Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo Michael,

    vielen Dank! Die Erklärung mit dem Einschluss wäre natürlich plausibel.

    Immer noch merkwürdig finde ich allerdings, dass die Sendung (Paket + Brief) nach Köln gegangen sein soll, dort über die Packkammer gelaufen und von da zurück in südlicher Richtung nach Bonn. Hätte man die Retoursendung nicht direkt in Bonn behandelt? Warum der Umweg über Köln?

    Beste Grüsse vom
    µkern

    • Offizieller Beitrag

    Hallo mikrokern,

    Spekulation, aber vielleicht nicht ganz daneben:
    Der Zug mit den Paketen kam aus Köln und hatte fertig bearbeitete und sortierte Pakete für den südlichen Raum geladen. Als sich herausstellte, dass die Pakete nicht weiterbefördert / umspediert werden konnten, musste es zurückgehen. Im Paketwagen des Zuges war von den anwesenden Postbeamten die logistische Arbeit, die nach Zielgebieten sortierten Pakete jetzt nach Herkunftsgebieten/-postämtern (Pakete aus Köln, sonstiger Rheinprovinz, Nordddeutschland, Niederlande, ...) umzusortieren, während der Fahrt nicht zu bewältigen. Also entschied man sich, die komplette Waggonladung zu einem der größsten damaligen Logistikzentren - der Kölner Packkammer - zurückzu leiten und dort umspedieren zu lassen.

    Viele Grüße
    Michael

  • ... und nochmals meinen besten Dank - jetzt beginnt das, in sich stimmig zu werden. Wird zwar hypothetisch bleiben, ist in Ermangelung anderer vernünftiger Erklärungen aber plausibel.

    Nur noch eines: ist es möglich, dass die Sendung eine ganze Woche unterwegs war/liegen blieb, bis sie am 7.8. erst wieder in Köln eintraf? Erscheint mir recht lange...

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern (28. Mai 2013 um 18:37)

  • Hallo,

    für die meisten (und für die Briefmarkensammler sowieso) uninteressant dürfte dieser Beleg sein, der gar nicht postalischer Natur ist, sich aber hervorragend in mein Thema des 66er Krieges in Westdeutschland einfügt:

    Eisenbahnbillett für einen "Extrazug" für die königl. württemberische Felddivision von Darmstadt nach Dieburg vom 16. Juli 1866, mit diversem Ausrüstungsmaterial (Pferde, Bagage, Sackwagen, Proviant etc). In seinem "Feldzugs-Journal" schreibt Prinz Alexander von Hessen, der Oberkommandierende des VIII. Bundeskorps, für den 16. Juli u.a. "Die nassauische Brigade trifft heute erst in Darmstadt ein...". Offensichtlich liefen in diesen Tagen nach dem Abzug aus Frankfurt erhebliche Nachschubtransporte aus den verbündeten süddeutschen Staaten per Bahn über Darmstadt, die das VIII. Korps im Odenwald erreichen sollten.

    Als am 16. Juli die preuss. Truppen nach den für die siegreichen Gefechten von Laufach (13.7.) und Aschaffenburg (14.7.) unter General von Falckenstein in Frankfurt einzogen, waren die unterlegenen Bundestruppen schon nach Süden abgezogen. Der strategische Plan von Oberbefehlshaber Prinz Carl von Bayern war aber die Vereinigung des VIII. Korps mit dem VII. bayerischen Korps bei Uffenheim im Grossraum Würzburg, um gemeinsam durch den Spessart nach Aschaffenburg vorzustossen und die Preussen von dort und danach aus Frankfurt nach Norden zu vertreiben. Diese Absicht war am 13.7. von Oberst von Schönfeld aus Würzburg telegrafiert worden, worauf die Divisionen des VIII. Korps in den folgenden Tagen in 3 getrennten Kolonnen durch den Odenwald Richtung Tauberbischofsheim marschierten. Das Hauptquartier des VIII. Korps, das am 14.7. in Dieburg östlich von Darmstadt lag, befand sich bereits am 15.7. in Gross-Umstadt, am 16.7. in Michelstadt und wurde am 18.7. nach Amorbach verlegt, danach am 19.7. ins badische Walldürn und am 20.7. nach Tauberbischofsheim. 

