Unterfrankierte Briefe

  • Lieber bayern klassisch,

    noch Eines. Die Unterfrankatur hatte die Aufgabepost zu verantworten. Eigentlich hätte der Empfänger dann nur 3 Kreuzer nachzahlen müssen.

    Die 3 Kreuzer Strafporto waren nicht gerecht.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber kilke,

    ja, das sehe ich auch so. Aber bei Parteisachen war es ja lange ähnlich - da hat man auch für den Antragsteller unfrankiert hin- und her versandt und jedesmal den Portozuschlag angesetzt und ihm später in Rechnung gestellt, bis man das 68 endlich aufgehoben hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    die Briefe gingen von "228" Inning nach München.

    Rötelkreuz bzw. Rötelgitter incl. Rötelnummer wurden doch in Inning angebracht ???

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber kilke,

    ich habe jetzt auf die schnelle keine weiteren Recobriefe aus Inning zur Hand, bei denen ein anderer Zielort vorlag, aber:

    Zitat

    Rötelkreuz bzw. Rötelgitter incl. Rötelnummer wurden doch in Inning angebracht ???

    das glaube ich weniger.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    die Rötelkreuze, Rötelnummern, usw. aus München sind bekannt. Ich konnte bisher bei keinem weiteren Ort in Bayern eine ähnliche Praxis feststellen.

    Anbei noch ein Brief aus Moosburg vom 20.4.1852 mit in München angebrachtem Rötelkreuz und einer zusätzlichen Reconummer im Rötelviereck
    und
    ein Brief aus Augsburg vom 22.5.1862 mit Rötelgitter und zusätzlicher Rötel-Reconummer, die ebenfalls in München angebracht wurden.

    Rötelgitter und Rötelkreuze gibt es auch von anderen Orten, in Verbindung mit der zusätzlichen Reconummer aber nur aus München. Es ist in der Regel davon auszugehen, dass dann beides in München angebracht wurde.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    danke für`s zeigen der beiden Briefe. Jetzt verstehe ich.

    Es wurden zwei Charge-Registriernummern notiert. Eine von der Aufgabepost und eine in München mit Rötel.

    Das ist eine Besonderheit die nur ein Postgeschichtler wissen kann.

    Gruss kilke

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  • Hallo Sammlerfreunde,

    bei den beiden nachstehenden Belegen steige ich nicht so ganz durch. Beide liefen an die Kirchenschaffnei in Obermoschel, wann kann man nirgendwo erkennen. Bei dem Markenbrief haben wir den gMR 429 Rockenhausen der II. Verteilung - frühestens möglich also ab Dezember 1856, die Ausgabe der verwendeten 3 Kr rot verschiebt das dann auf frühestens Oktober 1862. Ich meine dann alle Indizien einer Platte 1 der Mi-Nr. 9 zu erkennen, so dass man spätestens um Oktober 1863 landen müsste.

    Bei dem markenlosen Beleg kann ich mir zunächst nicht vorstellen, dass jener ein "geplanter" Portobrief gewesen sein soll. Hier sieht es eher danach aus, dass die Kuselaner Postexpedition - zu Recht - weder eine gebührenbefreite Regierungssache noch einen Francovermerk und die dazu gehörige Marke erkennen konnte und damit einen Francoausfall von 3 Kr in Rötel zum Ansatz gebracht hat. Eingedenk dem dann zu leistenden Portozuschlag von weiteren 3 Kr führte das zu dem in blau vermerkten und vom Empfänger zu erhebenden Nachporto von 6 Kr.

    Allerdings: Wie geriet der Rötel-Federzug noch auf die Rückseite des Belegs, der wegen dem dort angebrachten Durchgangsstempel Kaiserslautern und dem Ankunftsstempel Obermoschel nicht anders gefaltet gewesen sein kann ? ;( Die Kirchenschaffnei war sicherlich not amoused und eröffnete auch den zweiten Nachporto-Brief entsprechend "ungehalten. Der Absender dort hatte dieses mal zwar eine Regierungssache notiert, aber evtl. aus der Erfahrung, dass eine solche von der Post aus irgend einem Grund nicht anerkannt würde wohl dennoch frei gemacht.

