Zeppelinpost des LZ 130 "Graf Zeppelin II"

  • Heute abend möchte ich auch hier gerne einen weiteren Thread zum schönen Thema Zeppelinpost eröffnen.
    Dieser Thread soll eine Zusammenfassung von Belegen und Informationen zum letzten Großluftschiff, dem LZ 130 "Graf Zeppelin II" sein.

    Hier sollen dann auch speziell die Belege dieses Luftschiffs besprochen werden.
    Diese Belege sind nicht schwer zu erhalten und im Allgemeinen noch relativ günstig. Daher könnten die Fahrten dieses Luftschiffs und damit dieser Thread als Einstieg in das Sammelgebiet Zeppelinpost dienen.

    Es würde mich natürlich auch sehr freuen, wenn andere Nutzer dieses Forums hier Belege zeigen könnten. Ergänzungen und Berichtigungen sind ebenfalls immer willkommen.
    Und keine Angst, es ist gar nicht so teuer, Zeppelinpost zu sammeln.....

    Gruß
    KJ

    Beste Grüße

  • Zunächst ein paar Angaben zum Luftschiff LZ 130, die ich der Einfachheit halber der großen Internet - Enzyklopädie entnommen habe:

    LZ 130 war der letzte große Zeppelin vor dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde nach Ferdinand Graf von Zeppelin „Graf Zeppelin II“ benannt. Den Titel „Graf Zeppelin“ trug bereits der überaus erfolgreiche LZ 127.

    Es war ein Schwesterschiff des LZ 129 „Hindenburg“ und das letzte große Starrluftschiff. Die beiden Schiffe waren in groben Zügen identisch, jedoch wurden bei LZ 130 viele neue Erkenntnisse angewendet. So wurde beispielsweise erstmals bei einem Zeppelin eine Ballastwassergewinnungsanlage von vornherein eingebaut. Sie diente dazu, Wasser aus den Abgasen der Motoren zu kondensieren, um den Gewichtsverlust auszugleichen, der durch den Treibstoffverbrauch entstand.

    Der markanteste optische Unterschied zwischen den beiden Schiffen war die Anordnung der Luftschrauben. Während der „Hindenburg“ Druckpropeller (nach hinten gerichtet) besaß, wurden bei LZ 130 Zugpropeller verwendet, da die Kühler der Ballastwassergewinnungsanlage an den Maschinengondeln mit angeströmt wurden.

    Das Luftschiff wurde von vier 16-Zylinder Daimler-Benz-Dieselmotoren mit je 588 kW (800 PS) Dauer- und ca. 735 kW (1.000 PS) Höchstleistung angetrieben. Dieser Motorentyp LOF 6 wurde später zu einem Standardmotor für Marineschiffe weiterentwickelt und bis in die 1970er-Jahre von MTU unter der Bezeichnung 672 gefertigt. Die Motoren waren umsteuerbar, konnten also vorwärts und rückwärts laufen. Ihre Drehzahl betrug ca. 1.400 U/min, die der Luftschrauben etwa 700 U/min, da sie mit einem Übersetzungsverhältnis von 1:2 angetrieben wurden. Es wurden verschiedene Luftschrauben getestet. Darunter auch eine dreiblättrige Ganzmetallschraube, deren Anstellwinkel vor Fahrtbeginn fest eingestellt werden konnte. Davor wurden starre vierblättrige Holzluftschrauben verwendet.