  • Lieber mikrokern,

    völlig uninteressant für einen Briefmarkensammler und ästhetisch macht das Stück auch nichts her ... aber es ist Militärgeschichte pur und passt von daher bestens in deine Sammlung 1866. Dergleichen zu finden dürfte 100 mal schwerer sein, als einen 66er Brief, der selbst schon nicht auf dem Laufband zu einem kommt.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • als einen 66er Brief, der selbst schon nicht auf dem Laufband zu einem kommt.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bei Feuser gab es reichlich!
    http://www.philasearch.de/de/dosearch.ph…t=Feldpost+1866

    Luitpold

    Der Würzburger http://www.philasearch.de/de/i_9218_740/…1370012196.5047 hat auch nicht's mit Philatelie zu tun, wäre aber reizvoll für das Thema "Packträger-Institut ", das es in vielen größeren Städten Bayerns gab. Vielleicht verkauft sich das Stück nicht und wird preiswerter?

  • Lieber Luitpold,

    reichlich ist ja immer relativ ...

    Der Brief mit dem Inhalt ist klasse. Schade, dass ich so etwas nicht sammle.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Luitpold,

    reichlich ist ja immer relativ ...

    Der Brief mit dem Inhalt ist klasse. Schade, dass ich so etwas nicht sammle.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch


    Lieber bayern klassisch,

    es gibt so vieles, was interessant wäre und auch ohne einen eigenen Beleg zu haben darf man sich des Themas annehmen. Im nächsten Jahr z.B. ist das Jahr 1914 ein Stichwort. Da ist 1866 nicht mal ein "Manöver" dagegen.
    Dennoch hat mich deine Bemerkung unter

    Bahnpost
    – Nr. 131 "ein Feldscher wohl, dem keiner von uns heute gerne in die Finger gefallen wäre!"

    nicht ruhen lassen, denn Feldscher waren die damaligen Militärärzte nicht mehr. Nur muss man bedenken, dass damals der Stand der Medzin erst am Anfang großer Entdeckungen war (nicht mal eine Bluttransfusion war ohne Risiko möglich - Blutgruppen unbekannt!, Röntgen noch in weiter Ferne, Virchow machte noch seine großen Entdeckungen usw.). Infektionen waren mit die häufigsten Todesursachen (was heute wieder aktuell ist - Stichwort Antibiotika).

    Es lohnt hier zu "googeln". Der Bataillonsarzt war übrigens 1866-Teilnehmer (5. Infanterie-Regiment - Mainfeldzug) und stand sicherlich auch mal im Juliushospital zu Würzburg, in das damals sehr viele Verwundete aus den Gefechten von Üttingen/Helmstadt gebracht wurden. Ohne diese ersklassige Versorgung (bezogen auf die damalige Zeit, Kenntnisstand der Medizin) wären noch weit mehr Soldaten gestorben, als die, die "für Gott, König und Vaterland", gleich auf dem "Felde der Ehre" gestorben sind.
    Wie eingangs gesagt, es braucht nicht unbedingt ein eigener Beleg um sich für ein Thema zu interssieren, meint
    Luitpold

    PS
    Der Militärarzt war sicherlich auch wieder 1870/71 dabei!

