Der besondere Brief - Das besondere Poststück

  • ... danke, danke - für 1 Euro (plus Porto) nimmt man so ein Stück doch gerne mit (aus der Bucht).

    Ob man ein Bändchen genommen hat? Keine Ahnung, wäre aber viel Mühewaltung für eine Ortsversendung. Man hätte ja auch dieses Objekt in einen Brief einlegen können und wäre unter 15g geblieben (vermutlich); warum man aber einen Brief mit einer DS verschickte, ist mir nicht ganz klar.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...also zwischen der Herstellung eines Faltbriefes + dessen (Wachs)Versiegelung und zweimal Bändchen um die DS gewickelt + Knoten gemacht sehe ich jetzt zeitlich keinen großen Unterschied. Und die DS stand wegen der möglicherweise zu spät bekannt gegebenen Verlobung klar im Vordergrund.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    den folgenden Brief konnte ich bei PF erwerben - ich kannte ihn aus dem Buch von Sammlerfreund Pr. aus München, der ihn an Robert F. bei München verkaufte für dessen Sammlung "Früher DÖPV".

    Von Augsburg ging er am 30.09.1851 mit 2 Loth gewogen und dem Vermerk "Inhalt ohne Werth" versehen nach Dresden, wo er am 2.10. einschlug.

    Ich bitte die Augen geneigter Betrachter auf den Aufgabestempel zu richten, denn allein der ist das besondere an dem Brief und bin mal gespannt, wer den Ablauf am Schalter rekonstruieren möchte ... nur Mut!

  • Lieber Ralph,

    Zur Rekonstruktion fühle ich mich nicht berufen, aber einen roten Aufgabestempel findet man nicht in jeder Wühlschachtel. Gratulation zum Erwerb der Pretiose!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    da hast du völlig recht - ich kann mich nicht an einen roten Zweizeiler von Augsburg erinnern, zumindest nicht mit Marken und Mühlrädern. Aber das ist ja die Besonderheit, die hier erst noch geklärt werden möchte ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    eine kleine, eierlegende Wollmilchsau aus Immenstadt vom 21./25.11.1853 darf ich heute vorstellen. Der mit 3 Kreuzern korrekt frankierte Brief war an Herrn Joseph Wiedemann, Schran(n)enke(h)rer in Kempten gerichtet. Noch am selben Tag traf er im nahen Kempten ein, konnte jedoch nicht zugestellt werden. Daher hatte man den Grund der Nichtzustellung siegelseitig zu spezifizieren: "Dieser Name ist nicht zu erfragen in Kempten nach polizeilicher Nachfrage. Laitz, Briefträger".

    Somit war der Brief dem Absender in Immenstadt zurück zu schicken, was die Rückseite am 27.11. zeigt.

    Jetzt wird es aber interessant: Woher wusste man in Immenstadt, wer der Absender war? Außer einem Trockensiegel ist nichts zu erkennen! Doch wenn wir den Inhalt lesen, wissen wir, warum selbst das nicht benötigt worden wäre:

    "Immenstadt den 21. Nov. 1853

    Herrn Jos. Wiedemann Schranenkerer in Kempten

    Schon unterm 8. d(ieses Monats) kam mir laut Frachtbrief von Ihnen 1 Fäßle Bierzeug mittelst Eisenbahn zu, ohne weitere Bestimmung, wem es gehört und war auch keine Nachfrage hienach, wahrscheinlich wird es izt (=jetzt) unbrauchbar geworden seyn; ich hatte dafür 34 Kreuzer Spehsen. Ich ersuche Sie daher hierüber zu verfügen. In deren Erwartung grüßt Sie

    Johann (?) Wels (?) Posthalter"

    Es wird den Posthalter von Immenstadt sicher nicht gefreut haben, 34 Kreuzer Spesen für schales Bief und 3 Kreuzer Porto ausgelegt zu haben, wenn sein Brief am nächsten Tag wieder zurück kam. Dazu kam, dass jede Ware Lagergeld kostete, welches sich auch zu recht erheblichen Beträgen aufsummieren konnte. Da war unser Posthalter jetzt ganz schön in der Bedouille und leider wissen wir nicht, wie man damals die "Kuh vom Eis" brachte.

