• Morsche Tim,

    ein Brief, wie man ihn nur einmal im Jahr sieht - klasse! Die Pfalz leitete ihre Post nach Böhmen immer über Frankfurt am Main. Ab da war es Sache der Taxispost, wie sie den Brief weiter leitete - über Bayern, wie hier gewünscht, oder über Sachsen und Bodenbach.

    Ich halte den Brief angesichts der hinten fehlenden Stempel, die bei anderen Briefen zu sehen sind, für aus der Zeit 1860-62, da sind wir also ganz nah beinander.

    Leider weiß ich ohne Unterlagen nicht, wann Asch ans österr. Bahnnetz angeschlossen wurde; wäre das um diese Zeit gewesen, hätte der Absender Insider-Informationen gehabt und ganz auszuschließen ist das nicht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Tim und Ralph,

    ein sehr schöner Brief. Die Bahnstrecke "Hof - Asch - Eger" wurde erst am 1. November 1865 eröffnet. Bezahlt hat sie die Stadt Hof und hat sie dann an den bayerischen Staat verpachtet. Die Bahnhöfe in Asch und Eger wurden von Bayern errichtet. Waren daher bayerische Bahnhöfe. Schon in der kaiserlichen Reichspostzeit holte und brachte die kaiserliche Reichspostanstalt Asch die Post nach Hof (diese bestand bis 1818 / ab dann ein österreichisches Postamt in Asch). Im Postvertrag Bayern - Österreich von 1819 wurde eine wöchentliche Fahrpost und eine zweimal wöchentliche Reitpost zwischen Hof und Asch festgelegt. Diese wurde von Bayern durchgeführt und bezahlt. Es bestand also immer ein Kartenschluß "Hof - Asch".

    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank für die wunderbaren Ausführungen zur bayerischen Bahngeschichte und zu Röchling. Den Namen kannte ich bisher nur aus dem Fußballsport, weil der SV Röchling Völklingen in den 70ern bundesweit bekannt war und damals sogar an die Tür zur Bundesliga klopfte. Der Vereinsname war damals für mich äußerst rätselhaft.

    Again what learned!

    Liebe Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

    Einmal editiert, zuletzt von maunzerle (8. Juni 2023 um 11:48)

  • Lieber Hermann,

    vielen Dank für deine weiterführenden Informationen. Wenn keine Eisenbahnverbindung 1860-62 zwischen Hof und Asch vorhanden war, hat die Taxispost ihn wohl eher nicht über Hof geleitet, sondern komplett auf der Schiene (so weit es eben ging) belassen.

    Lieber Peter,

    2 Dumme, ein Gedanke. Auch ein Verein, der völlig ins Abseits getrudelt ist, wie so viele andere auch ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Wenn keine Eisenbahnverbindung 1860-62 zwischen Hof und Asch vorhanden war, hat die Taxispost ihn wohl eher nicht über Hof geleitet, sondern komplett auf der Schiene (so weit es eben ging) belassen.

    Guten Morgen Ralph,

    das verstehe ich jetzt nicht. Anbei ein Auszug aus der Karte des Eisenbahnnetzes Stand 1861. Da ist Hof (eben) jener Standort mit dem man damals mit der Eisenbahn an den Zielort herangekommen ist. Eine Alternative erkenne ich da nicht. Ich denke, dass es dann schon so war wie Hermann geschrieben hat. Interessant ist auch, dass die später eröffente Bahnstrecke die böhmischen Braunkohlereviere erschließen sollte, vielleicht hat Röchlings Handelshaus da auch mitgepokert und er war deswegen in Marienbad zugegen.

    LG

    Tim

    verwendete Quelle:

  • Morsche Tim,

    ja möglich ist alles, auch über Bodenbach - Pilsen und von Pilsen aus zum Zielort. Ich vermute, das wäre alles über die Bahn gelaufen zumindest bis Pilsen. Von Hof aus per Kutsche wären es zwischen 90 und 100 km gewesen; bei 5 km/h und 100 km Entfernung also ca. 20 Stunden, vlt. wegen des Geländes dort auch ein paar Stunden mehr. Da er nach 48 Stunden in Marienbad ankam, wäre das technisch möglich. Aber dann hätte FFM nach Hof (oder Bayreuth) kartieren müssen, mit der Wahrscheinlichkeit, dass wir hinten einen dieser Stempel sähen, aber da ist nur der Ankunftsstempel von Marienbad.

