Fälschungen und Verfälschungen bei klassischen Stücken

  • Hallo Freunde,

    gestern wurde bei ebay eine lose Marke eingestellt und als Mi.Nr. 35 von Bayern beschrieben.

    Auf den ersten Blick ein tolles Stück - eigentlich zu schön, um echt zu sein.

    Auf den zweiten Blick macht jedoch das Stempeldatum stutzig: 25.4. Die Marke ist nach dem Sem-Handbuch im Juli 1875 erschienen und war nur gültig bis zum 31.12.1875. An dem Stempel kann - so schön er auch ist - etwas nicht stimmen. Sem weist in seinem Handbuch gerade bei den Mi.Nr. 32 - 36 auf die zahlreichen Falschstempel hin, die auf diesen Marken vorkommen.

    Die Marke hat wohl einen Prüfstempel von Frau Brettl. Aber der ist im Scan zu undeutlich, um ihn beurteilen zu können.

    Aber seit gestern abend sind schon 4 Gebote auf der Marke !!

    Viele Grüße

    bayern-kreuzer

  • Lieber Volker,

    ein "handgemalter" Stempel mit Phantasiedatum - da erübrigt sich alles zu den 4 Athleten, die da schon geboten haben ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo liebe Freunde,

    ... aus einer angekauften Sammlung ein nicht berechnetes Exemplar, wovon ich denke, dass es sich um eine Fälschung handelt...:(

    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Liebe Kollegen,

    hier ein Brief, der gestern für knapp 20.- € in der Bucht über den Tresen ging.

    Da ich für einen gebastelten Beleg soviel nun auch wieder nicht ausgeben wollte, kann ich ihn hier nur in Kopie zeigen.


    Auf den 1. Blick ein Brief der 1. Gewichts- und Entfernungsstufe von Bamberg nach Königshofen (ca. 7 Meilen), frankiert mit einer Mi.-Nr. 2-a, entwertet mit dem geschlossenen Mühlradstempel 32 und nebengesetzten Halbkreisstempel Bamberg (Stadtpostamt) also 2. Verteilung.

    Eine 2-a in 2. Verteilung ist schon mal nicht allzu häufig, den gMR "32" (ex Bobingen) kenne ich allerdings nur in Verbindung mit dem Bahnhofspostamt Bamberg, die Stadtpost erhielt sofort den offenen Typ. Der Halbkreisstempel Bamberg mit 180° Anordnung des Ortsnamens wurde zudem nach meinen Unterlagen von 1846 nur bis etwa Mitte 1855 verwendet (Winkler Type 13-I: 1847-1850).

    Und last but not least findet sich auf der Rückseite noch der handschriftliche Vermerk 3 (Kreuzer).

    Für mich das Fazit:

    Es handelte sich ursprünglich um einen "vorphilatelistischen" Francobrief aus dem Tarif ab 01.07.1849 in der 1. Gewichts- und Entfernungsstufe, auf der Rückseite korrekt mit 3 Kr. taxiert. Auf den wurde nun eine Mi.-Nr. 2-a mit geschlossenem Mühhlradstempel "32" (vermutlich Bobinger Provinienz)

    und zentrischem Stempelabschlag (keine Malarbeiten erforderlich) montiert und dabei außer Acht gelassen, dass Orts- und Mühlradstempel nicht zusammenpassen und auf der Rückseite noch die alte Taxierung steht.

    Die Sinnhaftigkeit dieser Bastelarbeiten erschließt sich mir allerdings nicht.

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

    Einmal editiert, zuletzt von oisch (29. März 2021 um 18:31)

  • ... und den Plattenfehler gab es auch gratis dazu! ^^

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo oisch,

    die 3 Kreuzer blau ist von Platte 3 und passt bestens in die 2. Verteilung nach Bamberg.

    Der geschlossene MR "32" ist mit Nebenstempel "Bahnhof Bamberg" bekannt,

    aber auch mit Halbkreis-Nebenstempel, wie der von mikrokern

    im Thread der 3 Kreuzer blau, post 939 eingestellte Brief vom 20. Oktober 1858 beweist.

    Die auf der Rückseite mit Tinte angebrachte Linien müssen nicht postalischen Ursprungs sein.

    Einen manipulierten Briefumschlag sehe ich nicht.

    Gruss Kilian

  • P.S. Hinten wurden 4x für einfache Briefe bis 1/2 Münchener Loth bezahlt für Briefe über 6 - 12 Meilen; der Brief ist todsicher manipuliert.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • @Ralph,

    D´accord "4" Kr. triffts besser, mit 3 Kr.und Stempeldatum 17.06. kommts beim im Tarifzeitraum ab 01.07.1849 nicht hin.

    kilke

    die 2-a habe ich aufgrund der "oben offenen Schlinge der linken oberen Drei" angenommen, aber auch mit einer Platte 3 ändert sich nichts daran, dass weder der Bamberger Abgangs- noch der Koenigshofener Ankunftsstempel laut Winkler in der zweiten Verteilung noch eingesetzt wurde.

    Bamberg: Winkler 13-I: 1847 - 1850 (eigene Unterlagen 1846 - Mitte 1855)

    Koenigshofen: Winkler 11-a: 1834 - 1854

    Den von Dir gezeigten Ortstempel Bamberg mit dem 130 ° Schriftzug kenne ich nur in Verbindung mit dem offenen "32" er (19.08.1857, 21.04.1858 und 27.07.1858). Das würde ja bedeuten, dass Mühlrad und / oder Ortsstempel zwischen den Postämtern ausgetauscht wurden ?

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Lieber oisch,

    obwohl der liebe Ralph den Brief todsicher als gefälscht erkennt, habe ich dazu noch Fragen.

