"V." für verzögerte Zustellung

Michael

Liebe Freunde,

frisch eingesammelt: ein nicht ganz so hübscher 1 Sgr.-Umschlag mit nicht zustellbarer Adresse in Berlin.

Rückseitig sind 4 Zustellversuche mit blauen Ausgabestempeln dokumentiert (der 4. ist etwas schwach rechts aussen abgeschlagen).
Unten wurde der V.-Stempel abgeschlagen und vorderseitig ein relativ seltener Klebezettel angebracht:
Wegen fehlender Wohnungs-Angabe und der deshalb erforderlich gewordenen Ermittelungen hat die Bestellung erst später erfolgen können.

Beim Aufkleben des Zettels war man offensichtlich noch zuversichtlich, dass die Empfängerin ermittelt würde.
Oben links auf der Vorderseite sind vermutlich die Nummern verschiedener Briefträger notiert worden, die nacheinander den Brief erhielten. Die Ergebnisse wurden rückseitig oben festgehalten:
Im 91 Rev. nicht bekannt / Im 96 R. nicht bekannt

Nachdem die postalischen Möglichkeiten erschöpft waren, ging es auf die Polizeireviere:
Im 2en-Polizei-Revier nicht gemeldet! (mit Dienst-Siegel) und das 3.Polizei-Revier setzte dann auch noch seinen Stempel 3.PR 13 10 dazu.

Schließlich wurde der Brief am 15.10. zurückgeschickt (vs. 15/10 ret) und am Folgetag in Potsdam wieder dem Absender übergeben (Ausgabestempel rs. unten links).

Gruß
Michael

bayern klassisch

Lieber Michael,

einen Postzustellungsverzögerungsstempel kannte ich bisher noch nicht - wieder etwas dazu gelernt.

Ich finde, dass der Brief "Gesicht" hat und ruhig so aussehen darf, wie er aussieht. Er hatte ja auch ein paar Meilen im Postbeutel hinter sich. Diese Briefe sehen halt so aus ...

Schade, dass sich die preussische Post an die Vorschriften gehalten hat.

preussen_fan

Lieber Michael,
ein toller Brief, besonders der Aufkleber ist sehr selten. Glückwunsch!

Michael

Liebe Freunde,

danke für eure Kommentare.
Manchmal bin ich überrrascht, dass solche Belege niemanden interessieren. Das Los bekam ich zum Untergebot ...

Zitat

Schade, dass sich die preussische Post an die Vorschriften gehalten hat.

Dafür hat sich der Absender nicht dran gehalten - eine Adresse sollte korrekt sein.
(woran es auch immer hier gelegen haben mag, dass die Adressatin nicht auffindbar war)

Gruß
Michael

bayern klassisch

... na, dann passt er doch noch in die Contra - Sammlung.

preussen_fan · Frankobrief-BERLIN-STADTPOST-EXP-22-1-12-1Vm-rückseitig-V-Stempel.jpg

liebe Freunde,
zum Verzugs- oder Verzögerungsstempel gibt es in den PREUSSEN-STUDIEN in Heft 62, S 5-6 zwei Berichte. Dort werden 6 verschiedene Ausführungen mit und ohne Rahmen abgebildet und als frühestens bekanntes Datum der 30.6.1860 angegeben.
Mir liegt ein wesentlich früherer Brief mit diesem Stempel vor, nämlich vom 22.1.1854. Merkwürdig dabei ist, dass es bei diesem Brief gar keine Verzögerung gibt.
Lieber Michael, du wunderst dich, dass sich niemand für diese Briefe interessiert. Ich schon, ich habe deinen Brief aber nicht gesehen. Wo wurde er denn angeboten?

Michael

Lieber Erwin,

der Brief wurde auf der letzten Rauhut-Auktion angeboten.

Zitat

Merkwürdig dabei ist, dass es bei diesem Brief gar keine Verzögerung gibt.

Man weiss ja nicht so genau, unter welchen Bedingungen dieser Stempel verwendet wurde. Vielleicht klappte es wider Erwarten nicht mit dem notierten Bestellgang?

Gruß
Michael

Michael

Liebe Freunde,

ein weiterer Beleg mit dem Berliner V.-Stempel.

Eine Zugaufgabe im wenige Meilen vor Berlin liegenden Ludwigsfelde an der Strecke Jüterbog-Berlin (aus Halle, Wittenberg und Köthen). Ludwigsfelde hatte keinen regulären Bahnhof sondern nur einen Haltepunkt. Obwohl die meisten hier verkehrenden Züge ambulante Postbüros hatten, findet sich hier nur eine handschriftliche Angabe Ludwigsfeld 10. / 5. / 2. Zug
Rückseitig der Ausgabestempel vom Folgetag und der Verzögerungsstempel. Regulär wäre wahrscheinlich noch eine Zustellung am gleichen Tag möglich gewesen.

Gruß
Michael