    Ebenso wie die LZ 129 „Hindenburg“ war auch LZ 130 für den Einsatz von Helium als Traggas konstruiert worden. Die Verhandlungen mit den Regierungsstellen der USA zogen sich lange hin. Politische, aber auch massive Devisen- und Rentabilitätsprobleme auf Seiten der Deutschen Zeppelin-Reederei (DZR) torpedierten alle Konsultationen. (Eine ausführliche Schilderung der Probleme findet sich in dem Kapitel „Die Problematik der Heliumfrage in Deutschland und in den USA“ in dem Buch „LZ 130 `Graf Zeppelin´ und das Ende der Verkehrsluftschiffahrt“ von Manfred Bauer und John Duggan.) Insgesamt gab es eine ganze Reihe von Faktoren, die eine Lieferung von Helium durch die USA letztendlich verhinderten. Bereits im Januar 1938 waren Heliumbehälter (große Gasflaschen) vom deutschen Frachter Dessau im texanischen Hafen Galveston entladen worden. Die amerikanische Marine hatte ihre Heliumtankwagen zur Befüllung dieser Behälter zur Verfügung gestellt. Einzig das amerikanische Innenministerium unter Harold Ickes verweigerte vor dem Hintergrund der politischen Situation in Deutschland die Ausfuhrgenehmigung. Auch wurden Schutzklauseln zur bestimmungsgemäßen Verwendung des Traggases gefordert. So kam es nie zum Export von Helium. Auch die 14 Traggaszellen von LZ 130 wurden wieder mit Wasserstoff gefüllt.

    Kiellegung war am 23. Juni 1936 – ein Haupt- und drei Geripperinge wurden gekippt und am Hallendach befestigt. Daran wurden die Längsträger befestigt, so dass eine „Keimzelle“ geschaffen wurde.

    Am 14. Februar 1937 wurde die Bugspitze montiert. Ab Februar wurde auch begonnen, die Hülle aufzubringen.

    Am 6. Mai 1937 verunglückte die „Hindenburg“. Seit Anfang 1937 war bereits für die Jungfernfahrt nach Rio de Janeiro geworben worden, die für den 27. Oktober 1937 angesetzt war.

    Am 15. August 1938 fing man an, das Schiff mit Wasserstoff zu füllen. Ab dem 20. August wurde begonnen, Motoren und Elektrik zu erproben, ab dem 22. August wurde die Funkanlage getestet.

    Am 14. September 1938 fand die Taufe statt. Im Gegensatz zu den Festlichkeiten zum Anlass der Taufe des „Hindenburg“ war diesmal nur der Kreis der Belegschaft der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der Besatzung von der Deutschen Zeppelin-Reederei anwesend. Es waren keine Regierungsvertreter gekommen, lediglich ein kurzes Grußtelegramm vom Reichsminister der Luftfahrt Generalfeldmarschall Göring an Dr. Hugo Eckener überbrachte Glückwünsche. Die Taufrede hielt Dr. Eckener.

    Das Reichsluftfahrtministerium ließ LZ 130 am 14. November 1938 für ein Jahr bis zum 1. September 1939 „für den Luftverkehr ohne Personenbeförderung und außerhalb von Tropengebieten“ zu.

    Ende August wurde das Schiff mit Begründung drohender Kriegsgefahr außer Betrieb genommen. Die Gaszellen wurden am 1. September 1939 geleert und das Schiff für eine längere Liegezeit in der Luftschiffhalle vorbereitet. Es erfolgten Arbeiten, um das Schiff zu konservieren und für eine Wiederinbetriebnahme bereit zu halten. Diese wurden im Januar 1940 eingestellt.

    Am 4. April 1940 wurde von Hermann Göring der schriftliche Befehl zur "Verschrottung von LZ 127, LZ 130 und LZ 131 und Verwertung der Hallen auf dem Flugplatz Rhein-Main" erlassen. Von LZ 131 existierten damals in der Friedrichshafener Werft bereits einige Gerippeteile.

    Am 8. April 1940 wurde mit den Arbeiten begonnen, am 27. April erfolgte die Meldung über den Vollzug der Verschrottung.

    Die Sprengung der Luftschiffhallen durch eine Pioniereinheit (PionierBtl 157) der Wehrmacht erfolgte am 6. Mai 1940, dem dritten Jahrestag der Katastrophe von Lakehurst, bei der LZ 129 „Hindenburg“ verbrannte und 36 Menschen den Tod fanden.

    Quelle: wikipedia

    Gruß
    KJ

    Beste Grüße

  • Der LZ 130 führte die folgenden neun Fahrten durch, bei denen eine Postbeförderung, jedoch keine Personenbeförderung stattgefunden hat. Es waren lediglich Postfahrten.

