• Hallo zusammen!

    Auch zur Einführung der ersten badischen 9-Kr.-Marke, der Michelnummer 4, möchte ich gerne auf den bewährten Rat des Karlsruher Landgerichtsdirektor C. Lindenberg zurückgreifen[1]

    Erstaunlicherweise ist er bezüglich der farblichen Unterscheidung der ersten von den Folgeauflagen der 9-Kr.-Marke anderer Meinung als wir das heute sehen: 

    „Während es notwendig ist, den weiteren Druck der 1, 3 und 6 Kr.-Marken der eingeführten Farbenänderung wegen besonders zu behandeln, kann ich die rosarote 9 Kr.-Marke unter diesem Abschnitt gleich weiter behandeln, da sie bis zur Einführung der Wappenmarken einer Farbenänderung nicht unterzogen ist.“ 

    Auch an anderer Stelle stellt er ausdrücklich seine unterschiedliche Auffassung zu der des damals schon weithin anerkannten Philatelisten A.E. Glasewald dar: 

    „ Die Farbe der Marken zu 9 Kr., die amtlich rot genannt wird, ist ein Rosarot mit einem Stich ins Violette. Da diese Marke, wie wir weiter sehen werden, in einer ziemlichen Anzahl von Auflagen gedruckt und das Papier dazu mehrere male neu geliefert werden musste, kommt sie in verschiedenen Farbentönen vor, die sich zeitlich schwer auseinander halten lassen. Ich bin nicht der Ansicht Glasewald’s (Mitteldt. Philat.-Ztg. 1892 Seite 16), dass die erste Auflage von 1851 eine mattrosa Farbe getragen habe, vielmehr liegen mir aus 1851 gebrauchte Stücke vor, die einen recht lebhaften Farbenton tragen. Ebenso wenig bin ich Glasewald’s Meinung, dass das Papier dieser Auflage besonders dünn sei.“ 

    Da liegen unsere heutigen Kataloge – und auch die Prüfer – wohl eher auf der Glasewald’schen Linie. Allerdings ist ganz grundsätzlich zu empfehlen, lose Marken und nicht datierbare Briefe der Nummer 4a nur geprüft zu erwerben – die Unterscheidung ist deutlich schwieriger als bei den anderen Marken der ersten Auflage. 

    Zu den einzelnen Auflagen der ersten 9-Kr.-Marken schreibt Lindenberg weiter:

    „Es sind von dieser Marke im Laufe der Jahre noch folgende Mengen gedruckt bzw. nach geschehenem Druck postamtlich übernommen worden:

    am 10. März 1853 17 570 Blatt à 100 Marken = 1 757 000 Stück 
    am 27. September 1855 13 507 Blatt à 100 Marken = 1 350 700 Stück 
    am 17. Juli 1857 6 002 Blatt à 100 Marken = 600 200 Stück 
    am 4. Dezember 1858 6 723 Blatt à 100 Marken = 672 300 Stück 
    am 30. Juli 1859 9 462 Blatt à 100 Marken = 946 200 Stück

    Rechnet man zu diesen Marken die im Jahre 1851 gedruckten 456 840 und 492 800 Stück, so findet man, dass im ganzen an rosaroten 9 Kr.-Marken 6 276 040 Stück gedruckt sind. Was nun die Farbenunterschiede dieser 7 Auflagen betrifft, so ist schon oben erwähnt, dass die erste nicht ein blasses, sondern ein ziemlich lebhaftes Rosa zeigt. Die zweite Auflage von Ende 1851 war blasser, die von 1853 ist etwas lebhafter, die von 1855 wieder etwas gesättigter. Diese Auflage zeichnet sich durch sehr ungleichmäßiges, zum teil schlecht geleimtes Papier aus. Von den drei letzten Lieferungen ist die von 1857 auf dem übriggebliebenen Papier der vorhergehenden gedruckt, zeigt also keine Veränderung in der Farbe. Die beiden letzten haben ein lebhaftes Rosa, mit einem starken Stich ins Violette; sie unterscheiden sich voneinander nicht, da sie von einer Papierlieferung gedruckt sind.“ 

    Soweit C. Lindenberg und soviel auch zu den sieben Auflagen. Klar ist, dass wir die 456.840 Marken der ersten Auflage heute als Nummer 4a bezeichnen. Aber nur staunend kann ich registrieren, dass einige auf Altdeutschland spezialisierte Händler die einzelnen Auflagen der Nummer 4b – also die zweite bis siebente Auflage – voneinander unterscheiden können (oder ihre Angebote zumindest entsprechend beschreiben). Ich kann es jedenfalls nicht (und möchte es ehrlich gesagt auch nicht lernen).

