Baden <-> Frankreich

  • Lieber Bayern Klassisch

    Danke für Deine Antwort.
    Warum 9 ist geschrieben auf der Vorderseite weisst ich auch nicht. Der 9 Dec. stimmt mít dem französische Porto von Strassbourg bis Manosque 550 km für Brief von 6 bis 8 Gramm, wenn es nur 0 bis 6 Gramm Wog war das Porto 8 Decimes.

    Liebe Grüße
    Jørgen

  • Hallo Bayernalbi,

    ein sehr schönes Beispiel der illegalen Erlangung eines finanziellen Vorteils.

    Aber jetzt zu etwas ganz anderem. Ein Portobrief von Baden Baden ("Baden" oder "B. Baden" damals gerne geschrieben) lief am 13.2.1864 über Strasbourg nach Paris. Baden stempelte B.6.K. für "Baden 6 Kreuzer", womit der badische Portoanteil nicht geschrieben, sondern gestempelt worden war.

    Diese 6x entsprachen 2 Decimes, zu denen 4 Decimes für Frankreich kamen, so dass der Postbeamte in Strasbourg korrekt 6 Dec. händisch notierte (dafür gab es eigentlich Stempel - wäre auch nicht schlecht gewesen, einen Brief mit 2 Portostempeln zeigen zu können).

    Mein Kaufgrund war aber der Abschlag des Stempels "Bavière Strasbourg" vom selben Tag, der auf badischen Briefen nicht häufig vorkommt, während es weit mehr bayerische Briefe gab/gibt, die den falschen Stempel "Bade Strasbourg" tragen.

    Ahnt oder weiß jemand die Gründe hierfür?

  • Hallo Emmanuel,

    bei vielen Ländern im 19. Jahrhundert war es verboten, verschlossene Briefe im Ausland aufzugeben, weil dem Staat - hier Frankreich - Geld verloren ging.

    Bist du sicher, dass Frankreich, welches in mehreren Bereichen eher retardierend handelte und urteilte, das so locker gesehen hat?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    In Frankreich, nur die Private Beförderung von Post war verboten, aber nichts hindert einen Franzosen, seine Post auf der anderen Seite der Grenze postieren zu gehen. Ich stelle dieses Phänomen für Departement Nord und Belgien fest. Es kommt vor, daß Franzosen ihre Post in belgische Grenzgemeinden postieren, wie es kommt vor, daß die Belgier ihre Post in Französische Grenzgemeinden postieren.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,

    danke für diese Info - man hat im 19. Jahrhundert (und wohl schon davor) die Post gerne mal dort aufgegeben, wo es günstiger war und wenn man in Grenznähe wohnte, war das ein beliebter Sport.

    Es wurde seitens der Postverwaltungen auch gewünscht, die Leute einer Visitation zu unterziehen, wenn sie über die Grenze gingen. Auch wurde angedacht, bei Bahnreisenden das Gepäck zu untersuchen, um den sog. Briefeschmuggel zu vermeiden. Letzlich hat es alles nichts gebracht, weil die Personalkosten für die vielen, benötigten Kontrolleure weit höher gewesen wären, als die möglichen Strafen und die Nicht - Ersparnis der Reisenden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber VorphilaBayern,

    seltenes Stück - die Aufgabepost hatte ihn zuerst in der 1. Gewichtsstufe gesehen und 4x für sich und 8x für Frankreich notiert.

    Dann korrigierte sie auf 6x für sich und 18x für Frankreich, die in 6 Decimes reduziert wurden.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    weiter vorne in diesem Thread, habe ich schon einmal festgestellt, dass ich zum Nachweis des 9-Kreuzer-Portos für leichte Briefe nach Frankreich eigentlich keine weiteren Belege brauche - aber trotz aller postgeschichtlichen Präferenzen bin ich doch - noch immer - viel zu sehr Briefmarkensammler, als dass ich einem attraktiven Heidelberg-Brief widerstehen könnte. Zumal, wenn es sich um einen Briefumschlag mit Zusatzfrankatur handelt …

    Seit heute neu in der Sammlung ist dieser Briefumschlag U12 vom November 1868, der mit einer MiNr. 19a auffrankiert wurde, um das 9-Kreuzer-Porto darzustellen. Interessant ist die Siegelseite: anders als die älteren Briefe nach Südfrankreich wurde er vom Grenzübergang in Straßburg aus offensichtlich nicht über Paris sondern direkt nach Marseille spediert, wo er noch am gleichen Tag, dem 20. November 1868 ankam. Da war wohl zwischenzeitlich die Eisenbahnlinie entlang dem Rhonetal fertiggestellt. Von dort aus ging es etwas langsamer weiter - über Tarascon nach Pau, wo er zwei Tage später ankam.

    Viele Grüße
    balf_de

  • Lieber balf_de,

    vorzuügliches Stück - wie immer von HD, wenn du es zeigst.