    1. Fahrt in das Sudetenland (02. - 03.12.1938 )
    2. Fahrt nach Leipzig (09.07.1939)
    3. Fahrt nach Görlitz (16. - 17.07.1939)
    4. Fahrt nach Bielefeld und Münster (22. - 23.07.1939)
    5. Fahrt nach Kassel (30.07.1939)
    6. Fahrt nach Würzburg (06.08.1939)
    7. Fahrt nach Eger (13.08.1939)
    8. Fahrt nach Essen / Mülheim (20.08.1939)
    9. Fahrt nach Königsberg (26.08.1939, diese Fahrt wurde nicht mehr durchgeführt)


    Damit das Ganze hier nicht zu trocken wird, zeige ich hier noch den ersten Beleg:


    LZ 130 Graf Zeppelin II

    Landungsfahrt nach Würzburg
    06.08.1939

    mit Bestätigungsstempel in Rot
    und Postsonderstempel aus
    Würzburg in Schwarz

    Sieger 461
    Michel 25

    Gruß
    KJ

  • Lieber Kontrollratjunkie!

    Ein toller Einstieg in dieses schöne Thema! Ich freue mich sehr, einen so aktiven Mitstreiter bei unserer schwierigen Aufgabe gefunden zu haben, den hier vertretenen Postgeschichtlern und Klassik-Spezialisten den von uns vorgestellten kurzen, aber wichtigen Abschnitt der Postgeschichte näher zu bringen.

    Und gerade die von Dir favorisierten Belege der Fahrten des LZ-130 sind philatelistisch besonders interessant – über 100 verschiedene deutsche Marken standen im Jahr 1939 zur Verfügung, aus denen man das 50-Pfennig bzw. 1-Reichsmark Porto sehr abwechslungsreich „komponieren“ konnte – was die Sammler auch weidlich ausnutzten. Das macht den Schatten, der über der eingeschränkten Bedarfsmäßigkeit dieser Poststücke liegt, sicher wett.

    Was Du richtigerweise über die – noch – günstigen Beschaffungsmöglichkeiten der Belege schreibst, ist allerdings etwas zu differenzieren: hast Du Dir schon einmal Preise für Zuleitungspost aus dem Ausland (bzw. dem Vorkriegs-„Noch-Ausland“) zu den Fahrten angeschaut? Da werden die Katalogbewertungen schneller vierstellig als bei vielen Fahrten der älteren Luftschiffe.

    Aber eines ist klar und das ist ja das Entscheidende: der Einstieg in das als besonders exklusiv und teuer verdächtigte Sammelgebiet ist hier am leichtesten.

    Bitte, lieber KJ, zeige uns Deine komplette Sammlung, für die ich mir wünsche, dass sie „vivat, crescat, floreat“ (wie die alten Latriner sagen) ..... 
    Liebe Grüße von balf_de


  • Was Du richtigerweise über die – noch – günstigen Beschaffungsmöglichkeiten der Belege schreibst, ist allerdings etwas zu differenzieren: hast Du Dir schon einmal Preise für Zuleitungspost aus dem Ausland (bzw. dem Vorkriegs-„Noch-Ausland“) zu den Fahrten angeschaut? Da werden die Katalogbewertungen schneller vierstellig als bei vielen Fahrten der älteren Luftschiffe.

    Liebe Grüße von balf_de

    Lieber balf_de,

    vielen Dank für Deine wohlwollenden Worte.

    Natürlich hast Du Recht, wenn Du mich auf die sehr viel saftigeren Preise für Zuleitungspost des LZ 130 hinweist.
    Irgendwann werde ich solch einen Beleg sicher auch präsentieren können. Einstweilen beschränke ich mich auf den Einstieg und kann in der nächsten Zeit sicher den einen oder anderen Beleg zeigen.

    vivat, crescat, floreat


    Danke auch für die frühlingshaften Wünsche, passend zur Jahreszeit :thumbup: .

