Der Deutsche Krieg 1866

  • Hallo,
    leider wars wohl eher nichts mit meinem angenommenen Zusammenhang zwischen postalischer Behandlung und militärischen Ereignissen am 11.7., was den in post #199 extensiv beschriebenen Brief von Burgsinn nach Würzburg betrifft. ;(
    Nach intensivem Austausch mit Herrn D. Friedewald, einem profunden Kenner der Feldpost des 19. Jahrhunderts, komme ich zum Schluss, dass am 11. Juli, dem Tag der Spedition des Briefes, die Marschbewegung der Division Beyer keinen Einfluss auf den Leitweg Burgsinn-Gemünden-Würzburg gehabt haben kann.
    Nach Sichtung von Unterlagen des preuss. Generalstabswerkes sowie Aussagen des Generalstabsoffiziers Scherff in der Div. Beyer aus seinem 1899 erschienenen Buch "Die Division Beyer im Mainfeldzug 1866" muss man zu dem Schluss kommen, dass die Truppen von Beyer nach dem siegreichen Gefecht von Hammelburg am 11.7. zunächst weiter nach Osten über Euersdorf nach Oerlenhausen marschiert sind, um den retirierenden Bayern nachzusetzen. General von Franckenstein's Befehl, von den Bayern abzulassen und Richtung Westen, auf Gelnhausen (Div. Beyer) bzw. Frankfurt/Hanau (Div. Goeben) zu marschieren, erging am Nachmittag des 11.7., sodass erst am 12.7. mit dem Rückmarsch auf Hammelburg begonnen wurde.
    Da hatte mein Brief bereits in Würzburg erreicht...
    Offensichtlich hatte der Absender in Burgsinn am 11.7. die Möglichkeit, den geschriebenen Brief direkt einer Privatperson nach Gemünden mitzugeben, weswegen die Aufgabe auf der Post erst dort erfolgte. Von Gemünden wurde er noch regulär mit der Eisenbahn am 11.7. nach Würzburg transportiert.
    Einen Tag später hätte alles aber anders ausgesehen: am 12.7. hatte die Div. Goeben Gemünden erreicht, sodass die Postbehandlung da wohl erschwert war. Und Teile von Beyers Truppen marschierten am 13.7. von Hammelburg über Gemünden mit der Avantgarde und Bagage bis Burgsinn, welches somit seine Preussen auch noch abbekam...

    Beste Grüsse vom
    µkern

    2 Mal editiert, zuletzt von mikrokern (23. November 2011 um 13:38)

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich möchte zu diesen Thema auch einen Beleg beisteuern:
    Ganzsache Thurn und Taxis 1/2 Silbergroschen von Ostheim vor der Rhön (Großherzogtum
    Sachsen-Weimar-Eisenach) nach Meiningen (ebenfalls Großherzogtum Sachsen-Weimar-
    Eisenach) vom 5. Juli 1866. Das Großherzogtum verhielt sich anfangs neutral und wechselte
    nach der Schlacht von Königgrätz am 5. Juli 1866, dem Aufgabedatum dieser Ganzsache auf
    Seite von Preußen. Der Brief lief über Mellrichstadt (Bayern) nach Meiningen. Der Empfänger,
    Rechtsanwalt Romberg, vermerkte links oben "Erh. 8/7 66".

    Mit den besten Grüßen von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    das ist ganz großes Kino, ohne Zweifel. Man findet schon 1/2 Groschen Frankaturen über bayerische Terrain so gut wie nie - und dann noch in der Kriegszeit! 8o:P

    Wenn das der liebe mikrokern sieht, ist er um den Schlaf gebracht. ;)

    Danke fürs zeigen dieser Rosine und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...nach Meiningen (ebenfalls Großherzogtum Sachsen-Weimar-
    Eisenach) vom 5. Juli 1866...

    Lieber VorphilaBayern,
    in der Tat ein sehr interessanter Beleg aus "meiner" Zeit, auch wenn er von den Kriegsereignissen nicht betroffen wurde!
    Allerdings gehörte Meiningen zum Herzogtum Sachsen-Meiningen und nicht zum Grossherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
    Das Grossherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach schickte seine Truppen zunächst in die Bundesfestung nach Mainz, stimmte aber am 14. Juni 1866 im Bundestag gegen den österreichischen Antrag und trat nach der Schlacht bei Königgrätz am 5. Juli dem preußischen Bundesreformprojekt bei.
    Demgegenüber stand das Herzogtum Sachsen-Meiningen auf der Seite der süddeutschen Verbündeten.
    Insofern wechselt der Brief mit Stichtag 5. Juli die Fronten, und das noch über bayerisches Gebiet...