    Aber eines steht fest: die rosarote 9 Kr.-Marke war von Mai 1851 bis Mitte 1861 über 11 Jahre lang ununterbrochen an den Postschaltern vorrätig – mit Abstand am längsten von allen badischen Marken. 

    Unter meinen wenigen losen Marken habe ich zur Unterscheidung der Nummern 4a und 4b zwei Paare herausgesucht. Auch wenn der Scan mit zwei nebeneinander liegenden Einzelmarken noch aussagefähiger wäre, habt ihr sicher Verständnis dafür, dass ich die beiden Paar nicht zerschneiden wollte ... 
    Viele Grüße von balf_de


    [1] „Die Briefmarken von Baden unter Benutzung amtlicher Quellen bearbeitet von C. Lindenberg“ Verlag von Dr. H. Brendicke, Berlin 1894

  • Lieber balf_de,

    danke für die lesenswerte Einführung in diese auch m. M. nach etwas schwierige Marke. Nur um ganz sicher zu gehen: Linkes Paar 4a, rechtes Paar 4b, gell?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen! 

    Die wichtigste Verwendungsform der ersten 9 Kr.-Marken waren einfache Briefe (bis 1 Loth incl.), die innerhalb von Baden bzw. innerhalb des DÖPV mehr als 20 Meilen weit zu transportieren waren. 

    Mein erstes Beispiel zeigt einen Brief, der im August 1851 aus Heidelberg nach Pfullendorf in Württemberg lief. Anhand der Jahresangabe – undeutlich im Heidelberger Ortsstempel, deutlicher mehrfach im Briefinhalt – lässt sich die Zuordnung zur ersten Auflage klar belegen. Trotzdem habe ich diesen Brief prüfen lassen: die Marke ist farblich kaum von eindeutigen 4b-Marken zu unterscheiden. Leider ist der Bug, der auch die Marke tangiert, sehr störend, was zu einem deutlich erhöhten Prüfzeichen führte. 

    Der Brief mit dieser Marke ist meiner Meinung nach ein gutes Beispiel dafür, dass die oben zitierte Auffassung von Lindenberg eigentlich nicht ganz abwegig ist ... Schließlich hatte er wenige Jahre nach Ende des badischen Postregals und guten Beziehungen zu den markgräflichen Behörden noch Zugang zu vielen Informationen, die inzwischen verloren gegangen sind.


    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!

    Natürlich will ich euch hier auch meinen „besten“ Brief mit einer Nummer 4a zeigen. Er stammt aus der „Sammlung Zähringen“, die 2007/08 bei Erhardt in Stuttgart aufgelöst wurde.

    Er ging am 16. März 1852 aus Heidelberg nach Kassel – mehr als 20 Meilen im Gebiet des Postvereins: 9 Kreuzer Porto für den einfachen Brief.

    Seine Besonderheit liegt in der Entwertung: ungewöhnlich und selten ist die vorschriftswidrige Verwendung des „alten“ VMZ-Stempels 057 20 (Feuser 1406-13) als Entwerter und gleichzeitig eines anderen Ortsstempels – dem aptierten Heidelberger Distributionsstempel - als Lokaldatumstempel.

    Den Text der Verordnung zur Entwertung der neu eingeführten Freimarken habe ich bei Simon[1] nachgelesen:

    „Die in die der Brieflade eingelegten oder auch am Schalter angenommenen mit Freimarken frankierten Briefe sind zunächst nach der Erhebung, wenn sie am gleichen Tage abgehen, mit dem Lokaldatumstempel, welcher an einem von der Marke nicht eingenommenen Platz anzubringen ist, zu versehen, hierauf von dem Postbeamten hinsichtlich der Anwendung in richtigem tarifgemäßen Betrage, sowie ihrer Echtheit und Gültigkeit überhaupt genau zu prüfen. Diese Prüfung muss von dem abspedierenden Postbeamten bei Fertigung der Briefpakete wiederholt werden.

    Zeigt sich bei der Prüfung der Frankatur die von dem Absender dafür verwendete Marke unzulänglich, so ist der fehlende Portobetrag zur Einziehung von dem Adressaten zuzutaxieren.

    Eine Ergänzung des fehlenden Markenbetrags durch baare Nachzahlung vom Adressaten[2] ist nicht zulässig.

    Nicht minder hat der, ein ankommendes Briefpaket abfertigende Beamte, seine Aufmerksamkeit auf die Richtigkeit der Frankatur zu richten, und bei wahrgenommener Unzulässigkeit der Marken den fehlenden Betrag pflichtgemäß nachzutaxieren und zu erheben.

