunbde,

    äußerlich sicherlich nicht so besonders, der anbei abgebildete Beleg mit der Mi-Nr. 15...aber innen gibts dann schon was zum hinschauen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    eine Augenweide von innen und nicht übel von außen - ist es nicht herrlich, welch tolle Stücke man in der Bucht für kleine Münze schießen kann? :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    damit hier die Portobriefe nicht vernachlässigt werden anbei einmal ein recht nettes Beispiel. Ein Minibriefchen, erste Gewichtsstufe zu 6 Kr, verfasst vom Hausmeister des zwischen 1821-1825 errichteten Zentralgefängnisses in Kaiserlautern; Text wie folgt:


    Kaiserslautern am 21. Februar 1859

    Herr Schiffer !

    Gefälligen Sie keinen Hirsen an das Kgl. Centralgefägniß mehr zu senden,
    bis ich Ihnen Nachricht hierüber gebe,
    indem außer Ihren letzthin zugesandten 5 Säcke Hirsen
    noch ein ziemlicher Vorrath vorhanden war.

    Ihr ergebener
    Ströh
    Hausmeister

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    he, he - da war wohl für einige Zeit etwas einseitigtes Essen im Knast angesagt - Morgens Hirse, Mittags Hirse und Abends Hirse. 8o

    ... und einen Brief mit "Hiersenlieferung" hatte ich zuvor auch noch nie gesehen. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... ob Hirse wirklich ausreichte, aus Knackis Schönlinge zu machen? Ich denke eher, dass Vitaminmangel, Schlafentzug und Magerkost i. V. m. mangelnder Hygiene dafür sorgten, dass die Herren im Café Viereck nicht mit Sean Connrry oder George Clooney konkurrieren konnten (und das nicht nur, weil quer gestreift den wenigsten wirklich gut steht). :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (28. Dezember 2016 um 06:46)

  • Hallo zusammen,

    der hier hat mir wegen dem "Tunnel-Halbkreiser" vorne rechts recht gut gefallen, wobei ja auch die beiden oMR`s 291 noch recht adrett herüberkommen. Gelaufen nach Hachenburg / Herzogtum Nassau in der 2. DÖPV-Entfernungsstufe.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,

    einen Dienstbrief aus Kaiserslautern vom 23.6.1872 sandte man nach Bubenheim - jedoch kam er am selben Tag in Zweibrücken an. Warum weiß ich nicht - vlt. ist jemand schlauer als ich und weiß es.

    Jedenfalls notierte man später (in Zweibrücken?) "Albisheim" unter dem Zielort und sandte ihn, wieder über Kaiserslautern, weiter nach Albisheim, wo er am Folgetag ankam. Bubenheim gehörte zum Expeditionsbezirk der Post von Albisheim, somit war das wenigstens richtig.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo Pälzer,

    "Albisheim" steht unter "Bubenheim" in blau geschrieben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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