    Sagte nicht der liebe Emmanuel mal, dass ab 1865, wenn ich es recht erinnere, die Sendungen nicht mehr stets via Paris zu leiten waren?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Zusammen ,

    Nach langer Zeit habe ich auch wieder mal die Zeit gefunden hier etwas zu schreiben bzw. zu zeigen  ^^

    Hier einen schönen Brief vom 6.Mai.1864 der von Baden nach Paris ging .
    Da ich mich aber nicht so sehr mit dem Porto / Stempeln auskenne zwischen Baden und Frankreich , stelle ich nun folgende Fragen :
    Was bedeutet der "PD" Stempel ?
    Und der Brief ist mit 9 Kreuzer Frankiert , warum steht da noch eine rote 6 geschrieben ?
    Und könnt ihr mir den Absender Identifizierenen ?
    Mfg
    Christian

  • Hallo Christian,

    zum Porto: ab 01.01.1857 war ein neuer Postvertrag zwischen Baden und Frankreich gültig, der regelte, dass für Frankobriefe aus Baden nach Frankreich eine Postvereinstaxe von 3x und eine französische Taxe von 6x zu bezahlen war, insg. also 9x.
    Dies galt für Briefe bis zu einem halben Lot= 7,5g.
    Die rote 6 ist das Weiterfranko, der französische Anteil von 6x.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Hallo zusammen,

    Hier einen schönen Brief vom 6.Mai.1864 der von Baden nach Paris ging .

    sehr richtig: ein schöner Brief - danke fürs Zeigen!

    Postgeschichtlich ist schon alles gesagt - 9 Kreuzer waren die richtige Frankierung für einen leichten Brief bis 7,5 Gramm. Aber da ich immer noch etwas mehr Briefmarkensammler bin als "Postgeschichtler", möchte ich auch gerne die Marke kommentieren: eine leider ziemlich "eckrunde" Michelnummer 15. Bekanntlich gibt es von dieser Marke unterschiedlich bewertete Farbnuancen: (Hell-)Braun, Gelbbraun, Fahlbraun und Dunkelbraun. Die "beste" Farbe ist die Nr.15c, die dunkelbraune. Wobei es genau genommen weniger auf die Tiefe der Farbe ankommt als vielmehr auf die "fehlenden Rot-Anteile". Mit einem Brief in die Schweiz, den ich gleich anschließend im passenden Thread zeigen will, habe ich da eine positive Überraschung erlebt: die Farbe, die der auf dem hier vom @Schwarzen Einser gezeigten Frankreich-Brief sehr ähnlich scheint, wurde als c-Farbe attestiert.

    Hierher passt ein kleiner 9-Kreuzer-Brief nach Paris, der ein paar Jahre jünger ist (1869) und daher mit der nächsten badischen 9-Kreuzer-Marke, der Michelnummer 20 frankiert ist. Hier gibt es Parallelen: die Marke zeigt sich ebenfalls reichlich "eckrund", lässt aber auch Hoffnungen auf die "gute" c-Farbe zu …..

    Viele Grüße
    balf_de

  • Hallo,

    Erstmal Danke für die tollen Antworte .

    balf_de : Sehr Motivierende Informationen gibst du mir . Die 9 Kreuzer marke stellt im Vergleich zu deiner , im anderem Thread gezeigtem Brief , große ähnlichkeiten . Denoch kann der schein Trügen da man sich nicht alzusehr auf Scans und Bilder verlassen soll . Werde die Tage mal schauen ob es eine Mi.Nr.15c ist .

    Vielen Dank und euch noch einen schönen Abend .
    Christian


  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen hübschen Portobrief aus dem besinnlichen Todtnau vom 25.11.1852 nach Lyon. Baden erhielt 2 Decimes am 26.11.1852 beim Grenzübergang St. Louis - Basel gut geschrieben und in Lyon am 28.11. kassierte man 4 Decimes Gesamtporto, also knapp 12 Kreuzer. Der Brief durfte in Baden hierfür nur einfachen Gewichts sein (unter 1 Loth in Baden, bis 7,5g in Frankreich). Er enthält eine schöne Rechnung der Firma Francois Joseph Faller, die ich hier gefunden habe:

    http://www.faller-buersten.de/index.php?lan=de&env=profil

  • Hallo stampmix,

    ein sehr schönes Pärchen - ich liebe solche Gegenüberstellungen, aber das ist ja bekannt. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ein weiterer Franko-Brief aus den Cholerajahren 1831/32, der von Lörrach nach Colmar lief. Beim Eintreffen in Straßburg wurde er desinfiziert.

    Der Brief trägt den "P.P."- und den "11 / AED"-Stempel (Affranchie Etranger Destination) von Straßburg. Sein heutiges Gewicht beträgt 14,8 g

    Die Sendung trägt einen Lörrach R1-Stempel, laut dem Verzeichnis der badischen Rayons für den Austauschpunkt Kehl/Straßburg (1825) zählte Lörrach zum Rayon 2. Da vom Empfänger kein Porto erhoben wurde, spielt der Rayon keine Rolle.

    Nach dem Postvertrag wurde für Franko-Briefe aus dem Großherzogtum nach Frankreich ein besonderer Tarif in Kreuzer erhoben. Kennt jemand diesen Tarif?

    Die Rückseite des Briefes zeigt die Verteilung des Frankobetrages: 31 Kreuzer für Frankreich und 20 Kreuzer (oder 10?) für Baden.