    Liebe Grüße
    KJ

    Beste Grüße

  • Hier der nächste Beleg vom LZ 130:


    LZ 130 Graf Zeppelin II

    Sudetenlandfahrt
    02. - 03.12.1938

    mit Bestätigungsstempel II
    (Gummistempel)
    Abwurf Reichenberg
    rückseitiger Ankunftsstempel
    als Maschinenstempel

    der Luftpostaufkleber wurde
    gestrichen, da eine Weiterleitung
    per Luftpost nicht vorgesehen war

    Sieger 456
    Michel 8 I


    Gruß
    KJ

  • Heute noch ein Beleg zur Sudetenlandfahrt mit einer kleinen Besonderheit:


    LZ 130 Graf Zeppelin II

    Fahrt ins Sudetenland
    02. - 03.12.1938

    mit Bestätigungsstempel
    in Rot in Type I
    (Kunstharzstempel)

    frankiert wurden insgesamt 1,40 RM
    zur Weiterbeförderung als Eilbrief
    dieser Beförderungsweg wurde allerdings
    von der Post ignoriert, da der rote Expreßzettel
    und auch das rote Balkenkreuz
    auf der Vorderseite fehlen.


    Sieger 456
    Michel 8 I a


    Gruß
    KJ

  • Lieber Kontrollratjunkie!

    Schon längst ist es an der Zeit, dass ich mich hier in Deinem LZ 130 – Thread wieder einmal melde und Dich dabei unterstütze, unser gemeinsames Steckenpferd lebendig zu erhalten (ein schönes Bild!).

    Zu der Sudetenland-Fahrt habe ich einmal in unsere beiden Spezialkataloge geschaut. Mit dem völlig normalen Ergebnis, dass ich wieder einige Ungereimtheiten gefunden habe.

    Beide Kataloge gehen auf den Reichenberger Ankunftstempel ein – „Am 4. Dezember Dein ‚Ja’ dem Führer“ – auf Deinem interessanten Brief ist er deutlich abgeschlagen. Das übliche Ankunftsdatum ist der 2.12.38. Sieger erwähnt, dass er auch mit dem fehlerhaften Datum 2.10.38 oder auch mit dem 3.12.38 vorkommt und bewertet den Fehler mit „(€ 50)“ – statt mit 30 Euro.

    Michel sieht das völlig anders Allerdings muss man schon sehr genau die „Besonderheiten und Zuleitungen“ anschauen, um zwischen den Bewertungen für Zuleitungspost diesen Text zu entdecken „DR. Ast. Reichenberg 2.10. statt 2.12. : 750.-„

    In der nächsten Zeile wird in ähnlicher Form der Ankunftstempel vom 4.12. sogar mit 1000 Euro bewertet.

    D sollte man schon einmal auf die Suche gehen!

    Im guten Felzmann-Katalogarchiv habe ich bei der 125. Auktion im Februar 2009 etwas passendes gefunden: bei einem Ausruf von 250 Euro blieb das seltene Datum 4.12. liegen.

    http://www.felzmann.de/de/katalog-auk…nzellose-13362/

    Ich denke, dass – wie so oft – Sieger der Realität da näher ist.

    Interessant ist aber auch das nächste Los (13362): für einen – ungewöhnlich – vorderseitig abgeschlagenen „normalen“ Ankunftstempel wurde mehr als der doppelte Ausrufpreis bewilligt. Danach zu suchen, scheint mir lukrativer zu sein ... 

    Irgendwann habe ich einmal einen ganzen Ordner voll alter ausgebleichter Kopien, vermutlich aus den 1960er Jahren, erworben. Da brauchte man zum Kopieren noch speziell beschichtetes Papier; die Lesbarkeit ging in kurzer Zeit gegen Null. Unter anderem habe ich einen Text aus den „Zeppelin-Nachrichten“ des Pressedienstes der Deutschen Zeppelin-Reederei GmbH aus dem Jahr 1937 gefunden, der „Angaben über das Luftschiff LZ 130“ enthält.

