Briefe mit Mustern ohne Werth

  • Liebe Freunde,

    am 1.7.1850 wurde alles ganz anders in Bayern, jedenfalls was die Post anging. Aber eine Sache hatte man glatt vergessen: Die Regelungen des DÖPV waren in vielen Bereichen der bayer. Post zu spüren, nur die Moderation für Briefe mit anhängenden Mustern ohne Werth hatte man glatt vergessen und holte das erst zum 1.7.1858 nach (fast so langsam wie die heutige Politik).

    In der Zwischenzeit war es also völlig egal, ob man Muster ohne Werth einem einfachen Brief anhing, oder sie in ihm verstaute - innerhalb Bayerns gab es keinen Unterschied bis 4 Loth (darüber hinaus reichende Briefe hätten eh der Fahrpost unterlegen).

    Am 19.6.1851 sandte man in Cham einen Brief nach Würzburg an Carl Möller mit dem Vermerk: "frei Mit Muster". Leider haben sich die Samenmuster heute nicht mehr erhalten, aber die verwendete 6 Kreuzermarke war tarifgerecht für einfache Briefe über 12 Meilen bis 1 Loth inklusive, so dass eine Portomoderation via anhängedes Muster auch keine finanzielle Erleichterung gebracht hätte.

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Andreas,

    gerne doch. Ich habe eine Mini - Sammlung Muster ohne Wert (MoW), die, wenn es Zeit gibt, hier gerne mal zeigen kann (aber das dauert noch). Die Entwicklung dieser Versandart (Vorsicht: Es war kein Postdienst, wie oft kolportiert wird) ist interessant und spannend, weil sie vom Brief mit Muster, das eher nebensächlich war, immer mehr weg kam zu einem Muster, bei dem es am Ende gar keinen Brief mehr dazu geben durfte, wenn es wirklich günstig bleiben sollte.

    Wenn du etwas hierzu zeigen kannst, nur her damit - ist immer gerne gesehen. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Heribert,

    an diese Granate kann ich mich noch gut erinnern - bis dato habe ich keinen schöneren gesehen, der innerbayerisch gelaufen ist. DAS ist ein wahrer Traum! :P:P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • P.S. Man schaue zu deinem Brief sich Los 400 bei der 19. Sem Auktion an (Ausruf: 1.000 Euro), der den Parallelbrief darstellt. Wenn man jetzt wüsste, wo der geblieben ist, könnte man eine Traumseite A3 zaubern! :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Heribert,

    Ein unglaublich toller Beleg! Ralph trifft in beiden posts den Nagel auf den Kopf!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    Briefe aus den 1850er Jahren an Carl Möller in Würzburg darf man auch gerne mal öffnen und nachsehen. Nicht intime Dinge sind darinnen zu gewärtigen, aber ab und zu auch einmal ein nettes Muster aus der Zeit, wie dieser Sofortkauf beweist (leider nicht zum Schnäppchenpreis, aber was nichts kostet, ist auch nichts ...). :)

    Im wunderschönen Dinkelsbühl am 13.12.1851 geschrieben, schickte man eine Probe aus Stoff der Firma Adam Kellermann an Carl Möller und gab ihm nach inliegendem Muster einen Auftrag, 1 Pack rothe Battist Band nach Muster in Baumwolle anzufertigen und per Post ihm zukommen zu lassen. Hier also kein Muster zum Verkauf, sondern ein Muster zum Kauf bzw. zur Herstellung.

    Am Folgetag kam der Brief in Würzburg an und wurde ausgetragen. Die milchigblaue 3 Kreuzer blau ist nicht die schönste Farbnuance, aber da der Brief in 2 meiner Mini - Sammlungen passt, sehe ich darüber guten Gewissens hinweg.

  • Lieber Ralph,
    herzlichen Glückwunsch! Was für ein tolles Stück.
    Und auf den Adressaten achte ich dann auch mal ;)
    Grüße
    Andreas

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser (Lenin nachgesagt)

  • Lieber Andreas,

    vielen Dank - ich nehme an, dass ich nach meinem Beitrag keinen Möller-Muster-Brief mehr für 20 Euro bekommen werde ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    Wenn das Stück tatsächlich nur € 20,-- gekostet hat, dann brauchst Du aber nicht zu jammern. Auf jeden Fall Gratulation!

