• Liebe Freunde,

    ich glaube, ich habs: 1 Corb Weintrauben!

    Das passt auch besser zu einem Neustadter Winzer, als das, was ich zuerst geschrieben habe. Aber diesen Brief zu transkribieren ist so attraktiv wie 10 Jahre Sibirien. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    da steht mit Sicherheit nicht Weintrauben, @weiteWelle lag da mit den Steckrüben schon in der richtigen Richtung, vor ....rüben steht nun jedoch kein k sondern ein h. So gibt es wiederum aber den altbackenen Begriff für den Rübsenkohl, die Stechrübe:


    http://buecher.heilpflanzen-welt.de/Hahnemann-Apot…/stechruebe.htm

    https://books.google.de/books?id=y5REA…C3%BCbe&f=false

    https://books.google.de/books?id=OcNHA…C3%BCbe&f=false

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    ja, Stechrüben scheint richtig zu sein. Danke für die Links!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...unter den damaligen technischen Randbedingungen war es jedenfalls wohl kaum möglich, noch gegen Ende Februar Wein- oder Tafeltrauben auszuliefern.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    kann der klassische Bayernsammler auf zahlreiche Briefe der bayer. Erstausgabe im rechtsrheinischen Bayern zurück blicken und sich das passende aussuchen, wird es für dergleichen Briefe innerhalb der Pfalz doch etwas dünn. So soll z. B. nur ein Brief mit der 4I innerhalb der Pfalz bekannt sein (über 1 - 4 Loth) und auch Briefe mit der 2I sind nicht gerade häufig.

    Noch viel weniger häufig sind aber Briefe der Erstausgabe in der Pfalz, die in den Landbestellbezirk einer Postexpedition liefen und einen dieser seltenen Gattung möchte ich heute zeigen. Er wurde in Kaiserslautern ("Lautern") am 6.8.1850 geschrieben und war an Wilh. Lingenfelder in Gimmeldingen bey Neustadt a/Haardt gerichtet. Es gibt weder Transit-, noch Ankunftsstempel, aber in der Pfalz sah man das eh lockerer, als in anderen Teilen des Wittelsbacher Imperiums.

    Üblicherweise bekam der Kantonsbote für das Austragen eines Briefes 3 Kreuzer, die aber oft nicht auf den Briefen notiert wurden. Die Alternative wäre gewesen, dass Lingenfelder in Neustadt an der Haardt ein Postfach hatte, in das die Poststücke für ihn eingelegt wurden und das regelmässig zu leeren war.

  • Liebe Freunde,

    dergleichen Briefe kenne ich nur sehr wenig, daher war er mir mehr wert, als ich jemals für ihn wieder bekommen würde: Dienstbrief des kgl. Rentamt (= Finanzamt) Ludwigshafen am Rhein an das Bürgermeisteramt in Dannstadt. Die Aufgabe erfolgte im Zug der Pfälzer Bahnpost Worms - Neunkirchen (Saarland) am 5.1.1870.

    Hierbei ist zu beobachten, dass Dienstbriefe für eine Bahnpostaufgabe eigentlich ungeeignet waren, denn sie waren zu nummerieren, im Postbuch vorzutragen nach Betreff und Expeditionsnummer, nach Porto-, Franko- und Portofreiheit auszuscheiden und von der Post zu kontrollieren und dann abzuhaken bzw. das Postbuch zu stempeln.

    Dass dies alles sehr mühevoll war, liegt auf der Hand. Bei einer Postexpedition war das Tagesgeschäft, aber bei der Bahnpost, die ja nur kurze Zeit im Bahnhof halten durfte, um sogleich wieder ihre Fahrt aufzunehmen, war es wohl die große Ausnahme (und das betraf nicht nur die Pfalz, sondern war für ganz Bayern so).

