Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo Pälzer,

    danke für die Aufklärung und topp - Job sowieso. Mein letzter Urlaub in Wien ist halt doch ein bisserl her ... ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    das gute Werk lies sich dann doch noch bis zum erfolgreichen Schluss fortsetzen:

    Lt. Adressbuch Wien 1867 ( http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/zoom/37350 ) handelte es sich bei Ludwig Fürth in der Siebenbrunnengasse 1 im Gemeindebezirk Wien-Margarethen um einen Bau- und Tischlerholzhändler (siehe Anhang).

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • ... wer 2016 den Pulitzer - Preis bekommt, kann ich mir jetzt schon denken ... :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo ihr beiden,
    vielen dank für eure Mühe in "meiner" Sache!
    Hervorragend, wie der Pälzer Detektivarbeit geleistet und Absender und Addressat "auf die Schliche gekommen" ist. Chapeau!
    Dann dürfte die Geschäftsbeziehung wohl auf Anfertigung und Lieferung von Holz/Möbeln/Werkbänken etc. für die Lederfabrik beruhen.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,
    hier ein an sich eher unspektakulärer 9 Kr.-Postvereinsbrief von München an das Bankhaus Bethmann in Frankfurt vom 11.8.1866.
    Die wichtige Eisenbahnverbindung Frankfurt-Würzburg-München war nach dem 11.7. ausgefallen (Zerstörung der Schienen durch württemb. Truppen bei Lohr, danach Gefecht von Laufach und Aschaffenburg, schließlich Besetzung von Frankfurt durch die Preußen am 16.7.) und stand der zivilen Postbeförderung bis zum 5.8. nicht zur Verfügung.
    Am 7.8. berichtet die Neue Würzburger Zeitung dann: "(München, 5.8.) ... Aus zuverlässiger Quelle geht uns die Mittheilung zu, daß der Bahn- und Telegraphenverkehr auf der bayer. Staats- und Ostbahnlinie heute wieder eröffnet ist..."
    Während der unter post #866 vorgestellte Brief von Frankfurt (17.7.) nach München (Ankunft 9.8.) diesen Engpass dokumentiert, belegt der hier gezeigte die Wiederherstellung der wichtigen Verbindung mit der Standard-Beförderungsdauer von einem Tag.
    Wer einen früheren vom August 1866 findet, darf ihn mir gerne anbieten...

  • Lieber mikrokern,

    wenn du nicht mit Photoshop arbeitest, wovon ich mal ausgehe, dann hast du einen wunderbar sauberen Brief mit dieser schwierigen Marke, der auch ohne seine Besonderheit schon ein kleiner Hingucker wäre. Aber so ist es ein Hinleser hoch 2! :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,
    nein, kein photo- oder anderer shop...
    Die Marke hat einen Einschnitt, der nicht leicht erkennbar ist.
    Als non-Markophiler ist mir das aber wurscht. Mich interessiert nur der historische Kontext.
    Aber sowas kennst Du ja...:-)

