• Liebe Freunde,

    meine Frage beinhaltet keinerlei Kritik. Mich interessierte nur, wie Michael solche Belege behandelt und in seine Sammlungen einbaut.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Will,

    vielen Dank für die Quelle. Diese alten Handbücher sind immer wieder gute Quellen.

    Hallo Erwin,

    hatte ich auch nicht als Kritik aufgefasst.

    Mit so einem Frachtbrief und vergleichbaren Briefen kann man z.B. auch dem Nachwuchs auch geschichtliche Entwicklungen greifbar machen. Laufzeiten von Waren und auch Briefen in diesen Jahren - was bedeutet dass für die Menschen (relative Aktualität von "Neuigkeiten" bei der Kommunikation, usw.)? Was bedeutete z.B. der Bau der Eisenbahnen hierbei? Warentransport und Reisen ("mal eben zur See") statt Tage oder Wochen dann in Stunden oder wenigen Tagen, usw.

    Gruß

    Michael

  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Frachtbrief mit bayerischer Stempelmarke und badischer Entwertung in Wertheim.

    Frachtbrief der Großherzoglich Badischen Staats Eisenbahn Station Wertheim am Main, wo sich eine Königlich Bayerische Staatseisenbahnstation befand. Die bayerische Gebührenmarke wurde mit dem Stempel "GR.BAD.STAATSBAHNEN WERTHEIM" entwertet. Unten links befindet sich der Stempel: "K.Bay.Sts.-Eisenb. WERTHEIM". Rechts daneben der Stempel: "GEWOGEN WERTHEIM K.Bay.Sts.B."

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    dank einem freundlichen Hinweis von @bk konnte ich den folgenden Frachtbrief durch Verzicht auf eine Mini-Pizza einsammeln.

    Die Leinen- und baumwollen-Waaren-Fabrick Christian Dierig in Langbielau sandte am 29. Juli 1845 1 Ballot baumwoll. Waaren an Graf Friedrich Ludwig zu Castell in Castell bei Würzburg / Franken.

    Die absendende Firma wurde 1805 von dem Namensgeber 1805 mit 10 Talern Startkapital gegründet und entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zum größten Textilunternehmen des Deutschen Reiches. Später (ab 1945) war sie in Polen unter dem Namen Bielbaw ebenfalls die größte Textilfabrik des Landes. Die Inhaberfamilie Dierig war nach dem 2.WK in den Westen geflohen und gründete in Augsburg wiederum Textilfabriken, die heute noch bestehen, hier ein Link zur heutigen Firma

    Der Empfänger gehörte zu einer bekannten Familie, war Gutsbesitzer und langjähriges Mitglied in der bayerischen Kammer der Reichsräte.

    Rechts oben findet man die Stempel von 2 Speditionen aus Breslau und Würzburg.

    Das oben in lilafarbener Tinte notierte (leider für mich nur unvollständig lesbar) bezeichnet die bis Würzburg aufgelaufenen Frachtspesen von 55 Gulden 30 Kr.

    Dazu kamen noch 12 Kr. bis Kitzingen (schwarze Tinte dadrunter notiert), wo die War anscheinend übergeben wurde.

    Links unten wurde dies quittiert:

    Den baaren Empfang der ???? zeichneten 55 f 42 xr bescheinigt Kitzingen am 29 Aug 1845

    Auf der Rückseite findet man zunächst eine interessante Bescheinigung:
    Die Eigenschaft als Fabrikant bescheiniget

    Das Amtsgericht

    ???

    Leider ist das Siegel daneben nur undeutlich abgeschlagen: Siegel des Guts-Gerichts zu Langenbielau ???

    Darunter findet sich eine Auflistung der anfallenden Frachtspesen:

    Fracht bis Leipzig Rt - 11 . 3

    Spesen 30 . 7 . 6

    (aufsummiert) Rt 30 . 18 . 9

    Reduktion des Taler-Betrages in Gulden-Währung:

    bis Leipzig Fracht & Spesen f 53 . 51

    Fracht bis Würzburg f 1 . 15

    (aufsummiert) f 55 . 46

    ?? bis Würzburg - 24

    (aufsummiert) f 55 . 30

    Die Innenseite des Frachtbriefs:

    links oben:
    Nachnahme Thaler dreißig & sieben ein halben Silbergroschen

    Fracht:

    Ein Thaler ?? bis Leipzig

    ab dort in billigsten ?

    Lieferzeit:

    zwanzig Tage
    (mit Ankunft am 29.8. in Kitzingen um 10 Tage überschritten !)

    Der Wiegevorgang wurde mittig dokumentiert:
    Ein Ballot zur Fuhre gewogen B(ru)tto sieben und dreißig Pfund

    Rechts unten wieder eine für mich unleserliche Bescheinigung/Erlaubnis/? des Amtsgerichts.

    Vielleicht kann jemand bei der Entzifferung helfen oder etwas zu folgenden für mich offenen Punkten sagen:

    Was steht auf der Briefvorderseite in der ersten Zeile in roter Tinte?

    Welche Bedeutung haben die beiden Bescheinigungen des Amtsgerichts?

    Der auf der Innenseite links oben angeführte Nachnahmebetrag - identisch mit dem Spesen-Betrag der 2. Berechnungszeile auf der Rückseite : Handelt es sich hier um den Preis der Ware an sich? (Was bedeuten würde, dass auch der Bezahlvorgang über die Speditionen abgewickelt wurde.) War das der Normalfall?

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael (8. April 2023 um 15:15)

  • den baaren Empfang der ???? zeichneten 55 f 42 xr bescheinigt Kitzingen am 29 Aug 1845

    Den baaren Empfang der nebenberechneten 55 f ....

    Das Amtsgericht

    ???

    Leider ist das Siegel daneben nur undeutlich abgeschlagen: Siegel des Guts-Gerichts zu Langenbielau ???

    Das Ortsgericht

    Im Auftrage

    ...

    Gerichtsschreiber

    Siegel: Orts-Gericht

    Langenbielau

    ab dort in billigsten ?

    ab dort in billigsten Lohn

    Rechts unten wieder eine für mich unleserliche Bescheinigung/Erlaubnis/? des Amtsgerichts.

    Beglaubigt:

    Das Ortsgericht

    im Auftrage

    ...

    inter. Gerichtsschreiber

    Mehr kann ich momentan leider auch nicht entziffern.

    Viele Grüße und noch frohe Ostern

    Gerd