Landbriefträgerstempel

  • Lieber bayern klassisch und lieber bayernjäger,

    Größte Hochachtung vor Euch beiden!

    Da haut es mir regelrecht den Vogel raus ?( angesichts dessen, was Ihr beide aus einem Brief alles rauslest. Davon bin ich Lichtjahre entfernt. Aber ich bin ja auch nur ein Markophilist.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo bayernjäger,

    Hast Du mehr solche Belege oder basiert Deine Annahme nur auf dem einen?

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo maunzerle,

    leider habe ich aus KG nur diesen einen Brief. Der Brief ist erst seit einem Jahr in meinem Besitz. Ich hatte folglich noch nicht viel Zeit weitere Exemplare zu finden.
    Es kommt öfters vor, dass Absenderstempel auf Marken übergehen. Die bekannten Briefe aus Bamberg sind dir sicherlich noch in Erinnerung.
    Allerdings entspricht dieser Absenderstempel aus KG nicht dem sonst angewandten Strickmuster. Bei anderen bekannten Briefen sind die Stempel entweder deutlich lesbar mittig über die Marke oder knapp daneben angebracht. Wie du beim KG-Brief sehen kannst, hat der Absenderstempel seinen eigentlichen Zweck sicherlich nur zweitrangig erfüllen sollen.
    Die Stellung des Stempels lässt für mich keine andere Erklärung zu. Gerne lasse ich aber auch andere Interpretationen gelten.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo in die Runde,

    die Gründe für die Überstempelung von Marken mit Firmenstempeln können sein:

    1) Sicherheit, dass niemand die "entwertete" Marke heimlch ablöst und den Brief unfrankiert aufgibt,

    2) wenig Platz auf dem Brief, dann traf es halt die Marke (hier nicht der Fall),

    3) routinemässiger Abschlag des Firmenstempels, egal wo man die Marke kurz zuvor hingeklebt hatte oder weitere Gründe. In jedem Fall ist es beobachtenswert, wer, wann wie oft dies getan hat.

    Heute möchte ich einen Brief von einem Ort mit LBT an einen Ort mit LBT zeigen, der weder einen solchen Stempel vorderseitig, noch rückseitig aufzuweisen hat (rückseitig wäre es ja eh die große Ausnahme).
    Der Grund liegt in der Beförderung durch Güte, links unten notiert.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/18610317b721de92jpg.jpg]

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/18610317k22634edfjpg.jpg]

    Der Brief wurde am 17.3.1861 in Wirsberg (Wiersberg) geschrieben, ein Ort, der am 1.7.1861 eine Postablage bekommen sollte. Ein gütiger Mensch brachte den Brief zur Postexpedition nach Neuenmarkt und gab ihn dort mit 3 Kr. frankiert auf. Über Markt Schorgast lief er zur PE Gefrees, die am 18.3. ihren schönen Fingerhutstempel verewigte. Der Zielort Knopfhammer wurde vom Gefreeser LBT angelaufen, wodurch sich der Kreis wieder schloss.

    Wie man sieht, waren 6 Orte an dem Brief "beteiligt", bei der kurzen Strecke nicht gerade wenig.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier noch ein Brief vom 8.10.1861, der aus Portoersparnisgründen in einen Landbriefkasten der Nachbarpostexpedition eingelegt wurde.
    Der Brief stammt aus Schweinfurt und wurde in das nur ca. 2 km entfernte Mainberg (Landzustellbereich der PE Schonungen) verbracht und dort in den Landbriefkasten geworfen.
    Die Marke wurde mit dem Stempel "S 9" entwertet, der Brief dann ohne Umweg über die PE Schonungen während des Bestellganges in Forst (ebenfalls Landzustellbereich der PE Schonungen) zugestellt. Forst liegt von Schweinfurt ca. 7 km entfernt. Durch das Einlegen des Briefes in den Landbriefkasten im Zustellbereich der PE Schonungen konnte der Versand zum Ortstarif, sprich 1 Kr. erfolgen. Von Schweinfurt aus hätte der Brief 3 Kr. gekostet.
    Interessant ist die Briefadresse, die tatsächlich so angebracht wurde. Ich habe noch einen fast identischen Brief vom gleichen Absender, ebenfalls vom 8.10.61. Dieser geht allerdings nach Mainberg und wurde dort direkt der Gemeindeverwaltung übergeben. Dies erledigte vermutlich die gleiche Person, die auch den Brief nach Forst ihn den Landbriefkasten legte.