  • Lieber Luitpold,

    ich will nicht zu sehr off topic werden, aber ich habe ein Bild über die Ärzte im Militärdienst gewonnen, und wir reden hier nur über die Neuzeit, das sehr zwiespältig ist. Nach der Gausschen Verteilung gab es auch da solche und solche. Gut, wenn man damals an einen guten kam - es gab auch genug andere und ich habe dergleichen selbst bei meinen 2 Jahren in der Bundeswehr live erleben dürfen ... :cursing:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    Luitpold: "Da ist 1866 nicht mal ein "Manöver" dagegen."

    dann halt wieder mal ein Manöver-Brief an einen Arzt, hier vom 24. Juli per Feldpost an den Oberarzt Dr. Weichel im grossherzogl. hessischen Scharfschützen-Corps. Das Scharfschützenkorps unter Oberstleutnant von Grolmann war eine Eliteeinheit in der 3. hessischen Division des VIII. Bundeskorps und wurde nach dem verlorenen Krieg im Rahmen der Militärkonvention mit Preussen 1867 zum I. Jäger-Bataillon (Garde-Jäger-Bataillon). Da es ausserdem aus derselben Korrespondenz noch genau datierbare Briefe (mit Jahresangabe 1866) gibt, ist auch der hier gezeigte Brief eindeutig dem Krieg von 1866 zuzuordnen. Briefe an hessische Truppen aus dem 66er Krieg sind selten.

    Kleine Frage am Rande: wie ist das Haus Thurn und Taxis eigentlich mit der Portofreiheit für Feldpostsendungen umgegangen? Einnahmeeinbussen auf eigene Kappe, oder Verrechnung/Gutschrift mit den jeweiligen Vertragsstaaten?

  • Lieber mikrokern,

    ein seltener Brief, ohne Frage.

    Zitat

    Kleine Frage am Rande: wie ist das Haus Thurn und Taxis eigentlich mit der Portofreiheit für Feldpostsendungen umgegangen? Einnahmeeinbussen auf eigene Kappe, oder Verrechnung/Gutschrift mit den jeweiligen Vertragsstaaten?

    Taxis war ja nur belehnt mit dem Postgefälle der Territorialfürsten. Deren Ansicht zählte, nicht die des Fürsten (dem schwammen die Felle ja eh davon, wie man dann am Ende des Krieges schon ahnen konnte).

    Wenn Soldaten, die das Leben ihrer Landsleute und damit auch der regierenden Fürsten, unter Einsatz ihres Lebens auf dem Feld verteidigten, wäre es nur sehr schwer zu vermitteln gewesen, ausgerechnet diesem Personenkreis eine Portofreiheit zu verwehren. Das war nicht praktikabel und wurde auch von keiner AD - Postverwaltung so exerziert. Das Fürstenhaus war reich, sehr reich sogar. Es hatte allen Grund, die Soldaten/die Armee bei Laune zu halten - alles andere wäre kontraproduktiv gewesen und Kontraproduktivität passte zum Fürsten überhaupt nicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (9. Juni 2013 um 21:20)

  • Hallo,

    2 Briefe aus dem Umfeld des 66er Krieges in Deutschland möchte ich heute vorstellen.

    Zunächst den weniger spektakulären, einen Geschäftsbrief aus Leipzig nach Giessen im Grossherzogtum Hessen vom 2. August. Ausweislich des rückseitigen Distributionsstempels erreichte er Giessen bereits am 3.8., sodass man aufgrund der sehr kurzen Beförderungszeit von nur einem Tag - wie in Friedenszeiten - von einer Normalspedition via Eisenbahn Leipzig-Erfurt-Eisenach-Kassel-Giessen ausgehen kann. Der Krieg, dessen heisse Phase mit dem Waffenstillstand vom 2.8. beendet war, hatte keinen Einfluss mehr auf den Leitweg.

