Unterfrankierte Briefe

  • Besten Dank mirkrokern,

    damit ist die Beschreibung für die Pfalz-Collection abgerundet, wozu sich der o.a. Beleg natürlich gut hinzu arrangiert.

    Ich hoffe allerdings aus der Erfahrung "kleiner Beleg, großer Aderlass" entwickelt sich keine Gesetzmäßigkeit. :D

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    hallo Pälzer,

    als krönender Abschluss sei vermerkt, noch nicht einmal 1 unter 1000 hat die Marke unten rechts :thumbup: :thumbup: . Glückwunsch zu dem schönen Pfalzbeleg.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    ja, da war für die Marke kein anderes Plätzi mehr frei als unten rechts, das ist mir noch gar nicht aufgefallen.

    Vielen Dank für Deinen lieben Zuspruch, freue mich damit umso mehr über diesen netten kleinen "Altpapierpälzer". ^^

    Schönen Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    den konnte ich mir nicht entgehen lassen:

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    Geschrieben in Gottsmannsgrün am 10.12.1869, trug man ihn 6 km weit (privat, ohne LBT - Stempel) nach Berg bei Hof, nur an der Stempeltype erkennbar, wo er am 13.12.1869 gestempelt und als einfacher Portobrief in das Postgebiet des Norddeutschen Bundes mit 2 Groschen taxiert wurde. Der Adressat war "Herr Gemeindevorsteher Mich.(ael) Kraft in Hermsdorf bei Klosterlausitz".

    Über Hof (14.12.) traf er dann auch dort ein (Ausgabestempel vom 15.12.). Den Inhalt möchte ich kurz wiedergeben, weil er postalische Dinge wider gibt:

    "Herrn Gemeindevorsteher Michael Kraft in Hermsdorf

    Beiliegend erscheint der Heimatschein für p. Philipp und dessen Familie. Was Ihre Bemerkung in der Zuschrift vom 30. November l(aufenden) J(ahres) anbelangt, muß ich hierauf erwidern, daß der Tagelöhner Philipp sicherlich verpflichtet ist, das Postporto zu bezalen. Es kann von mir wohl Niemand verlangen, daß ich aus meiner Tasche Postporto bezale, was mir nicht vergütet wird. Wozu also die Auslassungen von Ihner Seite? Von Gott u(nd) Rechtswegen muß Philipp das Porto bezahlen. Mir es zumuthen zu wollen, ist geradezu unrecht.

    Achtungsvollst grüßt

    Der Bürgermeister

    Schaller

    Gottsmannsgrün, d(en) 10. Dezbr. 1869".

    Der Gemeindevorsteher Kraft empfand dieses Schreiben als etwas weniger lustig, denn er sollte 2 Groschen dafür berappen. Siegelseitig notierte er: "Unfrankierte Briefe werden nicht angenommen. Michael Kraft." Die Weigerung der Bezahlung des Portos war gleich der Verweigerung der Annahme selbst.

    Am 16.12. stempelte man in Klosterlausitz den Retourbrief ab und vermerkte vorn mit der kleinen 2 das Retourporto, denn Bayern hatte die Post des Bundes mit 2 Groschen Porto belastet und da man diese nicht kassieren konnte, wurde dieser Betrag als Retourporto in der Briefkarte nach Hof eingetragen, womit man wieder auf Null war.

    Am selben Tag traf er in Hof ein und wurde am 17.12. nach Berg bei Hof gesandt. Berg bei Hof ist/war aber vom Ort des Absenders Gottmannsgrün ca. 6 km entfernt, so dass man den LBT von Berg bemühen musste, diesen Brief für 7 Kr. (hätten angeschrieben werden müssen!) wieder auszuliefern.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    P.S. Darf auch kopiert werden in den Thread Weiterleitungen und Rücksendungen. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    hier zeige ich einen Brief von Staubing in Niederbayern (wem sag ich das) an die Kirchenverwaltung in Bergham. Das Dorf Bergham (ca. 130 Einwohner) liegt etwa 3 Meilen donauabwärts von Straubing aus, gehört aber zum Zustellungsbezirk von Plattling. Es ist eine handgeschriebene Rechnung über Glaserarbeiten, also keine Drucksache. Damit wär der Brief in der 1. Gewichtsstufe mit 3 Kreuzern freizumachen gewesen. Hier wurde jetzt richtig 6 Kreuzer in blau als Porto ausgewiesen, aber die verklebte 1 Kreuzer wurde nicht angerechnet. Warum??? Wurde es vergessen oder gab es eine Vorschrift, die ich nicht kenne??? Was sagen die Experten.
    Ach ja, auf der Rückseite ist noch ein mir nicht erklärlicher Stempel von Geisselhöring, das etwa 3 Meilen auf der entgegengesetzten Seite von Straubing liegt.

    Übrigens ein "hochkant"-Brief wirkt immer schön.

    Grüße aus Frankfurt von einem ratlosen
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,

    eigentlich war bei unterfrankierten Briefen der Wert der verklebten Marke(n) anzurechnen. Warum man das nicht auch bei deinem schönen Stück machte, entzieht sich meiner Kenntnis.

    Ich meine mich erinnern zu können an eine ganz alte Vorschrift aus 1850 plus X, dass bei betrügerischer Absicht die Marke nicht angerechnet wird. Ob das hier so war? Vlt. hat der Absender sie mit anderen zu den Drucksachen gelegt und ist damit unangenehm aufgefallen?

    In jedem Fall ein außergewöhnliches Stück - Taxe, hochkant und sauberst entwertet - das hat Klasse! :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo hasselbert

    Ein interessanter Brief. Ich habe natürlich keine bessere Antwort als bayern klassisch.

