Unterfrankierte Briefe

  • Hallo Udo,

    schreib 1 1/12 Loth, dann passts.

    Ich mag diese unterfrankierten Briefe - der Empfänger hat sich sicherlich sehr bedankt beim Absender, weil 8x ja nicht eben wenig Geld war.


    Elegant hat die Aufgabepost "frei" nicht gestrichen (war nicht erlaubt), sondern einfach mit "noch" überschreiben. Klasse!

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Christoph,

    bei 98 km Luftlinie hätten 3x auch nicht ausgereicht, wenn man Isny in Bayern gewähnt hätte (was durchaus vorkommen konnte, war Isny doch auch schwäbisch).

    Der Postler hatte für "noch 6" bereits eine Ligatur entwickeln, was darauf schließen lässt, dass er diese Vermerke wohl schon sehr, sehr oft hatte auf Briefe schreiben müssen, denn "noch 6" drückte die häufigste Nachtaxe in Bayern aus, "noch 9", "noch 12" usw. waren schon deutlich seltener, jedenfalls doch so selten, dass sich keine Ligatur entwickeln konnte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Für alle die Freude an Interpretationen zu Frankaturen haben, hier eine Briefvorderseite, ohne meinen "Senf" gleich mitzugeben.

    Dazu folgende Informationen:

    Absender: Würzburger Stadt- und Landbote (Rechnung für ein Inserat, was auf der Innenseite noch feststellbar ist)

    Empfänger: Das kgl. Forstamt in Stadtprozelten.

    Entferung für die Frankaturberechung: 5 Meilen.

    Auf der VS sieht man 2 x 3 Kr. rot, hs "boite" und Zahl "6". Aufgabestempel Zweikreis Wü 11. Jul. 1865.

    Wie kam nun die Frankatur zustande:?:Luitpold

    PS

    Stadtprozelten - zeitgenössische Information dazu:

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    Einmal editiert, zuletzt von Luitpold (11. Oktober 2021 um 15:22)

  • Lieber Werner,

    1. + 2. Gewicht frankiert, aber das 3. Gewicht nicht, daher 3x fehlend und 3x Taxzuschlah = 6x Nachporto.

    Ein paar Tage später - 1.8.1865 - gab es das nicht mehr.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • 1. + 2. Gewicht frankiert, aber das 3. Gewicht nicht

    Vielen Dank für diese Expertise, lieber Ralph! (Wer sonst ...) :)

    Bemerkenswert ist hier der Nachweis, dass eine Zeitungsexpedition seine Briefe über einen Briefkasten aufgab (was anzunehmen war, aber eben nur so belegbar ist, wenn man Briefkästen dokumentieren möchte). Ungewöhnlich auch, eine Frankatur mit 9 Kr. für eine Inseraten-Rechnung (von Wü noch nicht untergekommen).

    Üblicherweise klebte die Wü-Redaktion als Beleg ein ausgeschnittenes Inserat auf die Rechnung. Hier allerdings könnte aufgrund der über 2 Seiten gesetzte Anzeige

    und der ergänzenden Annonce wegen Terminverschiebung


    "mehr Papier" zum höheren Gewicht als 34g beigetragen haben. Zur Ergänzung die Rückseite der Vorderseite, wo die der Text Terminverschiebung zu finden ist.

    Das Datum 17. Juli war ein Montag!

    Luitpold


    PS Interessant in welche Kategorien "Holz" damals gehandelt wurde. Die Abb. sind unter google books hochgeladen.

    "Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde." (Karl Jaspers. dt. Philosoph).

    Einmal editiert, zuletzt von Luitpold (11. Oktober 2021 um 19:25)

  • Liebe Freunde,

    ab 1.1.1868 kosteten schwere Briefe innerhalb des Königreichs nicht mehr 6x wie zuvor, sondern 7x. So ganz hatte das aber noch nicht jeder mitbekommen, zumindest nicht im schönen Bamberg am 6.5.1868, als man an den Dechanten Haas in Sondernohe, Post Oberdachstetten, einen schweren Brief mit einer Quittung als Einlage verschickte, der das Loth überschritten hatte und von daher mit 7x zu frankieren gewesen wäre.

    Der eine Kreuzer wurde dann teuer, denn unfrankierte Briefe der 2. Gewichtsstufe (es gab nur noch 2 Gewichtsstufen) kosteten 11x, wobei immer der Wert der verwendeten Marken in Abzug zu bringen war, also hier 11x minus verklebter 6x = 5x Nachporto beim Empfänger. Na der wird sich gefreut haben ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    Aschaffenburg - Bischwind bei Gerolzhofen vom 10.4.1859

    Für die ca. 120 km Entfernung waren 3 Kreuzer zu wenig, so dass ein Ergänzungsporto von "noch 6 x" fällig wurde. Für die Zustellung von Gerolzhofen nach Bischwind wurde noch 1 Kreuzer Bestellgeld verlangt. Links unten wurde der Freivermerk gestrichen und folglich "7 x" Ergänzungsporto- und Bestellgeldforderung notiert.

    Interessant auch die abgeschrägten Ecken der Marke. Es scheint sich um ein Einfügestöckel zu handeln, welches mit Hammerschlägen eingepasst wurde.

    Gruß

    bayernjäger

  • Liebe Freunde,

    wurde ein unfrankierter, bzw. unterfrankierter Brief mit Frankovermerk im Briefkasten, damals "Boite" = Schachtel bezeichnet, aufgefunden, durfte die Post den offensichtlich falschen Frankovermerk NICHT streichen, da er Teil der Adresse war und als solcher nur vom Absender aus zu berichtigen war.

    Am 7.5.1860 wurde ein mit 3 Kr. frankierter Brief im Filialbüro Augsburg aufgegeben, der nach Ellhofen bei Röthenbach im Allgäu adressiert worden war. Die Entfernung von Augsburg nach Röthenbach betrug aber 108 km und somit klar über 12 Meilen innerbayerisch, weswegen 6 Kr. hätten frankiert werden müssen.

    Um sich zu exkulpieren (Fehler nicht vom Annahmebeamten am Schalter der Briefpost), notierte man "Boite 6" Kreuzer und fuhr ihn später, mit der anderen Brief- und Fahrpost, per Schubkarre zum Augsburger Bahnhof, wo er mit dem Zug gen Süden lief. Am Folgetag kam er in Röthenbach-Bahnhof an und wurde in das ca. 3 km südlich gelegene Ellhofen durch den Landbriefträger zugestellt.

    Briefe einer Filialexpediton über eine Hauptbriefpostexpedition an eine Postexpedition im Bahnhof mit Zustellung durch dem Landbriefträger sind schon nicht so häufig, unterfrankiert werden es nicht mehr sein.