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    meit gleitsichtigen Augen können keinen Mangel erkennen - für mich präsentiert sich der Brief 1 A.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo,
    ... und da wir gerade bei den Engpässen bei der Postbeförderung per Eisenbahn aus/nach/durch Frankfurt sind, hier ein Beleg, der es m.E. in sich hat:
    Geschäftsbrief von Hanau nach Stuttgart, mit 3 Sgr. frankiert und in Hanau mit 1 9/10 Lt. gewogen und offensichtlich für zu schwer befunden, weshalb vorderseitig "12" (kr.) angeschrieben wurde, die der Empfänger als Nachporto zu bezahlen hatte.
    Der am 28. 7. 1866 in Hanau aufgegebene Brief wurde nach Frankfurt befördert, wo er am selben Tag ankam (rückseitiger Durchgangsstempel 28.7.) und von dort via Darmstadt-Heidelberg nach Stuttgart transportiert. Ankunft aber erst 4 Tage später, am 1.8. (rückseitiger Distributionsstempel).
    Der Empfänger (oder Absender? Schrift?) hat sogar noch vorderseitig angemerkt "Erster Brief wieder über Frankfurt".
    Dies passt zu folgenden Zeitungsberichten aus den Tagen nach dem preußischen Einmarsch in Frankfurt am 16.7.:
    Heidelberger Zeitung (18.7.66): „(Heidelberg, 17. Juli) Die heutigen Nachrichten über die kriegerischen Vorfälle am Main sind sehr dürftig, da die Eisenbahn zwischen Darmstadt und Frankfurt unfahrbar ist, daher auch Zeitungen und Briefe von da heute ausgeblieben sind…
    Neue Würzburger Zeitung (19.7.66): „(Darmstadt, 17. Juli) Die Frankfurt-Darmstadter, sowie die linksmainische Bahn ist unfahrbar gemacht. Um Mitternacht zogen die hier einquartierten Württtemberger südwärts ab.
    Heidelberger Zeitung (20.7.66): „(Heidelberg, 19. Juli) Auch heute sind sämmtliche Briefe und Zeitungen aus Frankfurt und dem Norden nicht eingetroffen; die Main-Neckar-Bahn ist bekanntlich seit gestern unfahrbar, auch soll die Eisenbahnbrücke über die Weschnitz bei Weinheim gesprengt worden sein.
    Neue Würzburger Zeitung (25.7.66): “(Heidelberg, 23. Juli)…Die Verbindung mit Darmstadt ist fortwährend offen und wird durch Postwagen in früherer Weise unterhalten; auch soll Hoffnung vorhanden sein, daß die Postverbindung mit Frankfurt selbst in den nächsten Tagen wieder stattfinden wird.
    Neue Würzburger Zeitung (30.7.66): „(Frankfurt 25. Juli)…Der Verkehr von hier östlich nach Aschaffenburg und südlich nach Darmstadt ist noch sehr erschwert, weil die Eisenbahn ausschließlich nur zu Militärzügen benützt werden.


    Und dann endlich:
    Heidelberger Zeitung (1.8.66): „(Frankfurt 28. Juli) …Zwischen hier, Hanau und Aschaffenburg ist der Eisenbahnverkehr von heute ab wieder freigegeben und eröffnet.
    Glaubt man dieser Aussage der Heidelberger Zeitung, die die Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehr zwischen Hanau und Frankfurt am 28.7. kolportiert, dann gehört der hier gezeigte Brief zu den ersten, die jetzt wieder (wie in Friedenszeiten) via Frankfurt spediert werden, freilich ohne durchgängige Eisenbahnbeförderung über Darmstadt-Heidelberg, wo immer noch ein Engpass besteht:
    Allgemeine Zeitung, Augsburg (3.8.66):“(Heidelberg 1. Aug.) Nach einem von der preußischen Verwaltung in Frankfurt ausgegebenen Fahrplan gehen von heute an wieder regelmäßige Personenzüge auf der Main-Neckarbahn zwischen Frankfurt und Darmstadt; weiter südwärts ist die Bahn zur Zeit noch nicht fahrbar wieder hergestellt, was indessen bald der Fall sein dürfte.
    Der Brief dürfte mithin per "Postwagen" auf Teilen der Strecke Frankfurt-Darmstadt-Heidelberg transportiert worden sein, was die Beförderungsdauer von 4 Tagen bis Stuttgart erklärt.

  • Lieber mikrokern,

    ganz, ganz großes Kino - wohl einer deiner besten 66er Brief (und du hast ja viele davon). :P:P:P

    Den Vermerk oben brachte der Empfänger an - die Ligatur "st" fehlt dort, die der Absender sonst verwendet hat.

