Fälschungen und Verfälschungen bei klassischen Stücken

  • Hallo kilke,

    die optimale Kombi ist und bleibt PO und Markenkenntnis, dann kann nichts mehr schief gehen. Wer die Inhalte dieses Forums verinnerlicht, wird innerhalb von Jahresfrist 95% der gefährlichen Stücke als solche entlarven können. Viel besser ist die Quote mancher alten Schlachtschiffe auch nicht ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo in die Runde,

    ich habe von Bayern keine Ahnung, lese aber vieles mit. Bei diesem Brief , der ja wohl aus dem Inhalt nicht datierbar ist, frage ich mich allesdings, warum daran etwas anderes falsch sein soll als die Bleistiftnotiz?
    Wer weiß denn ob derjenige, der die geschrieben hat nicht halb blind war, oder schon 6 Bier intus hatte?

    Reich wird man durch den Verkauf dieses Briefes ja auch nicht werden.

    Gruss

    senziger

    Einmal editiert, zuletzt von senziger (12. Oktober 2011 um 22:30)

  • Hallo senziger

    eine Verfälschung hätte ich auch nicht erkannt.

    Zur Bleistiftnotiz ist schon bemerkenswert, dass diese recht genau ist.
    Mir ist bekannt, dass es u. u. einige Glückliche gab, welche aus Archiven Materialen bekommen haben und wenn es ein guter Glücklicher war, hat er das Datum den Inhalts auf den Umschlag notiert. Der Rest des Briefes blieb im Archiv.

    Ich bin hier sicher, dass das Datum stimmen wird.

    Manchal gehen auch Teile von Briefen verloren, z.B. weil diese schon extrem angetrennt waren.

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo Ulf,

    ich habe schon Briefe gehabt, die noch den vollen datierbaren Inhalt hatten, auf denen jemand außen mit Bleistift das Jahr notiert hat, z.B 1855, und eine Überprüfung ergab, daß es tatsächlich 1853 war. Ich glaube aber, daß ich keine mehr zeigen kann, weil ich die falschen Datierungen radiert habe.

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    auch wenn das jetzt natürlich keine Anleitung zum Verfälschen sein soll:

    Früher wurden VMZ - Briefe nach Gewicht gehandelt, wenn sie nicht gerade seltene Stempel aufwiesen. Briefe aus der Markenzeit OHNE Marke(n) galten als (fast) wertlos.
    Man kaufte sie zu Tausenden und schaute auf den Aufgabestempel. Dann gab es Händler, die viele Tausend Quadratmarken mit sich herum schleppten. Da brauchte man nur hin zu gehen und mit seiner Liste die fehlenden Marken heraus zu suchen. Hatte einer 30 Augsburg Briefe, kaufte er 30 Marken mit Stempel 18 geschlossen oder 28 offen. Zu hause applizierte er diese auf die Briefe, mal mit mehr, mal mit weniger Fälscherverstand.

    Dann merkte man, dass Briefe mit dem Vermerk R.S. keine Marke tragen konnten, weil sie damals portofrei waren. Schon gingen die ersten hin und klebten die Marke(n) über den Franchisevermerk, denn Marken unten links kamen auch echt plaziert vor.

    Wie kilke schon richtig schrieb - eine Marke kann immer mal liegen geblieben sein, aber eine Platte 4 oder 5 mit Stempel von 1852 oder 1854 kann/konnte es nie geben. Auch werden Briefe "gepimpt" mit Nr. 7 von 1851 usw., weil man die undeutliche Jahreszahl von 1854 mit 1851 verwechselt hat. Wer die Stempel kennt, die Abnutzung derselben, die verwendeten Typen, gerade bei den größeren Poststellen, ist gefeit, solche Gurken an Land zu ziehen.

    Darüber hinaus wurden bei vielen Briefen die Marken früher abgenommen, weil keiner Platz für viele Tausend Bayernbriefe hatte. Die Briefe selbst aber nicht entsorgt, sondern irgendwo gelagert. Später erkannten einige, welcher mögliche Schatz da schlummerte, den man nur durch Applizierung von "geeigneten " Marken drastigsch aufwerten konnte.
    So auch hier. Es spielt keine Rolle, wie hoch der Katalogwert ist - ich kenne viele Fälle wie hier, da liegen wir nach erfolgter "Optimierung" noch immer im einstelligen Eurobereich. Aber ein paar Tausend Briefe à 3 oder 5 Euro sind auch Geld und zentrisch gestempelte Quadratmarken sind keine Seltenheit, so dass man viel verunstalten kann.