    Da sind neben den von Dir in Deinem Eröffnungsbeitrag aufgeführten Fakten noch ein paar Details enthalten, die Dich interessieren könnten (und vielleicht sogar ein paar unserer Zaungäste auch :S ).

    Gerne würde ich den von mir mühsam „geretteten“ Text als Word-Dokument anhängen, aber das geht vermutlich nicht. Deshalb kopiere ich ihn hier im Anschluss. Viel Vergnügen bei der Lektüre!

    Liebe Grüße von balf_de 

    PS: Beim Absenden kam ein interesanter Fehler: "Deine Nachricht ist zu lang. Es stehen maximal 10 000 Zeichen zur Verfügung"

    Gut, dann wird der Text zum eigenen Beitrag .....

  • Man lernt hier immer noch etwas dazu:
    Als ich die neue Antwort eröffnen wollte, passierte das:
    "Du hast bereits eine Nachricht innerhalb der letzten 30 Sekunden erstellt. Du kannst erst in 14 Sekunden eine neue Nachricht erstellen."
    Da war ich wohl zu schnell - aber jetzt klappt es mit dem Text:

    ANGABEN ÜBER DAS LUFTSCHIFF LZ 130

    Das neue, in der großen Bauhalle des Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen a.B. im Bau befindliche Luftschiff LZ 130 ist das 119. bisher erbaute Zeppelin-Luftschiff (11 Entwürfe wurden nicht ausgeführt. Das für die Deutsche Zeppelin-Reederei bestimmte Luftschiff dient dem Verkehr zur Beförderung von Fahrgästen, Post und Fracht über große, insbesondere transatlantische Strecken.

    Der Schiffskörper wird nach den gleichen Plänen ausgeführt wie LZ 129 ("Hindenburg"), er weist also die gleichen Ausmaße und die gleiche Bauart auf wie dieses Schiff. Bei einer Länge von 245 m und einem größten Durchmesser von 41,2 m ergibt sich ein Streckungsverhältnis von rund 6 zu 1, das den vollkommen stromlinienförmig gebildeten Schiffskörper weniger schlank erscheinen lässt als die früheren, vor LZ 129 erbauten Zeppelin-Luftschiffe.

    Das Gerippe besteht nach der bewährten, bereits vom Grafen Zeppelin bei seinen ersten Luftschiffen angewandten Bauweise aus Längsträgern und Ringen, die aus einer besonders festen Leichtmetall-Legierung zusammengenietet werden. Die von den Ring- und Längsträgern gebildeten Felder werden durch eine Verspannung aus hochwertigen Stahldrähten versteift. Die Außenhaut des Schiffes besteht aus einem festen Stoffgewebe, das durch einen Cellon-Anstrich wetterfest gemacht ist.

    Als Traggas ist das unbrennbare Helium vorgesehen. Wegen der etwas geringeren Tragkraft des Heliums gegenüber Wasserstoffgas wurden an manchen Stellen des Schiffskörpers konstruktiv unwesentliche Erleichterungen vorgenommen und die Fahrgasträume anders ausgebaut. Das Helium wird in 16 voneinander unabhängigen Gaszellen mitgeführt, die aus einem von der Ballonbau-Abteilung des Luftschiffbau Zeppelin in Berlin-Tempelhof nach einem besonderen Verfahren hergestellten, gasdichten Stoff bestehen. Jede Zelle hat ein Überdruckventil, das in einen senkrechten, gleichzeitig für die Entlüftung des Schiffsinneren dienenden Luftschacht ausmündet.

    Zum Vortrieb des Schiffes dienen wieder 4 Daimler-Benz-Dieselmotoren von je 800 PS Dauer- und etwa 1000 PS Höchstleistung. Die Motoren werden in 4 paarweise an den Schiffsseiten aufgehängten Gondeln angeordnet. Sie sind hier gut belüftet und leicht zu überwachen; etwaige Störungen können jederzeit während der Fahrt behoben werden.