    Damit die einmal verwendeten Marken nicht wiederholt benutzt werden können, müssen dieselben vor der Absendung als bereits gebraucht bezeichnet (entwertet) werden.

    Zur Entwertung der Marken ist ein eigener Stempel zu verwenden, welcher in konzentrischen Ringen besteht und in der Mitte die Nummer enthält, welche jeder Großherzoglichen Postanstalt in alphabetischer Ordnung zugeteilt ist.

    Mit diesem Stempel muß nach richtigem Befund jede auf einen Brief aufgeklebte einzelne Marke in der Mitte bestempelt werden. Hierzu ist reine Buchdruckerschwärze zu verwenden und der Stempel stets rein zu halten.“ 

    Dem Text ist zu entnehmen, dass die Abstempelung der Briefe mit dem Lokaldatumstempel in einem eigenen Arbeitsgang zeitlich vor der Entwertung erfolgte (bzw. laut Vorschrift zu erfolgen hatte) – diese durfte erst nach eingehender Prüfung vorgenommen werden. Von daher sind die beiden verschiedenen Ortstempel erklärlich. 

    Viele Grüße von balf_de 

    PS: Anliegend ein Beispiel, wie sich Atteste in 30 Jahren verändert haben ...

    [1] Siegfried Simon „Handbuch der Baden-Poststempel, -Ganzsachen, -Postscheine und –Marken“ Verlag Fritz Seifert, Leipzig 1936

    [2] Gemeint ist sicher „vom Absender“

  • Lieber balf_de,

    sicher eines der ultimativen Stücke eines wohlbetuchten HD - Sammlers. Glückwunsch hierzu, so etwas habe ich noch nicht gesehen.

    Ich kann mir einen alten Satz beim Anblick deiner Granate nicht verkneifen: löse die Marke ab, was hast du dann noch? Gut, dass unsere Altvorderen die Weitsicht besaßen, es nicht zu tun. Oder zu faul waren. :D

    Dannke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    Danke für die Blumen - ich habe es bis heute nicht bereut, damals eigentlich über meine Verhältnisse eingekauft zu haben. Denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass mir der ungewöhnliche Brief noch einmal über den Weg gelaufen wäre ...


    löse die Marke ab, was hast du dann noch?


    Da hast Du natürlich recht. Was den unterschiedlichen Wert anbetrifft, habe ich einmal bei Sem nachgeschaut: da ist die lose Marke mit Ortsstempel deutlich höher bewertet als mit Fünfringstempel (1.200 zu 400), aber bei einem Brief macht der Unterschied 1.500 Euro aus.


    sicher eines der ultimativen Stücke


    Das ist eine Maßvorlage für meinen nächsten Scan zur Michel Nummer 4 ...

    Hallo zusammen!

    Da habe ich aber Glück gehabt, dass Baron Türckheim seine Angestellten nicht Post aus Heidelberg schicken ließ: die "ultimativ" teuerste badische Briefmarke passt nicht in meine Sammlung. Viel ist darüber geschrieben worden und durchaus nicht über alle Zweifel erhaben ist der Baden-Fehldruck 4F. So sieht der Brief aus dem Postarchiv aus:

  • Lieber balf_de,

    man hat den Brief mit "6 Kr." frankiert, auch wenn es eine 9 Kr. Marke hätte geben sollen. Wer hat bei Köhlers Boker - Auktion eigentlich das Original gekauft? Erivan Haub?

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    man hat den Brief mit "6 Kr." frankiert


    Das kann man objektiv feststellen: von Orschweier nach Karlsruhe sind es laut Google-Earth 90 km; mehr als 10 Meilen - 6 Kreuzer sind richtig frankiert. (Hätte er den Brief weiter als 20 Meilen schicken lassen, wer weiß, was dann mit dieser Frankatur passiert wäre ...)


    Wer hat bei Köhlers Boker - Auktion eigentlich das Original gekauft? Erivan Haub?

    Das weiß ich nur vom Hörensagen, denn ich war 1985 (noch) nicht dabei. Aber allzu groß war auch damals der Kreis von Baden-Sammlern vermutlich nicht, die 2,3 Millionen DM für einen Brief ausgeben konnten.

    Liebe Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    danke für deine Bestätigung. Ich war 1985 schon dabei, habe aber andere Prioritäten gesetzt und damit 2,3 Millionen plus Rollgeld = 2,7 Millionen gespart. ;)
    Davon zehre ich heute noch. ;)

    Angeblich soll Erivan Haub diesen Brief und viele, viele Dutzend andere damals eingekauft haben - jetzt liegen sie gut geschützt auf einer Farm in den USA, was man so hört ...

