Die "Qualitätsfrage"

  • Hallo Altsax,
    Ich will jetzt nicht darüber räsonieren, was bei der Beurteilung von Stempelsammlungen alles falsch laufen kann. Da kämen wir vom Hundertsten in Tausendste. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich nicht froh darüber bin, in der Kategorie PO ausstellen zu müssen. Wenn es schon keine eigene Kategorie "Markophilie" geben kann (in SiFi ist das ohneihn für Stempelsammler noch besser bei der dortigen Klassifizierung), dann würde ich mich lieber mit traditionellen Ländersammlern messen als mit Postgeschichtlern. Aber da hilft alles nichts, man muss da durch und versuchen, auch Kompromisse an die PO zu machen. Und siehe da, es macht dann plötzlich sogar großen Spaß, auch solche Aspekte mit zu berücksichtigen.

    Viele Grüße

    maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo balf_de,

    nach über 30jähriger Beteiligung an Wettbewerbsausstellungen wird man vielleicht in Bezug auf die Juroren etwas zu zynisch. Es gibt selbstverständlich auch sehr kompetente, die die Substanz einer Sammlung richtig einschätzen können und sich nicht an Oberflächlichkeiten festbeißen!

    Ob meine eigenen Erfahrungen repräsentativ sind, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich sind sie aber zumindest auf den klassischen Bereich übertragbar:

    Traditionelle Ländersammlung

    Je häufiger eine Marke/Einheit/Frankatur etc. ist, desto besser muß die Qualität sein. Einschränkungen werden lediglich bei Seltenheiten toleriert. Geachtet wird auf Frankaturen überschwerer Briefe, Recobriefe und Überseefrankaturen. Lücken in diesem Bereich werden moniert.

    Postgeschichtliche Sammlung

    Bei Besonderheiten werden Qualitätseinschränkungen dann akzeptiert, wenn die Besonderheit der Jury bekannt (gemacht worden) ist. Das kann durch entsprechend deutliche Beschriftung geschehen. Wirkungsvoller ist allerdings erfahrungsgemäß Darlegung auf dem Anmeldeformular.

    Postgeschichtliche Heimatsammlung

    Diese Exponate degenerieren leicht zu reinen Stempelsammlungen, weilvielfach der zeitliche und/oder geographische Rahmen zu weit gesteckt worden ist.Selbstverständlich gehören die Stempel in eine solche Sammlung. Daneben sollten aber die regionalen Beförderungs- und Taxbesonderheiten gezeigt werden. In Deine Heimatsammlung Heidelberg beispielsweise gehören Briefe in die Landzustellorte, portofreie Belege örtlicher Behörden, Belege in Orte mit direktem Kartenschluß etc.etc. Der Überseebrief nach Alaska mag sich eindrucksvoll ausnehmen, hat aber nur dann Bedeutung, wenn es beispielsweise in Heidelberg an der Universität einen Spezialisten für Schlittenhundezucht oder mit ähnlichem Spezialgebiet gab, der selbst und dessen Korrespondenz entsprechend bekannt war. Ich hätte auch keine Hemmung, Briefe bekannter Gelehrter in eine solche Heimatsammlung aufzunehmen, schließlich wird Heidelberg bis heute von der Universität dominiert (und von asiatischen Touristen, was sich sicherlich auch für die damalige Zeit belegen ließe).

    Der Phantasie sind jedenfalls bei einer Heimatsammlung einer so bedeutenden Stadt keine Grenzen gesetzt!

    Beste Grüße

    Altsax

  • Hallo balf_de,

    Ich komme erst heute dazu, Dir zu antworten, weil ich gestern zuerst Schalke-geschädigt war und dann noch unserer ausgebüchsten kleinen Katze hinterherhecheln musste.
    Also:
    Es gibt nicht viel zu sagen, was Altsax nicht schon wieder gesagt hätte. Bis vor einigen Jahren waren die meisten postgeschichtlichen Heimatsammlungen (ein Oxymoron kann ich bei dem Begriff nicht feststellen, denn die beiden Bestandteile widersprechen sich ja nicht) tatsächlich mehr oder minder reine Stempelsammlungen mit dem Titel "DIe Poststempel von XXX". Ich selbst habe auch kistenweise Material für eine derartige Sammlung von Straubing. Es kam jedoch nie zur Aufbereitung und dies wird auch nicht mehr geschehen, weil mich diese Thematik wegen Anspruchslosigkeit nicht mehr reizt.
    In jüngster Zeit greifen sich viele Aussteller einen Aspekt der Postgeschichte heraus und versuchen diesen anhand von Belegen aus ihrem Heimatraum abzuhandeln. Ich plane z.B. eine Ausstellungssammlung mit folgendem Thema: "Die postalische Versorgung der Landbevölkerung im Raum Straubing 1860 bis 2000". Man beachte den weitgefassten Zeitraum, denn PO hört nicht irgendwann auf, sondern geht ja immer weiter.
    Andererseits ging nun 2010 in Sindelfingen das Goldene Posthorn im Bereich Heimatsammlungen an Wilfried Berger für eine Sammlung ganz anderer Art. Er hatte aus seinem schier unerschöpflichen Reservoir an Belegen einzelne Teilbereiche ausgewählt, die er mit ausschließlich Luxusstücken nur exemplarisch darlegte. Diese Sammlung zu betrachten, war für mich ein Augenschmaus der besonderen Art und ein unvergessliches Erlebnis (freilich noch gesteigert durch ein Privatführung durch den Aussteller), auch wenn hier in die einzelnen Aspekte nicht wirklich tief eingedrungen worden war.