    Zwei weitere, kleinere Dieselmotoren sind im Schiffskörper untergebracht; sie dienen zur Erzeugung des für Beleuchtung, Kreiselkompass, Funkentelegraphie usw. erforderlichen elektrischen Stromes. Die Auspuffwärme dieser Motoren wird gleichzeitig zur Beheizung des Kochherdes und der Fahrgasträume benutzt. Der Betriebsstoff für alle Motoren wird in großen, längs des Kiellaufgangs angeordneten Behältern mitgeführt.

    Alle für die Schiffsführung erforderlichen Einrichtungen und Geräte sind in der unter dem Bug angeordneten Führergondel vereinigt. Hier befinden sich die Handräder für die Höhen- und Seitensteuerung, die auch elektrisch betätigt werden können, ferner die Schalttafeln für Gas und Ballast. Maschinentelegraphen und Fernsprecher verbinden die Führung mit den einzelnen Motorengondeln und anderen Schiffssteilen. Für die Navigation dienen Kreisel- und Magnetkompasse, Peilgeräte, Höhenmesser und Echolot. Geschwindigkeit, Motoren-Drehzahl und Zustand der Gaszellen werden durch besondere Messgeräte angezeigt. Die über der Führergondel liegende Funkstation ist für lange und kurze Wellen sowie für Sprechverkehr eingerichtet. Besondere Peilrahmen ermöglichen Richtempfang.

    Die Fahrgasträume werden wieder wie bei LZ 129 in den eigentlichen Schiffskörper eingebaut. Die Anordnung der einzelnen Räume ist aber eine andere als beim letzten Luftschiff: der Speisesaal liegt etwas erhöht in der Mitte zwischen den anderen Tagesräumen. Letztere umfassen Gesellschaftszimmer, Lese- und Schreibzimmer sowie ein Rauchzimmer mit Bar. Zu beiden Seiten befinden sich große Aussichtsfenster. Die zweibettigen, auch als Einbettkammern benutzbaren Schlafkabinen sind mit warmem und kaltem fließendem Wasser ausgestattet. Ihre neuartige Anordnung ermöglichte es, dem größten Teil der Schlafkammern durch Außenfenster direktes Tageslicht zu geben. Mehrere Kammern erhalten als Luxusräume besonders große Aussichtsfenster. Es sind 20 Schlafkabinen vorhanden, die 40 Fahrgäste aufnehmen können.

    Die Schiffsbesatzung wohnt in zweibettigen Kammern, die längs des Kiellaufganges angeordnet sind. Ferner stehen der Besatzung zwei wohnlich eingerichtete Messräume zur Verfügung.

    Im Kiellaufgang befinden sich an geeigneten Stellen die Post- und Frachträume. Den übrigen Teil des Laufganges nehmen die über die ganze Schiffslänge verteilten Behälter für Betriebsstoff, Öl, Nutz- und Ballastwasser, für Vorräte, Ersatzteile und Werkzeuge ein.

    Die Bau- und Betriebsdaten des neuen Luftschiffes sind etwa folgende:

    Gesamtlänge 245 Meter; Größter Durchmesser 41,2 Meter;

    Gasinhalt 200 000 Kubikmeter; Gesamttragkraft rd. 200 000 Kilogramm; Höchstleistung der Motoren 4000 PS; Dauerleistung 3200 PS; Höchstgeschwindigkeit (rechnerisch): 135 km/Stunde; Marschgeschwindigkeit (rechnerisch): 125 km/Stunde.

    Als interessante Zahlen seien noch folgende angeführt:

    Gesamtlänge der Gerippeträger etwa 22 Kilometer;

    Zahl der verwendeten Nieten etwa 5,5 Millionen;

    Gesamtlänge des verwendeten Stahldrahtes etwa 135 Kilometer;

    Gesamtfläche des verarbeiteten Stoffes der Außenhülle etwa 28 000 Quadratmeter; Gesamtfläche des verarbeiteten Zellenstoffes etwa 56 000 Quadratmeter. 