    Der zweite Brief vom 11. Juli von Berlin nach Wiesbaden (Herzogtum Nassau) ist da schon interessanter. Neben einer Seite mit Abrechnungen folgt ein zweiter Teil im Inhalt:

    "Es hatte sich gleich nach Eingang Ihres Geehrten obigen so gestaltet, dass der Krieg nicht nur, wie man Anfangs glaubte, sich nur auf Böhmen und Schlesien beschränken würde, sondern auch in Mitteldeutschland gleichzeitig entbrennen würde. Dadurch waren alle Verbindungsquellen verstopft, und ich kann nun erst den Auftrag ausführen, da die Bahn hoffentlich bis nach Wiesbaden frei ist. Heute gab ich demnach die Kiste zur Bahn, und wünsche guten Empfang.

    Mein Sohn unter dem Commando des General Beyer rückt jetzt auf Frankfurt los, wenn er in Ihre Nähe kommen sollte, bitte ihn mal zu besuchen, er steht als Landwehrmann in d. 10. Compagnie des 3. Brandenburger Infanterie Regiments N. 20.

    Seit 29. Juni habe ich keine Nachricht von demselben. Achtungsvoll..."

    Die persönliche Note dieses Geschäftsbriefes ist interessant zum einen, da man in Berlin offensichtlich schon am 11. Juli Kenntnis von der Bewegung der Main-Armee (mit der Division Beyer) auf Frankfurt zu hatte, nachdem am Vortag noch in Kissingen und Hammelburg siegreich gegen das VII. bayerische Korps gefochten wurde, welches sich danach Richtung Schweinfurt bewegte. Im Buch von Mittler "Der Feldzug 1866 in Deutschland" (Grosser Generalstab, Berlin 1867) ist für den 11. Juli zu lesen "... Auf Veranlassung des Minister-Präsidenten wurde daher dem General v. Falckenstein telegraphiert: "... Faktische Occupation der Länder nördlich des Mains für voraussichtliche Verhandlungen auf status quo jetzt politisch wichtig." Das weitere Vorgehen gegen Schweinfurt war unstreitig das militairisch Richtige, aber wie im Beginn so am Ende der Feldzüge müssen die militairischen sich den politischen Rücksichten unterordnen..."

    Heutzutage wäre es undenkbar, dass eine bedeutsame strategische Militärentscheidung, nämlich Abkehr von der Verfolgung der Bayern und stattdessen Marsch auf Frankfurt, am selben Tag der Zivilbevölkerung bekanntgemacht würde. Da hat der Generalstab der preussischen Armeen unter Moltke in Berlin bei der Verkündung wohl auch den preussischen Patriotismus und die Siegesstimmung im Sinn gehabt und offensichtlich ausgeschlossen, dass der Feind aus dieser Information Nutzen ziehen könnte.

    Ausserdem interessant, dass der Leitweg auch wieder via Kassel genommen worden sein dürfte (Durchgangsstempel Mainz vom 13.7., nur zwei Tage nach Aufgabe), womit belegt ist, dass die wirtschaftlich ungemein wichtige Nord-Süd-Achse Hannover-Kassel-Frankfurt sehr schnell nach den Zerstörungen im Rahmen der hannöverschen Truppenbewegungen Ende Juni (Schlacht von Langensalza am 27.6.) wieder repariert und einsatzfähig war. Selbst in der heissen Phase des Mainfeldzuges Mitte Juli hat der Geschäftsbrief zwischen den Feinden Preussen und Nassau nur 2 Tage benötigt.

  • Lieber mikrokern,

    man soll nie behaupten, was man nicht beweisen kann, daher behaupte ich es nicht, halte es aber für wahrscheinlicher, als deine Vorgabe mit Kassel:

    Er sollte eher via Köln - Koblenz - Bingerbrück - Mainz - Wiesbaden spediert worden sein, als über "Feindesland".

    Prinzpiell wurden ja mit der Bahn sowohl die Brief-, als auch die Fahrpoststücke versendet. Daher war die Gewähr der Sicherheit für die eigenen Postseundungen (hauptsächlich fahrpostrelevant).

