Unterfrankierte Briefe

  • Hallo zusammen,
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    und Vergebung, aber irgendwie hat man mit allen weiter oben - nicht vollständig erklärenden - Berechnungen so seine Probleme. Von München nach Altenburg / Sachsen sind es ca. 322 km, das sind ca. 43,5 Meilen. Damit hätte der Fernbrief über 20 Meilen im DÖPV mit einem - nach meinem Verständnis - angefangenen 2. Loth mit 18 Kr freigemacht werden müssen.

    .

    Es fehlen vorliegend also 9 Kr. Somit zu behandeln als Portobrief der 2. Gewichtsstufe mit 2 x 12 Kr = 24 Kr abzüglich der verklebten 9 Kr liegt man bei 15 Kr Nachporto. Nach den Unterlagen anbei stand der Neugroschen bei so ca. 3,4 - 3,6 Kreuzern, die dann durch 15 dividiert die in blau angeschriebenen 4 Ngr ergeben. Also so dann doch alles gut.

    .

    + Gruß

    .

    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
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    Erste Quelle 1844, da liegt man für 1 NGr bei ca. 3,6 Kreuzern
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    https://books.google.de/books?id=DQFEA…Kreuzer&f=false

    Zweite Quelle ein Buch aus 1866, da liegt man für 1 NGr bei ca. 3,4 Kreuzern
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    https://books.google.de/books?id=z5EQ0…Kreuzer&f=false.
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    Zitat: Eine Strickerin bekommt für ein Paar Strümpfe zu stricken in der Regel 5 Neugroschen oder 17 Kreuzer Rheinisch – zwei bis drei Tage muß sie darüber stricken, wenn sie nicht nebenbei etwas Anderes thut.
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    Dritte Quelle aus der Neuzeit, da steht dann für 1 Ngr ein Gegenwert von 3,5 Kreuzern
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    https://books.google.de/books?id=OwuZ7…Kreuzer&f=false

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (28. Oktober 2018 um 22:06)

  • Hallo Pälzer,

    im DÖPV galt das Loth exklusiv, womit ein Brief mit genau 1 Loth 2. Gewicht und ein Brief mit genau 2 Loth wie hier 3. Gewicht darstellte.

    Nach 1856 galt: Frankiertes 1. Gewicht = 0. k.
    Nicht frankierte 2. + 3. Gewichtsstufe je 3 Groschen plus je 1 Groschen Ergänzungsporto = 8 Ngr. fehlen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    das hängt dann von der Interpretation der blauen Notierung ab. Meine wäre hernach 2. Gewichtsstufe.

    + Gruß!

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (29. Oktober 2018 um 09:18)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    vielleicht hat die Faxe hinter/unter der 2 eine ganz andere Bedeutung.
    Es soll nämlich nicht 2 Loth sondern 2fach oder nur eine Bezeichnung für die 2. Gewichtsstufe sein.
    Die blaue 2 mit Faxe und die blaue 4 haben eine exakt identische Farbe.

    Mir liegen unterfrankierte Briefe in den DÖPV mit genauer Gewichtsangabe in Loth, mit Vermerk 2fach oder auch ohne alles vor.
    Folglich wird sich hier ein evtl. Fehler der Post nur schwer nachweisen lassen.
    Im Vertrauen auf die bei Portoansätzen in aller Regel sehr korrekt areitenden Postbeamten gehe ich von einem Brief der 2. Gewichtsstufe aus.
    Immerhin waren hier zwie Postverwaltungen beteiligt, welche sich sicher auch gegenseitig kontrollierten.

    Gruß
    bayernjäger

  • Verehrte Freunde,

    endlich mal wieder ein "besseres Stück" für die Heimatsammlung. In Taufkirchen an der Vils gab man am 15. September 1859 einen ziemlich schweren Fernbrief nach Nürnberg auf, frankierte ihn mit 12 Kreuzern und ließ ihn einschreiben. Total gab man also 18 Kreuzer aus. Das reichte jedoch offensichtlich nicht. Denn der Brief war wohl vierfach, nicht zweifach schwer, weswegen er mit "noch 18" nachtaxiert wurde, also zweimal 6 Kreuzer fehlendes Franko plus zweimal 3 Kreuzer Aufschlag dafür.
    Nun wurde der Brief ja wegen der Einschreibung eindeutig am Schalter aufgegeben. Hat nun der Expeditor in Taufkirchen gepennt und falsch (oder nicht) gewogen oder hatte der Aufgeber nicht genug Geld dabei?

    Viele Grüße aus Erding!

  • Lieber Dietmar,

    seltenes und schönes Stück - da hatte der Absender wohl zu wenig Geld dabei, aber der Brief war ja wichtig (Chargé) und musste daher schnell weg - da nahm man schon mal in Kauf, dass einen der RA später intern mit 18 Auslage belastete.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    unterfrankierte Briefe kann man in mehrere Bereiche gliedern:

    1. Unterfrankiert wegen höheren Gewichts,
    2. unterfrankiert wegen weiterer Entfernung,
    3. unterfrankiert wegen teureren Laufwegs, oder
    4. unterfrankiert wegen falschen Status.

    Heute zeige ich eine 4 - Brief aus München vom 9.1.1870 an Manz in Regensburg, bei dem der Absender wohl dachte, er hätte eine Drucksache korrekt mit 1 Kreuzer frankiert. Leider klebte er aber das Kuvert zu, so dass ein Statuswechsel stattfand, weg von der günstigen Drucksache hin zum gewöhnlichen Brief, der jedoch 3 Kreuzer Franko gekostet hätte.

