• Hallo Pälzer,

    ein schönes Stück mit "Gesicht".

    Etwas "off - topic": Ich kann dir garantieren, dass der Absender, wäre er nicht Hoflieferant der beiden Häuser gewesen, von heute auf morgen mit Klagen überzogen worden wäre, dass ihm Hören und Sehen schnell vergangen wäre. Die Industrie war, damals wie heute, äußerst prozeßfreudig und kurzen Prozeß hätte man in diesem Fall in der Pfalz gewärtigen dürfen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    zunächst einmal was grundsätzliches: Ich mag diesen Begriff "off topic" irgendwie nicht. Wer etwas zu sagen hat - wie Du gerade zu einem bislang wenig diskutierten sophy-Thema - der soll es tun dürfen ohne irgendwelche subjektiven Schranken. Kommen wir zu Deiner Einlassung:


    Wenn es so gemeint sein sollte, dass sich jemand ohne den Titel tatsächlich inne zu haben, dennoch damit geschmückt hätte, dann stimme ich einer Beschwerdefähigkeit dessen natürlich zu. Was aber die Ablieferung von Produkten der nachweislich ernannten Hoflieferanten an den Königlichen Hof anbelangt, bitte einmal den letzten Satz einer entsprechenden Ernennungs-Urkunde beachten:


    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…astell_1895.gif

    Hier steht der Vollständigkeit halber: Schließlich wird bemerkt, das der königliche Hoftitel nicht den Anspruch auf Lieferungen zu Hof begründet.

    So hatte ich es im vorangegangen post60 gemeint.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,

    das heißt ja nur, dass einer, der den Hof beliefert hat, nicht darauf pochen kann, ihn immer zu beliefern. Der Hof muss also nicht abnehmen, was ihm sein Hoflieferant anbietet.

    Aber ein Prädikat der besten Sorte war das schon (wenn du mal in London bist, kannst du das heute noch sehen).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Ja, er hatte mit dem Titel die Ehre anbieten zu dürfen, aber ist es denn auch sicher, dass vor und nach der Ernennung wirklich jemals etwas an den Hof geliefert worden ist ?

    Durfte sich seine Majestät oder die Oberhofmeisterei nicht auch an anderer Stelle außerhalb des Hofes davon überzeugen lassen, dass die Qualität der Produkte eines bestimmten Handwerkers, Industriellen etc. deren Ansprüche würdig (genug) war ?

    + Gruß !

    vom Pälzer

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  • Hallo Pälzer,

    der Hof durfte kaufen, wo und was er wollte. Aber wenn man einen guten Lieferanten gefunden hatte, bevorzugte man den und erlaubte ihm, nach gewisser Zeit, diesen Titel zu führen. NIe konnte ein Händler darauf bestehen, ausschließlich mit Aufträgen bedacht zu werden, weil man ihm diesen Titel einst verliehen hatte (er konnte auch entzogen werden).

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bk,

    natürlich durfte der Hof kaufen was und wo er wollte, er durfte offenbar aber auch Titel verleihen wem und wann er wollte. Schau mal, was alleine im Raum Würzburg für eine Liste an Hoflieferanten bestanden hat:


    http://wuerzburgwiki.de/wiki/K%C3%B6ni…n_W%C3%BCrzburg


    ...wenn man einen guten Lieferanten gefunden hatte, bevorzugte man den und erlaubte ihm, nach gewisser Zeit, diesen Titel zu führen.

    Das liegt natürlich nahe, aber ob es zwingende Voraussetzung für die Verleihung des Titels war, sehe ich damit noch nicht belegt. Wenn der Prinzregent bspw. in einem Hotel in KL zu Gast gewesen ist und sich dort von dem Comfort einer Centralheizung der Fa. Henn begeistern gelassen hat, warum sollte er den Titel nicht vergeben haben dürfen, ohne dass vorher / nacher eine Lieferung eines solchen Produkts an seinen Hof erfolgte ? Ich werde das jetzt einmal weiter vertiefen.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    3 Mal editiert, zuletzt von Pälzer (5. Februar 2015 um 07:51)

  • Hallo Pälzer,

    eine interessante Liste - wußte gar nicht, dass es so etwas gab im Internetz. Danke fürs zeigen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo und ja,

    das ist interessant. Es ist eine Buchbesprechung jenes Basiswerkes von Kraus, M. (München 2009) "Die königlich bayerischen Hoflieferanten", das ich jetzt schon (gebraucht) bestellt habe. Dies primär um eine Anleitung für die Heimatsammlung zu bekommen. Offenbar scheint man damit auch die w.o. aufgekommene Frage klären zu können.

    Einen vagen Hinweis gibt der Buchbesprechungstext, dass ein Großteil der rd. 700-800 gelisteten K.B. Hoflieferanten diesen Titel nur formal führten, andere reichlich mit Aufträgen des Hofes eingedeckt wurden. Aber warten wir es ab, bis das Buch da ist, dann werde ich die entsprechenden Stellen noch zitieren.

    Vielen Dank + Gruß!

    vom Pälzer

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  • ...aber sauberes Stück und gut, dass der thread wieder hochgekommen ist. Ich hatte glatt vergessen, dass ich zu den Hoflieferaten noch eine Antwort schuldig bin, nachdem nun die entsprechende Literatur Kraus Maria, Die Hoflieferanten, München 2009 vorliegt. Die Ernennung zum Hof-Lieferanten bzw. die noch höherwertige Verleihung eines königlich bayerischen Hoflieferantentitels ist im Wesentlichen ganz anderes gelaufen, wie man sich das so landläufig vorstellt.

