• Lieber VorphilaBayern,

    ein hervorragender Brief, selten, schön und - natürlich - verboten! :D

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    Hier eine Seite aus einer meiner älteren Sammlungen, die ich so gescannt habe, dass auch die entsprechende VO zu sehen ist, mit einem Parallelbeispiel aus Nürnberg. Von diesen Briefen gibt es ganz wenige und wer 5 gesehen hat, ist ein erfahrener Fahrensmann.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    wer erkennt die kleine Besonderheit dieses Briefes? Mir gefiel er so schon, aber damit ist er noch einen Tick besser, weil man das Schaltergespräch am 1.9.1814 nachvollziehen kann (man war ja auch erst kurz zuvor bayerisch geworden!).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch!

    Ich versuche mal einen Schuss ins Blaue:

    Als Baron war der Empfänger möglicherweise passiv portobefreit. Ich würde vermuten dass das aber nur für das Briefporto galt, da der Empfänger ja nichts von der Einschreibung hatte. Somit musste er wohl mit einem leichten Zähneknirschen die Chargégebühr bezahlen (was ich aber nur darauf schließe dass du den Brief in diesem Thread eingestellt hast, erkannt hätte ich das nicht...). Na, wie weit liege ich daneben?
    Auf alle Fälle ein sehr schöner Brief, selbst wenn die Besonderheit eine andere wäre.

    Viele Grüße,

    Nacktnasenwombat

  • Hallo Nacktnasenwombat,

    danke für deinen Lösungsvorschlag. Die Chargégebühr war immer vom Absender zu zahlen, was dieser auch tat. Eine Portofreiheit kam hier nicht in Frage - du wirst noch sehen, warum.

    Ich bin für weitere Lösungsvorschläge offen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    ich kann zu dem Thema nichts beitragen, aber eine Frage hätte ich noch dazu: Von wem und warum wurde der Brief kpl. mit Rotstift durchgekreuzt ? :huh:

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    das ist indirekt die Lösung: Ein Postkunde wollte einen Brief eingeschrieben versenden. Die Chargégebühr von 4 Kr. zahlte er am Schalter. Der Postler markierte den Brief mit zwei Chargékreuzen (aus dem alten N(ota) B(ene) hervor gegangen) und fügte ein liegendes X als Zeichen der völligen Frankatur hinzu. Da war er aber falsch gewickelt, denn das Franko von 6 Kr. wollte unser Absender nicht bezahlen. Dieses liegende X sollte allen involvierten Postbeteiligten auf einen Blick anzeigen, dass hier alles bezahlt worden war.

    Also haben wir einen Portochargébrief vor uns, der "optisch" einem voll bezahlten Brief gleicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    um das dann auch vollständig verstehen zu können, kommen wir am besten nochmal zum w.o. erwähnten Schaltergespräch. Der Absender übergab den Brief und sagte: "Den bitte eingeschrieben, Herr Postexpeditor". 8) Der sagte: "Gerne, gerne guter Mann, dafür hätte ich bitte 4 Kreuzer". :thumbup: Der Absender legte brav vier Kreuzer hin.

    Dann wurde der Brief mit den roten Notierungen versehen, auch mit der roten 6 Kreuzer Franko-Notierung, weil der Postler dachte, dass die auch noch über den Schalter rollen. "Nix da" :evil: sagte aber der Absender überraschend, welcher wollte, dass die Beförderung der Empfänger als Porto zahlt.

    Was aber hat das Porto denn den Empfänger dann gekostet ? Etwa auch 6 Kreuzer ? Und wenn nicht, warum hat der Postler die Frankonotierung nicht (einfach) korrigiert ? Es hätte doch für die Empfangspost irgendwie kenntlich gemacht werden müssen, dass noch ein Porto vom Empfänger zu erheben ist, wenn ich das so halbwegs richtig verstanden habe.

    Sorry, ist für mich ganz schön schwierig. :huh:

    ...aber deswegen macht`s ja doch irgendwie Spaß. :D

    + Gruß

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    vermutlich sagte der Absender, dass er diesen Brief nach Bamberg bezahlen wollte und er eingeschrieben auf die Reise gehen muss. Darauf hin erhielt er alle Stempel, die Rötelkreuzer und das liegende X. Dann kam die Rechung: 4x Chargé und 6x Franko.

    Das war dem guten Absender wohl zu viel - Chargé musste er bezahlen, vlt. war der Schein schon ausgestellt, aber 6 Kr. Franko - nein, dass sollte vlt. doch lieber der Empfänger zahlen.