    Für die postalische Behandlung spielt das aber keine Rolle... ;)

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern und bayern klassisch,

    vielen Dank für ihre Kommentierungen.
    Ich denke aber schon, daß der Brief von
    den Kriegshandlungen betroffen war, denn
    er brauchte für die weniger als 3 Meilen Luftlinie
    3 Tage und Rechtsanwalt Romberg mußte daher
    auf dem Umschlag bemerken, daß die Angelegenheit
    bereits am 6. Juli war und er den Brief erst zwei Tage
    später bekam.

    Liebe Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    zwischen 5. und 8. Juli gab es definitiv keinerlei kriegerische Auseinandersetzungen im Bereich Ostheim/Mellrichstadt/Meiningen.
    Ich zitiere aus meinem Beitrag in post #44:
    "Nach den für Bayern und die Bundestruppen verlorengegangenen Gefechten bei Dermbach am 4. Juli und den nachfolgenden, auch „Panik von Hünfeld bzw. Gersfeld“ bezeichneten, Niederlagen bei Hünfeld und Gersfeld wollte man sich fortan darauf beschränken, die Verteidigung der Heimat sicherzustellen, da die Nachricht der für Österreich so entsetzlichen Niederlage bei Königgrätz am 3. Juli publik geworden und der verlorene Krieg absehbar war.
    Nach dem Rückzug der Reichsarmee, also dem VIII. Korps, war Fulda am 6. Juli von den Preussen besetzt worden, und Prinz Alexander von Hessen, der Befehlshaber des VIII. Korps, auf dem Rückzug in Richtung Frankfurt, während das bayer. VII. Korps unter Prinz Karl von Bayern begann, sich nach Südosten in Richtung Saale/Unterfranken zurückzuziehen, wo es am 10. Juli zu den Gefechten von Hammelburg und Kissingen kommen sollte.
    Am 7. Juli war Ruhetag für die preussischen Verfolger unter General Vogel von Falckenstein, ehe sie am 8. Juli begannen, den sich zurückziehenden bayerischen Truppen über die Rhön zu folgen, wo Brückenau am 9. Juli erreicht wurde..."

    Die Kämpfe zwischen Preussen und Süddeutschen fanden danach auch alle weiter südlich von Ostheim und Mellrichstadt statt.
    Warum der Brief 2 Tage länger als erwartet gebraucht hat, ist nicht feststellbar. Vielleicht lag es an der Hinwendung zu Preussen am 5.7., dass die Abfertigung von Post aus Orten (Ostheim) des Grossherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach ins und durchs jetzt feindliche Ausland verzögert wurde. Aber das ist reine Spekulation.

    Beste Grüsse vom
    µkern

    Einmal editiert, zuletzt von mikrokern (23. November 2011 um 13:53)

  • Liebe Sammlerfreunde,

    Ostheim vor der Rhön war eine Exclave, ganz umschlossen von Bayern.
    Nach meiner Kenntnis erfolgte der Postaustausch mit dem benachbarten
    Mellrichstadt (Bayern). Die Situation war ähnlich wie in der Enclave Königs-
    berg in Franken, die ebenfalls ganz von Bayern umschlossen war. Der Post-
    austausch erfolgte hier über Haßfurt. Ich denke, daß der Brief in Mellrichstadt
    2 Tage liegen blieb und erst nach Abklärung der neuen Situation (seit
    5. Juli 1866) weitergesandt wurde. Im Verordnungs- und Anzeigeblatt
    für die Königlich Bayerischen Verkehrsanstalten findet sich kein Hinweis
    zu Sachsen-Weimar-Eisenach, nur zu Störungen im Postverkehr mit Sachsen,
    bzw. Preußen. Diese sind vom 21. Juni –, 1. – und 7. Juli 1866.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

    Einmal editiert, zuletzt von VorphilaBayern (24. November 2011 um 05:54)

