Fälschungen und Verfälschungen bei klassischen Stücken

  • Das waere und ist der ideale Ansatz, stimme voll zu. Stellt voraus, dass man sich mit dem Sammelgebiet lange, wirklich lange beschaeftigt, ein Gefuehl fuer das Richtige entwickelt, misstrauisch bleibt... mit meinem Sammelinteresse (leider) gibt es immer wieder "Ueberraschungen" die ich nicht katalogisieren (auch nur in meinem Kopf) kann.

    Dagegen allerdings kann mein Schmuckstueck durchaus ein Beleg mit relativ faelschungssicherer Francostempel fuer Inlandstarif auf einem Normalbrief sein, da der Brief an Richard Wagner geht. Von daher schlafe ich noch ganz gut die Nacht.

    LG Andreas

  • Die Kombination aus Registratur und kompetenter Prüfung wäre optimal bei entsprechend teuren Stücken. Es nutzt mir nicht viel, die Herkunft eines Stückes bis kurz nach dem zweiten Weltkrieg verfolgen zu können, wenn die Prägung der Marke falsch ist und erst vor drei Jahren ein Prüfer darauf geschaut hat....und so lange Fälscher nur ein wenig weniger dumm sein müssen als der dümmste vermögene Sammler, ist das Rennen schon entschieden.

    Einmal editiert, zuletzt von Kleiner Schild (19. März 2024 um 14:21)

  • Hallo,

    als Anbieter oder auch als Käufer muß man sich doch bei einer fälschungs- oder verfälschungsgefährdeten Marke nur eine ganz einfach Frage stellen: liegt eine von kompetenter Seite ausgestellte Fotoexpertise bei, die möglichst noch nicht aus der Haftung des Prüfers ausgelaufen ist, oder liegt eine solche nicht bei?

    Kann diese Frage nicht mit "ja" beantwortet werden, dann kann das doch für einen seriösen Anbieter nur bedeuten, dass das Objekt, welches man anzubieten gedenkt, zur Prüfung eingesendet werden muß. Als Käufer kann das doch nur bedeuten, dass man das Objekt der Begierde nur mit Prüfungsvorbehalt kauft oder besser einen Bogen darum macht. Bei sogen. Standardware sollte das noch nicht einmal ein Problem sein, denn nahezu jede bessere bis teure Marke gibt es entweder aktuell oder nach etwas Suche mit einer entsprechenden Fotoexpertise zu kaufen. Das minimiert das Kaufrisiko, auf eine verfälschte Marke hereinzufallen, ganz erheblich.

    Beste Grüße

    Markus

  • Hallo,

    bekanntlich ist das Sammelgebiet Helgoland ein Minenfeld, wenn man sich in diesem nicht auskennt.

    Vor wenigen Minuten wurde die nachstehende Marke bei ebay für Euro 61.- verkauft. Es handelt sich zwar um eine Originalmarke der MiNr. 10, aber der Stempel ist rückdatiert. Erkenntlich daran, dass es sich um einen Abschlag des zweiten englischen Rundstempels "HELIGOLAND" handelt, welcher erst Anfang 1876 in Betrieb genommen wurde und zu dieser Zeit die Marken in Schillinge-Währung bereits außer Kurs gesetzt waren. Gegenüber dem ersten engl. Rundstempel HELIGOLAND stehen die Typen weiter auseinander. Diese Rückdatierungen fallen auch über eine tiefschwarze Stempelfarbe auf und in diesem besonderen Fall, dass die Jahreszahl nicht gesteckt ist.

    In der Kombination Rundstempel Type II, Monat "MR" (März) und ohne gesteckte Jahreszahl sind bisher Tagesdaten "8", "12" und "16" als Rückdatierung bekannt. Sowohl auf Originalmarken, als auch auf Berliner Neudrucken. Es gibt zahlreiche weitere bekannte Rückdatierungen, die mit den originalen Rundstempelgeräten HELIGOLAND vorgenommen wurden und ich werde hierzu noch ein entspr. Thema unter Helgoland erstellen.

    Auf den Artikel selbst wurde ich erst relativ kurz vor Ende des Angebots aufmerksam gemacht, weil ein Sammler mehr zu dem Stempel wissen wollte.

    Beste Grüße

    Markus

  • Ich erlaube mir, hierzu auf das hier im Forum manchmal etwas emotional diskutierte Thema "Provenienz" zu verweisen. Und zwar Provenienz im Sinne von Herkunft(snachweis). Für einen ernsthaften Sammler geht dabei nicht darum, wie adelig, wohlhabend, oder berühmt ein Vorbesitzer war; es geht vielmehr darum zu dokumentieren, wie alt(bekannt) ein gutes Stück ist. Damit kann man eine Fälschung oder Verfälschung zwar immer noch nicht völlig ausschliessen: es hilft aber ungemein, das Risiko zu minimieren, wenn Neuprüfung durch Experten noch keine Option ist (da man das gute Stück noch nicht hat).