  • Lieber balf_de,

    herzlichen Dank für diesen kleinen wundervollen Exkurs in die Technik und den Luxus des LZ 130.
    Jammerschade, daß es keinem regulären Passagier mehr vergönnt war, den herrlichen Ausblick zu geniessen.

    Auch Deine Ausführungen zu den Stempelbesonderheiten habe ich mit großem Interesse gelesen.
    Bisher sind mir solche Belege noch nicht über den Weg gelaufen, aber ich bin zuversichtlich, daß sich das ändern wird.

    Liebe Grüße
    KJ

    Beste Grüße

  • Heute kommt ein Beleg der Fahrt nach Kassel vom 30.07.1939 zur Vorstellung:



    LZ 130 Graf Zeppelin II

    Fahrt nach Kassel
    30.07.1939

    mit Bestätigungsstempel
    und Sonderstempel
    von Kassel als
    Ankunftsstempel mit
    Unterscheidungsbuchstaben a

    Sieger 460
    Michel 22 a


    Der Brief ist zwar um 8 Reichspfennig überfrankiert, aber dafür wurde eine m.E. sehr ansprechende Frankatur gewählt. Aus Platzmangel findet sich der Ankunftsstempel rückseitig.

    Gruß
    KJ

  • Lieber Kontrollratjunkie!

    Der Brief ist zwar um 8 Reichspfennig überfrankiert, aber dafür wurde eine m.E. sehr ansprechende Frankatur gewählt.

    Ein schöner Brief! Für diese Frankatur hätte ich auch 8 Pfennige mehr investiert ...

    Hallo auch an unsere Zaungäste!

    Bei der Durchsicht eines gestern eingegangenen Katalogs ist mir eine Zuleitungskarte zur Kassel-Fahrt aufgefallen. Leider ist kein besserer Scan möglich. Wer kann mir trotzdem sagen, woher sie kommt?

    Die Auflösung folgt morgen ..

    Liebe Grüße von balf_de

  • Bei der Durchsicht eines gestern eingegangenen Katalogs ist mir eine Zuleitungskarte zur Kassel-Fahrt aufgefallen. Leider ist kein besserer Scan möglich. Wer kann mir trotzdem sagen, woher sie kommt?

    Die Auflösung folgt morgen ..

    Liebe Grüße von balf_de

    Lieber balf_de,

    das ist ja eine tolle Karte.
    Wenn mich meine nachttrüben Augen nicht allzusehr täuschen, ist der Beleg mit einem Stempel von Stanleyville versehen worden.
    Das ist eine Stadt im Nordosten der heutigen Demokratischen Republik Kongo. Bis 1966 hiess diese Stadt Stanleyville, seitdem Kisangani.
    Auf die schnelle ermittelt sollte es sich bei diesem Gebiet zum Zeitpunkt der Kasselfahrt 1939 um Belgisch - Kongo gehandelt haben.

    Der Blick in den Siegerkatalog zeigt jedoch, daß Zuleitungspost aus Belgisch - Kongo zur Kasselfahrt des LZ 130 bisher nicht bekannt ist.
    Der Michel hingegen kennt solche Belege und bewertet sie recht stattlich.

    Schon sehr erstaunlich, wie eine solche Zuleitung zustande gekommen ist.

    Ich bin gespannt, ob meine Einschätzung in etwa hinkommt......

    Liebe Grüße
    KJ

    Beste Grüße

  • Lieber Kontrollratjunkie!

    Ich bin gespannt, ob meine Einschätzung in etwa hinkommt......


    Nicht nur in etwa, sondern eine Punktlandung ist Deine Einschätzung. Den Katalog kannst Du Dir auf der Site von Herrn Palmer anschauen: -> http://www.aerophil.de/auktionen.html

    Die Losnummer ist 3617 (im Feld „Suchbegriff oder Losnummer“ eingeben).