  • Liebe Freunde,

    der macht mir besonders viel Freude: Vom Stadtmagistrat Hirschau an den Magisgrat von Amberg. Unten steht die E(peditions) N(ummer) 532, mit der er im Postbuch geführt wurde und darunter "franco". Links sehen wir den Aufgabestempel Hirschau 18.5.1873, dann aber neben dem "franco" ein Fragezeichen und "Marke" Retour.

    Offenbar hatte man die Marke vergessen und der Brief ging umgehend an den Absender zurück. Dort klebte man eine Nr. 23 auf und brachte den Brief am Folgetag wieder der Post. Die strich ihr Fragezeichen und "Marcke" durch und verschickte ihn trotz Streichung von Amberg nachdorthin, wo er am 19.5. auch ankam - um dort am 20.5. wieder Ankuft gestempelt zu werden. Mensch, da ist ja einiges schief gegangen - mich freuts!

  • Liebe Freunde,

    bisweilen sehen wir Briefe, bei denen im Firmenstempel des Absenders das Wort "franco", "Frei", "franquirt" oder Ähnliches steht. Der Grund dürfte mit der Änderung der Gebührenstruktur vom 1.8.1850 zusammen hängen, als plötzlich und zum ersten Mal in Bayern und im ganzen Postverein Briefe, wenn man sie nicht frankierte, wesentlich teurer wurden und zwar um 3 Kreuzer je Loth und Entfernungsstufe.

    Als der Postverein mit dem 1.1.1868 zu existieren aufgehört hatte, wurde es gar noch drastischer, denn gewöhnliche Frankobriefe kosteten nun 3 Kreuzer, dieselben unfrei aber 7 Kreuzer, so dass hier eine Steigerung der Frankorate von 133% vorlag, was wohl auch die allermeisten Korrespondenten dazu brachte, endlich Marken in die Hand zu nehmen und ihre Post damit zu bekleben, wie es die Postverwaltungen schon seit 1850 wünschten.

    Ein Brief aus dem lieblichen Lindau im Bodensee vom 8.6.1869, Absender war die Firma J. G. Wartmann, wurde an die Firma J. Michael Wild Sohn in Plössberg/Oberpfalz frankiert verschickt. Im Inhalt desselben schreibt der Lindauer folgendes:

    "Als Erwiderung auf Ihr Geehrtes v(om) 24. Mai pto = Porto ersuche ich Sie heimit mir als Probe ...".

    Der Plössberger hatte also ein Schreiben nach Lindau unfrankiert abgehen lassen, welches im 1. Gewicht 7 Kreuzer, über 1 Loth sogar 11 Kreuzer gekostet haben musste. Diese waren dem Lindauer übel aufgestossen, denn er wollte nicht die o. g. 133% Aufschlag bezahlen. Da der Plössberger von 3 Artikeln sogar Proben schicken sollte, wollte man damit sicher gehen, dass diese frankiert abgesandt würden, um nicht noch mehr Postporto zahlen zu müssen.

    Der sanfte Hinweis im Firmenstempel "fo" für franco und die entsprechende Angabe im Briefinhalt selbst dürften dafür gesorgt haben, dass man nun auch in Plössberg nur noch frankiert nach Lindau verschickte.

    Weil sich Herr Sem mit einem Befund viel Mühe gegeben hat, wiederhole ich den Tenor desselben hier ganz kurz: PF XXVII (laut Vogel) = rechts unten Durchbalkung der "3". Schön, dass es diese Zugabe noch gab, genommen hätte ich ihn in jedem Fall auch ohne den Plattenfehler.