    Als ich ihn gekauft hatte und in Händen hielt, hoffte ich auf einen Inhalt, der mir diesen ungewöhnliche Speditionsverhalten erklären könnte - und ward nicht enttäuscht:

    "Ludwigshafen am 4. Januar 1870
    An das Bürgermeisteramt Dannstadt

    Der baldigen Erledigung der Anfrage bezüglich der Hebamme Berlinger & Remission (= Zurücksendung) der brevi wann hieraus gegebenen Bescheinigung über deren Fassion sieht man entgegen, da die Vorlage der Steuer - Verhandlungen am Kgl. Regierung pro 1869 allein noch hiervon abhängt.

    K. Rentamt - Unterschrift

    Sehr dringend!!

    ... schon erledigt ...

    Der Vermerk "sehr dringend" bei dienstlicher Post drückte das Begehren der expressen Zustellung aus, die hier aber wohl nicht nötig war, weil man durch die Aufgabe im Zug schon etwas Zeit gespart hatte.

  • Hallo Leitwege,

    ich habe zu danken für das Forum hier. :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    Üblicherweise bekam der Kantonsbote für das Austragen eines Briefes 3 Kreuzer, die aber oft nicht auf den Briefen notiert wurden.


    hierzu ein interessanter Beitrag aus unserer "Pfalzbibel", dem Englram (Das Postwesen in der Rheinpfalz seit 1816, Speyer 1913), welcher auf seiner Seite 37 einen nur wenige Monate vor Aufgabe Deines schönen 2Ier-Belegs erstellten Bericht der Neustadter Postverwaltung vom 18.01.1850 zitiert:

    "Es treffen täglich 10 Posten ein und gehen 9 ab. Bei allen 19 Posten mit Ausnahme der um 9.30 von Landau und um 4.00 von Dürkheim eintreffenden Briefposten ist der Packer auf dem Bureau notwendig, um die ankommenden Posten in Empfang zu nehmen, zu sortieren und auszutragen oder um die abgehenden zu verpacken und an den Bahnhof zu verbringen.
    Neustadt mit 7580 Seelen hat einen ausgedehnten Handel und höchst bedeutende Korrespondenz.
    Die Zahl der im Zustellbezirke wohnenenden Einwohner beträgt 19.000.
    Da auch in Nähe liegende Ortschaften zugestellt werden müssen, reicht ein Individuum nicht aus. Packer und Briefträger Peter Klein hat bisher einen Gehilfen aus eigenen Mitteln bezahlt; ein zweiter Gehilfe, der die Briefe und Pakete auf das Land besorgt, erhält dafür die anfallenden Zustellgebühren.
    Es wird beantragt, dem Packer und Briefträger ein Aversum (= Abfindungssumme) zur Haltung eines Gehilfen zuzuteilen".
    Auf Grund dieses Berichts erhielt die Postverwaltung ein jährliches Aversum von 200 fl nebst 30 fl Monturgeld bewilligt.


    Nichts desto trotz, die bereits eingesetzte "manpower" blieb trotz des Aversums noch längere Zeit unverändert, was die im vorliegenden Fall erwähnten Nachlässigkeiten bei den Transit- und Empfangsabschlägen erklären könnte.

    Eine spitzenmäßig geschnittene und entwertete 2I übrigens !

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    vielen Dank für die passenden Aussagen zur Post in Neustadt - das kann man sich dann schon gut bildlich vorstellen.

    Ja, die Marke ist außergewöhnlich gut geschnitten (fast 4 Randlinien) und sehr farbfrisch - ein kleines Zuckerle. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich zeige einen Brief von Ludwigshafen Pf in den Postverein nach Frankfurt/Main vom 10.11.1855. Für die Entfernung von bis 10 Meilen wurde mit

    einer 3 Kreuzer blau von Platte 2c frankiert. Die Markenentwertung erfolgte mit MR "190", Type b- schmale Ziffer "9", Fahne der Ziffer "1" spitzwinklig (ab 1855).

