Zahlen zur Postbeförderung bei der Südamerikafahrt 1930 von "Graf Zeppelin"

  • Lieber bayern klassisch!

    liegt es an meiner ehedem geringeren Aufmerksamkeit, dass ich mich kaum an Briefe des Saargebietes mit Zeppelinbeförderung erinnern kann, oder sind sie tatsächlich so selten?


    Dir brauche ich bestimmt nicht zu erklären, dass „selten“ im Zusammenhang mit Briefmarken ein relativer Begriff ist. Deine Frage nach der Seltenheit von Saargebiets-Zuleitungspost ist mit einem klaren „jein“ zu beantworten: natürlich war die Luftschiffbeförderung für die damaligen prekären Verhältnisse – gerade im besetzten Saargebiet – sündhaft teuer; das gilt für die kürzeren innereuropäischen Fahrten und erst recht für den Posttransport nach Süd- und Nordamerika. Hinzu kommt, dass die saarländischen Briefmarken mit den erforderlichen hohen Nennwerten nur in kleinen Auflagen – oft nur im 5-stelligen Bereich – gedruckt wurden.

    Andererseits ist der Markt für Zeppelinbelege ganz allgemein doch recht überschaubar. Weniger wegen der geringen Beförderungszahlen von Luftschiffpost als vielmehr wegen der in aller Regel hoch bewerteten Briefmarken, die Verwendung fanden, ist die Zeppelinpost zu einem teueren Hobby geworden – und dieser Ruf geht ihr auch voraus, was nach meiner Beobachtung in den letzten Jahren eher zu einem schrumpfenden Markt geführt hat statt zu einer wachsenden Nachfrage. Wenn sich also kaum einmal junge Nachwuchssammler an das Gebiet heranwagen, sondern andere Felder suchen, wo schneller und einfacher Erfolge sichtbar werden und wenn außerdem fortgeschrittene Sammler, die über die nötigen Ressourcen verfügen, die Nase rümpfen wegen der philatelistisch beeinflussten Belege mit geringer postgeschichtlicher Relevanz, dann erscheinen die Angebote bei einigen mehr oder minder spezialisierten Auktionshäusern gar nicht mehr so selten.

    Es gibt in Bezug auf die Zuleitungspost zu den Zeppelinfahrten noch eine andere Komponente: die Beliebtheit – und damit die Nachfrage – ist stark beeinflusst von sich ändernden Präferenzen der Sammler – quasi von Modeerscheinungen. Und da sind Länder wie das Saargebiet, aber auch Österreich und die Niederlande eher „out“, während z.B. Italien, Schweiz oder Russland derzeit sehr gefragt sind. (Aus China gibt es meines Wissens so gut wie keine Zeppelinpost.) Wobei dieser Hype nach meiner Überzeugung durch einige wenige „große“ Sammler bedingt ist, die gegenseitig in Konkurrenz stehen und dem anderen keinen Zuschlag gönnen ... Wie gesagt: es ist ein sehr enger Markt. Und spektakuläre Auktionsergebnisse haben natürlich auch eine Sogwirkung für alle interessierten Sammler.

    Genug philosophiert – ein paar Fakten zur Häufigkeit von Belegen bei „meiner“ Fahrt, der SAF 1930, kann ich beisteuern. Wobei leider die wichtigste Zahl – die Stückzahl der deutschen Belege – offenbar nicht mehr zu eruieren ist. Meine Versuche, zumindest das Gewicht der beförderten Postsäcke für die einzelnen Etappen herauszufinden, womit man dann einigermaßen plausible Stückzahlen hochrechnen könnte, habe ich aber noch nicht aufgegeben.

