Unterfrankierte Briefe

  • . . . und wenn man ein wenig addiert, dann ist es sogar eine jahrhundertelange Erfahrung :) :) ^^ ^^ ;( . Kleiner (blöder) Scherz am Rande. Bin heute trotz Löwenniederlage etwas schelmisch drauf! Entschuldigung!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    nach der nicht schön geschnittenen 2II des in post87 gezeigten Nachportobelegs präsentiert sich der nachstehend abgebildete dafür schon etwas ansehlicher. Mit 3 Kr unterfrankiert, da ein Fernbrief über 10 Meilen, der 6 Kr gekostet hätte erfolgte der Portozuschlag von 3 Kr. Von den sich ergebenden 9 Kr Porto wurden die verklebten 3 Kr abgezogen, so dass am Empfangsort an der Haustüre noch 6 Kr zu zahlen waren...oder waren es evtl. sogar 7 Kr ? Der vom Porto abgeteilte Strich in blauer Tinte sieht wie ein Bestellgeld aus.

    + Gruß

    vom Pälzer...der bei der 2II von einer Platte 5 ausgeht

  • Hallo Pälzer,

    knapp daneben war auch vorbei. ^^

    Neustadt schrieb "noch 6" mit der hellen Tinte. Die Abgabepost unterstrich die richtigen 6 Kreuzer und fürgte im Nenner noch das Bestellgeld von 1 Kreuzer hinzu, also ein 10 Kreuzerbrief. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • ...wow, die Kombination von Nachporto und Bestellgeld hab` ich glaub`ich noch gar nicht belegt.

    Herzlichen Dank + Gruß !

    vom Pälzer :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    für den folgenden Brief ist es schwer, einen adäquaten Titel zu finden, wenn man das Englische nicht bemühen will. Wie du mir, so ich dir - das könnte noch am besten passen.

    Der Stadtmagistrat Straubing ließ am 23.7.1872 ein Schreiben an die Gemeindeverwaltung Oberschneiding ab, 12 km entfernt. Man notierte franco N. E. 4571 Mit Beilage, wodurch es zwar ein Dienstbrief blieb, aber einer, für den man das Franko selbst entrichten wollte.

    Just aber daran mangelte es und man gab den Brief unfrankiert auf. Die Post in Straubing staunte wohl nicht schlecht, denn Briefe mit Frankovermerk ohne Marke(n) waren zur Korrektur der Adresse dem Absender zu retournieren, was man hier aber unterließ. Stattdessen taxierte man den Brief bis 15g mit 7 Kr. Porto als Fernbrief nach, die die Gemeindeverwaltung Oberschneiding am Folgetag zu zahlen hatte.

    Aber da hatte man in Straubing die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn am 4.8.1872 sandte die Gemeindeverwaltung Oberschneiding den mittlerweile gewendeten Brief an den Magistrat nach Straubing zurück, vermerkte auch P(artei) S(ache), frei, die Exped.-Nr. 171 und mit Beilage, klebte aber nur 3 Kr. auf, die leider nicht reichten. Die aufmerksame Postexpedition wog den Brief und erkannte sein Gewicht auf 22gr, die oben links korrekt in blau notiert wurden. Damit lag er über 15g und erforderte ein Franko von 7 Kr.. Weil nur 3 Kr. verklebt worden waren, war zu rechnen: Unfrankierter Brief über 15 - 250g = 11 Kr. minus der Freimarke von 3 Kr. = 8 Kr. vom Empfänger einzuheben.

    Diese wurde noch am selben Tag dem Stadtmagistrat belastet und vom Empfänger auf dem Brief mit: "T.Z.N. 783 III. Q(uartal) 1872 porto 8 Xr Zugschwert" vermerkt.

    Der Gewinner dieser niederbayerischen Ränkespiele war aber die bayer. Post - statt 3 Kr. hin und 7 Kr. retour bekam sie 7 Kr. hin und 11 Kr. retour, also ein Gewinn von 8 Kr.. Mich freuts!

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier ein Brief von Mainstockheim auf die Justushütte bei Gladenbach von 1861. Einfache Entfernung ca. 157 km.

    Blauer Portovermerk "noch 2" Silbergroschen, da dritte Entfernungszone im DÖPV. Dieser aber mit Tinte wieder gestrichen.

    Weitere Vermerke: "Großherzgth. Hessen Darmstadt" in schwarzer und "Oberhessen" in blauer Tinte.
    Es sieht so aus als ob der blaue Vermerk Oberhessen zuerst und dann weitere Korrekturen mit schwarzer Tinte von einer Hand ausgeführt wurden.