    Pfalzbriefe mit 3 Kreuzer Fankatur waren bis zum 31.7.1865 nur innerhalb der Pfalz oder im Postverein möglich. Pfalzbriefe nach Bayern rechts des Rheins kosteten 6 Kreuzer.

    Ein Bestellkreuzer (Frankfurt lag im Thurn und Taxischen Kreuzergebiet) ist nicht notiert. Das Fräulein Ebenau hatte wohl ein Postfach in das der Brief zur Abholung eingelegt wurde.

    Die Siegelseite mit Distributionsstempel (Ankunftstempel) von Frankfurt. Neben dem Tag und dem Monat ist durch die Nummer 5 die Zeit des Briefeingangs dokumentiert.

    Von Frankfurt sind 7 Distributionsnummern bekannt (lt. Sem Thurn und Taxis Spezialkatalog). Jede Nummer steht für einen Tages-Zeitabschnitt. Für welche genaue Zeit "D5"

    steht, das wissen die Thurn und Taxis Spezialisten. Es müsste sich um eine Zeit am Abend handeln.

    Der Aufgabestempel von Ludwigshafen zeigt die Briefaufgabe am 10.11 um 12:00 Mittags. Die Ankunft in Frankfurt war noch am gleichen Tag abends.

    Gruss kilke

  • Lieber kilke und lieber Bayern Social,

    Ich habe Eure beiden Beiträge genossen. Vielen Dank!

    Beste Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo kilke,

    könnte die Marke den Plattenfehler IXd nach Vogel/Peindl "Doppelraute und Verdickung der äußeren Rahmenlinie links oben" haben ? Ich vermag es momentan nicht exakt zu erkennen. Selbst wenn nicht, beibt`s natürlich dennoch ein 1A-Sahnebeleg. Sehr schöne Darstellung auch meiner Meinung nach die Seite von @BS mit den Erstausgaben. Wenn die Sammlung generell so aufgezogen sein sollte, dann wäre das m.E. optimal: Nicht zuviel und nicht zu wenig und alles wirkt wie aus einem Guss, sehr schön !

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (11. Dezember 2015 um 20:39)

  • Liebe Freunde,

    feinste Philatelie wird hier gezeigt - vielen Dank für diese Augenweiden.

    Wenn man jetzt noch bei Bayern Social "Vertrag" striche und durch "Regulativ" ersetzte, wäre es so perfekt, wie die involvierten Belege der Erstausgabe.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pfälzer,

    die Platte 2c ist die überarbeitete Platte 2b. Deshalb sind schlechte Druckbilder mit z.B. verdickten Rahmenlinien ganz typisch bei Marken von Patte 2c.

    Den PF IXd (lt.Michel Handbuch) kann ich nicht auf der Marke erkennen.

    Gekauft habe ich den Brief aus der Pfalz wegen dem MR "190" von Ludwigshafen. Es gibt 2 MR-Typen die ich bisher nur auf Einzelmarken nachweisen konnte.

    Der Brief zusammen mit den Marken ergibt jetzt die Seite MR "190".

    Gruss kilke

  • Hallo in die Runde,

    ja danke für die netten Worte, der Scan ist etwas verrutscht, aber hin und wieder kann man ja dann alles auch live sehen :)

    Es ist nur eine Seite aus 84 Seiten, aber einen kleinen Eindruck gibt die schon, habe es aber nur gepostet, weil es so gut zu dem tollen Brief&Beitrag von kilke passte.

    Lieber Bayern Social,

    wer mit den Erstausgaben die Pfälzer Portosätze belegt, der zeigt Spitzenphilatelie

    Gruss kilke

    Also das Lob geht nochmals retoure an kilke zu dem Beitrag aus Post 113 und wenn alleine der liebe maunzerle die Beiträge genossen hat, dann hats doch gepasst :P

    @BK: Ja, ja Deinen Adleraugen entgeht doch wirklich nichts ;) ein kleiner aber wichtiger Unterschied-danke, ist schon zur Änderung notiert.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"