    Die Leitung über eigenes Gebiet gewährte daher logischerweise die größte Sicherheit. Der Umstand, dass im Postverein die schnellste Route (Kassel) immer den Vorzug vor allen anderen zu geniessen hatte, wurde von Kriegszuständen natürlich völlig ausgehebelt. Leitete man aber die Berliner Post über eigenes Terrain bis Bingerbrück, von wo aus es nur noch wenige Kilometer nach Mainz, der TT - Eingangspost war, so wurden mit ca. 98% der Wegstrecke auf eigenem Terrain und nur ca. 2% auf fremdem Gebiet die Möglichkeiten der Postsicherung zu einem Höchstmaß Rechnung getragen.

    Beweisen kann ich es nicht - aber vlt. kommt einmal ein Beleg daher, auf dem man es kann.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch,

    bzgl. "Leitweg via Kassel oder nicht" zitiere ich mal aus meinem post #352:

    Zum Thema "Verzögerung der Postbeförderung in Frankfurt aufgrund der preuss. Besetzung" möchte ich hier die Antwort von Herrn Friedewald, einem anerkannten Kenner der preussischen (Feld)Post, auf meine diesbezügliche Anfrage anfügen:

    "Die preuss. Division Beyer rückte am 19.6.1866 in Kassel ein, womit die verkehrstechnisch ungemein wichtige Nord-Süd-Verbindung (Eisenbahnlinie) von Berlin bzw. Hamburg über Kassel nach Frankfurt und Süddeutschland erstmal unterbrochen war. Können Sie Angaben machen, ob und wie lange die Postbeförderung von Norddeutschland über Kassel nach Süden beeinträchtigt war? Haben die Preussen Privatpost sofort wieder via Eisenbahn nach Süden durchgelassen?Gab es ab 16.7., als Frankfurt besetzt wurde, ähnliche Verhältnisse/Beeinträchtigungen der Postbeförderung nach Süden durch die preuss. Besatzung?

    Antwort:

    "Ich kenne dazu nur die preuß. Amtsblatt Verfügung Nr. 77 vom 27.07.66 (Amtsblatt Nr. 28 ), die besagt, dass die regelmäßige Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Frankfurt/M sowohl über Eisenach als auch über Kassel wieder hergestellt ist. Sie werden mit der Verfügung ermächtigt, AUSSER Briefpostsendungen nunmehr auch Fahrpostsendungen nach Frankfurt, Herzogtum Nassau, Landgrafschaft Hessen-Homburg und dem Großherzogtum Hessen zur Beförderung anzunehmen.In dieser Verfügung wird auf eine Verfügung vom 04.07.66 (Amtsblatt Nr. 24) verwiesen, die ich nicht habe. Ich vermute, dass darin die Wiederaufnahme des Briefverkehrs geregelt ist.
    Es gab eigentlich nur Probleme mit den Fahrpostsendungen. Die waren für längere Zeit nach Süddeutschland nicht möglich. Das wird in der o.g. Verfügung auch noch einmal ausdrücklich für Baden, Bayern, Württemberg und Österreich bestätigt. Nach Mainz ging auch keine Brief- und Fahrpost, da die Festung belagert war. Erst mit Amtsblattverfügung Nr. 81 vom 01.08.66 (Amtsblatt Nr. 30) wird die Wiederaufnahme des Briefverkehrs nach Mainz bekannt gegeben..."

    Somit kann man davon ausgehen, dass normale Briefpost bereits Anfang Juli ungehindert über Kassel nach Frankfurt spediert worden sein dürfte, wogegen das für Fahrpost sowie nicht mittels Post versandte Fracht ganz anders aussah. Da der Geschäftsmann in Berlin Lampenhändler war und "die Kiste" nach Wiesbaden (u.a. 4 Hängelampen, 4 Flaschenzüge, 1 Wandarm u.a.) nicht unerhebliches Gewicht gehabt haben dürfte, ist ein Güter-Transport der Fracht per Bahn über Köln wahrscheinlich. Ob der Brief - offenbar kein Paketbegleitbrief - hingegen den selben Weg oder eben den schnellen via Kassel nahm, bleibt offen.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    dann sind wir so schlau, als wie zuvor. Wenn ich aber die Post, wie angesprochen für die Briefpost scheinbar gültig, über Kassel und Gießen nach Frankfurt kartiere, dann käme auf dem weiteren Weg nach Wiesbaden sicher kein Mainz - Stempel auf den Brief, weil Wiesbaden direkt neben Frankfurt liegt, Mainz aber über dem Rhein liegt und man niemals von FFM über Mainz nach Wiesbaden kartierte, nicht mal in Kriegszeiten.