    Und nun sind wir also wieder beim Qualitätsaspekt angelangt: Wenn schon in einer postgeschichtlichen Heimatsammlung plötzlich die Qualitätsfrage anscheinend den Ausschlag gibt, scheint es dann nicht so als würde dieser Aspekt in jüngster Zeit immer wichtiger werden, zumindest bei der Ausstellerei.

    Ich hoffe, dass Du mit diesen Gedanken etwas anfangen kannst. Ein Patentrezept gibt es sicher nicht. Letztlich muss jeder seinen Weg finden. Gegen die eigene Überzeugung zu handeln, davon würde ich aber abraten. So wichtig sind ein paar Punkte mehr oder weniger dann auch wieder nicht.

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Altsax!

    Da hast Du mir aber eine Aufgabe skizziert, an der ich sicher einige Zeit zu knabbern habe .... Natürlich möchte ich gerne eine postgeschichtliche Heimatsammlung zusammentragen, die nicht nur auf Stempel begrenzt ist. Sie wird bestimmt auch „schöne Frankaturen“ und interessante Destinationen enthalten. Und mit der incoming Mail stehe ich noch ganz am Anfang – das wird auch spannend!

    Aber den Spezialisten für Schlittenhundezucht muss ich noch herausfinden; auch die japanische Postkarte aus dem Jahr 1870 suche ich dringend – hoffentlich kann bayern klassisch (der mir schon mit einigen Transkriptionen geholfen hat) das dann auch lesen ...

    Spaß beiseite: danke für Deine Beschreibung der Ausstellungsklassen – die postgeschichtliche (Heimat-) Sammlung gefällt mir!

    Hallo Maunzerle!

    Danke für Deine ausführliche und einleuchtende Erklärung. Das mit dem Oxymoron war nicht so ganz ernst gemeint; ich habe manchmal einen gewissen Hang zur (Selbst-)Ironie. Wir kennen uns noch nicht genug... In einem der letzten Beiträge hat Altsax anhand eines Beispiels die unterschiedlichen Bewertungskriterien bei einer postgeschichtlichen Sammlung und einer Stempel- (= Heimat) Sammlung herausgearbeitet – so kam ich auf diese nicht ganz ernst gemeinte „Klammer-Frage“. Ich weiß jetzt: man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen.

    Hallo zusammen!

    Die Idee von Altsax ist faszinierend – Heidelberg als Touristenstadt in der Zeit vor 1872 zu zeigen. Einen Beleg habe ich schon, der zwar nicht nach Japan geht wie gefordert sondern „nur“ nach Schottland; der auch eigentlich nichts mit der hier gestellten Qualitätsfrage zu tun hat (wie meine anderen Beiträge auch :whistling: ), den zu zeigen ich mir aber trotzdem nicht verkneifen kann: mein „Postkarten-Vorläufer“ aus dem Jahr 1850 
    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo Bayernfreunde,

    der folgende Brief mit einer Nr. 15 und dem Rahmen-Zweizeiler von Immenstadt ist vor einigen Tagen bereits im Forum gezeigt worden - unter Bayern Wappenausgaben 1867 - 1875 - Mi.Nr. 15, Thread 84 und 85.

    "maunzerle" hatte den Brief bei ebay gesehen und war von der Qualität des Abschlages "Immenstadt" ganz angetan. Auch "bayern klassisch" sah das so.

    Ich hatte den Brief auch gesehen und habe ihn auch für knapp 28 € ersteigert. Das war unter Berücksichtung der Qualität des Briefes m.E. nicht zuviel. (Dabei wußte ich, dass ich mit meinem Gebot maunzerle nicht in die Quere kommen würde - er sammelt ja bekanntermaßen nur die Quadratausgaben von Bayern.)