    Nach meiner Beobachtung liefen vergleichbare Briefe aus der Pfalz über FFM eher über Sachsen nach Böhmen, weil das Aufkommen für Briefe aus und über FFM Richtung Prag, Pilsen usw. um ein zigfaches größer war, als nach kleinen und unbedeutenden Orten in Böhmen in der Nähe Oberfrankens.

    Diese Briefe weisen dann auch logischerweise keine bayer. Stempel auf, sondern nur den Ankunftsstempel (bzw. noch bis Ende der 1850er Jahre auch den von Bodenbach, aber das auch nicht immer, weil FFM auf die sächsische Bahnpost kartierte und denen dann die weitere Leitung überließ).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Moje Ralph,

    wenn der Brief so wie hinten angeschrieben steht von 1860 stammt, dann kann Bodenbach - Prag - Pilsen nicht zum Tragen gekommen sein, da die Strecke Prag - Pilsen erst im Juli 62 fertiggestellt war. Und selbst wenn: Die Entfernung von Hof nach Marienbad beträgt 100 km, die von Pilsen nach Marienbad ca 75 km, das nimmt sich mit der Kutsche nicht viel. Und dann kommen über Chemnitz - Dresden - Bodenach - Prag - Pilsen noch schmale 450 km Beförderungsweg dazu, da sehe ich auch mit der Bahn keinerlei zeitlichen Vorteil, im Gegenteil, so oft wie da hat umgeladen werden müssen. Ich denke der Leitvermerk hat schon seinen Grund gehabt, fehlende Durchgangsabschläge hin oder her.

    Schönen Gruß

    Tim

    PS: Um 1850 betrug die Geschwindigkeit einer Postkutsche auf ausgebauten Straßen fast 10 km/h und wie Hermann schrieb, gab es von Hof aus auch noch die deutlich schnellere Reitpost nach Böhmen

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (8. Juni 2023 um 12:34)

  • Hallo Tim,

    dann mag es so gewesen sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freund,

    ich bin gespannt, ob einer diesen simplen Brief innerhalb der Pfalz komplett beschreiben kann. Los gehts, keiner blamiert sich.

    Von Landau/Pfalz ging es 1853 nach Schweigen.

  • Mahlzeit Ralph,

    ohne das jetzt voll transcribiert zu haben, da scheint dem Bürgermeister B. von Schweigen irgendwie aufgefallen zu sein, dass sein Prozessgegner von gewisser Person, einem Herrn N. wahrscheinlich des Gerichts in Landau "vorurtheils" über alles an eingehender Post informiert gewesen ist. Sein bzw. der klagenden Gemeinde gegenüber loyaler Anwalt in Landau bestätigt das und kommt wohl oder übel zu dem Ergebnis, dass der Herr Bürgermeister B. einen Herrn P. dazu anhalten sollte, das Urtheil zu expedieren und durch einen Gerichtsbote in Frankenthal zur Execution zu bringen. Er schreibt das nicht mit der Dienstpost, sondern als Normalbrief. Der ging mit dem Kantonalboten über die PE Bergzabern in den Landbestellbezirk nach Schweigen. Denke mal, dass der aber nichts extra für bekommen hat, weil an den Bürgermeister adressiert.

    Schönen Gruß

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Mahlzeit Tim,

    so ist es! Wir kennen ja markenlose Dienstbriefe zuhauf, die keine Taxen aufweisen, weil sie kostenlos transportiert wurden und zwar von der bayer. Post UND den Pfälzer Cantonsboten, die ja für den Empfang und die Abgabe von dienstlichen Poststücken verantwortlich waren und deren Gehalt von den sie kommandieren Gemeinden getragen wurde.