    Hier sind die bekannten Beförderungszahlen der SAF 1930:

    Saargebiet: 1.688 Stück 
    Niederlande: 840 
    Danzig: 893 
    Österreich: 2.009 
    Schweiz: 4.848 
    Liechtenstein: 1.582 
    Ungarn: ? 
    USA: 23.706 
    Spanien: 9.696 
    Brasilien 27.419 
    Bolivien 977 
    Uruguay 4.211 
    Paraguay 198 
    Argentinien 8.230 
    Aus Deutschland ist lediglich die Zahl der beim Bordpostamt aufgelieferten Stücke bekannt: insgesamt 4.430 Karten und Briefe.

    Die Zahl der aus Ungarn zugeleiteten Post ist nicht mehr bekannt, aber es handelt sich nach meinen Erfahrungen, die mit den mir bekannten langjährigen Sammlern und Spezialisten abgestimmt ist, um eine kleine zweistellige Zahl[1]

    Viele Grüße von balf_de


    [1] Hast Du, lieber bayern klassisch, das Saargebiet mit Ungarn verwechselt?

  • Lieber balf_de,

    vielen Dank für deine Antwort - nein, mit Ungarn habe ich das Saargebiet nicht verwechselt, aber die Zahl von 1.688 Stück ist für mich erstaunlich hoch - ich hätte nur mit einem Bruchteil davon gerechnet. Insofern ist dein "Jein" nachvollziehbar.

    Wenn du bzw. ihr (mit dem lieben @KJ) so weitermach(s)t, dann werden sich mehr Sammler für dieses Gebiet interessieren, als das jetzt den Anschein hat. Bezüglich deiner Aussagen zu anderen "In - Gebieten" bin ich ganz bei dir.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber balf_de,

    Eine schöne Aufstellung hast Du angefertigt.

    Ich muss zugeben, daß ich hinsichtlich der Zahl der Zuleitungsbelege aus dem Saargebiet ebenso wie bayern klassisch von der hohen Zahl überrascht bin. Trotz der von Dir beschriebenen Hemmnisse hat es doch eine stattliche Zahl von Poststücken in das Luftschiff geschafft.
    Die hohe Zahl aus den USA und Brasilien überrascht mich nicht, an der amerikanischen Beleganzahl ist wohl vor allem Herr Meister nicht ganz unbeteiligt.

    Dann sollte man also die Jagd auf Belege aus Ungarn und Paraguay eöffnen. Aber ich bin mir fast sicher, daß Deine Bemühungen in der Richtung längst von Erfolg gekrönt waren.

    Liebe Grüße
    KJ

    Beste Grüße

  • Lieber Kontrollratjunkie!

    Die hohe Zahl aus den USA und Brasilien überrascht mich nicht, an der amerikanischen Beleganzahl ist wohl vor allem Herr Meister nicht ganz unbeteiligt.

    Richtig: Der amerikanische Agent der Zeppelingesellschaft, Herr F.W. von Meister in New York, war massgeblich beteiligt, den amerikanischen Philatelisten Belege der Südamerikafahrt 1930 zu verschaffen. Auf seiner Homepage nennt Dr. Artur Knoth, der sich insbesondere um die Erforschung der brasilianischen Post verdient gemacht hat, die Zahl von mindestens 30.851 Belegen - das ist die höchste ihm bekannte Nummer des Paginierstempels bei dieser Fahrt, der auf allen von-Meister-Belegen abgeschlagen ist (-> http://www.aknoth.commercial.de/Phil/vM%23.html ) Neben amerikanischen beschaffte er seinen Kunden auf Wunsch auch deutsche, spanische und brasilianische Frankaturen.

    Dann sollte man also die Jagd auf Belege aus Ungarn und Paraguay eöffnen. Aber ich bin mir fast sicher, daß Deine Bemühungen in der Richtung längst von Erfolg gekrönt waren.

    Wenn Du das als Frage formulierst, ist die Antwort - wieder einmal - ein klares "jein" ....