    Einen Brief mit gemischtem Transport (Bahn und Kutsche) wegen des Krieges wird man lange suchen können. Dazu noch unterfrankiert, Dreierstreifen, Taxwiederholung vorn und hinten, 66er Vermerk ... ja, wenn man träumen kann, kann solch ein Brief dabei heraus kommen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    also ich muss auch sagen: Das ist eine echte Perle der Schönheit und das auch mit Klasse ausgetrennten Marken, mit der story...mein lieber Scholli. Allerdings meine ich bei dem Nachporto nicht nur eine Überschreitung der 1.Gewichtsstufe (bis 1 Loth) um 9/10tel Loth zu sehen.

    Es müsste aufgrund der Luftlinie Hanau - Stuttgart von = 150 km also fast 20 Meilen mit 3 Kr auch noch eine zu geringe Gebühr für die Entfernung verklebt worden sein.

    So hätten es 6 Kr für den Brief von 10 - 20 Meilen sein müssen und für das Gewicht zwischen 1-2 Loth der doppelte Gebührensatz = noch einmal 6 Kr + 3 Kr Porto = 15 Kr, abzüglich der verklebten 3 Kr dann die in blauer Tinte austaxierten 12 Kr Porto beim Empfänger. Und das macht die Sache ja gerade noch spannender ! :P

    Anbei noch ein Detail zum besseren Erkennbarkeit des rückseitig angebrachten Textes.

    + Gruß !

    vom Pälzer

  • Lieber mikrokern,

    ich lese:

    Absender Ad(olph?) ??? Bürgschaft in Kassenscheinen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Vielen Dank, Pälzer und bayern klassisch!
    "Burg Kesselstadt" scheint mir auch wahrscheinlicher als "Bürg. i. Kassenscheinen", zumindest lese ich das eher so.
    Ist aber auch nicht so wichtig für den Brief.
    Pälzer: sind aber 3 x 1 Sgr. (nicht Kreuzer) verklebt, was 9 Kr. entspricht. Luftlinie Hanau-Stuttgart 152 km, dürfte hier wohl gerade mit Rayon > 20 Meilen (148.4 km) als 3 Sgr-Brief taxiert worden sein.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,
    bei diesem Brief aus dem 66er Krieg dürfte es sich um eine doppelte Umleitung bei der Beförderung handeln.
    Am 17.6.1866 aus Prag mit Destination Hamburg abgesandt, lief er nicht via Bodenbach-Dresden-Berlin, da die Eisenbahnverbindung Dresden-Bodenbach aufgrund der Kriegsverhältnisse zwischen Preußen und Sachsen ab dem 15.6. eingestellt war, sondern wurde von Prag über Karslsbad oder Pilsen durch Bayern nach Frankfurt geleitet. Von dort wäre sicherlich die Route über Kassel nach Hamburg genommen worden, aber auch auf diese Strecke hatte der Krieg seinen Einfluss genommen, da die hannöversche Armee auf ihrem Weg von Hannover nach Göttingen am 17./18.6. die Eisenbahnverbindung zwischen Göttingen und Hannover zerstört hatte, um den preußischen Truppen die Verfolgung zu erschweren.
    Zur gleichen Zeit, am 18. Juni, marschierten preußische Truppen unter General Beyer von Wetzlar/Braunfels kommend über Fronhausen nach Marburg. Fast gleichzeitig besetzten preußische Truppen Gießen, um hier die Schienen der Eisenbahn Gießen-Frankfurt aufzureißen und weitere Truppen Richtung Marburg per Bahn senden zu können. Am 19.6. war die wichtige Nord-Süd-Verbindung mit der Besetzung von Kassel endgültig unter preußischer Kontrolle.
    Somit blieb ab dem 19.6., als der Brief in Frankfurt ankam, nur eine weitere Umleitung, wohl über Köln und Hannover nach Hamburg, wo der Brief am 21.6. ankam.
    Immer noch eine sehr gute Leistung, wenn man sich die Situation in diesen Tagen vor Augen hält...