    Dann kennen wir gewöhnliche, frankierte, oder auch unfrankierte Briefe, die mal 2, mal 3 Kreuzer Cantonsbotenkosten aufweisen, in der Regel hinten.

    Bei meinem Brief aber wissen wir, dass er durch dem Bergzabener Cantonsboten ausgetraben wurde, er aber KEINE Botenkosten aufweist, weder vorne, noch hinten.

    Aber er war ja frankiert worden und somit kein Dienstbrief, weil der Absender ein Anwalt/Advocat war und eben keine Behörde.

    Aber ich denke, dass in Bergzabern auch Dienstbriefe für den Herrn Bürgermeister in Schweigen (heute: Schweigen-Rechtenbach) auf der Post lagen und man diese dem Cantonsboten mitgab, ohne ihn finanziell partizipieren zu lassen, weil der über die Adresse davon ausging, dass er hier nichts zu fordern hatte.

    Meines Wissens ist das der einzige Brief, an den ich mich erinnere, der markenfrankiert abging, ohne Botenkosten nach sich zu ziehen.

    Wer Briefe innerhalb der Pfalz bis zum 30.9.1858 hat, darf mal gerne nachsehen, ob er einen vergleichbaren Brief hat, das wäre sehr spannend.

    Danke für deinen Beitrag -

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend zusammen,

    der etwas schmuddelige Beleg anbei zeigt eine Mi-Nr. 23y mit dem Plattenfehler IV nach Vogel/Peindl: Durchgehender Kratzer durch beide linke Wertziffern bis zur Randlinie. Er ist nicht gerade einfach zu erkennen, deswegen noch ein hochauflösender Detailscan. Schön allerdings auch noch der Ziereinkreiser ALTENGLAN. Der ist in meinem ollen Sem noch gar nicht erwähnt, wenn mir dazu jemand noch aus einem Katalog neueren Datums evtl. den Preis auf Beleg benennen könnte wäre ich dankbar.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • :) :) :) :P :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • ... und dabei noch optisch auf Bahnhofsbrief getrimmt ... :P :P :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    ich weiß nicht, ob der Brief hier richtig ist:

    Gekauft habe ich ihn einmal wegen des HK Sembach, aber auch, weil er schön den damaligen Postweg dokumentiert: Mit der Bahnpost von Stuttgart nach Ludwigshafen, dann weiter über Kaiserslautern nach Sembach. Leider alles ohne Jahresangaben.

    Beste Grüße,

    Bernd

  • Guten Tag zusammen,

    das anbei ist eigentlich kein Pfalzbrief, denn der Absender, der Kaufmann Jonas Cohen / Düsseldorf hatte seinen Firmensitz am Niederrhein, was auch aus der Rechnungsstellung innen an den Baumwoll- und Eisenwarenhändler Simon Mayer / Grünstadt hervorgeht. Drei Tage nachdem die Rechnung verfasst worden ist, hatte sich dann freundlicherweise der im pfälzischen Ludwigshafen a.Rh. und im badischen Mannheim firmierende Kaufmann J.E. Dressler als den Brief "freimachender Vermittler" eingeschaltet. Das hat dem Düsseldorfer Unternehmen eine Portoersparnis von 6 Kr = 2 Sgr beschert. Beweisen kann man es letztendlich nicht, aber es ist hier wohl auch angesichts der o.g. Zeitspanne von drei Tagen nicht allzu unwahrscheinlich, dass man sich auf dem Transportweg von Düsseldorf nach Ludwigshafen a.Rh. anderer Transportmittel als der Post (z.B. der Rheinschifffahrt) bedient und damit gegen deren Monopol verstoßen hat.

    ....den Einzeiler vorne oben rechts nehme ich als "4 Narben" war

    Schöbnen Gruß

    vom Pälzer

  • Morsche Tim,

    feines Stück - die Mehrheit dieser bzw. vergleichbarer Briefe dürfte Waren auf dem Rhein begleitet haben, das habe ich schon mehrfach in Inhalten gelesen ("bitten wir die Beilagen franco zu besorgen").

    2 Groschen waren halt auch Geld ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.