Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo,
    diesem Briefchen von Bradford (England) nach München vom 18.7.1866 (Ankunft 20.7.) konnte ich nicht wiederstehen.
    Er stellt das Pendant zum in post #42 gezeigten dar. Auch hier über Frankreich ("via France", Straßburg) geleitet, um den Weg über das mit Bayern im Krieg befindliche Preußen zu vermeiden. In Friedenszeiten wäre über Belgien und Aachen spediert worden, und jetzt mussten jeweils 7.5 Gramm (statt 1 Loth für die Leitung über Preußen) mit 6 Pence bezahlt werden.
    Da der Brief mit 1 Shilling 6 Pence frankiert wurde, gehe ich von einem Gewicht zwischen 15 und 22.5 Gramm aus. Der Brief selbst wiegt grade mal 4 Gramm, aber ganz unten hat man handschriftlich ergänzt "Eingefalten unsere neueste Preisliste, welche Sie hoffentlich zu einigen Orders veranlassen wird." Dies erklärt die Diskrepanz...

  • Lieber mikrokern,

    ein feines Briefchen - 3. Gewicht war nicht viel, aber häufig sind solche Briefe via Frankreich schon in Friedenszeiten nicht gewesen. Ein Rechnungsauszug der britischen Firma und die Preisliste lassen das Gewicht plausibel erscheinen. Wenn man bedenkt: 19. in London, 20. in München - und das im Krisenjahr 1866, da kann sich die heutige Post etwas davon abschneiden. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    Gerade habe ich wieder einmal feststellen können, wie begeisternd und wie leistungsfähig unser Forum ist. Mikrokern hat am 8. Mai 2011 das Thema angestoßen. Inzwischen sind sagenhafte 53047 Zugriffe erfolgt. Wer macht uns sowas nach :?: NIEMAND

    Dank an Wilfried

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

    Einmal editiert, zuletzt von hasselbert (14. Juni 2016 um 19:49)

  • Hallo,
    ...und damit wir bald auf 60000 Zugriffe kommen, hier weiteres Futter für den thread.

    Dr. Schwabe, "Arzt im K. Pr. Lazareth zu Eisenach", schrieb an das Commando des Königl. Preuß. Infanterie-Regiments No. 13", welches er zunächst offensichtlich in Wertheim vermutete. Dies wurde aber später mit "Würzburg" korrigiert. Der Brief, versehen mit einem privaten Stempel "Eisenach" (des Lazaretts?) wurde dann am 25.8.1866 beim preußischen Feldpostrelais No. 33, das in Frankfurt stand, aufgegeben und nach Würzburg transportiert. Für den Transport von Eisenach nach Frankfurt hat D. Friedewald im Beitrag "Einführung und Verwendung des Stempels "Bei der Feldpost zur Abholung bereit" (Preußen-Studien 89-24) geschrieben:
    "Im Verzeichnis der bei dem Königlich Preußischen Feldpost-Relais No. 33 in Frankfurt a.M. täglich abgehenden und ankommenden Posttransporte wird im Teil B "Ankommende Post-Transporte" unter Nr. 14 "Posttransporte von den Lazarethen" aufgeführt, dass täglich Briefe von Begleitern zum Feldpostrelais gebracht werden. Diese Verfahrensweise würde den unüblichen "Aufgabestempel" und die spätere Stempelung beim Feldpostrelais No. 33 erklären. Danach würde der Einzeiler ein nichtpostalischer Herkunftsstempel sein, da der Brief bis Frankfurt nicht mit der Thurn- und Taxis´schen Post befördert worden ist, sondern von einem Begleiter (wahrscheinlich einem Angehörigen des Feldpostrelais No. 33) transportiert wurde..."
    In Würzburg konnte der (dienstliche) Brief offensichtlich nicht gleich zugestellt werden, weshalb er den Stempel BEI DER FELDPOST ZUR ABHOLUNG BEREIT vom 26.8. erhielt. Damit dokumentiert dieser Lagerstempel eine verspätete Auslieferung des Dienstbriefes, und damit auch die Ursache für etwaige Folgen aus dieser Verzögerung (s. dazu auch post #1180).
    Wie aus der Innenseite ersichtlich, wurde die Rückantwort auf dem selben Briefpapier an die Königl. Preußische Lazareth Commission zu Eisenach geschickt, wobei der Brief - mit dem Truppenstempel des 1. Bataillons des 13. Infanterie-Regiments versehen - am 30.8. bei der Feldpostexpedition der 13. Division (Goeben) eingeliefert wurde, die im August im Raum Würzburg Besatzungsaufgaben wahrnahm.

