- Offizieller Beitrag
Liebe Freunde,
hier ein Brief von 1854 aus St. Petersburg nach Mailand, das damals österreichisch war, auch wenn der Absender En Italie notierte.
Der Brief fällt noch unter den russisch-österreichischen PV von 1849 mit einer Gemeinschaftstaxe von 20 Kr., die bei diesem Portobrief 2x notiert wurde. Die Leitung erfolgte durch Polen und bei Szczakowa wurde Österreich erreicht. Der Herkunftsstempel RUSSIE stammt wohl von dort - im van der Linden wird diese Type bzw. dieses Grenzpostamt nicht aufgeführt, aber da ist noch einiges zu erforschen ...
Interessant ist der Adressat Tito Ricordi ( 1811-1888 )
Ein Mailänder Musikverleger, der ein Jahr vor diesem Brief, 1853 den von seinem Vater Giovanni Ricordi (1785-1853) gegründeten Verlag Casa Ricordi übernommen hatte. Dies war ein relativ neues Geschäft, da erst im 19. Jahrhundert die Nachfrage nach Noten stark anstieg. Giovanni Ricordi erkannte dies früh und gründete einen entsprechenden Musik-Verlag. Er schloss Verträge mit den wichtigsten italienischen Komponisten (Verdi, Rossini, Puccini) und erwarb auch das gesamte Archiv der Mailänder Scala.
Aufgrund dieser frühen und zielstrebigen Aktivitäten wurde der Verlag bald marktbeherrschend. Zunächst wurde in Italien expandiert, später dann auch ins Ausland: 1878 London, 1888 Paris und 1901 in München. 2013 erfolgte von München der Umzug nach Berlin. Zwischenzeitlich gehörte der Verlag mal zur Bertelsmann-Gruppe, bei der Trennung 2006 verblieb das Archiv mit >7000 Partituren und 15000 Briefen bei Bertelsmann und ist bis heute eines der größten und wichtigsten Musikarchive.
Gruß
Michael
Tito Ricordi
Der Musikverlag Ricordi
Die Mailänder Scala
Das Archiv