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier ein Brief ohne Inhalt und ohne Datum. Es ist aber davon auszugehen, dass er aus der Zeit zwischen 1850 und 1856 stammt, da die Marken mit dem Mühlradstempel 310 der 1. Verteilung aus Schrobenhausen entwertet sind.
    Frankiert mit 12 Kr. für einen Brief der 2. Gewichtstufe über 1-4 Loth in die 2. Entfernungszone innehalb Bayerns.
    Auf dem Brief befinden sich zwei sehr interessante Vermerke:
    Oben "Inliegend Schlüßl zur Kasse" und unten "samt leer Kasse".
    Den Schlüssel kann ich mir vom Gewicht her ja noch vorstellen, eine Kasse allerdings, und das alles zusammen bis 4 Loth, sprich ca. 60 Gramm als Briefpostsendung, eigentlich nicht.
    Trotzdem wird es aber wohl so gewesen sein.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Bayern-Kreuzer,

    ich habe lange überlegt, ob Kasse oder Koffer geschrieben wurde.
    Letztendlich hatte ich mich für Kasse entschieden, da die ersten Buchstaben bei "samt" für s und a die gleiche Schreibweise haben.
    Sicher könnte man unten annehmen es handelt sich hinten um ein "er". Oben allerdings fehlt das e definitiv und sieht dan wieder nach Kasse aus.
    Zudem konnte ich mir eine kleine Kasse (z.B. Sparbüchse) als Anhang eher vorstellen als einen Koffer, welcher das Gewicht von 60 Gramm sicher überschritten hätte.

    Gruß
    bayernjäger

  • Liebe Freunde,

    telegraphische Depeschen hatten prinzipiell nichts mit der Briefpost zu tun - außer sie hätten jemanden erreichen sollen an einem Ort ohne Telegraphenstation; dann wurde das Telegramm von der diesem Zielort nähesten Telegraphenstation in ein Kuvert gesteckt und per Post an die näheste Poststelle geleitet, um von dort aus ausgetragen zu werden.

    Des weiteren unterscheiden wir Staats - Depeschen, die kostenfrei waren und Privat - Depeschen, die dies eben nicht waren. Hier zeige ich eine PD = Privat - Depesche der Telegraphenstation Straubing vom 31.8.1858 an "H. Otto Schmutzer bei C. Arnold junior in Straubing".

    Die Depesche hat noch vollen Inhalt, was sie für mich sehr wertvoll macht(e), denn ursprünglich stammte der Text aus Passau und wurde dort am selben Tag um 16.45 Uhr in die Feder diktiert, um 16.53 Uhr telegraphiert und war in Straubiing um 16.56 Uhr angekommen. Schon um 17.00 Uhr gab man in Straubing die eingetütete Depesche einem der dortigen Telegraphenboten zur Bestellung (nicht dem Postboten, weil das ja ein anderer Postdienst war!).

    Als Text lesen wir:

    "Otto Schmutzer bei C. Arnold junior Straubing
    Beide Briefe erhalten. Näheres per post.
    Max Wenz"

    Demnach nutzte der gute Max aus Passau diese Depesche gewissermaßen als Rückschein bzw. Retour - Recepisse, die dem Absender den Erhalt von 2 sicher sehr wichtigen Briefen bescheinigte. Da die Depesche weder Gebühren noch Taxen aufweist, ist davon auszugehen, dass Herr Wenz alles in Passau bezahlt hatte bzw. ein entsprechendes Depositum hinterlassen haben musste.

    Einen weiteren Beleg dieser Art kenne ich bisher nicht. Wenn man sich die Kosten hierfür überlegt, ahnt man auch, warum wohl ...

  • Liebe Freunde,

    ein Hoch auf die Pfalz - Philatelie, bescherte sie mir doch einen der ganz wenigen Briefe "mit Briefen ..."

    Leider ohne Inhalt (wie so oft bei dieser seltenen Species!), aber aus Landau in der Pfalz mit treffendem geschlossenen Mühlradstempel 267 in erster (großer = 5,2mm) Type abgeschlagen, die Peter Sem vom 9.2.1858 bekannt ist, ehe wohl zum Mai 1860 der offene 267 Einzug hielt. Über die Marke 9 Kreuzer Type II d) können wir nicht datieren, aber er sollte aus 1857-1859 stammen und das ist ja auch ein gerüttelt Maß an Präzision der Datierung, mit der ich gut leben kann.

    Empfänger war Hermann Westerkamp mit Briefen d. Herrn Braselmann & Breck in Schwelm b. Elberfeld.

