Der Deutsche Krieg 1866

  • Lieber Luitpold,

    mach dir nichts daraus - die Fam. meiner Gattin hat in Südafrika einen Sack (!) voller Kapdreiecke im Rahmen eines Umzugs "entsorgt". Da waren die 1 Gulden 12 Kreuzer wohl noch zu vernachlässigen. :cursing:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ein Originalexemplar...? ^^ :P

    habe ich nicht, sondern zufällig unter google books gefunden (hat ja nichts mit dem Thema hier zu tun, fand ich aber als Ergänzung zu deinem Brief und als Hinweis interessant, dass der Krieg eben nur sehr lokal war, das Leben außerhalb des Krieggebietes normal weiterlief und auch die Postverbindungen nicht überall sondern nur zeitweise im Kriegsgebiet unterbrochen waren).

    Beste Grüße
    Luitpold

  • Liebe Sammlerfreunde,

    10 Tage benötigte der Brief aus Amerika von Hamburg bis Stuttgart.
    Ich denke es gab kriegsbedingte Verzögerungen, denn 10 Tage kom-
    men mir zu lange vor. Der Brief wurde am 4. Juli 1866 in Buffalo abge-
    sandt, war in New York am 7. Juli , in Hamburg am 21. Juli und in Stutt-
    gart und Herrenberg jeweils am 1. August 1866.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein sehr beneidenswertes Stück! Das Problem war, dass "normale" Post von Nord nach Süd und umgekehrt über Frankreich zu leiten war. Dafür war aber mehr Geld erforderlich, denn diese Leitung konnte mit den 6 Kr., die bei Briefen der Bremen oder Hamburg - Route vorausbezahlt worden waren, nicht finanziert werden. Frankreich hätte ja viele Hundert Kilometer Transitstrecke zu bewältigen gehabt und dafür etwas verlangt.

    Wie man schön sieht, sieht man nichts - keinen Transitstempel, keinen Taxis - Stempel, keine Bahnpost usw.. Ich gehe daher davon aus, dass diese Pakete zwischen Bremen und der freien Reichsstadt Frankfurt am Main unter Ausschluss Preußens liefen. Die Transitdauer von Bremen bzw. Hamburg nach Württemberg betrug üblicherweise 2 Tage - bei dem Brief muss also eine starke kriegsbedingte Verzögerung eingetreten sein. Evtl. gab es Anweisungen, kriegsbedingt die Arbeit ruhen zu lassen, ehe man grünes Licht für die ein oder andere Spediitonsweise geben zu können.

    Irgendwo in diesem Thread hatte ich auch einen USA - Brief nach Württemberg gezeigt, kann mich aber an die Laufzeiten nicht mehr erinnern (# 36).

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    2 Mal editiert, zuletzt von bayern klassisch (29. April 2012 um 11:06)

  • Lieber bayern klassisch,

    wenn Du "Bremen" schreibst, rückseitig aber nur ein Stempel aus Hamburg zu sehen ist, muss man dann davon ausgehen, dass der Brief von Hamburg nach Bremen lief und dort ohne Durchgangsstempel im Paket nach Frankfurt ging?

    Hamburg-Frankfurt war nicht direkt möglich?

    "Irgendwo in diesem Thread hatte ich auch einen USA - Brief nach Württemberg gezeigt, kann mich aber an die Laufzeiten nicht mehr erinnern" ==> post #36! :)

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    ich hatte Bremen geschrieben, aber Bremen und Hamburg gemeint, weil das postalisch gleich war, sorry, werde ich gleich ändern.

    Bremen - Frankfurt und Hamburg - Frankfurt war offenbar direkt möglich, aber nur in den Fällen, in denen es nicht anders ging. Es gibt einen Brief mit 3Farbenfrankatur aus Bayern nach Hamburg über Frankreich aus der Kriegszeit, den ich leider nicht schnappen konnte, weil er ein kleines Vermögen vor Jahrzehnten kostete, über das ich damals nicht verfügte (Sammlung Eugenio Gebauer, RIP), daher unterstelle ich, dass es, wenn auch mit größten Verzögerungen, doch ging. Dem Publikum am Schalter hat man sicher die Route über Frankreich vorgegeben, aber bei Briefen aus den USA mit dem Timelag konnte man das natürlich nicht.