    Befördert über Würzburg, Frankfurt, Bahnpost Mainz-Cöln und Fronhausen nach Gladenbach.

    Hat jemand eine Erklärung für das Streichen des eigentlich richtigen Nachportovermerkes?

    Gruß
    bayernjäger

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!

    Hier ein unterfrankiertes Kuvert von Bayreuth nach Erlangen. Leider ist der Inhalt nicht mehr vorhanden, aber da die Entfernung weniger als 12 Meilen beträgt, kann es nur so gewesen sein, dass der Brief in der zweiten Gewichtsstufe war. Hierfür wären 6 xr angefallen. Da nicht vollständig frankiert kam der Portsozuschlag von 3 xr hinzu, insgesamt also 9 xr abzüglich der verklebten Marke von 3 xr, so dass sich eine Nachtaxe von 6 xr ergibt.

    Beim Halbkreisstempel von Bayreuth fehlt die Monatszahl, der siegelseitige Ankunftsstempel ist ein Halbkreis von Erlangen mit Datum 26.08.

    Viele Grüße

    kreuzer

  • Hallo Sammlerfreunde,

    den nachfolgenden Brief konnte ich an Land ziehen.
    Für den Absender ist hier so gut wie alles schief gelaufen.

    München - Lengenfeld vom 13.03.1873

    Die Aufgabe erfolgte frankiert mit einer 3 Kr. 23y am 13. MÄR 8-9 Nm.
    Vermutlich fehlte zu dieser Zeit die genaue Ortsangabe "Oberpfalz, Ldgr. Parsberg", weshalb über Lengenfeld mit Blaustift "welches?" vermerkt wurde.
    Die Frage war bei mind. 12 verschiedenen Lengenfeld mehr als berechtigt.
    Nach Rückgabe an den Absender, Ergänzung der Adresse und Streichung des Vermerkes "welches?", ging der Brief am 14.3. wieder zur Post. Diesmal zusätzlich frankiert mit einer 23x. Man hatte wohl bemerkt, der Brief wiegt über 1 Loth und erfordert deshalb ein höheres Franko (von 7 Kr.). Diese Marke wurde am 14. MÄR Vor 11-12 gestempelt.
    Allerdings fehlte zum richtigen Franko von 7 Kr. immer noch 1 Kr., wesahlb der Brief mit einem Nachporto von 5 Kr. belegt wurde. Zudem wurde noch "Velbg" (=Velburg, zuständige PE für Lengenfeld) vermerkt.
    Unterfrankierte Brief wurden als Portobriefe behandelt. Hier ein Porto von 11 Kr. für einen Brief der 2. Gewichtsstufe (über 1 bis 15 Loth), abzüglich der geklebten 6 Kr. ergibt 5 Kr. Nachporto.
    Angekommen ist der Brief dann am 15.3. Vor 6.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Rüdenhausen - Mussbach frankiert mit 6 xr, Portovermerk "noch 9".

    Briefe zwischen Bayern und der Pfalz kosteten in der 1. Gewichtsstufe 6 xr.
    Dieser fiel allerdings in die 2. Gewichtsstufe und erforderte somit eigentlich 12 xr Franco.
    Die erste Gewichtsstufe war mit 6 xr bezahlt. Für die 2. Gewichtsstufe wurden 6 xr zzgl. 3 xr Portozuschlag fällig, zusammen die eingeforderten 9 xr.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    jetzt habe ich mich doch erbarmt und den jetzt schon mehrfach bei ebay angebotenen Brief gekauft.

    Kempten - Hindelang bei Sonthofen vom 8.4.1862.

    Es scheint sich um einen unterfrankierten Brief zu handeln, welcher in der 2. Gewichtsstufe in der 1. Entfernungszone ging.
    Da nur die 1. Gewichtsstufe frankiert war, wurde für die 2. Gewichtsstufe ein Nachporto von weiteren 3 xr zuzüglich 3 xr Strafporto (= 6 xr) fällig.

    Was aber hat die Nachtaxierung in roter und auch blauer Farbe zu bedeuten?

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    diese Ganzsache passt im Forum eigentlich überall und nirgends hin, wie man so schön sagt.
    Ich packe das gute Stück jetzt einfach in die unterfrankierten Briefe Bayerns, da ein bayerischer Bezug ja nicht zu verneinen ist.

    Thurn&Taxis 3 Sgr.-Ganzsache von Hanau nach Nürnberg, entwertet mit bayerischem Bahnpoststempel "K.B.BAYER.BAHNPOST FRANKF.-NÜRNBERG".
    In Hanau erfolgte die Übergabe an den Bahnposten eines bayerischen Zuges auf der Strecke Frankfurt-Nürnberg.
    Folglich wurde die T&T-Ganzsache mit einem bayerischen Bahnpoststempel entwertet.