    Heute kam der Brief nun bei mir an. Von vorne gesehen ist er ja nun wirklich sehr schön- siehe 1. Scan.
    Enttäuscht war ich jedoch, als ich mir die Rückseite und die Innenweite mit dem Text ansah. Der Brief ist an allen Seiten stark - auch in den Text hineingehend - beschnitten. Unten ist er auch noch gering umgefaltet - siehe 2. und 3. Scan.

    Ich kann den Brief noch zurückgeben.
    Jetzt schwanke ich zwischen "behalten" (wenn ich ihn mir von vorne ansehe) und "zurückgeben" (wenn ich ihn mir von hinten und innen ansehe).

    Mich würde interessieren, wie andere Bayernsammler das sehen.

    Viele Grüße
    bayern-kreuzer

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    ich würde ihn behalten, weil er den nicht so häufigen Rahmenstempel in perfekter Weise zeigt - für 28 Euro hast du alles richtig gemacht, da ist die Siegelseite nicht wirklich interessant. Erstklassige Abschläge dieser Stempeltype, von München mal abgesehen, sind kaum vorhanden, wenn man höchste Ansprüche (also deine) anlegt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Bayern-Kreuzer,

    auch ich war an diesem "Brief" stark interessiert, bin aber zurückgeblieben, weil ich wußte, dass andere Forumsmitglieder darauf reflektiert haben und da ich ja überwiegend Quadrate sammle. Der "Brief" ist von seiner Vorderseite so schön und der Stempel in dieser Qualität nicht gerade häufig, dass ich ihn behalten würde. Der Preis ist doch nicht soo hoch, dass er weh täte. Falte ihn wieder und freue dich an dem schönen Anblick. :thumbup:

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo Bayern-Kreuzer,

    Ich schließe mich meinen Vorrednern an: behalten und einfach nur noch von vorne anschauen! € 28,-- ist er allemal wert. Du wirst keinen zweiten solchen Abschlag des schwierigen Immenstädter Stempels finden. Der ist fast immer fett und auch verwackelt.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Bayern-Kreuzer,

    mir ist nicht ganz klar geworden, warum Du den Brief zurückgeben willst.

    Ich jedenfalls kann keinen Grund erkennen, den Brief zurückzugeben. Es sei denn, Du sammelst Briefinhalte, wovon ich allerdings
    nicht ausgehe. Der Brief hat philatelistisch und postgeschichtlich alles, was damals einen Brief ausgemacht hat: ein Stück Papier, eine Adresse, eine Marke, einen Stempel mit erkennbarem Datum. Darüber hinaus zeigt die leicht fragmentierte Rückseite, dass nichts relevantes (weitere Marke, Durchgangs- oder Ankunftsstempel) fehlt.

    Also: freue Dich mit dem schönen Beleg.

    Beste Grüsse

    HOS

  • Mal was Anderes,... (ich hab aber extra einen Kreuzer rausgesucht, damit der Kulturschock für die Bayern-Fraktion nicht zu groß ist. :D)

    Bilder

    „Männer für gefährliche Reise gesucht. Geringer Lohn, bittere Kälte, lange Monate kompletter Dunkelheit, ständige Gefahr, sichere Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung im Erfolgsfall.“

    – Ernest Shackleton

  • Hallo woermi,

    das ist aber auch ein leckeres 18 Kreuzerchen ... einen Schock (im positiven Sinne) erleben wir Bayernsammler hier doch jeden Tag. :thumbup:8o^^

    Liebe Grüsse von bayern klasssisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo abrixas,

    sehr schönes Stück - aber lose für mich nicht von Interesse. Auf Brief geht so etwas ab, die hier sollte aber bezahlbar bleiben, auch wenn man mit kleinerem Geldbeutel sammelt.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    P.S. Wollte unser lieber bayernjäger nicht mal etwas verfassen über die 3 Typen dieses wunderschönen Stempels? :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • sehr schönes Stück - aber lose für mich nicht von Interesse. Auf Brief geht so etwas ab ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Ja, das kann auch von diesen Stücken gesagt werden - Qualität der Marken - lose und auf Brief? Andere Bewertungskriterien?
    Ach was waren das wohl für Briefe, von wem an wen wohin und warum? Schade, schade ...
    Dennoch gibt es Sammlerfreunde die fleißig bieten.Bin mal gespannt wo der Endpreis liegen wird.

    Es grüßt ein trauriger Luitpold :(

  • Lieber Luitpold,

    manchmal sieht der Stuhl besser aus, als der Block ...

    Es mag dir als Trost dienen, wenn ich dir versichere, nicht mit zu bieten. Beim Block ist nur eine Marke attraktiv, eine ist solala, zwei andere defekt und der Stuhl macht für mich den weit besseren Eindruck, so dass man glauben könnte, der Preis des Stuhls würde den des Blocks toppen. Aber das wird nicht der Fall sein ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.