Fahrpost in Preußen

  • Hallo Erwin,

    habe Dein Posting eben erst gesehen, nachträglich herzlichen Dank dazu. Das konnte doch kein normaler Postbeamter alles wissen :/

  • Hallo zusammen,

    ich zeige hier einen unscheinbaren Paketbegleitbrief von Beckum ins nahe gelegene Enniger. Das Paket wog 3 Pfund 28 Loth. Taxiert wurde der Mindestsatz von 2 Sgr. Rückseitig findet sich halb neben, halb im Ausgabestempel ebenfalls eine zwei, ich nehme an, damit wurde die Zahlung der 2 Silbergroschen dokumentiert. Der Grund für's Zeigen hier findet sich unten links. Dort lese ich "Auf eigene Gef.(ahr) / Unterschrift" Offenbar war die Verpackung des Paketes in den Augen des Annahmebeamten nicht wirklich sicher. Auf den entsprechenden Hinweis an den Absender meinte dieser wohl "bast scho", und damit die Post bei einer evtl. Beschädigung während des Transports nicht in Haftung genommen werden konnte, wurde eben dieser Hinweis angebracht.

    Herzliche Grüße,

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich rätsele noch, was genau der Absender, Druckerei und Verlag J. H. Heickmann in Beckum, der auch den Vermerk "Auf eigene Gef.(ahr) / Heickmann" unterschrieben hat, an die Schulen in Enniger geliefert hat.

    Ich lese immer wieder "Buch" (scheinbar verwendete man die Mehrzahl "Bücher" noch nicht ?) und zwar ingesamt 28 zu 8 Silbergroschen, was in Summe 208 Sgr. = 6 Taler 8 Sgr. ergab.

    Was aber jeweils mit Titel und Einlagen gemeint war, und was davor steht, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Hier noch eine Anzeige des Absenders aus 1867 im Journal für Buchdruckerkunst, Braunschweig:

    Viele Grüße

    Gerd

  • Mittelfranke

    Du hast natürlich Recht, der Vermerk "Auf eigene Gef." wurde vom Absender Heickmann notiert, da habe ich nicht so genau drauf geachtet :(

    Ich meine, in der Aufstellung ganz oben lateinische Worte zu erahnen, aber da ich dieser Sprache leider nicht mächtig bin, kann ich damit nichts anfangen. Darunter lese ich: "Dem Vorsteher Hense sind 13 Buch für die Schulen in Enniger übersandt." Danach kann ich nur noch Bruckstücke erkennen, es ging wohl um eine Aufteilung des Gesamtbetrages und / oder Verrechnung mit einer anderen Lieferung. (?!)

    Herzliche Grüße,

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    der untere Abschnitt ist eine Zahlungsanweisung:

    Br. m. an den Herrn Communal=Empfänger Becker

    Wohlgeboren zu Ahlen um dem Herrn Heickmann

    zu Beckum vorstehende Summe von 6 Thr. 28 Sgr.

    zu zahlen und die Hälfte = 3 Thr. 14 Sgr.

    " Drei Thaler vierzehn Sgr."

    in der Rechnung der Gemeinde Enniger pro 1859

    sub. Tit. VII pos. in Ausgabe zu stellen.

    Enniger d. 23 November 1859

    Der Amtmann - Der Vorsteher

    Brüning Hense

    Viele Grüße

    Gerd

  • liebe Sammlerfreunde,

    ich komme mit der Gebühr für folgenden Paketbegleitbrief nicht zurecht. Er ging von Königsberg nach Angerburg.

    An

    ein königl. wohllöbl. Landschafts Direction

    in

    Angerburg

    anbei ein Paket Acten in grau

    Papier siegn. G.T.

    auf eigene Gefahr

    Die Entfernung betrug 14 Meilen

    Das Gewicht betrug 8 Pfund 26 Loth

    1. Versuch

    Berechnung der Aktengebühr ab 1825:

    Briefgebühr bis 15 Meilen = 3 Sgr.

    1 Pfd - 2 Pfd = 7fache Briefgebühr, je weiteres Pfund 1 Briefgebührensatz mehr

    das wären dann bei 9 Pfd 13fache Briefgebühr, also 3 Sgr. x 3 Sgr. = 39 Sgr.

    Das kanns nicht gewesen sein

    2. Versuch

    Berechnung der Aktengebühr ab 1827:

    über 16 Loth so lange den 4fachen Brief-Portosatz bis das doppelte Paketporto mehr beträgt.

    Das verstehe ich nicht. Wer hilft mal?

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Guten Morgen Erwin,

    ich fabuliere einfach einmal, dass ich eine Art "Streifband" erkennen möchte.

    Der Nierenstempel von Königsberg war auch noch um bzw. sogar etwas nach 1850 in Gebrauch.

    Ist der Beleg wirklich schon um 1820-30 gelaufen bzw. exakt datierbar?

    ... verbleibe mit den besten, nächtlichen Grüßen aus Genshagen - joschka!

  • lieber Joschka,

    das war kein Streifband, sondern ein Faltbrief. Ich glaube nicht, dass der Brief so spät verwendet wurde. Da würde ich ja gar nicht auf die 15 Sgr. kommen.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Lieber Erwin

    ich denke, dass der Beleg aus den 1830er Jahren stammt.

    Leider komme ich auch nicht auf 15 Sgr.

    Bei reiner Actentaxe 4faches Briefporto ergeben sich nur 12 Sgr.

    Nach Gewicht:

    8 Pfund (überschiessende Loth wurden ignoriert) * 3 Pfennige * 3 (10-15 Meilen) = 72 Pfennige * 2 Verdopplung = 144 Pfennige = 12 Sgr., also der gleiche Wert.

    Eventuell war der Brief schwerer, maximal 1,5 Loth, dann würde man auf die 15 Sgr. kommen.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo zusammen,

    Joscka schreibt zwar, daß der Nierenstempel bis in die 1850er Jahre in Gebrauch war, aber seit 1830 gab den K1 und seit den 1840ern eine Reihe von K2. Vereinzelt wurde er vielleicht später aus der Schublade geholt, den Brief von Erwin sehe ich daher auch zwischen 1825 und 1830.

    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo zusammen,

    das Briefpapier spricht für die 20/30er Jahre.
    Ein schwerer Brief, wie von Ulf angeführt, scheint mir die plausibelste Erklärung.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Ulf,

    vielen Dank. An einen schwereren Paketbegleitbrief hatte ich auch schon gedacht, weil man sonst nicht auf die ungeraden Silbergroschen kommt.

    Aber ich hatte Probleme mit der Aussage:

    Solange den 4fachen Brief-Portosatz bis das doppelte Paketporto mehr beträgt.

    Was heißt da „solange“?

    Jedenfalls ist das Porto jetzt geklärt.

    Lieber Dieter und Michael,

    ich bin auch der Meinung, dass der Beleg aus den späten 20er Jahren stammt.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan