Landbriefträgerstempel

  • Hallo Nils,

    ganz so drastisch war es wohl nicht, aber wenn man sich eine Behörde auf dem flachen Land vorstellt, die vlt. am Tag 10 oder 20 Briefe und Pakete bekam und ablieferte, dann musste man einen eigenen Boten haben, der das macht. Gab es dann plötzlich einen LBT, der mit einem Schubkarren seinen Dienst verrichtet, Briefe zustellte und mitnahm und mehrere Pfund schwere Fahrpostsendungen transportierte (Pakete, Päckereien usw.), dann fragte man sich schon, ob man den eigenen Mann behalten sollte.

    Man musste aber wohl erst einmal abwarten, wie sich das ganze einspielte. Dass man den Amtsboten den Job als LBT anbot, könnte ich nicht belegen, wäre aber möglich, wenn sie noch jung und leistungsfähig waren, denn es war ein sehr anstrengender Beruf. Irgendwie hat man sich sicher damals arrangiert und alles konnte der LBT auch nicht transportieren, so dass es wohl immer noch eine Lücke gab, mit der der Amtsbote leben konnte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Einverstanden :)
    Ja, es wäre ein grosser Verantwortung alle Amtsboten als Angestellte zu inkorporieren. Wohl unmöglich.

    Hier wie überall sonst, gab es lokale Unterschiede. Wenn ich etwas über die Verhältnisse in Velden erfahren kann, will ich es hier melden.

    Danke für die kluge Antwort :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Freunde,

    Markenlose Belege mit Landpoststempel habe ich einige in meiner Heimatsammlung. Hier von G/3 (Expedition Geiselhöring / Landpostort Perkam) aus dem Jahre 1861. In Perkam, obwohl an der Bahnstrecke Straubing - Neufahrn gelegen, wurde erst sehr viel später, nämlich 1896, eine Expedition eröffnet. Siehe dazu auch post 20 im Thread >Aushilfsstempel<.

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    Bilder

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo Sammlerfreunde,

    hier ein Brief, der gleich von zwei Landbriefträgern "behandelt" wurde. Zunächst holte der Postbote von Maroldsweisach den Brief ab und stempelte ihn korrekt mit dem Landbriefkastenstempel. Bei der Expedition in Maro wurde dann die Marke entwertet und der Ortsaufgabestempel angebracht. Der Brief ging dann über die Postexpedition Königsberg (Enklave im Königreich Bayern, unweit von Maroldsweisach) nach Dörflis (Zustellbezirk der thurn & taxischen PE Königsberg). Der Landpostbote dort verlangte für seinen Gang 2 Kreuzer Zustellgebühr.

    Gruß
    bayernjäger

    • Offizieller Beitrag

    Hallo manuzerle und bayernjäger

    Zwei sehr schöne Briefe, obwohl der von bayernjäger vielleich am interessantesten ist.

    Eine Frage zu der Dörflies Brief: Haben sich die Boten im "Taxisland" sich als Landbriefträger genannt, oder war es hier die normalen Postboten die das Zustellgeld eingehoben haben. Diese Frage ist nur eine kleine Frage. Der Brief ist einfach super :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Bayern-Nils,

    in den einschlägigen T&T-Verordnungen spricht man vom Landbotendienst. Ob man die jetzt Landboten oder Landbriefträger nennt sei jedem selbst überlassen, sie erfüllten den gleichen Auftrag, das Zustellen von Post.
    T&T hatte eine andere Regelung als Bayern. In Bayern musste vor 1860 die Post bei der PE abgeholt werden oder wurde durch zu bezahlende Privatboten erledigt. Dies änderte sich erst mit Einführung des Landbriefträgerwesens.
    Bei T&T hatte jede PE Postboten (gingen diese in der Stadt waren es Stadtbriefträger, gingen sie über Land, waren es Landbriefträger). Bei der kleinen Stadt Königsberg (PE ab 1854) gab es nur Landboten bzw. Landbriefträger. Es wurden bei T&T allgemein feste Zustellgebühren erhoben. Stadtbereich 1 Kr., Landbereich 2 Kr. Diese waren immer zu zahlen, entweder durch Vorauszahlung oder durch Einhebung beim Empfänger (siehe Dörflis-Brief).
    Anbei ein Brief aus SW nach Königsberg mit 1 Kr. Bestellgeld.
    Weiterhin zwei Briefe aus Coburg nach Königsberg. Der Normalbrief Porto bar bezahlt und mit roter Tinte 4 angeschrieben, zusätzlich noch 1 Kr. Ortsbestellgeld (blaue I) vom Empfänger eingehoben. Der Charge-Brief komplett bezahlt inkl. Zustellgebühr (roter Tintenvermerk 4/1). Barzahlung des Postportos war bei T&T bei Versendung innerhalb des T&T-Postbezirks möglich.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo,

    dann möchte ich auch noch einen Brief zeigen. Es handelt sich um einen portofreien Brief (R.S.). Der Stempel "G9" war von Herreth, mit Stade;l welches zur Postexpedition von Gleussen gehörte. Der Brief selbst ging nach Staffelstein, Ankunftsstempel rückseitig. Leider nur eine Briefhülle und daher nicht genau datierbar.

    Beste Grüße Roda127

  • Liebe Sammlerfreunde,

    sehr schöne und sehr seltene Stücke sieht man hier.
    Herzlichen Dank für das Zeigen.
    Möchte dazu aus meiner Heimatsammlung folgenden Brief zeigen:
    Regierungssache von Kemnath nach Thurndorf, Post Kirchenthumbach,
    vom 7. Mai 1863. Ankunftsstempel Thumbach ebenfalls vom 7. Mai. Am
    9. Mai der Bestellvermerk vom Landpostboten mit Abschlag des Land-
    briefkastenstempels "T 1", bei dem er die "1" mit einen Stift nachzog.
    Habe bisher noch keinen Brief mit einen Landbriefkastenstempel als
    Ankunftsstempel gesehen.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    Das ist allerdings der Hammer!!!!! :thumbup:

    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

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  • Liebe Freunde,

    eine Granate nach der anderen - Spitze! Wenn Herr Sem Anschauungsmaterial braucht, braucht er nur hier herein zu schauen, das reicht dann für mehrere Kataloge. :)

    Lieber VorphilaBayern,

    es gibt wenige Spezialgebiete, bei denen ein 1-Rahmen-Wettbewerb kaum zu bestücken sein würde; aber bei siegelseitigen Ruralstempeln ist dieser Umstand als gegeben anzusehen. Mit diesem kenne ich dann zwei Briefe, nicht gerade viel also.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo VorphilaBayern,

    der rückseitige Stempel ist mehr als interessant. Nachdem auf der Briefrückseite die Zustellung des Schreibens vom "Postbode" (wohl ein Franke) quittiert wurde, nehme ich an in diesem Zusammenhang kam auch der Landbriefträgerstempel durch den Zusteller als weitere Bestätigung auf den Brief. So etwas habe ich noch nicht gesehen.

    Der Landbriefträger in Gerolzhofen setzte den Stempel G1 in Frankenwinheim offensichtlich immer auf die Rückseite. Mir sind 3 Briefe bekannt.

    Gruß
    bayernjäger

  • Lieber bayernjäger,

    Viele von diesem Schmankerln kann ich mir jetzt nicht mehr anschauen, bevor ich den Verstand verliere. :love: ?( ;(

    Große Gratulation. :thumbup:

    maunzerle

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Hallo in die morgendliche Runde,

    ehe unser lieber maunzerle seinen Verstand verliert, zeige ich mal einen Knobler für Fortgeschrittene, der NICHT im Nürnberg des Jahres 1861 geschrieben wurde, der aber mit dem Thema unmittelbar etwas zu tun hat. Wer den löst, und hier ist alles auf dem Brief zu beachten, was mit Tinte geschrieben ist, der löst jeden bayerischen Brief. Ich bin mal gespannt, welche Vorschläge kommen. :)

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/landbote46be95c2jpg.jpg]