  • Hallo,
    hier ein Feldpostbrief eines Angehörigen der 1. Kompanie im 4. Bataillon des preußischen Hohernzollerschen Füsilier-Regiments No. 40 nach Köln, aufgegeben am 31.7.1866 beim Feldpost-Relais No. 16, welches sich in Hannover befand. Der Truppenstempel weist den Absender als zum Ersatzbataillon des Füsilier-Regiments No. 40 zugehörig aus, das zur Besatzung von Hannover aufgeboten war, während die Stammbataillone des Regiments mit der 15. Infanterie-Division bei der Elb-Armee in Böhmen waren und dort an den Schlachten von Münchengrätz und Königgrätz teilgenommen hatten.

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief (ohne Inhalt) aus Hohenzollern nach Württemberg während der Besetzung von Hohenzollern durch Württemberg:
    Von Grosselfingen bei Hechingen (Hohenzollern) mit Aufgabestempel Hechingen 20. Juli 1866 nach Rottenburg am Neckar (Württemberg) mit Durchgangsstempel von Tübingen und Ankunftsstempel von Rottenburg, jeweils vom 20. Juli 1866.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,
    vielen Dank fürs Zeigen!
    Ein seltenes Dokument aus der preußischen Exklave, aufgrund des sehr kurzen Besatzungszeitraums historisch und postgeschichtlich hochinteressant!

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,
    hier ein Feldpostbrief (ohne Inhalt) eines Soldaten vom 4. K. Bayerischen Infanterie-Regiment "Gumppenberg" vom 2.7.66 nach Aschaffenburg. Das 4. IR gehörte der 4. Division an, welcher die Feldpostexpedition mit dem Feldpoststempel mit Einsatz "V" zugeordnet war.
    Die FPE der 4. Division lag nach dem Marsch über Neustadt a.d. Saale und Meiningen am 1./2. Juli 1866 in Wasungen, bevor nach kurzem Aufenthalt in der Hohen Rhön, wo es zu den Gefechten mit preußischen Truppen bei Dermbach, Wiesenthal und Roßdorf am 4.7. kam, der Weg über Mellrichstadt und Münnerstadt Richtung Kissingen angetreten wurde.
    Ein ähnlicher Brief - vom 1.7. aus Wasungen, mit Stempel der FPE "V" von der 4. ID - wurde in den posts #412 ff besprochen, wobei der Leitweg nach Aschaffenburg auch für den hier vorgestellten Brief nicht über die Eisenbahnlinie Eisenach-Coburg erfolgt sein dürfte (preußische Truppen am 1.7. in Eisenach, Coburg auf der Seite des Gegners), zumal der Coburger Durchgangsstempel fehlt, sondern wahrscheinlich über Mellrichstadt-Schweinfurt (s. posts #429-432).

  • Und noch einer...
    Am 3.8.1866 in einer militärdienstlichen Angelegenheit geschriebener Brief des Bezirkstierarztes von Marktbreit an das "Commando der kgl. württembergischen Pionier-Compagnie" in Stuttgart, von dort an den offensichtlich richtigen Zielort Ulm weitergeleitet (Ankunft 5.8.).
    Zum Inhalt:
    Thierärztliches Zeugniß
    Der Unterzeichnete nahm am 1. d.Ms. die Section eines am 31. Juli auf hiesiger Markung gefallenen, dunkelkastanienbraunen Trainpferdes der k. wüetembergischen Pioniercompagnie vor und bezeugt, daß dasselbe in Folge einer Lungenapoplexie umgestanden [=verendet] ist.
    Marktbreit den 3. August 1866
    Kolb
    Bez.Thierarzt
    In Beglaubigung Stadtmagistrat Markbreit
    Liquidation
    Für Vornahme der Section und Ausstellung eines Zeugnisses f. 2.45 kr.
    Nach Ende der Kampfhandlungen und der örtlichen Waffenruhe bei Würzburg am 27.7. wurde am 31.7. der Waffenstillstand zwischen Preußen und den seinen Gegnern ausgehandelt, in dessen Folge sich die Armeen der Süddeutschen nach Süden in ihre Kantonnements bzw. die jeweilige Heimat zurückzogen. Dabei spielten die Übergänge über den Main eine wichtige Rolle und es gab entsprechend viel Arbeit für die Pioniere. So ist in "Die Herzoglich Nassauische Brigade im Feldzug von 1866" (W. Rosenwald) für den 30.7. zu finden: "Am 30. Juli wurden die bisherigen Stellungen bei Würzburg verlassen, um die vorgesehenen Kantonierungen zu beziehen, während die badische Division in die Heimat abzog... Zur Überquerung des Mains waren die Übergänge bei Ochsenfurt und Kitzingen sowie die Pontonbrücke bei Marktsteft vorgesehen.Die badischen Pioniere hatten jedoch ohne Rücksicht auf ihre Bundesgenossen am Abend ihr Material aus der Pontonbrücke herausgerissen, so daß noch in der Nacht die Pioniere der Nassauer und Hessen anrücken mussten, um mit ihrem Material die Brücke wieder zu schließen, die am nächsten Morgen von hessischen und württembergischen Truppen zum Übergang benutzt wurde. Am 31. Juli wurde die Brücke abgebrochen und stromabwärts bei Marktbreit wieder zusammengesetzt. In der Nacht vom 31. Juli zum 1. August wurde auch diese Brücke wieder - bei nach wie vor strömendem Regen - abgebrochen..."
    Es gibt also gute Gründe, die württembergischen Pioniere mit ihren Zugpferden am 31.7. in und um Marktbreit anzunehmen, wo das unglückliche Pferd verendete und daraufhin vom örtlichen Veterinär obduziert wurde. Der Befund sowie die Rechnung über die Kosten sollte an die württembergische Pionier-Kompanie gehen, der das Pferd gehörte.
    Da zur selben Zeit (vom 1. bis 10.8.) die 3. bayerische Infanterie-Division, der die Feldpostexpedition mit Stempeleinsatz "IV" zugeordnet war, bei Marktbreit lag, hat der Tierarzt seinen Militär-Dienstbrief am 4.8. bei dieser FPE aufgegeben; die württembergische Division befand sich zu dieser Zeit schon weiter südlich in der Gegend von Rothenburg.