    Oft kommt man über den Vergleich der Stempelfarbe und des Zustandes auf den richtigen Weg. Ist der Aufgabestempel fett abgeschlagen, der Mühlradstempel auch, so muss von hinten ein einheitliches Bild der Adressseite vorliegen. Bei einer Fälschung kann das nie der Fall sein. Nur große Poststellen hatten für den/die Mühlradstempel und Ortsstempel eigene Stempelkissen.

    Leider ist daher vor dem Kauf jeder Brief zu untersuchen, auch wenn er schon geprüft wurde, weil es etliche Briefe gibt, die mit einer Marke versehen echt geprüft wurden, und denen man dann diese vergleichsweise günstige Marke abnahm, um sie durch eine höherwertige zu ersetzen. Auch hier gilt: Augen auf beim Briefekauf.

    Ich repetiere es gerne, aber wer hier mitliest und nachvollzieht, was die Kenner schreiben, der ist fast gänzlich gefeit von Manipulationen und spart sich auf Dauer viel Geld.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für die erläuternden Worte. Ich hatte keine Ahnung, dass das Verfälschen von Briefen ein derart großes, schon gewerbemäßiges, Ausmaß hatte. Ich kann mir denken, dass auch heute noch hunderte so verfälschter Briefe unerkannt (unterstelle ich freundlicherweise mal) in den Grabbelkisten schlummern. Da sollte man sich dann natürlich auch kleinwertige Briefe sehr genau ansehen (mach ich sowieso immer).

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    wenn es nur Hunderte wären, könnte man das Problem schnell aus der Welt schaffen. Aber es sind mehr, viel mehr. :cursing:

    Viele AD - Länder haben übergehende Stempel eingesetzt und heutige Sammler profitieren in gewisser Weise davon.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,


    Viele AD - Länder haben übergehende Stempel eingesetzt und heutige Sammler profitieren in gewisser Weise davon.


    Bei meinen Sammelgebieten sind es im wesentlichen nur die dänischen Nummernstempel, die, wenn sie zentrisch abgeschlagen sind, nicht auf den Brief übergehen. Ich bevorzuge hier deswegen ausnahmsweise leicht dezentrierte Abschläge.

    Gruss

    senziger

  • Hallo senziger,

    da bist du nicht der einzige Sammler, dem es so geht. Die Optik eines Briefes mit zentrischem Stempel ist zwar erstrebenswert, wenn aber Zweifel an der Authentizität angebracht sind, sind übergehende Stempel zu bevorzugen. Günstiger sind sie allemal ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Oliver,

    sehr aufmerksam von dir - der Anbieter hat eine Mail von mir bekommen. Das Franko betrug 1865, als die Marke längst nicht mehr galt, 15 Kr.. Löscht er das Angebot nicht, werde ich es löschen lassen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber BK,

    sehr gerne geschehen, hätte ich sonst auch gemacht, wir wollen doch
    möglichst die unwissenden vor Schaden bewahren 8)

    Liebe Grüsse
    Oliver

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Liebe Freunde,

    zu Post # 150 - der Anbieter war einsichtig und hat das Los zurück gezogen. :)

    Lieber Magdeburger,

    wenn das Stück echt ist, fresse ich einen Besen. Einen übergehenden Sinnlos - Stempel anzubringen ist immer verdächtig, wenn die Entwertungsstempel selbst nicht übergehen. Dazu passt dann auch der schlechte Kinderscan ...

    Ich bin sicher, dass der liebe balf_de hier nicht auf der Käuferseite steht. ;)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber bayern klassisch, Hallo zusammen!

    Ich bin sicher, dass der liebe balf_de hier nicht auf der Käuferseite steht.


    Da hast Du richtig geraten: der "liebe balf_de" kann sich hier zurückhalten, selbst wenn er die Heidelberger Stempel sieht ...