  • Lieber VorphilaBayern,
    es ist gut möglich, dass die Entscheidung des Grossherzogtums am 5. Juli, sich der preussischen Seite anzuschliessen, eine entsprechende Auswirkung auf die Behandlung der aus Ostheim über Bayern (Mellrichstadt) laufenden Post hatte. Im Falle von qualifizierten Brief- und Fahrpostsendungen wäre ich mir da sogar ziemlich sicher.
    Was das Verfahren mit ordinairen Briefen betraf, muss man halt spekulieren, da man speziell für den Fall Sachsen-Weimar-Eisenach vs Bayern keine genauen offiziellen Anweisungen kennt. Wobei auch hier offen ist, ob die Abgabe an die bayerische Post schon in Ostheim verzögert wurde, oder die Weiterleitung in Mellrichstadt von derselben; wer also spielte hier den "Hemmschuh"?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,
    einen weiteren Feldpostbrief aus dem Krieg von 1866 zeige ich hier.
    Geschrieben von einem württemberg. Offizier in Rodheim bei Uffenheim am 31. Juli 1866 - also nach Beginn der Waffenruhe und noch vor dem Waffenstillstand vom 2. August - und addressiert an den Kaufmann Carl Reibel in Heilbronn. Der Brief wurde der württemb. Eisenbahn übergeben und erreichte Heilbronn am 5.8.66.
    Zu Karl Reibel, einem prominenten Heilbronner Kaufmann und Lokalpolitiker, findet man auch einen Wikipedia-Eintrag:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Reibel
    Der Absender beschreibt seine Teilnahme am Gefecht von Tauberbischofsheim ("eine langweilige matte Kugel hat mich auch berücksichtigt ") sowie seine Besorgnis über die ungewisse Zukunft. Damit steht der Brief in engem inhaltlichen Zusammenhang mit den früher hier vorgestellten Briefen württembergischer Soldaten: aus Ermetzhofen vom 2.8. (post #89), sowie aus Randersacker vom 29. Juli (post #69). Dadurch lässt sich die Bewegung der württembergischen Einheiten im VIII. Bundeskorps aus den Absendeorten gut ableiten: nach der Beschiessung der Festung Marienberg bei Würzburg durch die Preussen noch im Südosten Würzburgs (Randersacker) gelegen, hat sich die württemberg. Division über Rodheim nach Ermetzhofen weiter in südöstlicher Richtung bewegt. In post #157 wurde ein Brief der Ober-Intendantur des VIII. Korps aus Rothenburg gezeigt, der die Truppenversorgung durch einen Beitrag der Gemeinde Burgbernheim zum Inhalt hatte.
    Im Gegensatz zu den anderen Briefen württembergischer Soldaten trägt dieser hier den Feldpost-Zweikreisstempel "K.W. Feldpost ??/8". Also zumindest an den ersten Augusttagen hat die württemb. Feldpost noch/wieder funktioniert.
    Zur Transkription, die bei diesem offensichtlich unter ungünstigen Umständen geschriebenem Brief sehr mühsam und nur mit tatkräftiger Hilfe von bayern klassisch und vor allem dem lieben Erdinger möglich war:

    Lieber Carl,

    Nur in Kurzem sende ich Dir die Kunde, dass ich mich den Umständen gemäß wohl befinde. Strapazen aller Art gut durchgemacht, im Gefecht bei Bischoffsheim fest ausgehalten, und thätig gewesen wo es gehörig gepfiffen hat und sonst in einer gewissen Apathie über die übrigen Umstände, das ist der Zustand in dem ich mich befinde. Und so sind wir nun hier, in der Nähe der württb. Grenze in faktischer Waffenruhe mit den auf 1 Stde. entfernten Preußen, die mit dem 2. in einen formal. Waffenstillstand übergehen soll. Was dann wissen die Götter, und leidig ist der Umstand, daß mit dem großen Aufwand von Menschen, Material, Selbstentäußerung (??) in Ertragung von Allem eine so traurige geleistet worden, an den Einzelnen hat es nicht gefehlt, aber das Weitere wird die Geschichte weisen und will mich aus Mangel an Zeit u. Raum nicht näher ausbreiten, wenn ich wieder heimkehre, habe ich Manches zu erzählen.
    Bei Bischoffsheim ist es mir gut gegangen, eine langweilige matte Kugel hat mich auch berücksichtigt ohne alle + jegl. Folge. Habe ???? hat mir sehr leid gethan, ich habe ihm bei Würzburg Grüße an Euch aufgetragen.
    Sei so gut + theile mir auch im Bälde mit, wie es der l. Mutter + Euch Allen geht, ich bin der einzige Offic.. im Regt., der noch keinen Brief von Haus erhalten hat; obgleich
    schon vielfache von mir abgegangen sind.
    Ich fürchte das Unwohlsein d. l. Mutter ist Grund davon, beruhige mich in Bälde hierüber.
    Meine Pferdekalamität wirst du vernommen haben, sie ist noch nicht ganz gehoben;
    Wie es mit uns und überhaupt unseren Württbg. gehen wird, darüber ist die größte Spannung, nur ich kann wohl sagen, daß die Fortführung unter den bisherigen Auspicien in unseren Reihen wenig Anhänger mehr besitzt, allein wie wird es werden?
    Das sind besonders für die Offiziere ernste Fragen, die auch mich ganz besonders beschäftigen.
    Entschuldige meine Kürze + Zerfahrenheit meines Briefs
    allein die ganze Stube ist voller Leute + man weiß wirkl. nicht, wo einem der Kopf steht
    Lebe wohl + grüsse alle herzl. von
    Heinrich

    Rodheim
    Bair. Landgericht Uffenheim
    31/7.66

    Wer kann die mit ???? Passagen transkribieren?