    Vlt. erleben wir einmal eine große Ausstellung, in der er seine Spitzenbriefe präsentiert. Vielleicht frage ich ihn das nächste mal, wenn ich ihn sehe, ob so etwas geplant ist.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    Ich war 1985 schon dabei, habe aber andere Prioritäten gesetzt

    Ich denke, da hast Du nichts falsch gemacht. Wenn man bedenkt, dass Herr von Türckheim heute manchmal als "Gscheidle-Vorläüfer" verdächtigt wird ... Aus dieser Diskussion kann ich mich zum Glück heraushalten - wie gesagt: nicht mein Sammelgebiet.

    (Bei den Zeppelinen sieht es da schon etwas anders aus: da gibt es ausgerechnet bei "meiner" Fahrt das Parahyba-Provisorium. Nicht ganz so spektakulär wie der Baden-Fehldruck, aber immerhin heiß diskutiert. Hier habe ich übrigens schon einmal von einem (welt-)erfahrenen Sammler gehört, dass es zwei Meinungen gebe, was die Authentizität betrifft: "die, die es haben und die anderen, die es nicht haben" - Ähnlich könnte es auch beim Fehldruck sein, aber dann wäre die Pro-Fraktion recht überschaubar ...)

    Aber auch wenn wir hier in diesem Thread zunächst von Briefmarken sprechen wollen, so steht doch fest, dass eine innerbadische 6-Kreuzer-Frankatur nicht unbedingt das Nonplusultra der Postgeschichte ist. Wir sind hier schon bei der 9-Kreuzer-Marke. Auch für diese (rosarote) gibt es von Heidelberg aus noch innerbadische Entfernungen: über 20 Meilen von HD entfernt liegt Emmendingen. Mein leider nicht datierbarer Brief traf am gleichen 4. Mai in Emmendingen ein, an dem er aus Heidelberg abging. Die Rheintal-Bahnlinie machte es möglich.

    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!

    Häufiger als innerbadische 9-Kreuzer-Frankaturen (Baden war ein kleines Land) findet man solche in den Bereich des Postvereins. Mein Beispiel: ein kleiner Brief von Heidelberg nach Erlangen, aufgegeben am 17. November 1854. Der Leitweg führte über Würzburg, wohl unter Umgehung Württembergs. Da es die Eisenbahnlinie Heidelberg-Würzburg noch nicht gab, brauchte der Brief auf seinem Weg durch "Badisch Sibirien" zwei Tage bis nach Würzburg. (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Odenwaldbahn_(Baden) )

    Viele Grüße von balf_de

  • Hallo zusammen!

    Nicht nur für die badische "Langstrecke" über 20 Meilen und die meisten Briefe in die Staaten des DÖPV sondern auch für die Post ins Postvereins-Ausland war die 9 Kr.-Marke wichtig.

    Nach Frankreich waren auch Einzelfrankaturen möglich, wenn die Briefe nicht schwerer als 9/20 Loth waren. Mein Beispiel-Brief ging am 5. April 1860 über Kehl-Strassburg nach Paris.

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    damit ich auch als Mini - Badensammler etwas beitragen kann, zeige ich einen Brief mit der billigen 4b von Mannheim nach Augsburg, bei dem noch zu klären wäre, ob es ein Ober-, Unter- oder gar kein Randstück ist. 8)

    Jedenfalls ist es eine attraktive, leuchtende Farbe und als Liebhaber geschnittener Briefmarken auf farbigem Papier freue ich mich jedes Mal, wenn ich ihn in Händen halte. So machen auch kleine Badenbriefe Spaß. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Lieber bayern klassisch!

    Zuerst das Wichtigste: bist Du Deinem FC Chelsea untreu geworden? Oder wie ist Dein neues Avatar "Wo laufen sie denn" zu verstehen? Und was ist mit den verschwundenen Rentnern passiert, an die ich mich gerade erst gewöhnt hatte?

    zeige ich einen Brief mit der billigen 4b von Mannheim nach Augsburg, bei dem noch zu klären wäre, ...

    Da ist "billiger Brief" ja wirklich ein relativer Begriff. Noch selten habe ich eine so farbfrische und breitrandige Nummer 4 gesehen - wahrscheinlich ein Unterrandstück, wenn nicht sogar die linke untere Bogenecke. Und der schwierige Nummernstempel Z87/1x wurde selten so klar abgeschlagen. (Nur beim Lokaldatumstempel hat der Mannheimer Schlamper normal gearbeitet ....). In dieser Qualität ist die "billige" Katalogbewertung nur noch Schall und Rauch. Ich hoffe für Dich, dass nicht ein zweiter qualitätsbewusster Sammler in der Nähe war, als Du den Brief gekauft hast ...