    Aber immerhin habe ich herausgefunden, dass der Ort "Birnbaum" wahrscheinlich in Bayern liegt (in Österreich oder bei Gummersbach sind eigentlich nicht wahrscheinlich). Vielleicht frage ich den Anbieter noch, ob er mir das Gewicht des Faltbriefs nennen kann. Erstaunlich ist doch, dass er den Brief - Verzeihung: das Kunstwerk - "bei Nichtgefallen" zurücknehmen will.

    Ganz sicher aber sollte man Herrn Stegmüller informieren, dass jetzt wieder eine Nummer 11b mit Heidelberger Ortsstempel aufgetaucht ist (siehe unten bzw. -> Baden Nr. 11 ) . Der wird sich freuen !! Auch Herr Sem wird diese sicher einmalige Mischfrankatur bestimmt in die nächste Auflage seines Handbuchs aufnehmen ...

    Viele Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,

    Zitat

    Aber immerhin habe ich herausgefunden, dass der Ort "Birnbaum" wahrscheinlich in Bayern liegt (in Österreich oder bei Gummersbach sind eigentlich nicht wahrscheinlich).

    in der Anrede steht "Königlich", womit Österreich ausfällt, weil dieses Kaiserlich Königlich war.

    Diese Stempeltype kenne ich nicht, daher schließe ich aus, dass der Zielort in Bayern lag. Aber Preußen könnte ich mir vorstellen, zumal der Stempel immerhin eine Jahreszahl trägt.

    Auf der anderen Seite wusste man in HD sicher nicht, welches Birnbaum gemeint war, wenn man die Adresse nicht präzisierte, weil es viele Orte dieses Namens gibt.

    Warten wir also auf einen besseren Scan.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber Balf_de
    Lieber Bayern Klassisch

    ein Birnbaum gibt es in Preussen Regierungsbezirk Posen - Landkreis Birnbaum. Der heutige Name ist Miedzychod.
    Der siegelseitige Stempel, in dieser Form, ist eher Ende 1867 zuzuordnen. Allerdings gibt es Ausgabestempel, welche nicht immer in das Schema passen. Ob ein anderes Birnbaum gemeint sein könnte... vielleicht weis jemand mehr :?:

    Einen besseren Scan habe ich bis jetzt nicht....

    Mit freundlichem Sammlergruss

    Ulf

  • Hallo,
    wer diese Gurke einmal zu Gesicht bekommen hat, vergisst sie nie wieder.
    Schon in post #116 in diesem thread von bayern klassisch treffendst verrissen, taucht das gute (schlechte) Stück jetzt unter der Los Nr. 10060 bei Gärtner wieder auf.
    Was mich aber am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass ein BPP-Prüfer es vermeidet, diese triviale Konstellation als "falsch" zu kennzeichnen, und sich nur durchringen kann zu einem statement "Zugehörigkeit der Marken nicht nachweisbar".
    Hätte der Künstler, der die marriage zum Ersttagsbrief vollbracht hat, einen blauen Stempel auf dem roten Dreier applizieren müssen, um das ganze als plumpe Fälschung erkennen zu lassen???

  • Lieber mikrokern,

    es ist mir schlicht schleierhaft, wie man solch einen verfälschten Schrott, den ein talentierter Teenager mit falsch geschliffener Gleitsichtbrille in einer Picosekunde als "Gurke" entlarven kann, während er das Kreuzworträtsel der Londoner Times löst, noch immer anbietet.

    Es gibt handwerklich und fachlich gut gemachte Fälschungen, die anhand von Scans nicht/kaum zu enttarnen sind; aber dieses Stück aus der Gruft sollte möglichst schnell auf das reduziert werden, was es einst mal war: Einen passablen Brief mit de 4II Platte 3 für 20 Euro und eine lose Nr. 9 für 5% dieses Wertes. Wer dafür 500 Euro plus Rollgeld bezahlt, läuft Gefahr, beim Mensch-ärgere-dich-nicht intellektuell überfordert zu sein. 8o:thumbup:

    Würde dieser Murks in der Bucht angeboten werden, würde ich es löschen lassen. :cursing:

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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