    Allein von daher halte ich meine These für die für diesen Brief einzig praktikable. Vlt. zeigt uns ein anderes Mitglied dieses Forums mal einen Brief, der die These erhärten könnte ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bayern klassisch,

    ja, das macht wohl Sinn. Es sei denn, wir finden einen Brief von Frankfurt nach Wiesbaden, der über Mainz lief. Warum auch immer...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • ... wenn du so einen findest, solltest du umgehend erwägen, dein Monatsgehalt in die Lottobude zu tragen. :thumbup:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,
    Hallo Bayern Klassisch, hallo Mikrokern,

    ein Brief, der vor kurzem durch eine Vermittlung eines lieben Preussen Sammlers Einzug
    in meine Sophie Sammlung gehalten hat, könnte eventuell ganz gut zu eurer aktuellen
    Diskussion passen:

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/246234eb7866234eb781866kriegsbedingteUmleitungAufgrunddesMainfeldzugs6234eb78jpg.jpg]


    Beste Grüße :)
    Bayern Social

    PS: Die Seite habe ich nun zügig fertig gemacht, um sie passend zu der Diskussion zu zeigen, insofern ist es noch ein Layout, wenn also
    Anregungen,Änderungen zum Inhalt zu machen sind, freue ich mich über eine regen Austausch.

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Bayern Social,

    und da behaupte noch jemand, es gäbe kein großes Kino im Postverein! :P:P:P

    Ein Traumbrief und mit der erklärenden Verordnung und der feinen Karte mundgerecht serviert.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayern-Social,

    in der Tat ein bemerkenswerter Brief, der belegt, dass der Standard-Leitweg via Kassel in den letzten Juni-Tagen für die reguläre Postbeförderung ausfiel.

    Ich würde, was das Layout der Seite und speziell die Karte mit den "Kampfhandlungen" (Schlangenlinien) betrifft, da doch präziser sein und keinen "Schlachten-Rundumschlag" im Gebiet zwischen Hannover und Darmstadt suggerieren. Am 27.6., 3 Tage nach Versenden des Briefes, fand die erste Schlacht in Westdeutschland (Langensalza) statt, danach kam es erst am 4. Juli zu den kleineren Gefechten von Dermbach, Wiesenthal, Rossdorf und Hünfeld in der Rhön, bevor das nächste Aufeinandertreffen zwischen Bayern und Preussen am 10.7. (Kissingen und Hammelburg) stattfand. Da hatten die Süddeutschen vom VIII. Korps noch keine Kugel pfeifen gehört. Man sollte also den Eindruck eines grossen Kampfgebietes zwischen Hannover und Darmstadt vermeiden. Die allermeisten Menschen in den Dörfern und Städten bekamen von Kampfhandlungen gar nichts mit.

    Am 24.6., dem Absendetag des Briefes, war es überhaupt noch nicht zu Kämpfen gekommen und der preuss. Mainfeldzug hatte noch gar nicht begonnen und war auch noch nicht absehbar, weshalb ich einen derartigen Passus aus der Beschreibung herauslassen würde. Grund für den (gewünschten) Leitweg über Köln war die Beeinträchtigung des Postverkehres aufgrund der teilweise zerstörten Eisenbahn.

    Beste Grüsse vom
    µkern