    Einen habe ich noch, den ich mir aber nach Deinem Kabinettstück kaum mehr zu zeigen traue. Was mir neben der nicht häufigen Destination ins Oldenburgische gefallen hat: auch der Heidelberger Beamte, der den Nummernstempel abschlug, hat einen guten Tag erwischt - auch der Heidelberger 57er ist häufig nicht besonders deutlich.

    Liebe Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    hab Dank für die netten Worte eines großen Badeners an einen kleinen Badener.

    Mein Avatar gefiel meiner Frau nicht sonderlich, daher habe ich meinen Lieblingsdeutschen und Humoristen Vicco von Bülov, vulgo Loriot, bemüht. Da mir die Rentner ausgegangen sind, war auch die letzte Zeile renovierungsbedürftig - jetzt mit kostenloser Werbung für ausländische Uhren ist mal etwas neues. ;)

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    Als Zeichen, dass ich etwas mit wachse, hier ein Brief mit 2 mal der 4b vom 4.6.1859 aus Lörrach eingeschrieben nach Augsburg. Typisch für Baden: keine Reconummer und kein ermitteltes Gewicht - aber wir glauben dem Postexpeditor auch so, dass alles seine Richtigkeit hatte. Nur der Chargéstempel wurde in rot abgeschlagen. In Bayern damals noch in schwarz - ab wann stempelte man ihn in Baden rot?

    Und wenn ich schon mal dabei bin noch gleich einer hinterher, der es aber auch kaum mit deinem seltenen Oldenburger aufnehmen kann.

    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/IMG0003b683cf56jpg.jpg]

    Geschrieben im französischen Strasbourg am 9.1.1859 brachte man ihn über die Rheinbrücke ins badische Kehl und frankierte mit einer billigen 4b in Richtung München. Neben dem Vermerk "franco" notierte die Aufgabepost noch den erhaltenen Betrag und klebte die Marke später nach. Drei hübsche Stempel in Reihe machen auch Spaß, daher habe ich den mal mitgenommen.

    Der Brief hätte von Frankreich aus 80 Centimes gekostet - das waren mal 24 Kreuzer! Er wog über 10g bis 20g und wäre damit schon in der 2. Gewichtsstufe gelegen. Davon hätte Frankreich 14,4 Kr. behalten und Bayern deren 9,6 Kr.. So bekam Baden alle 9 Kr. und der Rest der Welt (von Württembergs einen Kreuzer für die Trasnsitgewährung) nichts.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber bayern klassisch!

    Eigentlich tue ich Deinem seltenen doppelt schweren Chargé-Brief aus Lörrach nach München bitter Unrecht, wenn ich ihn nur am Rand streife - er hätte einen eigenen Beitrag verdient gehabt ...

    Aber was dann kam ...

    Drei hübsche Stempel in Reihe machen auch Spaß, daher habe ich den mal mitgenommen.


    Diese Motivation glaube ich Dir aufs Wort! Da ist der Absender über die Rheinbrücke nach Kehl marchiert und hat damit das französische Postmonopol unterlaufen! Hast Du den Brief eigentlich bei Deinen Contraventionen gezeigt - im Moment kann ich mich nicht erinnern. Auf jeden Fall gehört er meiner Meinung nach dazu. Vermutlich sehen neun von zehn Badensammlern wirklich nur die drei attraktiven Stempel und die gut geschnittene "billige" 4b - ohne die eigentliche Pointe des Briefs zu erkennen.

    Auch in diesem Fall gilt: hoffentlich warst Du der einzige Nicht-Blinde, als Du ihn gekauft hast ... Glückwunsch und

    liebe Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    danke für die netten Kommentare. :)

    In der Contra - Sammlung habe ich ihn nicht, weil die Contravention nicht in Bayern statt fand und auch die bayer. Post bzw. der Empfänger sich nicht daneben benommen hatten. Dergleichen Briefe sollte man als über den Tellerrand guckender Sammler nicht verschmähen, weil man an Hand ihrer völlig geänderten Tarifstruktur aufzeigen kann, wie radikal sich die Kosten ändern konnten, wenn man nur eine Brücke überschritten hatte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Altsax,

    wenn ich nicht genau wüßte, dass der Stempel "Aus Sachsen" auf keinen Fall in Rastatt auf den Brief gekommen sein konnte, würde ich bei der optisch übereinstimmenden Stempelfarbe Zweifel an meinem PO - Verstand anmelden.

    Toller Brief - danke fürs zeigen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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