  • Hallo,
    den hier besprochenen Brief, der gerade in Potsdam versteigert wurde und sich leider jetzt NICHT in meiner Sammlung befindet und eine wirkliche Rarität darstellt, möchte ich dennoch hier vorstellen. Es handelt sich um ein Kuvert, abgesandt als Feldpostbrief am 10. August 1866 in Kassel, adressiert an den „Herrn Lieutenant Nebelthau, Stabsquartier der Kurhessischen Husaren-Division, Wemding bei Nördlingen, Königreich Bayern“, Nebenvermerk „Brigade Nassau“.
    Zu Beginn des Krieges sah sich der Österreich-freundliche Kurfürst Friedrich Wilhelm widerstrebend gezwungen, seine Streitkräfte zu mobilisieren. Die angestrebte Neutralität hätte nur erreicht werden können, indem man das Ultimatum Bismarcks akzeptierte, das unter anderem die Abdankung des Kurfürsten und die Übergabe der Amtsgeschäfte an seinen Sohn vorsah. Dazu wollte sich der Kurfürst jedoch nicht bereiterklären. Nichtsdestoweniger lief die Mobilmachung nur äußerst schleppend an und wurde ohne großen Nachdruck durchgeführt. Fast die gesamte kurhessische Armee war zur Besatzung der Festung Mainz bestimmt und damit von den wichtigen Ereignissen nicht betroffen. Lediglich zwei Schwadronen (Eskadrons) des 2. Hessischen Husaren-Regiments, während des Krieges als „Kurfürstlich Hessische Husaren-Division“ bezeichnet, nahmen am Mainfeldzug in der 4. Kombinierten Division (Herzogl. Nassauische Brigade Roth und österreichische Brigade Hahn) des VIII. Bundeskorps teil und hatten bei den Rückzugsgefechten bei Aschaffenburg am 14. Juli einige Verluste zu beklagen. Im Rahmen des Rückzugs des VIII. Korps nach dem Waffenstillstand vom 2. August sollte sich die Nassauische Brigade (der die kurhessischen Husaren zugeteilt worden waren) hinter die Linie Dinkelsbühl-Wassertrüdingen-Treuchtlingen zurückziehen; das Hauptquartier sollte Nördlingen sein. Am 8. August hatte die Nassauische Brigade die Gegend von Nördlingen erreicht. Da mittlerweile alle anderen Verbündeten aus dem VIII. Korps ausgeschieden waren und die Heimreise angetreten hatten, stellte die Nassauische Brigade mit den beiden kurhessischen Schwadronen den kläglichen Rest der verbündeten Truppen Bayerns in Süddeutschland dar. Am selben Tag legte Prinz Alexander von Hessen den Oberbefehl über das faktisch aufgelöste VIII. Bundeskorps nieder.
    Am 10. August erging aus Nördlingen der Marschbefehl an die „Herzoglich Nassauische Feldbrigade in Wemding: Nachdem die K. Bayer. Regierung das Beziehen von Kantonierungen für die Herzoglich Nassauische Feldbrigade in der Umgebung von Günzburg gestattet hat, so erhält dieselbe die Weisung, Morgen den 11. D. M. aus ihren jetzigen Quartieren aufzubrechen…“ (aus Rosenwald: Die Herzoglich Nassauische Brigade im Feldzug 1866).
    Am 14. August wurde die Gegend von Günzburg erreicht. Am 16. August lagen die beiden kurhessischen Eskadrons (ca. 350 Mann) einige Kilometer südöstlich von Ulm. Den hessischen Truppen war ein mehrwöchiger angenehmer Aufenthalt in der Günzburger Gegend beschieden, bis der Tagesbefehl durch den nassauischen Herzog Adolph I. vom 8. September die Rückreise in die Heimat gebot. Die beiden kurhessischen Schwadronen waren bereits am 2. September aufgebrochen und erreichten Kassel am 11. September.
    Zurück zum hier gezeigten Brief: Aufgrund ihrer Marschbewegungen nach Günzburg/Weissenhorn hätte der Brief den Adressaten in Wemding (Ankunftsstempel 13.8.) auch nicht erreichen können, wenn er nicht nach Mainz - wahrscheinlich in die Bundesfestung, die von kurhessischen Truppen gehalten wurde – abgereist wäre. So war der Brief in Wemding nicht zustellbar und wurde nach Mainz weitergeleitet, nicht ohne zunächst fälschlicherweise mit 12 Kreuzern für einen Postvereins-Portobrief taxiert worden zu sein, was aber bemerkt und wieder gestrichen wurde. Über die württemberg. Eisenbahn (Ulm-Stuttgart) und Bahnpost Worms-Mainz erreichte der Brief seinen Empfänger wohl am 15. August, bevor die Festung Mainz den Preussen am 26. kampflos übergeben wurde.
    Warum der gebührenbefreite Feldpostbrief in Form eines 1 Groschen-Ganzsachenumschlags versandt wurde, bleibt offen – vermutlich hatte der Absender kein entsprechendes Kuvert zur Hand.
    Der Brief stellt den einzigen mir bekannten Beleg an die kleine kurhessische Einheit (innerhalb des VIII. Bundeskorps) dar, und das als Feldpostbrief zu einem Zeitpunkt, da alle anderen Verbündeten schon daheim oder auf dem Weg dahin waren!