  • Lieber Wilfried,

    wunderschöner Brief und, dank seines Inhalts, perfekte Geschichte des 66er Krieges. Dazu mit Weiterleitung und sehr gut abgeschlagenem Feldpost - Stempel, das hat schon was ... :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    auch von meiner Seite aus herzlichen Glückwunsch zu dieser optischen Augenweide. :P Die Erhaltung schaut ja auch sagenhaft frisch aus. Besten Dank auch - wie immer - für die chronologische Hintergrunddarstellung.

    Hier noch ein link zu dem tierärztlichen Befund:


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (27. November 2016 um 15:49)

  • Lieber Bayern Social,

    eine wunderbare Seite - aber bei 465 kb kann man kaum etwas erkennen. Woran mag das liegen? Kompression?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Bayern Klassisch,

    erstmal danke für Deine lobenden Worte, aber woran es liegt kann ich leider nicht sagen.
    Ich konnte mit maximal 75dpi scannen, vorher habe ich vergeblich mehr versucht hoch zu laden....Bei mir am Rechner ist die Seite aber eingermassen gut lesbar.... ?(;(

    Vielleicht sollte ich bei den PDF Formaten bleiben, auch wenn diese einmal kurz geladen werden müssen ist die Qualität dafür dann aber doch recht gut 8o:thumbup:

    Also jetzt noch auf besonderen Wunsch in besserem Format :P:P

  • Lieber Bayern Social,

    in Mitteleuropa sind 300 dpi Standard - dann sollte es bis 600 km Volumen klappen (sagt ein Computer - Trottel wie ich!). :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ... das sieht doch schon viel besser aus - wenn das Blatt jetzt noch zentriert auf dem Scanner läge, wäre es perfekt. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • . das sieht doch schon viel besser aus - wenn das Blatt jetzt noch zentriert auf dem Scanner läge, wäre es perfekt. :P :P

    ...aber der geneigte Betrachter sollte auch noch eine Motivation haben diese Seite (und 95 weitere) zentriert und im Original zu betrachten.... :P:P
    Das wird spätestens 2017 auf der Oldenburg möglich sein und es würde mich freuen, den einen oder anderen aus unserem tollen Forum dort mit Dir und mit Michael begrüssen zu können :thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo,
    hier ein Feldpostbrief (Kuvert) eines Angehörigen des 10. Landwehr-Husaren-Regiments aus Frankfurt nach Merseburg vom 26.7.1866.
    Nach dem Einzug in Frankfurt am 16.7. blieben die preußischen Truppen bis zum 20.7. in der Stadt, um danach die Verfolgung des VIII. Bundeskorps durch den Odenwald aufzunehmen. Zurück blieben einige hinzugekommene, zur Besatzung der eingenommenen Stadt kommandierte Einheiten, u.a. die 1. Eskadron des 10. Landwehr-Husaren-Regiments. Am 23.7. stießen frische Truppen dazu, so z.B. das Hamburgische Kontingent mit einem Infanterie-Regiment und zwei Eskadrons Dragoner, um später - gerade nach Ende der Feindseligkeiten - am 28.7. vor Würzburg einzutreffen, ohne an den Kämpfen teilgenommen zu haben.
    Der hier gezeigte Brief wurde - in Ermangelung einer eigenen Poststelle - vom Absender wohl einem Hamburger, oder beim Kommando des offensichtlich in unmittelbarer Nähe liegenden hamburgischen Kontingents abgegeben und erhielt daraufhin dessen Truppenstempel, bevor er der zivilen Post in Frankfurt überantwortet wurde. Das preußische Feldpost-Relais No. 33 (dessen Stempel auf 66er Feldpostbriefen nicht so selten zu finden ist) nahm erst nach Abschluss der Waffenstillstandsverhandlungen Anfang August seinen Dienst in Frankfurt auf.
    Belege aus den ersten Tagen der Besetzung Frankfurts dürften daher viel seltener sein als aus den Wochen nach dem Waffenstillstand.