    "Wer immer strebend sich bemüht ..... findet auch mal ein Korn ..." (ziemlich frei nach Goethe :D :( bemüht habe ich mich seit mehreren Jahren um die ungarische Post. Als dann Ende 2009 bei Felzmann eine phantastische ungarische Flug- und Zeppelinpost-Sammlung aufgelöst wurde, sah ich erstmals mehr als einen einzelnen Beleg "meiner" Fahrt - ganze 5 Poststücke zur SAF 1930 waren im Angebot. Aber es gibt außer mir noch ein paar Sammler, die bei dieser wohl einmaligen Gelegenheit ihre Lücken füllen wollten ....

    (-> http://www.felzmann.de/de/katalog-auk…nzellose-20320/ )

    Etwas weniger habe ich mich bisher um Belege aus Paraguay bemüht. Offen gesagt, gefällt mir diese ausschließlich philatelistische Post nicht sonderlich, zumal ich nichts über eine Vereinbarung zwischen der Staatspost von Paraguay und der Zeppelingesellschft weiß. Dass die Paraguay-Post in den Katalogen nicht unter der "Mitläuferpost" (bzw. der "Post aus verschiedenen Ländern") rangiert, ist sicher dem anlassbezogenen Sonderstempel zu verdanken, der in Paraguay zum Einsatz kam.

    Meine Karte nach Lakehurst - Sieger 62.A), Michel 66 E) a. - ist wohl einer der 123 Belege nach Lakehurst, meine ziemlich ramponierte Roessler-Karte ist unter Sieger 62.Ca) bzw. Michel 66 E) c.) einzuordnen; sie gehört zu den bei Sieger beschriebenen Belegen mit radierter argentinischer Adresse, die in Argentinien auffrankiert und neu aufgeliefert wurden.

    Eigentlich nicht so ganz mein Beuteschema. Aber falls ich eine günstige Karte finde, die nach Friedrichshafen ging, werde ich mich wohl doch darum bemühen. Kaum wahrscheinlich ist es, dass mir eine der 9 echten nach Sevilla geleiteten Karten über den Weg läuft - Fälschungen, die leider nur zum Teil dilettantisch gemacht sind, gibt es jedenfalls genügend.

    Liebe Grüße von balf_de

  • Ihr lieben Zeppelin - Sammler, ich suche Zeppelin - Belege von und nach Ratingen, aller Art für meine Heimatsammlung. Vielleicht hat der Eine odr Andere ein Exemplar, das hier gezeigt werden kann.

    Viele Grüße Blau444

  • Hallo Blau444!

    Ihr lieben Zeppelin - Sammler, ich suche Zeppelin - Belege von und nach Ratingen, aller Art für meine Heimatsammlung. Vielleicht hat der Eine odr Andere ein Exemplar, das hier gezeigt werden kann.


    Leider habe ich beim ersten Durchblättern keinen nach Ratingen adressierten Beleg gefunden. helfen könnte ich Dir, wenn Düsseldorf demnächst nach Ratingen eingemeindet würde ... [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/57aSchnherr2a46a6048JPG.jpg]


    Aber ich verspreche Dir, die Augen offen zu halten!

    Hallo zusammen!

    Ein schöner Zufall, dass Blau444 sich diesen Thread für seine Suchanfrage ausgewählt hat. Denn hier habe ich seit vorgestern in Sindelfingen eine Fortsetzung:

    Über meine etwas ambivalente Einstellung zu den Postkarten aus Paraquay, die zur Südamerikafahrt 1930 aufgeliefert wurden, habe ich in meinem letzten Beitrag geschrieben. Aber diesmal habe ich einen wirklich schönen Brief gefunden, der von Asuncion nach Bad Harzburg ging. Im Sieger-Katalog werden nach Friedrichshafen transportierte Belege als Nummer 57.B) katalogisiert; insgesamt wurden 65 Paraguay-Belege auf dieser Strecke befördert.

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    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/62BRS123a835fJPG.jpg]


    Viele Grüße von balf_de