    Zur Provienzbestimmung ist m.E. nach eine gute Registratur unabkömmlich. Das kostet natürlich sehr viel Zeit, selbst wenn man sich auf besondere Stücke beschränkt; man kann dabei aber auch ungemein viel über sein Sammelgebiet lernen und als Zugabe auch noch relative Seltenheit und damit Marktwert besser abschätzen.

    Hallo Papiertieger,

    das sehe ich völlig anders, eventuell hängt das auch mit meinem Sammelgebiet Bergedorf zusammen. Da haben die besten Fälschungen die besten Provenienzen. Diese Fälschungen sind alle alt und kommen aus teuren Sammlungen. In den letzten Wochen habe ich drei Briefe gesehen, die ihre Reise durch die Sammlung Rothschild und Boker gemacht haben. Praktisch alle Briefe, die heute kein Attest mehr bekommen haben alte Atteste. Die "guten" Fälschungen sind alle alt, ich habe den Eindruck, dass heute kein Fälscher mehr in der Lage ist so etwas herzustellen.

    Beste Grüße, Volker

  • Hallo Volker!

    Was Du beschreibst, stimmt natürlich (ich sage das mal, obwohl ich kein Bergedorf sammele; aber ich kenne das Problem auch aus meinen Sammelgebieten). Und bisher hat mir selbst jeder Profi - damit meine ich Händler oder Prüfer - bestätigt, dass man auf Atteste, die 30 Jahre oder älter sind, im Allgemeinen nicht viel geben kann. Dennoch ist die Kenntnis der Vorgeschichte eines Stückes hilfreich. Zum einen macht einen das misstrauisch bei der "Neuentdeckung" von grossen Stücken, zum anderen kann man anhand von Fotos Verfälschungen oder Reparaturen erkennen.

    Im übrigen gebe ich in Bezug auf Provenienzen nichts auf grosse Namen, wie ich ja schon oben geschrieben hatte. Tatsächlich ist es ja wohl eher so, dass "grosse Namen" Fälscher nahezu magisch angezogen haben. Aber natürlich gibt es hier auch Gegenbeispiele; vor allem Fälle, wo sich "grosse Namen" beim Sammeln von Prüfern beraten liessen (siehe z.B. die Sammlung Trost).

    Viele Grüsse,

    Papiertiger

  • Fälle, wo sich "grosse Namen" beim Sammeln von Prüfern beraten liessen (siehe z.B. die Sammlung Trost).

    ... müssten nicht "grosse Namen" Sammler und Prüfer beraten?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Danke! :)

    Mir ist einer mit 50 Euro im Monat für Altpapier, der schreibt und forscht, lieber, als einer mit einer 50 Millionen-Sammlung, der weder noch tätig ist. Ansonsten teile ich natürlich deine Meinung zu Provenienzen.

    Zu Sammlungen: Die Nachfrage nach Marken war vor 120, 130, 140 Jahren vielfach höher, als heute. Die frühen Vordruckalben wollten gefüllt werden und fast täglich gab es Meldungen über neue Marken, Farben, Drucke, Abarten und und und. Der Markt gab diese Mengen gar nicht her (weil viele Archive noch nicht geplündert worden waren), daher "produzierte" man von talentierter Seite das, was der Markt wollte.

    Bei Boker und Co. gab es genügend Fälschungen und Verfälschungen - aber in alten Sammlungen gab es 10 mal mehr davon. Daher bieten die Laien in der Bucht gerne ihren Schrott "aus alter Sammlung" an im Glauben, dass sie dadurch die angebotene Ware verbal preisgesteigert hätten. Das Gegenteil ist der Fall ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Das Auktionshaus hat bereits reagiert

    Der eine Brief wurde entfernt, der andere noch zur Sicherheit einem Prüfer vorgelegt. Dies wurde mir zumindest per Mail eben mitgeteilt

    Vorbildlich 👍

  • Hallo Sammlerfreunde,
    lange hat der Verkäufer der falschen Feldpoststempel die Füße nicht still gehalten. Heute hat er wieder eine zusammengebaute Sammlung beginnend mit 4 Schwarzen Einsern eingestellt. Obwohl ihm mittlerweile bekannt ist, dass es sich um Fälschungen handelt, sind wieder 2 Marken mit in der Sammlung. Eine 1xr gelb wird sogar explizit als Stempelrarität angepriesen. Es wird Zeit, dass ihm das Handwerk gelegt wird. Kann da nicht der BDPh tätig werden? Er tritt als gewerblicher Verkäufer auf.
    Gruß
    bayernjäger

  • Ich bin nun kein Jurist, aber ich überlege gerade ob es nicht möglich wäre über die dort zuständige Gewerbeaufsicht etwas zu bewegen. Ich hatte dir ja schon mal geantwortet dass ich nicht an ein Einschreiten des BDPh glaube, leider. Seine Gewerbelizens müsste entzogen werden.

    Liebe Grüße von der Pappnase Andreas