    Ist die Entwertung schon nicht häufig, so gibt der Nachportovermerk dem Stück noch eine besondere Note.

    Die 1. Gewichtsstufe in den DÖPV war mit 3 Sgr. bezahlt. Es wurde aber festgestellt, dass das Poststück in die 2. Gewichtsstufe fällt und der Vermerk "2fach" angebracht. Das erforderliche Ergänzugnsporto wurde in Kreuzerwährung des Empfängerlandes Bayern mit "noch 12 x" vermerkt. 9 Kreuzer für die 2. Gewichtsstufe zzgl. 3 Kreuzer Zuschlag für unfrankierte Briefe.

    Gruß
    bayernjäger

  • Lieber bayernjäger,
    ein schönes Stück. Belege mit Nachporto sind immer interessant. Zum Strafporto gilt es zu sagen, dass es wohl nicht Strafporto, sondern Zusatzporto heißt. Zumindest in Preußen gab es kein Strafporto. Ich meine, das war auch im ganzen DÖPV so.
    Beste Grüße
    Erwin W.
    preussen _fan

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo preussen_fan,

    der Begriff Strafporto steht lediglich für den Zuschlag von 3 xr auf das Ergänzungsporto.
    Der Zuschlag wurde auch bei Portobriefen allgemein erhoben.
    Da habe ich mich in der Wortwahl etwas vergriffen.
    Werde ich auch so gleich ändern.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute geht es untefrankiert nach Österreich.

    Miesbach - Klagenfurt, frankiert mit 3 xr vom 2.9.1865.

    Es handelt sich um einen Brief in die 3. Entfernungszone von über 20 Meilen im DÖPV.

    Der Brief wurde als unfankiert angesehen und kostete somit 20 Neukreuzer (= 12 xr rh.) Porto.
    Davon wurde der Gegenwert der 3 xr Fancomarke (= 5 Nkr.) in Abzug gebracht und als Ergänzungsporto 15 NKr. angeschrieben.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo Sammlerfreunde,

    einen wirklich ungewöhnlichen mit Porto belegten Brief konnte ich ergattern.

    Neustadt a./H. - Kaiserslautern vom 4.6.1867.

    Der Brief ist mit drei Franco-Marken zu 1 Kreuzer frankiert. Diese wurden so übereinaner geklebt, dass man den Eindruck haben könnte, es kleben nur zwei Franco-Marken nebeneinander.
    Eigentlich war der Brief richtig frankiert. Das Übereinanderkleben von Franco-Marken war nicht zulässig, spielte aber hier bei der Taxierung keine Rolle.

    Offensichtlich hat der Postler in Neustadt angenommen es handelt sich um zwei nebeinender geklebte 1 Kreuzer Franco-Marken und sah den Brief als um 1 Kreuzer unterfrankiert an.
    Folglich war der Brief als unfrankiert zu behandeln und mit 6 Kreuzer Porto zu belegen ( 3 xr für einen unfrankierten Brief innerhalb der Pfalz und 3 xr Zuschlag für einen unfrankierten Brief).
    Davon wurde die vermeintliche Frankatur von 2 Kreuzer in Abzug gebracht.
    Die Ergänzungsportoforderung wurde mit "noch 4" Kreuzer vermerkt.

    Gruß
    bayernjäger

  • ... immerhin hat die Post aus ihren Fehlern damals gerlernt und Brillen beihilfefähig gemacht! :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    weil der liebe kreuzer zeitlich verhindert war und wir glauben, dass es sich hier um einen unterfrankierten Brief an eine Postablage handelt, darf ich den mal vorstellen, ehe er in Straubing übergeben werden wird:

    12.4.1862 als Platte 6 von Schweinfurt nach Roth (hinten Ankunftsstempel vom Folgetag) mit Vermerk "Boite" = Briefkasten, denn bis 12 Meilen waren es nicht gerade nach Roth in Mittelfranken, sondern schon ein wenig weiter, so dass der Absender hätte 6 Kr. frankieren müssen. Daher Nachporto 3 Kr. plus 3 Kr. Zuschlag = 6 Kr. vom Empfänger.

    Unterfrankierte Briefe nach Orten mit Postablagen sind Seltenheiten. Briefe mit "Boite" - Vermerk sind nicht häufig - die Platte 6 (wenn es eine ist!) ist nicht häufig - wenn man dann 1 + 1 + 1 zusammen zählt, weiß man, was man da vor sich hat.

  • Lieber Wilfried,

    danke, dass mich meine alten Augen nicht getrogen haben - kreuzer wird sich freuen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.