    Mein Winkler ist von 1951. Er gibt gute Hinweise, kann aber nicht auf dem neuesten Stand sein.

    Den Halbkreiser "Bamberg" mit 180° Anordnung kenne ich noch vom Oktober 1856 und

    kann deshalb sehr wohl auch noch 1857 zum Einsatz gekommen sein.

    Der Halbkreiser 11a "KOENIGSHOFEN" ist bei WINKLER von 1834-1854 angegeben,

    beim Halbkreiser 11b "KÖNIGSHOFEN" (mit "Ö") sind die Daten 1860 und 1862 vermerkt.

    Die Zeit von 1855 bis 1859 bleibt offen. D.h. die Angabe im Winkler bringt keine Erkenntnis.

    Über den Halbkreiser KOENIGSHOFEN ist handschriftlich das Jahr 1857 notiert.

    Wurde zur Täuschung ein falsches Datum auf den Brief geschrieben ?

    Der geschlossene MR "32" Bamberg ist mit Nebenstempel Bahnhof und mit dem Nebenstempel von der Stadtpost bekannt.

    Das ist nicht ungewöhnlich, denn auch der gMR "28" Augsburg und der gMR "356" Nürnberg gibt es mit Nebenstempel "Bahnhof" und mit Nebenstempel von der "Stadt".

    Bleibt die Notiz auf der Rückseite, die ich nicht lesen kann.

    4 Kreuzer sollen notiert sein ? Das ist dann wohl die geschwungene -3-.

    Was sagt die zusätzlich notiert "-8" ?

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber Kilke,

    ich befürchte Deine Fragen kann weder ich, noch ein anderer zufriedenstellend klären und beantworten.

    Da meines Wissens keiner der am Druck, der Ausgabe und der Verwendung Beteiligten mehr greifbar ist, bleibt so manches dikussionswürdig und Vermutung. Damit müssen wir eben leben.

    Ich habe mich aufgrund der oben dargelegten Argumente entschieden, für den Brief keine Summe > 20 € auszugeben und daher gehört er mir jetzt nicht.

    Dass der gMR "32" auch mit dem Ortstempel "Bamberg" vorkommt, war mir bisher nicht bekannt, ich kenne bislang nur 4 Belege in Kombination mit "Bahnhof Bamberg". Sieht demnach so aus, als wurde ein Mühlradstempeltyp auch in verschiedenen Postämtern eingesetzt, bei den Ortstempeln nehme ich das eher nicht an. Halten wirs mit dem Franz und schaun mer mal, was sonst noch auftaucht.

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

    Einmal editiert, zuletzt von oisch (30. März 2021 um 21:04)

  • Lieber oisch,

    Klarheit könnte ein Brief von "254" Königshofen aus der Zeit von Dez. 1856 bis Juni 1857 bringen.

    Ein Halbkreis-Nebenstempel 11b (KÖNIGSHOFEN mit Ö) würde beweisen, dass der fragliche Brief

    nicht vom Juni 1857 stammt und deshalb manipuliert ist.

    Aber wer hat schon einen Brief von Königshofen aus dieser kurzen Zeitspanne !

    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Lieber oisch,

    gestern spät Abend habe ich mir nochmal den Halbkreiser von Bamberg angeschaut.

    Es ist die frühe Type bei der "BAMBERG" bis zur unteren Sehne reicht.

    Bei der späteren Type ist der Abstand zur unteren Sehne grösser.

    Die frühe Type fand ich nur auf der Erstausgabe, wie z.B. von Dir im Thread

    der 2I, 3 Kr. blau- die Erstausgabe- in post 396 eingestellt.

    Der Brief muss manipuliert sein. Du hast es gleich gesehen, genauso wie der liebe Ralph.

    Ich habe dazugelernt.

    Gruss kilke

  • Lieber Kilke,

    Ich habe dazugelernt.

    Gruss kilke

    ich auch ...

    auch wenn mir der in #787 gezeigte Brief von mikrokern überhaupt nicht in den Kram passt.

    Ich hatte es mir so schön zurecht gelegt, dass der gMR "32" in der 2. Verteilung nur am Bahnhof Bamberg zum Einsatz kam.

    Ich nehme an bei den genannten Bamberger Ortstempeln meinst Du diese beiden Typen


    Belege vom 03.09.1846 - 27.08.1855 vorliegend

    Belege vom 10.10.1850 - 18.12.1856 vorliegend

    Gruß Klaus

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  • Hallo Klaus,

    vielleicht solltest Du einen eigenen Thread für diese Bamberg-Stempel aufmachen, damit etwas Ordnung in die Vielfalt dieser HKS kommt.

    Ich kann einen Brief beisteuern, der zeigt, dass dieser von Dir als 2. Stempel bezeichnete auch 1857 noch verwendet wurde.

    Der Brief ist am 31.05. in Bamberg gestempelt und kommt am 1.6. in Bayreuth an.

    Da der Brief keinen Inhalt hat, müssen wir auf das Jahr schließen.

    Verwendet ist der offene MR 32, der erst nach Nov. 1856 verwendet wurde.

    Eine Verwendung der 3 Kreuzer blau von der Stöckelserie 2c nach 1857 ist recht unwahrscheinlich, da Mai 1857 bereits eine recht späte Verwendung ist.

    Daher können wir davon ausgehen, dass Brief und Stempel vom 31.5.1857 sind.

    Beste Grüße

    Will

  • Hallo Klaus

    den hier kannst du dir dann auch als Kopie abspeichern :)

    23.01.1857 Bamberg nach Sulzbach

    Schöne Grüße

    Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)

    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?