    Danke für den Hinweis - dieser Thread ist riesig und nur einer kennt ihn perfekt von vorn bis hinten ... ^^

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    dieser interessante Brief aus den Kriegstagen im Juli 1866 fand jüngst Einzug in meine Sammlung. Geschrieben am 15. Juli 1866 von der Fa. Seither & Pohly in Mannheim und addressiert an den Herrn Steinbacher in Vilshofen, wurde er am selben Tag über den Rhein ins pfälzische Ludwigshafen gebracht und dort als bayerischer Inlandsbrief mit 3 Kr. frankiert bei der Post aufgegeben.

    Zu Transkription des Inhalts:

    Herrn G. Steinbacher in Vilshofen, Mannheim, 15. Juli 1866

    Wir bestätigen unsere erg. Zeile v. 25 (?) & erlauben uns heute Sie zu bitten und uns unser verfallenes Guthaben von fl. 206.37 vom 6. April gefäll. umgehend einzusenden. Die immer grösser werdende Gefahr dass auch unsere schönen Gaue von dem traurigen Bruderkriege heimgesucht werden kann, zwingt uns zu obiger Bitte, da wir weiter verzögerte Bewertung deren Verantwortlichkeit nicht eingestehen könnten.

    Bei allenfalls. Bedarf müssten wir Ihnen aus gleichen Gründen rathen(?) sich andrerseits versorgen zu wollen, wenn Sie sich vor Kalamitäth bewahren wollen. Wir halten uns Ihnen bestens empfohlen und grüssen freundschaftlich
    Seither & Pohly

    Der Inhalt drückt die Furcht vor den Kriegsereignissen und vor der Heimsuchung der badischen „Gaue“ aus. Die deutliche Zahlungsaufforderung – mit Androhung von „Kalamitäten“ und Beendigung der Geschäftsbeziehung - unterstreicht die Befürchtung, Aussenstände nicht zu erhalten. Die wirtschaftliche Lage war in der Tat sehr angespannt.

    Nun zur postalischen Behandlung des Briefes: Der normale Leitweg wäre Ludwigshafen-Mainz-Frankfurt-Aschaffenburg-Würzburg-Nürnberg-Regensburg gewesen. Nun hatte einen Tag zuvor, am 14 . Juli, das Gefecht zwischen preussischen und hessisch-österreichischen Verbänden bei Aschaffenburg stattgefunden, in dem die Preussen obsiegten und nun auf dem Weg in die Bundeshauptstadt Frankfurt waren, welches am 16. Juli besetzt wurde. Man kann mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass die Eisenbahnverbindung Frankfurt-Aschaffenburg-Würzburg am 15. Juli für den öffentlichen Post- und Güterverkehr nicht mehr zur Verfügung stand.

    In post #140 wurde ein Brief von Darmstadt nach München vom 2.8.1866 besprochen, der eben infolge der Beeinträchtigung der Verbindung Frankfurt-Würzburg über Baden und Württemberg nach Bayern spediert wurde. Ein weiterer Brief, von Offenbach nach Aschaffenburg vom 13.7.66 , wurde in post #149 und #289 besprochen. Auch hier erfolgte aufgrund der Kämpfe bei Aschaffenburg keine Weiterleitung.

    Somit kann man beim hier vorgestellten Brief aus Ludwigshafen vom 15. Juli, als die Verhältnisse um Aschaffenburg und die Bewegung der preuss. Truppen im Raum Frankfurt bekannt gewesen sein sollten, davon ausgehen, dass keine Leitung über Frankfurt und Franken nach Niederbayern möglich war. Was war also die Alternative? Der Brief trägt – im Gegensatz zum erwähnten Brief aus Darmstadt - keinerlei badische oder württembergische Durchgangs- oder Bahnpoststempel. Eine Leitung über die verbündeten Südstaaten ist zwar möglich, aber nicht beweisbar. Auch befindet sich kein Ankunftsstempel von Vilshofen auf der Rückseite des kompletten Briefes, was zumindest ungewöhnlich ist. In post #49 wurde ein Brief aus dem preuss. Erndtebrück nach Uettingen besprochen, der aufgrund des Kriegsgeschehens als forwarded-Brief im badischen Lahr am 12. Juli aufgegeben und mit der badischen Bahnpost am 13. Juli befördert wurde. Auch dieser Brief trägt keinen Abgabestempel der Destination (Uettingen). Dort hatte ich geschrieben Konnte der Brief am 13. Juli also überhaupt von Frankfurt in Richtung Aschaffenburg/Würzburg weitergeleitet worden sein, wenn der Raum Aschaffenburg von feindlichem Militär durchsetzt war und Gefechte stattfanden? Das letzte Stück der Reise nach Uettingen bleibt offen, zumal rückseitig kein bayer. Ankunftsstempel zu sehen ist. Entweder wurde dieser schlichtweg vergessen, oder aber der Brief wurde am Ende nicht mehr von der bayer. Post übernommen und transportiert, sondern könnte seinen Empfänger wieder mittels privater Zustellung erreicht haben.“