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Liebe Freunde,

    vielen Dank - immerhin kam zu den 20 Euro noch das Porto hinzu! 8o

    Aber 3 Tage kaltes Abendbrot und ich bin wieder finanziell im Lot. :D

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    Briefe mit Mustern ohne Werth habe und kenne ich seit über 35 Jahren. Aber solch einen Brief habe ich noch nie gesehen, geschweige denn besessen.

    In Memmingen am 21.2.1859 mit 3 Kreuzern frankiert aufgegeben, lesen wir oben auf der Adresseite:

    "Inliegend & Anhängend Probe ohne Werth".

    Im Text dazu heißt es, dass man Caffebohnen (ganz) und gemahlenen Caffe verschickte, so dass man unterstellen darf, dass die Bohnen in einem Säckchen anhingen, das feine Pulver aber für einen Außentransport völlig ungeeignet gewesen sein dürfte, so dass man es im Inneren des Briefes verpackt haben dürfte.

    Abgesehen davon, dass ich beide Arten zusammen nominiert nie gesehen habe, dürfte sich für die Aufgabepost in Memmingen die Frage gestellt haben, ob jetzt der günstigere Tarif für Muster anhängend, oder der gewöhnliche Brieftarif für Muster in Briefen anzuwenden war.

    Der mit 3 Kreuzern frankierte Brief nach Heimenkirch bei Röthenbach im Allgäu (knapp 50 km Entfernung) lag also in jedem Fall in der 1. Entfernungszone und war "mit allem" bis 1 Loth, oder bis 2 Loth schwer.

  • Hallo zusammen,

    .
    mit ein klein bischen Verwunderung bemerkt man, dass sich dieser thread bisher noch nicht sonderlich mit MoW-Belegen gefüllt hat, einen aus der Pfalz kann man auch noch nicht ausmachen. Insofern dann mit dem anbei mal Prämiere, zudem in einem doch recht ansehlichen Zustand mit einer etwas ungewöhnlichen Positionierung des Musterhinweises. Leider ist nicht erkennbar, was der Pfarrer Vogt in Ludwigshafen von Landstul aus von wem und für was ein Warenmuster erhalten hat. Auch die Datierung ist kaum möglich, ich schätze Mitte 1860.

    .

    Viele Grüße
    .
    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    wenn ich mir den Ankunftsstempel ansehe, glaube ich an einen Brief von 1865 bis 1866.

    Sicher war das Muster einliegend - was es war, werden wir wohl nie mehr erfahren, aber mehr als 16,66g durfte der Brief mit Muster auch nicht gehabt haben.

    Sehr gute Qualität und - ja, MoW - Briefe von und noch mehr in die Pfalz sind Seltenheiten, weil die Industrialisierung der Pfalz etwas hinterher hinkte.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo in die Runde,

    ein sehr schönes Stück :)
    Innerpfälzisch und in der Qualität ein wirklich seltenes Schmuckstück, danke fürs Zeigen :thumbup:

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Ihr beiden,
    vielen Dank für die statements und lieber @BS, stell`doch auch mal wieder was rein ins Forum, wir würden uns alle freuen.
    .

    Grüße!
    .

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    für meine Slg. 1851 und Muster ohne Wert gleichermaßen war dieser ein Kauf - Schweinfurt 10.10.1851 an Herrn Jacob Degerl in Sulzbach mit inliegendem Muster. Für einfache Briefe bis 1 Loth inkl. waren 6 Kreuzer treffend frankiert worden - eine Moderation gab es nicht. Ganz nett, wie ich finde ...

  • Hallo Sammlerfreunde,

    Ganzsachenumschlag aus Münchberg nach Biberach vom 14. JUN. 1875

    Vermerk: Inliegend Muster ohne Werth

    Das hat nun doch einige Zeit in Anspruch genommen eine GS als Mustersendung zu finden.

    Gruß

    bayernjäger