    Ganz sicher hat jemand nicht nur dem Schwanenberger Verlag, sondern auch Sieger einige dieser exotischen Zuleitungen vorgelegt, aber bekanntlich ist Sieger wegen der verloren gegangenen Klischees wenig flexibel, was nachträgliche Ergänzungen und Korrekturen anbetrifft. Den Preisansatz im Michelkatalog finde ich übrigens sehr optimistisch – erst recht den der Palmer-Auktion.

    Aber immerhin wird deutlich, wie umfangreich eine LZ 130 – Sammlung ausgebaut werden kann (und wie aufwändig das wird ...)

    Als Postgeschichtler müsstest Du natürlich auch herausfinden, ob die Frankatur portorichtig ist. Für diese Recherche wünsche ich Dir viel Vergnügen!

    Liebe Grüße von balf_de

  • Den Preisansatz im Michelkatalog finde ich übrigens sehr optimistisch – erst recht den der Palmer-Auktion.

    Aber immerhin wird deutlich, wie umfangreich eine LZ 130 – Sammlung ausgebaut werden kann (und wie aufwändig das wird ...)

    [color=#000000][size=12][font='Times New Roman']

    Lieber balf_de,

    den Ansatz im Michel kann ich nicht beurteilen, aber ich werde mich gerne Deiner Einschätzung anschliessen.
    Den Rufpreis bei Palmer finde ich allerdings auch völlig überzogen, es würde mich sehr wundern,
    wenn der Beleg zu diesem Kurs einen Käufer finden würde.

    Mit dem Sammlungsausbau hast Du natürlich Recht. Wenn man es denn darauf anlegt, kann selbst eine Sammlung
    von Post des LZ 130 eine ziemich teure Tasse Tee werden und sicher etliche Alben füllen.

    Liebe Grüße
    KJ

    Beste Grüße

  • Lieber Kontrollratjunkie!


    Wenn man es denn darauf anlegt, kann selbst eine Sammlung
    von Post des LZ 130 eine ziemich teure Tasse Tee werden und sicher etliche Alben füllen.


    Ja, richtig. Aber es wäre auch eine philatelistisch sehr attraktive und meines Wissens einmalige Sammlung. Vor einiger zeit durfte ich einmal eine Sammlung "Postabwürfe 1929" ansehen: da hat man auch nichts zu lachen! Dabei ist es optisch so etwa das langweiligste, was man sich vorstellen kann. Aber dafür richtig teuer - mit geringen Aussichten, dass sich der finanzielle Aufwand später einmal rentieren könnte. Und garnicht nicht wissen möchte ich, wieviele dieser Belege nachträglich manipuliert wurden. Dann wirklich lieber LZ130 !

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber Kontrollratjunkie!
    Dann wirklich lieber LZ130 !

    Viele Grüße von balf_de

    Lieber balf_de,

    das sehe ich doch genauso :thumbup: .

    Dann möchte ich doch gleich den nächsten Beleg folgen lassen,
    eine Karte des letzten Luftschiffs alter Prägung:


    LZ 130 Graf Zeppelin II

    Landungsfahrt nach Görlitz
    16. - 17.07.1939

    mit Bestätigungsstempel
    und schwarzen Postsonderstempel
    von Görlitz als
    Ankunftsstempel und
    rückseitig mit Ankunftsstempel
    von Wien 110 vom 19.07.39

    Sieger 458
    Michel 17

    Gruß
    KJ

  • Hallo bayernjäger,

    vielen Dank für die Vorstellung Deines Zeppelinbeleges.
    Selbst auf der Jagd nach Bayernmarken lässt sich der eine oder andere LZ 130 - Beleg erlegen....

    Dann möchte ich die Gelegenheit nutzen und auch einen Beleg von der letzten tatsächlich durchgeführten Fahrt des LZ 130 Graf Zeppelin II nach Essen / Mülheim zeigen.


    LZ 130 Graf Zeppelin II

    Fahrt nach Essen / Mülheim 20.08.1939

    mit Weiterleitung nach Holland
    mit Bestätigungsstempel und Postsonderstempel
    des Flughafens Essen/Mülheim als
    Ankunftsstempel

    Sieger 463
    Michel 29

    Gruß
    KJ