    Ähnlich ungewiss ist die Leitung des Ludwigshafen-Briefes – ob über die Südstaaten (dann wäre er von Ludwigshafen wieder nach Mannheim zurückgegangen!), vielleicht doch noch über Frankfurt-Aschaffenburg, durch private Vermittler oder am Ende gar nicht weitergeleitet wurde, bleibt offen.

  • Lieber mikrokern,

    ein besonderer Brief, versandt unter ganz besonderen Umständen.

    Er wurde mit großer Sicherheit wie alle Briefe von der Pfalz nach dem rechtsrheinischen Bayern geleitet, wenn die Zielorte nicht gerade in Franken lagen. Also über die badische Bahnpost im geschlossenen Paket via Württemberg (Stuttgart und Ulm) Richtung Augsburg bzw. München. Badische bzw. württembergische Transitstempel fehlen zu dieser Zeit praktisch immer - nur die Umspedition in Bayern könnte/sollte stempelmässig fest zu machen sein, aber auch das hat man oft vernachlässigt.

    Bei dem vergessenen Ankunftsstempel mag eine Rolle gespielt haben, dass der Krieg den Dienstbetrieb aller PE nicht eben vereinfacht hatte und die Kundschaft auf das Datum der Ankunft gerne verzichten konnte, weil man eh wusste, dass selbst in kleineren Orten täglich bzw. mehrfach täglich die Post ausgetragen wurde.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Er wurde mit großer Sicherheit wie alle Briefe von der Pfalz nach dem rechtsrheinischen Bayern geleitet, wenn die Zielorte nicht gerade in Franken lagen. Also über die badische Bahnpost ...


    Lieber bayern klassisch,

    dann wurde der Brief aus Mannheim zur Kostenersparnis über die Rheinbrücke nach Ludwigshafen getargen, dort innerbayrisch frankiert und aufgegeben, um danach wieder nach Mannheim zurückgebracht und via badischer und württemberg. Bahnpost weiterbefördert zu werden.

    Auch irgendwie kurios...

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    er hätte sonst als Postvereinsbrief 9x gekostet, aber seit 1.8.1865 nur noch 3x bei der Aufgabe in der Pfalz. Evtl. hat man noch mehr Briefe dort aufgegeben für die bayer. Kundschaft. 6x Ersparnis war viel Geld bei einem simplen Brief, den aufzugeben 1km weiter war, als in Mannheim, da hat man das gerne mal gemacht (vermutlich über 1000mal im Jahr, wie ich schätze). Remailing zu Kriegszeiten - wer kann das sonst außer dir zeigen?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    meine Verwunderung bezog sich nicht auf das Abspedieren des Briefes in Ludwigshafen. Natürlich hat man den kleinen Weg über die Brücke gerne in Kauf genommen, um satte 6 Kr. Porto zu sparen, da es von LU aus ja ein bayerischer Inlandsbrief war. In Ulm hat man das ja ganz ähnlich gemacht.

    Das "kuriose" ist der Umweg: in Mannheim geschrieben, nach Ludwigshafen gebracht und dort mit 3 Kr. frankiert, um wieder zurück nach Mannheim und von hier im geschlossenen Transit nach München gebracht zu werden. Ein Umweg, der 6 Kr. einbringt...
    Wurde aus der Pfalz eigentlich immer über Baden/Württemberg spediert, wenns nicht nach Franken ging? Oder war die Route über Mainz-Frankfurt-Aschaffenburg, abhängig vom Anschluss, auch eine Option?
    Und wurden Baden und Württemberg beim geschlossenen Transit der bayerischen Post aus der Pfalz eigentlich vergütet? Die 3 Kr. blieben doch wohl bei Bayern, sodass vermutlich nach Gesamtgewicht der Briefbeutel monatsweise eine bestimmte Transitgebühr entrichtet wurde, oder?

    So, und jetzt gehts gleich los nach Memmelsdorf...

    Beste Grüsse vom
    µkern