    Die (ausnahmsweise) aufmerksame Post in München stellte gegen 16.00 Uhr fest, dass "noch 6 x", also noch 6 Kreuzer, fehlten und belastete somit die Regensburger Post mit eben diesem Nachporto. Noch am selben Tag (!!!), allerdings gegen 22.00 und 23.00 Uhr, traf der Brief ein und Regensburg unterstrich wie üblich die Nachtaxe mit Rötelstift. Am Folgetag, davon dürfen wir ausgehen, hat man den Brief Herrn Manz gegen Zahlung des Nachportos ausgehändig, denn bei unterfrankierten Briefen war vom Briefporto von 7 Kreuzern die Frankatur von 1 Kreuzer abzuziehen.

  • Hallo zusammen,

    19.06.1852 von Augsburg nach Füssen; frankiert mit einer 2 II (Platte 2a).

    Man nahm wohl an, dass das Franko, für den einfach schweren Brief, bei dieser Strecke (bis 12 Meilen) vollkommen ausreicht.

    Man war jedoch aus meiner Sicht schon sehr kleinlich, denn die Entfernung beträgt Luftlinie ca. 12,2 Meilen, somit kostete der Brief (über 12 Meilen) 6 x.

    Der Brief galt somit als unfrankiert: 9 x minus 3 x (bereits bezahlt) machen 6 x Restforderung an den Empfänger. Die 6 x wurden sogar zweimal angeschrieben; zuerst in schwarz danach mit rotem Stift gestrichen und erneut angeschrieben. Vielleicht war man sich selbst nicht ganz sicher ob ein Nachporto zu erheben ist.

    Viele Grüße

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    erst einmal ist das ein schöner Brief.

    Bei 90,3 km Entfernung darf man jetzt knobeln, ob der Brief aus Gründen der Entfernung, oder vlt. doch eher des Gewichts unterfrankiert war. Die Vermessung Bayerns war ja noch zu Napoleons Zeiten erfolgt und wurde postalisch eher großzügig übernommen, so dass ich mir hier nicht sicher bin, dass die 12 Meilen nicht ausreichten - aber dafür müsste man mehr Briefe Augsburg - Füssen bzw. vice versa sehen, ob die auch alle mit 6x frankiert wurden, oder nur mit 3x.

    Zu Beginn der Markenzeit, und da sind wir ja mit 1852, zeigte noch oft das Kontrollverhalten der einzelnen, bayerischen Poststellen, indem nämlich das, was ein Anderer vorher als Nachtaxe notiert hatte, zuerst einmal gestrichen wurde und man selbst nachrechnete, ob das wirklich so war. War das dann so, wie hier, dann hat man die Nachtaxe einfach nochmals vorgetragen und mit der "Lieferung" in der Briefkarte verrechnet. In der Regel hörte das Mitte der 1850er Jahre auf, aber Ausreisser gab es immer mal.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Ralph,

    die Überlegung, dass der Brief wegen dem Gewicht unterfrankiert ist habe ich auch schon angestellt.

    Der Brief wiegt keine 10 g, deswegen glaube ich, dass das hier eher nicht der Fall ist (außer er war mal schwerer).

    Aber natürlich bin ich auch schon "länger" auf der Suche nach weiteren Briefen zwischen Augsburg und Füssen; bin jedoch bisher noch nicht fündig geworden.

    Im Forum habe jedoch einen Beitrag von Mikrokern gefunden, auch aus dem Jahr 1852, welcher mit 6 Kreuzer für die Strecke Augsburg-Füssen frankiert wurde.

    Augsburg-Füssen

    Christoph

  • ... ja, dann ist das wohl knapp über 12 Meilen gerechnet worden. Es gibt ab 1842 Meilenzeiger in den VO - Blättern, wo bei einer Neupostexpedition immer notiert wurde, welche Entfernungen festgesetzt wurden zwischen dem Neuamt und den Altämtern. Aber Füssen und Augsburg sind beides Altämter gewesen, daher habe ich da keine Primärliteratur.

    Aber @mikrokerns Brief ist authentisch, also halten wir fest, dass 6x das Franko von Augsburg bis Füssen war (ich kenne Fälle, da hat man teils fast 5 km mehr für einfach gehalten).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Wolfgang,

    so kennt man dich - immer einen Luxusbrief aus dem Ärmel zaubern, wenn man einen braucht. :thumbup:

    Der wäre auch etwas für mich, weil aus 1851, meinem Lieblingsjahr der PO Bayerns ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    das nennt man eine Strecke ! Nebenbei muss ich mir dann langsam wohl auch mal einfallen lassen, was eigentlich mein Lieblingsjahr der bayerischen Postordnung ist. =O8o

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,


    einfach toll, was hier gezeigt und innerhalb weniger Stunden abgeklärt werden kann!

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Tim,

    dein Lieblingsjahr ist 1870/71. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    nichts Besonderes aber trotzdem schön anzuschauen.

    Brief frankiert mit 3 Kreuzer von Würzburg nach Schweinfurt vom 16.4.1869.

    Neben der Marke befindet sich ein Gewichtsvermerk "1 1/12" (Loth), was für den Brief die zweite Gewichtsstufe bedeutete. Folglich war er als unfrankierter Portobrief zu behandeln. Der Wert der Marke wurde vom 11 Kreuzer Porto in Abzug gebracht und die Restforderung mit "noch 8" Kreuzer mit Blaustift vermerkt.

    Gruß

    bayernjäger