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    da ich annehme der Schriftzug über "Druch Landboten" liest sich als "per C" oder "per E" kann es sich nur um einen Brief der "per Einschluß" an die PE in Nürnberg gesandt wurde handeln. Es war möglich mehrere Briefe "durch Einschluß" an Postexpeditionen zu senden und von dort weiterzuspeditieren. Bezahlt werden musste für diesen Versand die Taxe nach Gewicht für das Einschlußkuvert nebst Inhalt. Die Einschlüsse selbst mussten aber vorfrankiert sein, sonst wurden diese mit der Gesamtportotaxe aus dem Absendeort!! belegt. Der von mir gewählte Begriff "Einschlußkuvert" muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass es ein Kuvert gewesen wein muss, auch Kreuzbänder kommen dafür in Frage. Hatten diese doch den Vorteil, dass zu erkennen war, um was es sich handelt. Die ordnungsgemäße Frankierung der Einschlüsse konnte dabei auch gleich überprüft werden.
    Jetzt stellt sich noch die Frage, wie kommt das "Durch Landboten" auf den Brief?
    Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten anzubieten:
    1. Es könnte bereits vom Absender angebracht worden sein, schließe ich aber wegen der anders verwendeten Tinte aus.
    2. Der Landbote am Absendeort schrieb es an, wäre dann aber nur für den obersten Brief bei Versand unter Kreuzband möglich, aber warum sollte er dies tun.
    3. Die Post in Nürnberg hat es angebracht, um irgendwie die Herkunft zu bestätigen, allerdings würde der Absendeort mehr Sinn machen.
    4. Die Post in Nürnberg hat es angebracht, um den weiteren Weg vorzugeben und den Brief durch den Landboten zustellen zu lassen. Auf dem Brief ist nicht angegeben wo der Zimmermeister residierte. Vielleicht hatte er sein Zimmerei oder gar ein Sägewerk vor den Toren der Stadt und wurde nicht durch den Stadtbriefträger, sondern duch den Landboten bedient. In diesem Zusammenhang würde der Vermerk "Durch Landboten" am meisten Sinn machen. Der Vermerk schloß eine kostenfreie Beförderung durch den Landboten ein. Es müsste also geklärt werden, wo der Zimmermeister wohnte. Ähnliche Vermerke habe ich schon auf Briefen gesehen, diese stützen die Möglichkeit 4.

    Gruß
    bayernjäger

    PS: Anbei noch ein Briefchen, welches mit dem Thema "per Einschluß" nichts zu tun hat.

  • Hallo bayernjäger,

    erstklassige Lösung von dir, Chapeau!

    Der Brief war mit mindestens 5 anderen Briefen (s. unten rechts die Zählnummer "6") in Haasmühl bei Dietfurt geschrieben worden, die alle nach Nürnberg gerichtet waren. Den Ort der Aufgabe habe ich bewusst nicht vorher genannt, weil er unerheblich ist, außer, dass er von einem Landboten angelaufen wurde. Wie du richtig schreibst, war es legal, mehrere Briefe eines Absenders an eine Poststelle, hier die Hauptbriefpostexpedition Nürnberg, "p(e)r Einschluß" oder "p(e)r Couvert" zu verschicken, also i. d. R. unter einem Kreuzband oder auch Kreuzcouvert, welches selbst frankiert werden musste.

    Der Absender klebte also auf seine 6 oder mehr Briefe nach Nürnberg je eine 1 Kr. Marke und umschloss dieses mit einem Kreuzband, auf welchem er die nach dem Gewicht und der Entfernung treffende(n) Marke(n) klebte. Dies warf er in den Briefkasten von Haasmühl. Der LBT öffnete den Briefkasten, holte das "Bündel" heraus und stempelte es vorderseitig nach der Vorschrift. Demnach kann nur der 1. Brief selbst oder das Kreuzband den Ruralstempel tragen. Nun lief er seine Tour zu Ende und gab dann seinem Expeditor das "Bündel" unter Kreuzband zur weiteren Veranlassung. Der Vermerk "durch Landboten" ist so angebracht, dass er bei einem Kreuzbandverschluss nicht ohne Verletzung desselben anzubringen gewesen wäre. Der Landbote selbst führte keine Tinte bei sich und hätte auch nichts beschriften dürfen.

    Daher ist davon auszugehen, dass die Hauptbriefpostexpedition in Nürnberg diesen Vermerk anbrachte, weil ja nicht auf mindestens 5 der 6 Briefe nicht ersichtlich sein konnte, von woher sie überhaupt gekommen waren. Die Post öffnete den Kreuzverschluss und entsorgte ihn. Dann musste sie kontrollieren, dass alle Briefe tarifgemäß freigemacht worden waren, weil man sonst die Taxe für jeden einzelnen Brief vom Aufgabeort Dietfurt bis Nürnberg hätte in Ansatz bringen müssen. Daher kann nur sie den Vermerk "durch Landboten" angebracht haben, denn der Ruralstempel gab den Hinweis auf die Herkunft allein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.