    Aber eine Frage habe ich hierzu. Wenn eine Marke nicht anerkannt wäre - sollte man es dann auch nicht vermerken?

    Eine andere Möglichkeit ist wohl dass der Brief in 1868 benutzt war und in der 2. Gewichtsstufe lag. Kein Jahreszahl ist hier angegeben.


    Warum der Geisselhöring Stempel auf die Rückseite ist erklärt sich wohl nur durch schlechten Richtungsgefühl, also in der falsche Richtung geschickt. ??

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo hasselbert,

    Ich habe da eine ganz vage These bezüglich Deines Briefes:

    Luftlinie 8,115 km westlich von Straubing und genau in der Mitte zwischen Geiselhöring und Straubing liegt der Ort Bergstorf. An den dachte ich im übrigen auch zunächst, als ich Deinen Brief sah, weil ich Bergham gar nicht kenne.

    Nehmen wir nun an, dass hier zunächst der gleiche Denkfehler bzw. die gleiche Verwechslung des Ortsnamens (beim Absender oder beim Postler oder bei beiden) vorlag. Dieser eine Fehler reicht aber noch nicht aus, um den Brief zu erklären. Es muss noch die irrige Annahme hinzukommen, dass Bergstorf im Landbereich von Straubing lag, was aber nach meiner Beleglage nicht der Fall war. Es gibt zwar aus unserem Raum keine diesbezüglichen Unterlagen mehr, aber das Bergstorf benachbarte Perkam lag mit Sicherheit im Landbereich von Geiselhöring. Davon habe ich Belege mit dem Ruralstempel, also sollte auch Bergstorf zu Geiselhöring gehört haben. Demnach müssten Frankierung und Aufgabe aus Verwechslung der Ortsnamen und aus Annahme des falschen Landzustellbezirks geschehen sein.

    Nun möge ein jeder selbst beurteilen, wie realistisch diese Thesen sind. Eine andere Erklärung finde ich aber nicht.

    Nebenbei: Der Brief ist eine Augenweide.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo zusammen,

    hallo maunzerle,
    danke für deine Antwort. Laut Postlexikon gehört Bergstorf (81 Einwohner) zum Zustellbezirk von Straubing. Da könnte eine Verwechselung herkommen. Aber nix genaues weis man nicht.

    Du hast recht, wie auch immer , es ist ein schöner Beleg.

    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo Sammlerfreunde,

    im Rundbrief 42 hat bayern klassisch in dem Artikel "Unterfrankierte Poststücke der Kreuzerzeit in Bayern und im Postverein" den hier gezeigten Brief

    schon einmal vorgestellt. Der Brief von München nach Vilshofen vom 9.August 1864 war mit einer 3 Kreuzer rot unterfrankiert.

    Für die 2.Entfernung über 12 Meilen (gerade Strecke München nach Vilshofen ca. 130 km) hätten 6 Kreuzer geklebt werden müssen.

    Gerechnet wurde: 9 Kreuzer für einen Portobrief minus 3 Kreuzer Markenfrankatur ergibt "noch 6 Kreuzer" Nachporto.

    Der Brief ist jetzt in meiner Sammlung [Blockierte Grafik: http://www.altpostgeschichte.com/wcf/images/smilies/biggrin.png].

    Gruss kilke

  • Hallo Bayernjäger,

    feines Stück in sehr guter Qualität - das hat was.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    Los 1224 der kommenden Rauhut-Auktion ist wie folgt beschrieben: 6 Kr. Chargebrief mit gMR "228" und HK "Inning" nach München,

    handschriftlich über 2 Loth und mit "16" nachtaxiert, Ausruf 50 Euro

    Mit "16" Kreuzer nachtaxiert ? Für einen Brief über 2 Loth in der 1.Entfernung mussten vom Juli 1858 bis Ende Juni 1865 9 Kr. geklebt werden (bis 1858 hätten 6 Kr. gereicht).

    Der Brief war mit 6 Kr. unterfrankiert. Der Empfänger musste noch 9 Kr. plus 3 Kr. Zuschlag minus den verklebten 6 Kr., also noch 6 Kreuzer bezahlen.

    Eine "6" ist in der Mitte des Briefes notiert.

    In meiner Sammlung befindet sich ein einfacher Brief bis 1 Loth vom 22.10.1861 aus der selben Korrespondenz.Ich gehe davon aus, dass die Charge-Registriernummer

    der in schwarz notierte Bruch ist. Was sagt die in Rötel notierte Ziffer rechts unten ?

    Gruss kilke

  • Lieber kilke,

    du hast natürlich Recht mit deiner Beschreibung. In München (nur in München) erhielten Recobriefe eine Rötelnummer, hier die 16 und 13. Mit einer Nachtaxe hat das nichts zu tun.

    Eine Besonderheit ist aber JEDER Recobrief, der unterfrankiert ist, denn in diesen Fällen muss die Aufgabepost den Fehler begangen haben.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    Rötelnummer? noch nie gehört. Was ist der Unterschied zur Charge-Registriernummer ?

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber kilke,

    kein Unterschied - Manualnummer, Reconummer, Chargénummer usw. bezeichnen alle das gleiche.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • und der in schwarz notierte Bruch 1/652 ist ohne postalische Bedeutung ?

    Eine von Privat notierte Registrierungsnummer ?

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber kilke,

    kann ich nicht sicher sagen - das kann alles sein.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    o.k. vielen Dank. Interessant ist, dass nur in München die Chargenummer mit Rötel notiert wurde.

    Das ist aussergewöhnlich und gut zu wissen.

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.