  • Lieber mikrokern,

    schade, daß der Brief nicht bei Dir gelandet ist. Ich war drauf und dran, darauf zu bieten, wollte Dir aber nicht ins Gehege kommen, weil er in Deine Sammlung besser paßt als in meine.

    Liebe Grüße

    Altsax

  • Lieber mikrokern,

    schließe mich Altsax an - schade, er hätte perfekt gepasst. Hier sieht man aber, dass die PO andere Preise generiert, als aus Michel - Tabellen ablesbar ist. Jeder Postgeschichtler hätte den nur zu gerne genommen, daher auch der Mondpreis für ein simples Kuvert, dessen Werteindruck verschenkt war.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    P. S. Tolle Beschreibung - man meint, man wäre dabei gewesen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,
    vielen Dank fürs Zeigen dieses interessanten Briefes.
    Einige Fragen hätte ich dann doch... ;)
    1. Da es von Nürnberg keine durchgängige Bahnverbindung nach Heidelberg gab, müsste der Brief über Würzburg-Aschaffenburg geleitet worde sein. Wäre da nicht die Route Berlin-Magdeburg-Kassel-Frankfurt von Anfang an schneller gewesen, als die Leitung über Leipzig-Hof? Woraus kann man überhaupt eine Leitung über Leipzig-Hof-Nürnberg ableiten (keine solchen Stempel)?
    2. Warum wurde - wenn man von Nürnberg ausgeht - nicht via Augsburg-Lindau spediert, sodern der Umweg über Heidelberg genommen?
    3. Hat der Brief Inhalt?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    gute Fragen:

    zu 1. Wäre er über Frankfurt geleitet worden, wäre er nach dahin zu kartieren gewesen. Frankfurt hätte das preußische Briefpaket geöffnet und ihn gestempelt. TT hatte mit Baden den geschlossenen Transit für seine eigenen und fremden Briefe nach der Schweiz vereinbart. Daher wäre bei einem solchen Postlauf kein badischer Bahnpoststempel auf dem Brief zu sehen gewesen.

    zu 2. Weil Bayern vertraglich seine Post aus Preußen in die Westschweiz den badischen Bahnposten ausliefern musste. Dafür gibt allein die Isler - Wohlen - Korrespondenz hundertfach Aufschluss.

    zu 3. Ja, sonst hätte ich nicht aus demselben zitieren können.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • PHP

    zu 3. Ja, sonst hätte ich nicht aus demselben zitieren können.

    Lieber bayern klassisch,
    entstammt das Zitat über die "Baarsendungen nach der Schweiz" dem Briefinhalt? Hatte das auf einen Auszug aus einer postalische Verordnung Bayerns bezogen.
    Könntest Du den Inhalt (bitte!!) einscannen und zeigen?

    Und wäre der Brief zu Friedenszeiten anders geleitet worden? Wie?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber bayern klassisch,
    vielen Dank. Der Inhalt spiegelt die unsicheren postalischen Verhältnisse einen Tag nach der Schlacht von Langensalza (27. Juli, Preussen gegen Hannover) und zu einem Zeitpunkt, als der Mainfeldzug noch gar nicht begonnen hatte, wieder.
    Nochmals meine Frage: wie wäre der Brief in Friedenszeiten behandelt worden? Selber Leitweg über Leipzig-Hof?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Lieber mikrokern,

    alles das gleiche, auch in Friedenszeiten. Hier hat der Krieg (noch) keine Auswirkungen auf die Postlaufzeiten gehabt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.