    Der Schnitt der Marke ist nicht berauschend, die Entwertung allerdings nicht häufig.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    Es ist mir schier unbegreiflich, wo Dein Material aus Schweinfurt und Umgebung in dieser Fülle herkommt bzw. wie sich so viele Landpostbelege erhalten konnten. Ich habe in 40 Jahren vom gesamten Landzustellbereich Straubing keinen einzigen Brief mit 1 Kreuzer-Frankatur und LPS-Entwertung gesehen, ja nicht einmal einen Markenbrief mit Landpostnebenstempel. (Allerdings gibt es 2 3-Kreuzer-Briefe mit Landpostentwertung, was auch außergewöhnlich ist). Ein paar wenige Dienstbriefe, dann hat es sich. Und in Deinem Gäu scheint es eine schier unerschöpflich Quelle zu geben.Bist Du da ein solcher Glückspilz oder habe ich besonders viel Pech? Oder ist Deine Situation die normale und meine so ganz außergewöhnlich? Vielleicht kann sich auch jemand anderer zu dieser Frage äußern.

    Nun zu etwas anderem: Wenn ich nichts verschlafen habe, dann war in diesem Thread noch kein Landpoststempel der 2. Generation, also mit Buchstabenkombination zu sehen. Sind die wirklich um soviel seltener als die 1. Generation? Oder geht es mit denen erst in der Pfennigzeit so richtig los? Als Quadratesammler habe ich auf die nie sehr geschaut.

    Überflüssig zu erwähnen, dass ich aus meinem Heimatraum noch nie auch nur einen einzigen davon gesehen habe.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo maunzerle,

    die späten Stempel dürften so ab 1870/71 in Verwendung gekommen sein. Das Vorkommen erklärt sich von selbst. Jeder Landpostort, der einen Brierfkasten hatte, fand in diesem den Stempel der alten Type vor. Erst bei späteren Neuanschaffungen oder veränderten Bestllbezirken erfolgte eine Lieferung der neuen Stempel. Weiterhin wurden bei Bestllbezirksänderungen die alten Stempel oft einfach zum nächsten Landbriefkasten weitergereicht.

    Zwei späte Stempel aus "Au" und "Forstinning" und ein Vorweis aus späterer Zeit anbei.

    Gruß
    bayernjäger

  • Liebe Sammlerfreunde,

    einen frankierten Brief (leider ohne Datum) legte man in Immenreuth
    in den Landbriefkasten. Der Landbriefträger entnahm ihn und stempelte
    darauf den Landbriefkastenstempel "K 12" (leider nicht sehr deutlich).
    Er nahm ihn mit nach Kemnath. Dort stempelte man die 1 Kreuzer Marke
    mit dem Halbkreisstempel und stellte ihn im Ort zu.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Hallo,
    auch von mir ein LBT-Beitrag - möchte an dieser Stelle auch auf den LBT-Brief aus Lambsborn, PE Bruchmühlbach verweisen, den ich im post #217 im "3 Kr. blau"-thread bereits gezeigt und beschrieben habe.
    Hier ein Brief von Altdorf, Landzustellbezirk von Edenkoben, nach Klingenmünster, vom 17. Feb. 1863, frankiert mit einer 2IIIb (Vogel), Pl. 5 (Sem) - also sogar noch eine relativ späte Verwendung der MiNr 2, zu einem Zeitpunkt, da die MiNr 9 bereits einige Monate im Gebrauch war.
    Der vom LBT in Altdorf aufgesetzte Stempel "E12" hat in diesem Fall die Marke gerade noch getroffen. Im Gegensatz zum im post #217 gezeigten Brief aus Lambsborn, wo man aufgrund der schief aufgeklebten, über dem Ruralstempel plazierten Marke von einer Applikation durch den LBT (wahrscheinlich ohne feste Unterlage) ausgehen kann, ist die Marke hier bereits vom Absender ordentlich gerade aufgeklebt worden, worauf zunächst "E12" vom LBT auf seinem Rundgang abgeschlagen wurde, und die finale Entwertung durch den gMR 101 in der Expedition Edenkoben durchgeführt wurde.
    Auch hier ist Sem nicht auf dem neuesten Stand: Edenkoben ist zwar für mehrere Landpostorte belegt, nicht aber für "E12" von Altdorf.