    Weite Teile des auftrebenden Bürgertums waren an der Teilhabe des Hofglanzes interessiert, auch die Wirtschaft. Wer etwas auf sich zählte und sich gegenüber seinen Konkurrenten abheben wollte, war bestrebt in die Auftragsbücher der Oberhofmeisterei zu kommen. Aufträge von dort waren lukrativ und ehrenvoll, sie gaben ein gewisses Ansehen, das man auch nach ihrer Ausführung dauerhaft beibhalten wollte. Der Hof sah diesem Bestreben wohlwollend zu, sicherte er sich damit doch die Gunst seiner Unteranen.

    So entwickelte sich die Vergabe von Hoftiteln, anfangs noch ohne Veröffentlichung im Regierungssblatt, später mit offizieller Bekanntgabe. Das führte zu einer Verstärkung von Antragstellungen, so dass man sich sowohl aus aus Gründen der Gleichbehandlung als auch der Qualitätssicherung wegen gehalten sah, ein Regularium einzuführen. König Ludwig I verfügte am 01.04.1834: Bei jedem Gesuche soll die Gewandsgeschicklichkeit des Bittstellers, dessen tadelloser Charakter und die Gesinnung anhänglicher Treue an Uns und Unser Haus genau erhoben werden.

    Max II. setzte die Systematisierung der Vergabe mit seiner Instruction über die Behandlung der Gesuche um allergnädigste Verleihung von Hoftiteln vom 04.12.1851 fort. Hierüber war demnach von einer Commission zu befinden, bestehend aus dem ersten Bürgermeister der Haupt-. und Residenzstadt (Vertretung durch örtl. Polizeidirektor oder Polizeicommissär), einem Vertreter aus dem Vorstand des polytechn. Vereins, dem köngl. Vize-Oberstallmeister (falls von seinem Aufgabenbereich her benötigt) und mit Vorsitz des Oberhofmeisters. Bei externen Gesuchen waren die zust. Magistratsbehörden zu hören.

    Dieses Regelement bewahrte sich mit einigen Modifikationen (z.B. die Hinzunahme der Überprüfung der Vermögensverhältnisse des Antragstellers) noch lange Zeit, der Hoflieferantentitel sollte zur Hebung des Geschäfts des Ausgezeichneten beitragen, setzte jedoch voraus, dass der Gesuchsteller seinem Charakter, seinen politischen und moralischen Gesinnungen gemäß dieser Ehre würdig sei, dass sein Geschäft auf schwungvolle Weise derart betrieben sein solle, dass bei dem Geschäft ein bedeutender Fortschritt zu erkennen sei. Der künsterlische Aspekt stand dabei zunehmend im Vordergrund.

    Der Umstand, dass das Unternehmen keine Lieferung für den allerhöchsten Hof hat, sollte der Verleihung des Hoftitels nicht im Wege stehen. Zwischen 1859 bis 1905 wurden 1.026 Titel verliehen, alleine 546 in München, 362 gingen ins restliche Bayern, 81 an andere deutsche Länder und 37 ins Ausland. Die Zahlen sollen jedoch mit Ungenauigkeiten behaftet sein, die Gesamtzahl lt. den Veröffentlichungen um die 1.700 Titel gelegen haben.

    Man könnte noch viel mehr und präziser aus der o.g. Quelle excerpieren, ich denke aber für`s Erste sollte es reichen.

    + Gruß

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer (19. März 2015 um 01:25)

  • Danke auch - wieder viel hinzu gelernt. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    es ist doch immer wieder entzückend, was man sich bei so manch einem Reklamebrief als Werbeeffekt einfallen gelassen hat. Hier schüttelt die Universal-Schrot- und Mahlmühle des Metallwerks Foel & Leber in Landau / Pfalz sogar die Aufschrift durch.

    Jetzt allerdings wird`s kompliziert: Wer findet den Zielort Großniedesfeld ? Die an Emil Müller oder Nachfolger adressierte Drucksache trägt rückseitig leider keinen Ankunftsabschlag oder sonst einen weiterführenden Hinweis. :S

    + Gruß

    vom Pälzer


  • da war Weite Welle schneller ....


    hallo Pälzer,

    ich werfe mal das etwa 50 km nördlich bei Ludwigshafen liegende Großniedesheim in den Ring.
    Zumindest zum Nachfolger, dem 1893 in Großniedesheim geborenen Emil Müller gibt es Hinweise.

    Immerhin hast du jetzt schon mal der Qual der Wahl - oder wartest auf bessere Vorschläge.

    mit bestem Gruß
    stampmix

  • Liebe Freunde,

    ich danke für die Bemühungen. Wenn man davon ausgeht, dass es sich bei dem Kürzel unter dem Zielort um ein Pf. = Pfalz handelt, dann kann in der Pfalz natürlich nur das Großniedesheim bei Frankenthal / Pfalz in Betracht kommen. Einen so wie adressiert Emil Müller / Oekonom, konnte ich dort leider nicht ergoogeln, aber man kann ja auch nicht einfach davon ausgehen, dass man zu jedweder Person und ihrem Wirken etwas im Internet findet.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo zusammen,

    mein alter Michel-Spezial gibt bei der Mi-Nr. 60 insgesamt 5 Plattenfehler an, davon 2 Kratzer, aber beide nur im unteren Markenbild. Der auf nachstehender Drucksache kommt im oberen Markenbild zu liegen. Ein wirklich sehr schöner PF wie ich finde, den man wohl schräger Kratzer in Verlängerung des linken Kronenrandes nennen könnte.

    Er führt bei genauerem Hinsehen sogar durchs linke obere Wertziffenfeld bis zum äußeren Randline. Nebebei findet man rechts neben der rechten oberen Wertziffer noch ein schraubenkopfartiges Gebilde...was jetzt natürlich nicht heißen soll, dass wir eine Brustschildausgabevor uns haben. ^^

    + Gruß

    vom Pälzer