    Vlt. kann uns ein Kenner der dortigen Materie wertvolle Hinweise auf das Versandjahr geben?

    In jedem Fall wog der Brief mit seinen Briefen als Inhalt weniger als 1 Loth, was erstaunlich, aber gewöhnlich ist.

    Das Absendersiegel trägt Psalm 92.11 und eine dreizinnige Krone - auch da bin ich leider überfragt. Das Einhorn kenne ich als Laie nur von Hannover her, aber ob das hier zutraf?

  • Liebe Freunde,

    nach Jahren wieder mal einer im Angebot - und dann noch 2 Contraventionen; eine kleine, die unschwer zu sehen ist und eine sehr große, die man aber erst einmal erkennen muss. Wer findet die Besonderheit heraus? Nur Mut, denn Mut wird immer belohnt!

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    .

    nun, da steht wenn ich`s recht sehe unten mittig am Briefrand Werth 30 Kr...das wäre dann vom Transportwesen her eigentlich keine Sache der Brief- sondern der Fahrpost gewesen, oder nicht ? Eher kleiner Fauxpas der zentrierte Mühlradabschlag, der dann nach oben mit Übergang auf den Brief "kompensiert" wurde.

    .

    + Gruß!
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    sehr gut gelöst - alles richtig! Mit Geld beschwerte Briefe gehörten ausnahmslos zur Fahrpost und Briefmarken konnten bei der Fahrpost keine Frankatur bewirken; die Marke war also hier wertlos. Dennoch hat man sie anerkannt, gegen die Vorschrift, oder man hat "Werth 30 Xr" übersehen. Erst mit dem 1.2.1874 (!!!) konnte Fahrpost mit Marken freigemacht werden.

    Auf der anderen Seite bekam der Absender nichts, wenn der Brief verloren ging und einen Postschein hatte er ja nicht bekommen, weil es als nicht qualifiziertes Poststück gelaufen war.

    Bei der Marke muss ich noch schauen, ob sie nicht zum Schaden der Post erneut aufgeklebt wurde und man mit dem übergehenden schwachen Stempel dies nur kaschieren wollte.

    In jedem Fall war die Marke nicht mit 2 Mühlradstempeln zu entwerten, nur eine kleine Contravention, aber doch immer nett zu sehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Es gratuliert ganz herzlich zu diesem mit der Briefpost beförderten Wertbrief zum Preis eine Mass Bier auf dem in drei Wochen beginnenden Gäubodenvolksfest

    der zum Glück noch nicht ganz erblindete maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Peter,

    vielen Dank - ich kenne ca. 10 Wertbriefe, die mit Freimarken irregulär liefen, ohne dass man sie nachtaxiert hätte - für den Preis einer Pizza und eines mageren Dönerbrötchens konnte ich da nicht nein sagen ... :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    von dieser Art Briefe gab und gibt es nicht viele, so dass man ruhig mal zuschlagen kann, wenn solch eine Besonderheit mal angeboten wird.

    Chargébrief aus Ansbach vom 6.9.1856 nach Nürnberg. Für die 39 km reichte eine 3 Kreuzermarke. Diese klebte auch sicher auf dem Brief, den Chargébriefe von Privaten unterlagen dem Frankozwang. Der Mühlradstepel von Ansbach mit der Nr. 12 wurde etwa hälftig auf der Marke und dem Brief abgeschlagen.

    Aber dann muss im Laufe des Transports die Marke abgegangen sein. Man erkannte aber, dass der Brief einst frankiert worden war, machte ein # - Zeichen an die Stelle, wo sie einst klebte und ließ es gut sein.

    Im bayerischen Amtsdeutsch las sich das aber anders, denn Briefe, bei denen Marken abgefallen waren, sollten als unfrankiert gelten und mit entsprechendem Porto belegt werden.

    Dergleichen Briefe kenne ich keine 10 Stück und ich bin sehr froh, mal solch eines zeigen zu können, zumal ich bisher 2 Stück habe, die aber nicht auf recommandirten Briefen belegbar sind.

  • Lieber Ralph,

    So - mit dem hashtag - habe ich das noch nie gesehen. Wieder ein toller Beleg für die Kontra.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)