  • Hallo Sammlerfreunde,

    die Bestellbezirke der PE änderten sich insbesondere in der Anfangszeit des Landbriefträgerdienstes öfters. Es benötigte offensichtlich etwas Zeit und Erfahrung, bis die günstigsten Wege herausgefunden waren. So kommt es vor, dass ein Landpostort von einem Briefträger einer anderen PE bedient werden musste. Nicht immer wurden die Briefkastenstempel den neuen Verhältnissen angepasst.
    Der Brief aus Eßleben (1865) trägt den Stempel „W 1“, da Eßleben zunächst der PE Weigoldshausen zugeteilt war. Verkehrsgünstiger konnte Eßleben aber von Bergtheim bedient werden. Offensichtlich geänderte Zuständigkeit unter Beibehaltung des „alten“ Briefkastenstempels.

    Der Brief aus Hirschfeld (1862)(ebenfalls zunächst der PE Weigoldshausen zugeteilt) mit „W 2“ gestempelt und Ortsaufgabe- und MR-Stempel 479 aus Schweinfurt. Ebenfalls geänderte Zuständigkeit unter Beibehaltung des „alten“ Briefkastenstempels.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    großes Kompliment für die beiden Briefe - so etwas suche ich schon seit vielen, vielen Jahren, ohne etwas gefunden zu haben. :(

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayernjäger,

    Diese beiden Belege sind einfach nur WAAAAHNSINN111 So etwashabe ich noch nie gesehen. Da bist Du wirklich zu beneiden! :thumbup:

    Viele Grüße von maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier noch ein mehr als interessantes Stück. Der Dienstbrief aus Erlsdorf nach Königsberg (in Sachsen-Coburg-Gotha) vom 17.8.1866 trägt den Landbriefkastenstempel „H 21“ und den Stempel der PE Hofheim in Unterfranken. Der Brief geht somit in einen Mitgliedsstaat des DÖPV, er war als Regierungssache portofrei zu befördern.
    Aber Moment, Erlsdorf gehört überhaupt nicht zum bayerischen Staatsgebiet. Es war ein Teil der Königsberger Enklave umschlossen von bayerischem Staatsgebiet. Was die wenigsten wissen, diese Enklave war in insgesamt drei Teile aufgeteilt. Da war zunächst der zusammenhängende Hauptteil um Königsberg mit 7 weiteren Ortschaften, dann ca. 14 km nordwestlich außerhalb die Ortschaft Nassach und ca. 7 km nördlich Königsberg die Ortschaft Erlsdorf.
    Mir fehlt leider noch der schriftliche Beweis, dass Erlsdorf von einem bayerischen Postboten bedient wurde, es scheint aber so gewesen zu sein. Diese Praxis wäre aufgrund der örtlichen Gegebenheiten mehr als sinnvoll gewesen. Bei Nassach ist die Sache einfacher, von dort liegen mir Briefe aus späterer Zeit vor, die über die bayerische Post in Wetzhausen zugestellt wurden.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    Jetzt hast Du's endlich gescgafft, dass ich den Verstand verloren habe! Einfach phänomenal!

