Russland - Österreich - Belgien

  • Hallo,

    Briefe aus Odessa nach Belgien in den Jahren 1837 bis 1839 sind für mich rätselhaft.
    Alle Briefe aus dieser Zeit die ich kenne, haben entweder die preußische handschriftliche Angabe Italien oder den Ovalstempel ITALIEN. Dies deutet darauf hin, dass sie entweder über Mailand oder Verona gelaufen sind. Nur warum, denn auch Wien hatte direkte Paketschlüsse mit Coblenz und Cöln. Da hätte es den Umweg über Mailand oder Verone nicht gebraucht.
    Zudem gibt es Briefe, die in Preußen mit 14 Sgr. taxiert wurden. Dies war das Porto für Briefe aus der Türkei (PV Preußen-Niederlande 1817). Angefügt habe ich auch einen Brief, der im Einzeltransit über Bayern lief und dort mit 36 Kr. belastet wurde (PV Bayern-Preußen 1834). James v.d.Linden schreibt hierzu in der Marcphila Nr. 170, dass diese Briefe über Constantinopel liefen und nur 4 Briefe bekannt seien. Nun frage ich mich, woher wussten die Bayern und Preußen, dass die Briefe über Constantinopel liefen, da sich auf den Briefen keinerlei Stempel, z.B. Turquie oder Tur. von Österreich, oder irgendeine Taxierung oder Desinfektionshinweis befinden.
    Jetzt habe ich einen Brief gefunden, der wie die angeblich über Constantinopel gelaufenen Briefe taxiert wurden. Dieser lief jedoch mit Sicherheit nicht über Constantinopel, da er in Brody desinfiziert wurde. Von der Laufzeit der Briefe kann eine Leitung über Constantinopel auch nicht abgeleitet werden, da alle zwischen 17 und 19 Tage gelaufen sind.
    Auf Meinungen aus dem Forum bin ich gespannt.

    Grüße von liball

  • Hallo Karl,

    interessante Studie - leider habe ich darauf noch nie geachtet (wäre auch nicht mein Leibgebiet), obwohl die Korrespondenz an den Empfänger außerordentlich voluminös ist.

    Eine Leitung von Odessa zuerst nach Istanbul wäre nur dann sinnvoll, wenn der Seeweg Vorteile verspräche - es sind ja immerhin ca. 850 km bis zur Kapitale des Osmanischen Reiches. Von dort aus war die Post aber auch kein Zuckerschlecken bis Wien, so dass sich mir hier ein tragbarer Vorteil nicht ad hoc erschließt.

    Eine Leitung aber mit dem Schiff von Odessa über die Dardanellen die Adria hoch bis zum Freihafen Triest und von dort aus via Mailand oder meinetwegen noch Verona könnte aber durchaus sinnvoll gewesen sein, wenn die Landroute über den Balkan problembehaftet war (Krankheiten, Aufstände, Witterung, Personalprobleme etc.). Aber ab Wien über die Lombardei nach Norden kenne ich keine Belege, die nicht fehlgeroutet sein sollten. Da müsste man mehr Material haben, um das ausschließen zu können.

    Leider bin ich dir da keine große Hilfe ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,

    gerade erst entdeckt, sehr interessante Briefe!
    Könnte hier vielleicht der Österreichische Lloyd eine Rolle spielen? 1836 gegründet, ab 1837 Fahrten ins Schwarze Meer mit 14 Tagen Fahrzeit Triest-Constantinopel.

    Gruß
    Michael

  • Hallo Michael,

    nach meiner Meinung ist keiner dieser Briefe über Constantinopel gelaufen. Ich sehe keinen Sinn darin, einen Brief in Brody zu desinfizieren und ihn dann über die Türkei zu senden.
    Zwischenzeitlich hatte ich auch Kontakt mit J.v.d.Linden. Er hat mir mitgeteilt, dass sein Artikel in der Marcophila 6 Jahre alt ist und er auch nicht mehr davon ausgeht, dass die Briefe über die Türkei gelaufen sind.
    Die Taxierung in Preußen bleibt daher weiterhin rätselhaft.

    Grüße von liball

    • Offizieller Beitrag

    Hier ein Brief von 1841 aus Odessa über Österreich (laut Vorbesitzer über Krakau) und Erfurt nach Verviers.
    Der Brief weist dieselbe Taxierung auf wie der desinfizierte Brief aus Beitrag #1.
    Lese ich die Notierung oben links richtig als 2 Klasse ? (2. Gewichtsklasse??)
    20 Kr. Taxistransit
    14 Sgr. preußischer Transit
    21 Dec. belgisches Gesamtporto

    Gruß
    Michael