    So fällt bei dem oberen Beleg aus Rockenhausen zunächst die Verwendung der - ziemlich schlampig, aber m.E. echt abgeschlagenen - 3 Kr rot und die Blaustift-Notierung 2-fach auf. Rockenhausen müsste also festgestellt haben, dass eine 2. Gewichtsstufe vorliegt, aber nur die 1. bezahlt worden ist. Insofern sollte die Rötel-3 dieses mal dann als 3 Kr Francoausfallvermerk für die 2. Gewichtsstufe stehen. Den Portozuschlag von weiteren 3 Kr dazu gerechnet findet man wieder - wenn auch auf andere Weise - 6 Kr Nachporto in blau. Oder ?

    + Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    dein Markenbrief wog über 1 bis 2 Loth, daher 6x Franko benötigt, nur 3x verklebt, daher 3x fehlend und 3x Zuschlag = 6x Nachporto. Innerhalb der Pfalz galt ja das Sonderfranko von nur 3x von Anfang an bis 31.7.1865. Die Franchise R.S. war wohl falsch, denn ich erachte den Brief als echt. Das kam hin und wieder vor - die Gründe sind ohne Inhalt nicht klärbar.

    Der 2. war ein gewöhnlicher Portobrief innerhalb der Pfalz bis 1 Loth = 3x Sonderporto plus 3x Portozuschlag = 6x.

    Die roten Paraphen waren von einem Revisor angebracht worden, der alle korrekt abgerechneten Belege mit roter Tinte "abhakte". So war das auch hier - und es war notwendig, weil in dem jeweiligen Rechnungsjahr jeweils 6x Nachporto angefallen waren und deren Verbuchung seine Richtigkeit haben musste.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    das Rötel als Paraphen, keine Francoausfallsvermerke: Das ist die ultimative Rettung vor dem Verlust des Verstandes :thumbup: Ich danke Dir ganz herzlichst. Das erklärt dann auch, dass der Rötelvermerk auf dem kleinen Portobrief auf die Rückseite übergeht.

    Denn der Kirchenrevisor hatte den im Gegensatz zur Post offen vor sich liegen. Kleine Anmerkung noch: Der Portobrief von Kusel nach Obermoschel wurde doppelt verwendet, da auf der Rückseite (zuerst) von Obermoschel mit einer 3 Kr - Marke freigemacht nach Kusel gegangen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    diese Doppelverwendungen kommen häufiger vor, weil man sparsam war und es einfacher war, auf einer Wendeseite seine Antwort zu schreiben, als der ganzen Sermon nochmals zur Niederschrift der Kanzlei zu geben. Ich mag Wendebriefe, denn sie geben ein guter Einblick von der behördlichen Arbeit vor 150 Jahren.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ich weiß nicht mehr, wo ich es geschrieben habe, damals aber nicht den Originaltext gefunden habe - nun, hier ist er und es geht um die Behandlung von unterfrankierten Briefen nach Bayern, wenn diese aus dem Postverein stammen.

    Die Vorschrift war nicht eindeutig und ließ einen gewissen Ermessensspielraum - es bietet sich an, diese auszudrucken, um bei Vorhandensein entsprechender Belege beweisen zu können, wie man diese Poststücke in Bayern behandelt hatte bzw. nicht behandelt hatte.

  • Hallo Sammlerfreunde,

    heute zeige ich einen Brief von Regensburg nach Stadtamhof vom 6.8.1859.