    Viele Grüße

    maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Lieber Maunzerle,

    Deine in post 47 geäußerte Verzweiflung über das Nichtvorhandensein von Landpoststempeln im Landzustellbereich Straubing kann ich gut verstehen. Mir geht es ähnlich. Für meine Heimatsammlung "ZWEIBRÜCKEN" suche ich seit rund 35 Jahren einen Beleg: Fehlanzeige. Kein Markenbrief, kein Dienstbrief, keine lose Marke, nichts, absolut nichts. Dabei gehörten zum Landzustellbereich insgesamt 17 Ortschaften. Aus einigen dieser Orte besitze ich Briefe, die allerdings ausschließlich mit dem jeweiligen Stempel von Zweibrücken versehen sind. Dabei bleibt offen, wie diese Briefe zur Post nach Zweibrücken gelangt sind (durch den Landpostboten oder privat).

    Wenn man sich die Aufstellung der registrierten Stempel bei Sem anschaut, stellt man fest, dass es eine Vielzahl von Postexpeditionen gibt, für die noch keine Landbriefträgerstempel registriert sind. Irgendwie ist dies ein noch nicht geklärtes Phänomen.

    Auch wenn ich keinen Landbriefträgerstempel aus meinem Heimatbereich zeigen kann, will ich doch als "Trostpflaster" drei Belege abbilden, die mit dem Thema zu tun haben. In Rundbrief 48 hatte ich sie schon einmal vorgestellt, ich glaube aber, dass sie in diesem Forum ebenfalls Interesse finden.

    Der Landbotendienst war in der Pfalz schon 1858 eingeführt worden, zwei Jahre vor dem übrigen Bayern. In einer Bekanntmachung des Oberpostamtes für die Pfalz in Speyer vom 16.9.1858 wurde bestimmt, dass Briefkästen auf Kosten der Gemeinden angeschafft werden und zu unterhalten sind. Die Gemeinden wurden Eigentümer der Briefkästen. Die hölzernen Briefkästen wurden zentral durch das Oberpostamt Speyer beim Schreinermeister Dafferner in Speyer zum Preis von 3 1/2 Gulden je Stück beschafft. Abb.1 zeigt eine Rechnung von Dafferner für die Gemeinde Mörsbach (heute Stadtteil von Zweibrücken). Abb.2 zeigt eines Rechnung des Schreiners C.Ottnat vom 19.4.1866 den gleichen Briefkasten betreffend. Ottnat stellte der Gemeinde Mörsbach 2 Gulden 40 Kreuzer in Rechnung für die "Reparatur des Briefkastens und Lieferung eines neuen Schlosses, neuen Anstrich und Aufschrift". Da Mörsbach damals noch zu Homburg gehörte, bestätigte der Postexpeditor Bender in Homburg: "Die oben beschriebene Arbeit ist in all ihren Theilen gut ausgeführt". Das Bezirksamt wies die Rechnung zur Zahlung an. Am 16.5.1866 war Ottnat bei der zuständigen Einnehmerei in Lambsborn, erhielt dort den Rechnungsbetrag und quittierte den Empfang (Abb.3). Ich denke, dies ist eine vorzeigenswerte Dokumentation.

    Was jetzt noch fehlt ist ein schöner Abschlag des in den Briefkasten gehörenden Stempels. Ich fürchte jedoch, ich werde noch lange danach suchen müssen (siehe oben).

    Beste Grüße HOS

  • Lieber HOS,

    Vielen Dank für die lieben Worte. Vielleicht finde ich jetzt doch noch etwas Nachtschlaf, nachdem mich bayernjäger vorher völlig >gaga< ?( gemacht hat mit seinen Belegen und seinen Ausführungen.

    Liebe Grüße nach Zweibrücken von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)