    Ein großes liegendes X zu annullieren, ist kaum möglich, ohne den Brief ganz zu "verschmieren", also ließ man es stehen und notierte nur das Porto für den Empfängre von 6 Kr. (statt es siegelseitig zu schreiben, wenn der Absender es bezahlt hätte).

    Liebe Grüsse von bayern klassisch, immer ein Freund von solchen Knobelbriefen ... ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Gut`n Morgen bk,

    also dann Franco wie Porto (zu jener Zeit) die gleiche Gebühr für die Beförderung. Korrekt ?

    + Gruß

    vom Pälzer :)

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  • Hallo Pälzer,

    so ist es - erst ab dem 1.7.1850 ergab sich auch innerhalb Bayerns eine kostenmässige Trennung von Franko und Porto zum Negativen des Portos.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo bk,

    nun, dann können wir zum "richtig" postgeschichtlichen Teil und zu der Frage kommen, warum man dann ab 1850 für das Porto sehr deutlich höhere Gebühren ansetzte als das Franco. Auffällig ist ja schon, dass diese neue Gebührenordnung kurz nach Einführung der Francomarken verfügt worden ist.

    Natürlich liegt sofort die Vermutung nahe, die Absender sollten sich doch bitte deren Bequemlichkeit bedienen und den Portofall die Ausnahme werden lassen, um bspw. das Risiko von Annahmeverweigerungen zu vermeiden. So entfiel bei zunehmenden Briefaufkommen auch weitestgehend zusätzlicher Aufwand für die Post. Ok, aber waren das schon alle - denkbaren - Gründe ? :whistling:


    + Gruß

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    der Grundgedanke ist richtig - aber da steckt noch viel mehr dahinter. Vlt. werde ich mal anlässlich einer JHV unserer ARGE einen Vortrag über die Manipulationsbestimmungen vor und nach der Markeneinführung halten. Die Erhebung eines Portozuschlages wird, nach dem Vortrag, sicherlich als logische Konsequenz anzusehen sein und zum Verständnis der damaligen Verhältnisse beitragen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    na das wäre natürlich ganz was Feines. 8o Vor allem da wir - gerade wieder mal auf grandiose Weise bestätigt - wissen, dass Du immer wieder auch über unbekannte bzw. kaum bekannte Fakten / Hergänge / Umstände zu berichten verstehst, die einen ins Staunen versetzt. Das kann ja dann nur spannend werden. :thumbup:


    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    danke für die Blumen - dann schaun mer mal, dass wir einen kleinen Vortrag für Bamberg 2012 in den nächsten Monaten in den Kasten bringen ... ^^

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Vielleicht ist es aber auch etwas anders, wenn ich mich recht erinnere, war zwar Aschaffenburg ebenso wie Würzburg
    zum 1. Sept. politisch bayerisch geworden - aber die bayerischen Postordnung kam erst ab Oktober zum Einsatz.

  • Lieber Achim,

    vielen Dank für deine Aufklärung - dann war der Brief doppelt zu kaufen sinnvoll. Ich werde schauen, ob es noch mehr aus dieser engen Periode gibt, die ich hier einstellen könnte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    weil mir der liebe johelbig es erlaubte, zeige ich hier den Text, der meinen Brief erklärlich macht (nochmals vielen Dank für diese wichtige Primärquelle). :)

    Verordnung 30. August 1814
    Nachdem das Fürstentum Tirol nebst Vorarlberg an das Kaiserhaus Österreich übergeben, und dagegen das Grossherzogtum Würzburg nebst dem Fürstentum Aschaffenburg von der Krone Baiern übernommen worden ist; so werden hiedurch die bisher verwendeten Meilenzeiger unbrauchbar. Die neu bearbeiteten Meilenzeiger - wovon in der Anlage zwei Exemplare mitfolgen - sind zufolge einer allerh. Entschliessung vom 18. l. MN. schon vom 1. Sept. d. J. angefangen in Gebrauch zu setzen. Ein Exemplar ist für das Publikum zur Einsicht vor dem Bureau anzuschlagen.
    Was die Behandlung der Sendungen nach und von dem Grossherzogtum Würzburg und Fürstentum Aschaffenburg betrifft, so bleibt es bei der früheren Entschliessung, vermöge welcher dieselben bis zum 1. Okt. nur von und bis an die kgl. Bairische Grenze bezahlt werden können. Vom 1. Okt. l. J. angefangen ist jedoch das Porto bis zum Bestimmungsort zu erheben.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch,

    herzlichen Dank für das Zeigen dieses sehr seltenen Briefes
    aus dieser kurzen Zeitspanne von nur einen Monat. Herzlichen
    Dank auch an Dr. Helbig für die Verordnung dazu.


    Beste Grüße von VorphilaBayern