    Geschrieben wurde der Brief bereits am 3.8. in Carolinenhütte bei Traidendorf, Post Kellmünz.
    Die Entfernung von Carolinenhütte bis Regensburg beträgt ca. 23 km. Der Brief wurde von Carolinenhütte nach Regensburg verbracht und dort zur Post gegeben. Der Briefaufgeber nahm wohl an, dass Stadtamhof, welches nur über die Donau von Regensburg liegt, zum dortigen Zustellbezirk gehört und frankierte mit 1 xr für einen Ortsbrief.
    Stadtamhof hatte aber seit April 1852 eine eigene Postexpedition, womit für die Strecke über die Donau 3 xr für einen Fernbrief fällig waren.
    Der Regensburger Postler notierte zunächst "noch 8" (warum auch immer), bemerkte seinen Fehler und korrigierte die 8 durch geschicktes Anfügen von zwei Strichen, womit daraus eine 5 wurde.
    Das Ergänzugnsporto berechnet sich für einen unfrankierten Brief mit 3 xr + 3 xr Portozuschlag = 6 xr, abzüglich des verklebten 1 xr = 5 xr Ergänzungsporto, welches vom Empfänger bezahlt werden musste.

    Die beabsichtigte Portoersparnis durch eine Aufgabe erst in Regensburg ging kräftig in die Hose.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo zusammen,

    nach dem hochinteressanten Beleg von  bayernjäger anbei wieder einmal eine kleine Postvereinsgeschichte. Der Speyerer Tuchhändler Louis Levinger ersucht den Tuchfabrikaten David Dressler in Fickenhütten bei Siegen dringend um Lieferung der bestellten Leinen, da seine Kunden doch schon so lange darauf warten würden.

    Ob der Adressat dem dann zeitnahe nachgekommen ist, wissen wir nicht. Aber er wird auch aus einem anderen Grund nicht sonderlich erfreut über die recht kurz gefasste Nachricht gewesen sein.

    Der Brief war mit weit über 20 Meilen Transportweg um 3 Kr unterfrankiert und somit als Portobrief zu 12 Kr anzusehen, so dass abzügl. der verklebten 6 Kr weitere 6 Kr = 2 Sgr nachzuzahlen waren. Ich gehe davon aus, dass das schön in schwarz geschriebene noch 2 Sgr von Bayern und die noch schönere blaue 2 (Sgr) von Preussen stammt.

    + Gruß

    vom Pälzer...erfreut über das Glück, das der Marke unten re. widerfahren ist: Gerade noch so vom Eckschnitt unberührt geblieben.


  • Hallo Pälzer,

    feines Stück mit perfekter Beschreibung (Speyer immer in schwarz, Preußen immer in blau, wie sich das gehörte). :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Pälzer,

    ein ganz toller Brief mit einwandfreier Beschreibung, danke fürs zeigen :P:thumbup:

    lese ich rechts unter der....hütte richtig: "bei siegen"? :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo bk,

    der nachstehende link zu dem in Rede stehenden Ortsteil ist noch ein wenig weiterführender:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Halbachhammer_%28Fulerum%29

    Aber es geht im Zusammenhang mit dem w.o. gezeigten Brief ja nicht um den ehem. Schmiedehammer. sondern um die ehemals (auch) in Fickenhütten ansässige Leinenwand- und Damast- und Tuchfabrik des Leinenwebers David Dressler, der sich sehr wahrscheinlich auch der Wasserkraft der Sieg zum Betrieb seiner Webmaschinen bediente.

    http://books.google.de/books?id=ewOsR…hfabrik&f=false

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    kleine Sache mit großen Folgen, so könnte man das w.u. nachtaxierte Minibrieflein bezeichnen. Ich muss zugeben, ohne unseren @bk hätte ich es nicht richtig gedeutet, auch wenn`s im Nachhinein eine eigentlich völlig simple Sache ist: Der Absender in Mussbach (bei Neustadt a.df.Haardt) meinte offenbar noch innerhalb des Ortsbezirks von Neustadt zu versenden und verklebte nur 1 Kr.

    Es handelt sich aber um zwei getrennte Postbestellbezirke mit eigenen Postexpeditionen. Also waren 3 Kr für den rückseitig verschlossenen und somit auch nicht als Drucksache verschickten Minibrief zu entrichten. Damit war eine Portobrieftaxe von 7 Kr anzusetzen und in Anrechnung der bereits verklebten 1 Kr noch saftige 6 Kr nachzuzahlen. Für die Empfängerin mit Sicherheit ein Ärgernis.

    + Gruß

    vom Pälzer